Sozialinformatik in der Sozialen Arbeit


Mémoire (de fin d'études), 2006

158 Pages, Note: 1.0


Extrait


Inhaltsverzeichnis:

0. - Einleitung:

1. - Begriff und Geschichte der Sozialinformatik:
1.1. - Das mechanistische Zeitalter und die Folgen der Industrialisierung:
1.2 - Digitale Revolution und gesellschaftliche Entwicklungen in den 1970er Jahren:
1.3 - Entwicklungen der 1980er Jahre bis heute:

2. - Bezüge und Zuordnungen der Sozialinformatik zur Informatik:
2.1 - Kerninformatik, angewandte Informatik und Sozialinformatik:
2.2 - Gegenstand, Aufgaben und Fragestellungen der Sozialinformatik - eine kritische Bestandsaufnahme:
2.3 - Separierungstendenzen zwischen Sozioinformatik und Sozialinformatik:

3. - Sozialinformatik in der Lehre - Untersuchung konkreter Lehrinhalte und sozialinformatischer Bezüge sowie Aktivitäten an deutschsprachigen Hochschulen:
3.1 - In der Auswertung berücksichtigte Hochschulen:
3.2 - Hochschulen mit Seminarangeboten zur Sozialinformatik:
3.3 - Andere Hochschulen mit Bezügen zur Sozialinformatik:
3.4 - Auswertung:
3.4.1 - Seminaranzahl:
3.4.2 - Seminarinhalte:
3.4.3 - Fachliche Bezüge der Seminare:
3.4.4 - Anteil der Hochschulen mit Seminaren sozialinformatischen Inhalts an der Gesamtanzahl der Hochschulen, die den Studiengang Soziale Arbeit anbieten:
3.5 - Zusammenfassung und Kritik:
3.6 - Weitere Aktivitäten zur Sozialinformatik:
3.7 - Relevanz von sozialinformatischen Fähigkeiten und Kenntnissen am Stellenmarkt:

4. - Plädoyer für ein neues Verständnis der Sozialinformatik:
4.1 - Sozialarbeitswissenschaft - Versuch einer Abeitsdefinition:
4.1.1 - Gegenstandsbereich der Sozialarbeitswissenschaft:
4.2 - Sozialinformatik in der Sozialen Arbeit:
4.2.1 - Die Sozialinformatik in ihrem Klientenbezug:
4.2.2 - Die Sozialinformatik in einem hermeneutischen Verständnis:
4.2.3 - Die Sozialinformatik als Erzeuger von Forschungswerkzeugen:
4.2.3.1 - Projekt EKIR:
4.2.3.2 - Tortendiagramm-Erstellung:
4.2.4 - Die Sozialinformatik als Produzent von Handlungskompetenz:
4.2.4.1 - Inklusionsansatz und Realkonzept:
4.2.4.2 - Zur Problematik der Begriffe der computerbezogenen Interaktion und Interaktivität:
4.2.4.3 - Technische Kompetenzen:
4.2.5 - Die Sozialinformatik als Instrument der Hilfe:
4.2.6 - Die Sozialinformatik als Professionalisierungsinstrument:
4.2.7 - Die Sozialinformatik und ihre Gestaltungsaufgabe:
4.3 - Sozialinformatik auf neuer Grundlage:
4.3.1 - Gegenstand der Sozialinformatik:
4.3.2 - Aufgaben der Sozialinformatik:
4.3.3 - Sozialinformatik als Methode oder Disziplin?

