Im Jahre 1978 versuchte der damalige Bundespräsident Helmut Schmidt einen fernsehfreien Sonntag für Deutschland einzuführen. Er begründete seinen Vorschlag damit, daß übermäßiger Fernsehkonsum negative soziale Auswirkungen habe (Hickethier 1998, 321). Letztendlich wurde Schmidts Forderung wieder verworfen.
Mögliche wirtschaftliche und gesellschaftliche Auswirkungen eines solchen Tages wurden bisher noch nicht konstruiert und sollen in dieser Arbeit, im Falle eines fernsehfreien Sonntags in der heutigen Zeit, diskutiert werden. Mögliche Auswirkungen eines fernsehfreien Sonntags sollen in Hinblick auf die Medienindustrie (hier: Fernsehmarkt) und die damit verbundenen Folgen einerseits ökonomisch, andererseits gesellschaftlich in Bezug auf Kultur und mediales Konsumverhalten theoretisch konstruiert werden. Der fiktive Zustand des fernsehfreien Sonntags wird mit Grundlage von bestehenden Organisationsstrukturen in der Fernsehwirtschaft und faktischen Statistiken und Umfragen aus der neueren Zeit diskutiert werden.
Mögliche Auswirkungen des damaligen Vorschlags Schmidts stehen in der heutigen Zeit unter anderen Voraussetzungen wie seinerzeit 1978, da zu berücksichtigen ist, daß erst im Jahre 1984 das duale System in Deutschland eingeführt worden ist, das den Fernsehmarkt grundlegend veränderte. Daher ist es notwendig, vor allem Privatsender in ihrer Unternehmensstruktur zu berücksichtigen, da diese auf anderen Grundlagen arbeiten und wirtschaftlich eher abhängig von verschiedenen Faktoren sind, im Gegensatz zu den öffentlich-rechtlichen Sender und mögliche Folgen unseres fiktiven Falls wohl diese am ehesten betreffen würden. Aber auch die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten sollen aufgrund ihres besonderen rechtlichen und wirtschaftlichen Konstrukts miteinbezogen werden.
Die Annahme ist, daß ein fernsehfreier Sonntag enormen wirtschaftlichen Schaden im Fernsehmarkt nehmen würde und die damit verbundenen Branchen ebenfalls. Aber auch die Einflüsse auf das gesellschaftliche Leben sollen nicht außer Acht gelassen werden. Folgende These soll in gesellschaftlicher Sicht bestätigt werden: ein Sendeausfall für einen Tag hat negative Auswirkungen in der gewohnten Fernsehnutzung der Bevölkerung und würde hier nicht auf große Gegenliebe stoßen, da das Freizeitverhalten sowie der Informationsbedarf der Menschen bereits eng mit dem Fernseher als Medium verknüpft sind.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die rechtliche Komponente
- Medienökonomische Gesichtspunkte
- Gebührenfinanzierung der öffentlich-rechtlichen Sender
- Auswirkungen auf Finanzierung der privaten Rundfunkanstalten und Werbemarkt
- Resultierende Veränderungen im Inhaltemarkt und Programmstruktur
- Fernsehkonsum
- Allgemeine Veränderungen im Fernsehkonsumverhalten
- Informationsverlust
- Probleme bei Nicht-Information über wichtige politische, kulturelle und sportliche Ereignisse
- Ergebnisse
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die möglichen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen eines fernsehfreien Sonntags in der heutigen Zeit. Sie analysiert die Folgen für die Medienindustrie, insbesondere den Fernsehmarkt, und beleuchtet die potenziellen Auswirkungen auf Kultur und mediales Konsumverhalten. Dabei wird der fiktive Zustand des fernsehfreien Sonntags auf Grundlage von bestehenden Organisationsstrukturen in der Fernsehwirtschaft und aktuellen Statistiken sowie Umfragen diskutiert.
- Rechtliche Rahmenbedingungen eines fernsehfreien Sonntags
- Medienökonomische Auswirkungen auf öffentlich-rechtliche und private Sender
- Veränderungen im Fernsehkonsumverhalten und Informationsverhalten
- Gesellschaftliche Folgen eines Programmausfalls
- Die Rolle des Fernsehens im Freizeitverhalten und Informationsbedarf der Bevölkerung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Ausgangspunkt der Arbeit dar und erläutert die aktuelle Relevanz des Themas. Sie beleuchtet die Debatte um einen fernsehfreien Sonntag in der Vergangenheit und die veränderten Voraussetzungen in der heutigen Zeit. Das erste Kapitel befasst sich mit der rechtlichen Komponente des Rundfunksystems in Deutschland und analysiert die Komplexität der Entscheidungsprozesse rund um einen möglichen fernsehfreien Tag. Das zweite Kapitel widmet sich den medienökonomischen Gesichtspunkten, wobei die Finanzierung der öffentlich-rechtlichen Sender durch Gebühren und die Auswirkungen auf die privaten Rundfunkanstalten im Fokus stehen. Das dritte Kapitel untersucht die Folgen eines fernsehfreien Sonntags für den Fernsehkonsum, analysiert Veränderungen im Konsumverhalten, den Informationsverlust und die Probleme bei der Informationsvermittlung.
Schlüsselwörter
Fernsehfreier Sonntag, Medienökonomie, Rundfunksystem, Gebührenfinanzierung, Privatsender, Werbemarkt, Fernsehkonsum, Informationsverlust, Gesellschaftliche Auswirkungen
- Citation du texte
- Anita Müller (Auteur), 2005, Der fernsehfreie Sonntag - Medienökonomische und gesellschaftliche Folgen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/62546