5. - Sozialinformatik lehren:
5.1 - Anknüpfungspunkte zu Bezugswissenschaften und Fächern:
5.1.1 - Abschließende Erläuterungen:
5.2 - Bisherige Curricula - eine kritische Bestandsaufnahme:
5.3 - Vorschlag zu einem erweiterten Curriculum:
5.3.1 - Der Begriff des Curriculums:
5.3.2 - Kompetenzfelder:
5.3.2.1 - Einführung in die Sozialinformatik:
5.3.2.2 - Kompetenzfeld A - Auswahl von Software:
5.3.2.2.1 - Konstruktive IT-Kritik:
5.3.2.2.1.1 - Geschichtliche Zusammenhänge:
5.3.2.2.1.2 - Kontroll- und Trackingmöglichkeiten:
5.3.2.2.1.3 - Technikfolgeabschätzung:
5.3.2.2.1.3.1 - Gesellschaftliche Folgen:
5.3.2.2.1.3.2 - Kosten- / Nutzenerwägungen für Felder der Sozialen Arbeit:
5.3.2.2.1.4 - Grenzen des Computers bei sprachbasierter Informationsverarbeitung:
5.3.2.2.2 - Die Istzustandsanalyse und ihre Voraussetzungen:
5.3.2.2.2.1 - Hardwarekenntnisse:
5.3.2.2.2.2 - Softwarekenntnisse:
5.3.2.2.2.3 - Konfigurationsmöglichkeiten und Usability:
5.3.2.2.2.4 - Open Source, Freeware, kommerzielle Software:
5.3.2.2.3 - Bewertungsmethodik von Software:
5.3.2.2.4 - Vorschläge zu praktischen Übungen:
5.3.2.3 - Kompetenzfeld B - Planung von Software und Erweiterung der Handlungskompetenz:
5.3.2.3.1 - Auslagerung von Texten, Grafiken und grundlegenden Daten:
5.3.2.3.2 - Auswahl von Programmiersprachen:
5.3.2.3.3 - Autorensysteme und WYSIWYG-Editoren:
5.3.2.3.4 - Pseudocode und HTML:
5.3.2.3.5 - Agile Entwurfsmodelle und Vorgehensweisen des Softwareengineerings:
5.3.2.3.5.1 - Anwendungsbeispiele:
5.3.2.3.5.1.1 - Zuordnungsübungen 1.8:
5.3.2.3.5.1.1.1 - Klientenbezug:
5.3.2.3.5.1.1.2 - Anmerkungen:
5.3.2.3.5.1.2 - Umgang mit Alkohol:
5.3.2.3.5.1.2.1 - Klientenbezug:
5.3.2.3.5.1.2.2 - Anmerkung:
5.3.2.3.6 - Vorschläge zu praktischen Übungen:
5.3.2.4 - Kompetenzfeld C - Erstellung von Software:
5.3.2.4.1 - Erlernen einer Programmiersprache:
5.3.2.4.1.1 - Basic:
5.3.2.4.1.2 - PHP:
5.3.2.4.2 - Programmstruktur und Modularisierung:
5.3.2.4.3 - Testläufe:
5.3.2.4.4 - Vorschläge zu praktischen Übungen:
5.3.3 - Zeitliche Verteilung:
5.3.4 - Relevanz der Sozialinformatik im Studium:

6. - Abschließende Erörterung:

Literatur

Abbildungsverzeichnis:

Abb. 01 - Kartenentwurf der Deutschen Hollerith Maschinen Gesellschaft m. b. h.

Abb. 02 - Erfolgreiche Microcomputer

Abb. 03 - Einige wichtige Prozessoren

Abb. 04 - Homecomputer-Einsteigermodelle

Abb. 05 - Sozialinformatik

Abb. 06 - Seminaranzahl der einzelnen Hochschulen

Abb. 07 - Aufschlüsselung der Seminarinhalte

Abb. 08 - Grafische Darstellung der Anteile fachlicher Zuordnungen der sozialinforma-tischen Seminarinhalte

Abb. 09 - Grafische Darstellung des Verhältnisses von Hochschulen mit Sozialinforma-tikangeboten zu solchen ohne diese Seminarangebote

Abb. 10 - Unterschiedliche Möglichkeiten der Referenzierung, Textlink und Submit-Button

Abb. 11 - Das informativ-logische Schleifenmodell

Abb. 12 - Projekt EKIR

Abb. 13 - Eingabeoberfläche der Charts-Anwendung

Abb. 14 - Beispielausgabe Diagramm

Abb. 15 - Ja- / Nein-Dialog

Abb. 16 - Innenansicht einer Festplatte (HD)

Abb. 17 - Beispiel Programmeldung

Abb. 18 - Beispiele für Buttons

Abb. 19 - Wasserfallmodell

Abb. 20 - Screenshot Zuordnungsübungen, Version 1.8, Windows-Anwendung

Abb. 21 - Screenshot Umgang mit Alkohol

Abb. 22 - Beispiel-Programm Basic

Abb. 23 - Entwicklungsumgebung / Editor des Basic-Dialekts FreeBasic

Abb. 24 - HTML-Eingabeoberfläche

Abb. 25 - Durch PHP generierte Ausgabe

"Wenn wir plötzlich etwas sähen, das uns fremd vorkommt, etwa eine Wolke mit rechtwinkligen Ecken, dann würden wir bestimmt wissen wollen, was es ist. Und wenn man uns dann sagte, es sei eine Fuba, dann würden wir fragen, was eine Fuba ist. Aber die vielen Dinge, die uns umgeben, sind schon so lange zu einem Bestandteil unseres Lebens geworden, daß sie uns nicht fremd sind und wir auch nicht fragen, was das für Dinge sind."

(Joseph Weizenbaum)

"Sapere aude."

(Horaz)

0. - Einleitung:

Die Sozialinformatik und das, was damit verbunden wird, wird seit ca. zehn Jahren diskutiert. Dabei haben sich differente Verständnisweisen herausgebildet, von denen sich jedoch keine tatsächlich durchgesetzt hat.

Die vorliegende Arbeit versucht zum einen, einen allgemeinen Überblick über den Stellenwert der Sozialinformatik im Rahmen der Sozialen Arbeit und ihre unterschiedlichen Verständnisweisen zu geben. Dazu erfolgt anfangs im ersten Abschnitt die Klärung des Begriffs sowie eine historische Betrachtung zur Entstehung des Computers sowie der Sozialen Arbeit und ihr Verhältnis zur technischen Entwicklung, die letztendlich in der Sozialinformatik ihren Niederschlag findet. Danach erfolgt im zweiten Abschnitt eine kurze Erläuterung des Informatikbegriffs sowie eine kritische Erörterung der derzeitigen sozialinformatischen Ansätze, Gegenstandsbeschreibungen und Aufgabenzuweisungen.

Um einen umfassenderen Überblick zu liefern, wird zudem im dritten Abschnitt die Berücksichtigung der Sozialinformatik bzw. sozialinformatischer Inhalte im Rahmen der derzeitigen Studiengänge für Sozialarbeit bzw. Sozialpädagogik oder Soziale Arbeit an deutschsprachigen Hochschulen untersucht sowie weitere Aktivitäten zur Sozialinformatik aufgezeigt. Darüber hinaus erfolgt eine kurze Betrachtung zur Relevanz sozialinformatischer Kenntnisse am Stellenmarkt für Arbeitsfelder der Sozialen Arbeit.

Zum anderen verfolgt die vorliegende Arbeit aber auch den Zweck, ein alternatives Verständnis der Sozialinformatik als Disziplin zu entwickeln, das auf einer hermeneutischen Basis und auf einem klientenbezogenen Ansatz beruht und mit der Sozialarbeitswissenschaft weitestgehend korreliert. Dazu wird im vierten Abschnitt aufgezeigt, welche Aufgaben der Sozialinformatik auf dieser Grundlage zufallen können hinsichtlich der Gestaltung und Erstellung soziotechnischer Systeme, der Professionalisierung der Sozialen Arbeit, der Sozialarbeitsforschung sowie der Erweiterung der Handlungskompetenz und auf welcher theoretischen Grundlage dies geschehen könnte.

Darauf aufbauend wird im fünften Abschnitt ein Curriculum vorgeschlagen, um sowohl die theoretischen Grundlagen als auch die technischen Inhalte der im vierten Abschnitt entwickelten Sozialinformatik in der Lehre umzusetzen. Obwohl hierbei auch Korrelationen zu den Bezugswissenschaften der Sozialen Arbeit erörtert werden, liegen die Schwerpunkte des Curriculuminhalts zum einen auf der Konstruktiven IT-Kritik, die im wesentlichen dazu dient, zur realistischen und kritischen Einschätzung des Computereinsatzes in Feldern der Sozialen Arbeit zu befähigen und zum anderen auf der Vermittlung der notwendigen technischen Kompetenzen, die zur aktiven Gestaltung informationsverarbeitender soziotechnischer Systeme im Rahmen der Sozialen Arbeit benötigt werden bzw. als sinnvoll erscheinen.

Abschließend erfolgt im sechsten Abschnitt eine zusammenfassende Erörterung.

1. - Begriff und Geschichte der Sozialinformatik:

Der Begriff Sozialinformatik wurde möglicherweise ca. 1996 erstmals von Mehlich verwendet, was aber keineswegs als sicher gelten kann. Ebenso wenig wie die Herkunft des Begriffs mit Sicherheit bestimmt werden kann läßt sich auch die Frage beantworten, was Sozialinformatik sei oder sein könnte, welche Inhalte sie aufweist bzw. aufweisen sollte, ob es sich dabei überhaupt um eine Informatik handelt und welche Position sie innerhalb der Sozialen Arbeit einnimmt, Punkte, die durchaus strittig sind - dazu trägt auch die ungünstige Quellenlage bei. Bis auf eine kurze Zusammenfassung von Wendt (2000) und ein schmaler Band von Kreidenweis (2004) beschränken sich Besprechungen zu möglichen Inhalten, Erörterungen hinsichtlich des Begriffs und der Verankerung der Sozialinformatik in der Lehre auf diverse Artikel in Fachmagazinen und Einträge in Weblexika wie z.B. der Wikipedia oder auf kurze Erläuterungen auf Webseiten von Dozenten bzw. Hochschulen und einigen Interessierten. Hierfür kommen zwei mögliche Gründe in Frage, nämlich daß sich hier zum einen ganz einfach das Nicht-Interesse der Entscheidungsträger, Lehrenden und professionell Tätigen in der Sozialen Arbeit an diesem Gegenstand ausdrückt, oder zum anderen ein Interesse möglicherweise vorhanden ist, der Gegenstand aber als zu "technisch" bzw. fachfremd und / oder zu voraussetzungsvoll angesehen wird, um sich mit diesem näher auseinanderzusetzen. Natürlich sind noch weitere Gründe oder auch eine Gemengelage von Gründen denkbar, was in der vorliegenden Arbeit aber kein weiterer Diskussionsgegenstand sein wird. Mit den obigen Ausführungen sollte lediglich auf das Spannungsfeld verwiesen werden, das anscheinend zwischen einem (scheinbar) äußerst technischen Thema und dem Anspruch der Sozialen Arbeit, die professionell helfende Handlung zugunsten des Klienten in den Mittelpunkt von Theorie und Praxis zu stellen, existiert.

Die schon angesprochene nicht gerade optimale Quellenlage und die Unschärfe des Begriffs wird auch gespiegelt durch die verschiedenen Synonyme, mit der Sozialinformatik belegt ist bzw. belegt wurde. Sozialinformatik wird bzw. wurde auch bezeichnet als Sozioinformatik[1] oder Angewandte Informatik in der Sozialarbeit / Sozialpädagogik[2], bisweilen wird synonym darunter auch EDV in der Sozialen Arbeit oder Informatik Sozialer Arbeit verstanden. Stahlmann hingegen schlägt statt des Begriffs der Sozialinformatik die Bezeichnung Sozialberufeinformatik vor "weil dieser Begriff bereits von der Informatik besetzt und seine Konnotation auch breiter ist.[3]" Weiterhin weist die Sozialinformatik auch in ihrer Reflexion des Ineinandergreifens von technologischen und sozialen Entwicklungen Bezüge zur Soziotechnik auf[4] und bei Integration auch soziologischer Ansätze weitere Bezüge zur Sozionik[5]. Diese unterschiedlichen Begrifflichkeiten ergeben sich aus historisch gewachsenen Deutungen und differierenden Verständnisweisen der jeweiligen Vertreter der einen oder anderen Richtung, so daß es sinnvoll erscheint, die Entwicklung der bisherigen Diskussion über den Stellenwert und den Zweck des Computereinsatzes im Rahmen der Sozialen Arbeit zumindest kurz anzuschneiden und in einem weiteren Schritt den Bezug der Sozialinformatik zur Informatik zu klären. Als ein weiterer Grund für die folgende Betrachtung kommt hinzu, daß der Begriff der Sozialinformatik ansonsten einer einseitigen Definitionsmacht einiger Akteure in diesem Bereich unterliegen würde, deren Begriffsdeutung und -zuordnung allerdings zumindest hinterfragt werden kann, wovon später noch zu sprechen sein wird.

Zudem kann der Computer (muß es aber nicht!) hinsichtlich professioneller Hilfeleistungen der Sozialen Arbeit eine Rolle spielen, sowohl was die Lebenswelt des Klienten wie auch des Sozialarbeiters / Sozialpädagogen betrifft - der Klient wird in zunehmendem Maße mit Hilfe des Computers "verwaltet" (Kostenkontrolle, Dokumentationssysteme usw.) und ihm mit technischer Hilfe Leistungen bewilligt oder nicht, der Sozialarbeiter als "Bediener" oder "Anwender"[6] der Maschine verwaltet den Klienten als Datensatz, möglicherweise benutzen beide in ihrem häuslichen Umfeld ebenfalls einen Computer oder der Klient gehört zu den information poor, jenen Personen, die aufgrund unzureichender Mittel (finanzieller Art oder sozialisationsbedingt) keinen Zugang zu den modernen Techniken finden können oder wollen. Kurz gesagt läßt sich die Informations- und Kommunikationstechnologie sowohl aus der Lebenswelt des Klienten wie auch aus vielen Hilfeprozessen und somit aus Vorgängen professioneller Art nicht einfach ausblenden, was immer auch auf die Bedeutung der Technik und ihres Einsatzes verweist - Bedeutung und ihr Verständnis ergibt sich aber nicht einfach aus dem Augenblick heraus, sondern steht immer im Zusammenhang mit individuellen und soziokulturellen sowie soziotechnischen Entwicklungen. Diese Erkenntnis ist keineswegs neu, verweist aber trotzdem immer wieder auf die Notwendigkeit der Reflexion auch historischer Hintergründe und Zusammenhänge.

Weiterhin ist m.E. nach das Verständnis dessen, was Sozialinformatik ist oder sein soll dementsprechend auch in engem Zusammenhang mit der technischen und allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklung zu sehen, so daß es zu einer sehr eingeengten Betrachtung führen würde, würden diese Einflußfaktoren nicht erwähnt - denn wenn über Informatik (auch So-zialinformatik) geschrieben wird, so kann dies nur vor dem Hintergrund der Soziotechnik und auch der Entwicklung des Computers geschehen[7]. Und "wenn wir über Computer sprechen, so gehen wir dabei im Allgemeinen von den technischen Grundlagen, also von Hard- und Softwarekonfigurationen aus. Deren Entwicklung ist jedoch jeweils eingebettet in ein allgemeines soziokulturelles Umfeld. Es mag überraschen, daß ein so materialistisches Gerät wie ein Rechenautomat letztlich in Denkmodellen und Vorstellungen von Philosophen wurzelt, deren Überlegungen eine ganze Epoche geprägt haben" (Matis 2002: 51).

1.1. - Das mechanistische Zeitalter und die Folgen der Industrialisierung:

Verwiesen wird mit dem obigen Zitat insbesondere auf das mechanistische Zeitalter, dessen Grundlage in den Denkschemata des cartesianischen Rationalismus, in Newtons physikalischem Imperativ des Naturverständnisses[8] sowie in dem durch Bacon explizit formulierten Machtanspruch des Menschen gegenüber der Natur[9] wurzelt, ohne die eine Entwicklung moderner Informationstechnologie als eine der späteren Folgen der industriellen Revolution nicht denkbar wäre. Die (negativen) sozialen Auswirkungen der Denkmodelle und Produktionsformen des mechanistischen Zeitalters führten bekanntlich erst überhaupt zu den ersten Anfängen einer staatlichen Sozialpolitik, wenn diese sich anfangs allerdings - in Deutschland schon sehr frühzeitig vor allem als Reaktion auf die desolaten gesellschaftlichen Zustände als Spätfolgen des Dreißigjährigen Kriegs[10] - meist nur auf die Einrichtung von Zucht- und Arbeitshäusern[11] zur Disziplinierung künftiger bzw. möglicher karg bezahlter Lohnarbeiter beschränkte[12]. Eine gewisse Zäsur brachte die französische Revolution von 1789 mit sich, zumindest im Hinblick auf mögliche Staats- und Gesellschaftsordnungen. In Deutschland hingegen (oder besser gesagt in den vielen deutschen Kleinstaaten insbesondere nach der Auflösung des Kaiserreichs 1806) blieb die Mehrklassengesellschaft weitestgehend erhalten, von egalité konnte keine Rede sein. Die zunehmende Industrialisierung und der ungebändigte Kapitalismus in Verbindung mit einer schnell wachsenden Bevölkerung, der Landflucht und einer hohen Arbeitslosigkeit führte bekanntlich zur Verelendung ganzer Volksmassen, die im 19. Jahrhundert die Elendsquartiere der Städte bevölkerten oder in Dörfern am Rande des Existenzminimums oder darunter dahinvegetierten. Staatliche Eingriffe und Verbesserungsversuche gab es kaum, sieht man von einzelnen (nur wenig erfolgreichen) gesetzlichen Vorgaben wie der Einschränkung der Kinderarbeit in Preußen ab 1839 ab[13] - auch die Aufhebung der Leibeigenschaft in Preußen 1807 (tatsächlich im Sinne der Aufklärung vollzogen) und die damit in Zusammenhang stehende Bodenreform von 1811 (die allerdings nach der Niederlage gegen Napoleon zur Stärkung des preußischen Staates dienen sollte) führte zwar bis 1850 tatsächlich zu einer Verdoppelung der landwirtschaftlichen Erträge, allerdings auch dazu, daß viele Bauern aufgrund der gesetzlich vorgeschriebenen Ausgleichszahlungen für die früheren adligen Landbesitzer und vor allem die landlosen, Kleinvieh haltenden Dorfbewohner durch die Auflösung der Allmenden verarmten und so das Heer der dörflichen Heimarbeiter und der Lohnarbeiter in den Städten noch vergrößerten[14].

Neben diesen wenigen und unzureichenden (um nicht zu sagen kontraproduktiven[15]) staatlichen Regulierungen entwickelten sich allerdings sowohl private wie auch kirchliche Initiativen zur "Linderung" der materiellen Not der Lohn- und Heimarbeiter. Diesbezüglich sind insbesondere die Tätigkeiten von Wichern[16] und Fliedner[17] zu nennen (aber auch z.B. von Kolping). Allerdings muß gesagt werden, daß diese Bemühungen aus einem bestimmten Geist heraus resultierten, insofern also einerseits zwar an den Lebensbedingungen der Zielgruppen orientiert waren, andererseits aber auch als reaktionär angesehen werden können, da es nicht darum ging, grundlegende (bzw. politische) Änderungen durchzusetzen. Auch die "Deutsche Revolution" von 1848/49[18] führte aufgrund ihres Scheiterns nicht zu Verbesserungen hinsichtlich der sozialen Lage der Lohn- und Heimarbeiter[19]. In anderer Hinsicht war das Jahr 1848 ebenfalls nicht unbedeutend - so verfaßte zum einen Karl Marx zusammen mit Friedrich Engels das "Manifest der Kommunistischen Partei", zum anderen wurde auf der Grundlage der Arbeit von Wichern und Fliedner (sowie vieler weiterer Aktivitäten in protestantischen Gemeinden) der "Centralausschuss für die Innere Mission" gegründet[20] (was auch in direktem Zusammenhang mit den zunehmenden kommunistischen Strömungen gesehen werden kann). Später kamen weitere religions- bzw. politisch intendierte Wohlfahrtsorganisationen hinzu[21], die jedoch teilweise erst in der Weimarer Republik gegründet wurden und dort auch erstmalig in der rechtlichen Stellung eines an staatlichen Sozialmaßnahmen beteiligten Wohlfahrtsverbands bestätigt wurden[22], ein Status, der nach der Gleichschaltung bzw. der Auflösung der Verbände durch die NSDAP nach dem zweiten Weltkrieg in der Bundesrepublik wiederhergestellt wurde.

Die Wohlfahrtsverbände stellen heute 74 % aller Einrichtungen sozialer Dienste (mit ca. 1,2 Millionen hauptberuflich Beschäftigten ein nicht unwesentlicher Anteil am Arbeitsmarkt[23]), in denen insbesondere zu Verwaltungszwecken und zur Mittelverteilung (bisweilen auch für andere Zwecke) Computer eingesetzt werden, ein nicht unwesentlicher Gesichtspunkt hinsichtlich der hier behandelten Sozialinformatik.

Die Idee, sich mithilfe mechanischer oder anderer Hilfsmittel die Arbeit zu erleichtern, kam bekanntlich aber nicht erst mit dem mechanistischen Zeitalter oder der Industrialisierung auf[24], auch nicht auf dem Sektor der Rechenarbeit, also der grundlegenden Funktion eines Computers. Tatsächlich sind schon seit dem Altertum Geräte und Hilfsmittel bekannt, die der Rechenvereinfachung dienten, die ältesten Geräte dürften dabei Kerbhölzer und Rechenbretter gewesen sein, auch die schon im Altertum verbreitete Fingerrechnerei (von der auch Herodot berichtet[25]) kann dazu gezählt werden, zur gleichen Zeit (also ca. 500 v.u.Z.) war in Ägypten bereits der Abakus bekannt[26]. All diese Rechenhilfen blieben über Jahrtausende in Gebrauch, der Rechentisch (ähnlich dem antiken Rechenbrett) wurde in Frankreich sogar erst im 18. Jahrhundert im Zuge der Revolution im Schulunterricht abgeschafft[27], der Abakus blieb (als Kinderspielzeug) noch weit länger im Gebrauch. Daneben waren schon seit der Antike verschiedene Rechentabellen und Anweisungen für die Berechnung von Brüchen und auch zur Umrechnung von Werten (Längen, Maße) bekannt, ab dem ausgehenden Mittelalter kamen vermehrt arithmetische und logarithmische Tafeln hinzu, die insbesondere für die Navigation in der Schiffahrt, für Geländeberechnungen und andere Zwecke benötigt wurden. Gerade die Erstellung dieser teilweise sehr umfangreichen Tafeln bzw. die damit verbundene stupide und langwierige oder auch als unwürdig empfundene Anwendung einfacher, mechanisch ablaufender Operationen weckte immer wieder den Wunsch, diese Arbeiten zu automatisieren. So ist sowohl von Schickard, Pascal, Leibniz und Charles Babbage als auch von Konrad Zuse und Howard H. Aiken bekannt, daß sie aus diesem Wunsch eine wesentliche Motivation für die Entwicklung ihrer Rechenmaschinen zogen.

Daneben steht die Geschichte des Computers (und damit der angewandten Informatiken) aber auch in engem Zusammenhang mit der Entwicklung der Automaten, die zwar schon seit der Antike[28] (und auf einfacher Basis auch zuvor[29]) gebaut wurden, die aber erst seit den Anfängen der Neuzeit aufgrund der verbesserten handwerklichen Fähigkeiten[30] und des durch den zunehmenden Handel gesteigerten Ideenflusses in Verbindung mit der Entstehung naturwissenschaftlicher Methoden in größerer Stückzahl hergestellt werden konnten[31], was sich insbesondere auf die Einführung von Heim- und Manufakturarbeit als eine Veränderung der bisherigen Art der Arbeits- und Produktionsformen und als Vorläuferform der späteren Industrialisierung bezieht (dies steht natürlich auch in Zusammenhang mit der Kolonisierung anderer Kontinente durch die europäischen Staaten, wodurch einerseits Materialien für die Massenproduktion erschlossen wurden und andererseits [auch] die Absatzmärkte für industriell gefertigte Massenprodukte, was besonders für die Stahlerzeugung[32] und Baumwollprodukte[33] gilt. Diese Zusammenhänge sollen hier jedoch aufgrund ihrer Komplexität nicht weiter verfolgt werden[34]).

Zemanek (1991: 34 f) verdeutlicht die Verbindung zwischen Computer und Automat und ihre Bedeutung in prägnanter Weise: "Ein Automat ist eine technische Einrichtung, welche eine Aufgabe - oder ein ganzes Bündel von Aufgaben - nach einer Auslösung selbsttätig ausführt. Es kann dabei um Verkauf, Transport, Verarbeitung, Musik - um jede technisch lösbare Aufgabe gehen, um Material, Energie oder Information.

Der programmierte Automat arbeitet mit einem Programm, einer Kette von Befehlen, und er wird immer mehr zum computergesteuerten Automaten, weil die dafür geeigneten Microcomputer leistungsfähig und billig sind. Damit werden Computer und Automat fast identische Begriffe - denn die Informationsverarbeitung ist die zentrale Funktion des Automaten, und schon beim Rechengerät kommen als >>Sinnes-<< und >>Ausführungs-<<Organe Ein- und Ausgabe hinzu. Bei allen anderen Automaten sind es Varianten künstlicher Sensoren und künstlicher Effektoren, welche die automatische Informationsverarbeitung in die rechten Bahnen lenken und die Ergebnisse auf die Umwelt übertragen. Die Analogie mit dem Lebewesen ist dabei offensichtlich; [...] Der Unterschied zum Lebewesen ist ebenso evident. Nicht nur dient ein Automat stets einem speziellen Zweck; er kann somit auf jede Ähnlichkeit mit dem Menschen oder einem Tier verzichten. Ähnliches Aussehen verrät daher immer entweder eine Effekt-Absicht oder einen Denkfehler. Darüber hinaus ist es unsinnig, den Unterschied zu ignorieren und das Lebewesen >>nur<< für einen Automaten zu halten. Insbesondere ist der menschliche Geist nicht ein Abfallprodukt automatischer Funktion, sondern es ist umgekehrt."

Die insbesondere seit dem 18. Jh. erfolgte vermehrte Beschäftigung mit mechanischen Additions- und anderen Rechenmaschinen[35] führte auch zu tatsächlich verwertbaren Produkten (z.B. zu einer ganzen Reihe von Addiermaschinen), insbesondere der Hollerithmaschine, eine Lochkarten-Tabulierungsmaschine, für die ihr Erfinder Herman Hollerith 1889 ein Patent erhielt und die bereits 1890 und 1900 in den USA für Volkszählungszwecke eingesetzt wurde[36]. Später gründete Hollerith zur Verwertung seiner Erfindung ein eigenes Unternehmen, das 1911 mit der Computing Sale Company of Dayton und der International Time Recording Company of Endicott fusionierte. Die daraus erwachsende Firma, die Computing, Tabulating and Recording Company wurde dann 1924 in die International Business Machines (IBM) umgewandelt. IBM stieg im weiteren Verlauf zum Marktführer für Büromaschinen auf und das Medium der Hollerithmaschine, die Lochkarte, wurde auch für andere gesteuerte Maschinen zunehmend verwendet, bis in die 1960er[37] Jahre hinein insbesondere auch für Großrechner[38].

Ab Ende der 1930er Jahre war IBM auch zunehmend aktiv bei der Entwicklung von Großrechnern, 1959 sicherte sich die Firma mit dem volltransistorierten IBM 1401 auch hier die Marktführerschaft vor Control Data, General Electric, RCA, Honeywell, Remington Rand Univac[39] und in Deutschland der Zuse KG[40]. Insbesondere die 1950er und 1960er Jahre waren auf dem Gebiet des Computerbaus gekennzeichnet durch eine Fülle von Entwicklungen sowohl technischer als auch theoretischer Art, die hier nicht alle genannt werden können. Festzuhalten ist aber, daß die zu dieser Zeit entwickelten Großrechner zwar immer leistungsfähiger und technisch ausgereifter wurden, aber kaum einen direkten Einfluß auf gesellschaftliche Entwicklungen hatten, da sie allein durch ihren Preis lediglich sehr großen Firmen (insbesondere Versicherungsgesellschaften und Energieunternehmen), wissenschaftlichen Instituten und Universitäten, staatlichen (Verwaltungs-)Stellen und besonders dem Militär (das viele Entwicklungen forcierte[41]) zur Verfügung standen. Aber nicht nur der Preis stand einer breiten Nutzung entgegen, allein die schiere Größe dieser Rechner verunmöglichte eine weitgehende Verbreitung - manche dieser Großrechenanlagen benötigten mehrere hundert Quadratmeter Stellplatz und wogen zehn und mehr Tonnen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1 - Kartenentwurf der Deutschen Hollerith Maschinen Gesellschaft m. b.

h. Die Abbildung zeigt Details zur Lochung. Die Firma Deutsche Hollerith war

eine Tochtergesellschaft der IBM.

1.2 - Digitale Revolution und gesellschaftliche Entwicklungen in den 1970er Jahren:

Die Anfänge der eigentlichen "digitalen Revolution" lagen in den 1970er Jahren[42]. Möglich gemacht wurde dies durch die Serienproduktion des Mikroprozessors 4004[43] im Jahre 1971 durch die Firma Intel (der in Taschenrechnern, aber auch in den Raumsonden Pioneer 10 und 11 verbaut wurde), ist aber auch im Zusammenhang mit den damaligen gesellschaftlichen Bedingungen in den USA zu sehen. Die übersättigten Märkte der USA ließen sich damals auch nicht mit dem bis dahin favorisierten Keynesianismus beleben, so daß man sich davon abwandte und sich die Erwartungen hinsichtlich einer Marktbelebung auf kleinere, spezialisiertere Märkte für ebenfalls kleinere und anpassungsfähigerer Systeme / Techniken richteten, was auch eine Infragestellung des bis dahin relativ unbestrittenen Taylorismus nach sich zog. Gleichzeitig wuchs vor dem Hintergrund des Vietnamkrieges die (System-)Kritik an industriell-militärischen "Megastrukturen", was einen breiten Markt für "demokratische" Technik eröffnete. Auf Grundlage des erwähnten Intel-Prozessors 4004 entstanden in relativ kurzer Zeit weitere, leistungsfähigere Prozessoren[44], wovon insbesondere die Prozessoren der Firma Zilog und Motorola zu erwähnen sind, die in sehr erfolgreichen Geräten verbaut wurden. Diese neue, kleinere Art von Computern, die aufgrund ihrer niedrigen Preise tatsächlich in dem Sinne "demokratisch" waren, daß sie für viele Menschen erschwinglich waren und zudem einen völlig anderen symbolischen Status besaßen als die bis dahin gekannten zentralisierten Groß- und Minicomputer[45], die als Werkzeuge des "Establishments" angesehen werden konnten.

Das Angebot an derartigen Computern stieß auch in Europa und dementsprechend auch in Deutschland auf einen bereitwilligen (und kaufkräftigen[46]) Markt - wenn in den 1970er Jahren in Deutschland sich auch eine steigende Arbeitslosigkeit bei sinkendem Haushaltsspielraum[47] bemerkbar machte (Anstieg von 1973 - 1979 von 0,9 % auf 3.3 %), so hatte diese noch keine tatsächlichen Auswirkungen auf den allgemeinen Lebensstandard[48]; ganz im Gegenteil verbesserte sich dieser durch die insbesondere von 1969 bis 1971 in der BRD "größte sozialgesetzliche Offensive ihrer Geschichte" (Frevel / Dietz 2004: 36)[49], daneben trat in den 1970er Jahren ein massiver Ausbau der Krankenversorgung und des Bildungswesens, der zu einem starken Anstieg der Beschäftigungszahlen im Dienstleistungssektor führte - dies gilt auch für die steigende Zahl von hauptberuflich Beschäftigten bei Wohlfahrtsverbänden (wobei hier insbesondere der DPWV zu erwähnen ist, da sich dort viele der in den 1970er Jahren entstandenen Eltern- und Bürgerinitiativen verbandlich organisieren konnten); Boeßenecker (2005: 55 f) legt hierzu folgenden Zahlen vor:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die oben genannten gesetzlichen Änderungen und sozialpolitischen Maßnahmen der 1970er Jahre verweisen aber auch zumindest zum Teil auf die kulturellen und politischen Unruhen, welche durch die APO hervorgerufen wurden[50] ; eine der für das hier behandelte Thema sicherlich wichtigen Folgen war das 1973 geschaffene Hochschulrahmengesetz (in Verbindung mit dem ebenfalls neuen BAföG), mit dem u.a. die Ausbildung von Sozialpädagogen und Sozialarbeitern von Höheren Fachschulen an die neugegründeten Fachhochschulen verlegt wurde[51], neben der in den 1970er Jahren in der Sozialarbeit / Sozialpädagogik aufkommenden Methodenkritik und den ersten Versuchen einer Verwissenschaftlichung (zu nennen Meusel 1976, Rössner 1977, Lukas 1979[52]). Mit dem "neuen Zeitgeist" ging auch ein verändertes Freizeit- und Konsumverhalten einher. So stieg die zur Verfügung stehende Freizeit auch in den 1970er Jahren, wobei ab ca. 1975 eine wesentliche Zäsur des Freizeitverhaltens aufgrund eines steigenden Medienkonsums (insbesondere des Fernsehens) erfolgte[53]. Hinsichtlich des Konsumverhaltens läßt sich festhalten, daß die Ausgaben von Privathaushalten für Dienstleistungen von 1950 - 1980 von 25 % auf 35 % stiegen und diese (neben Auto, Telefon und Gesundheit) insbesondere für Bildung und Unterhaltung getätigt wurden[54]. Bezüglich der damaligen sprunghaften Verbreitung des Fernsehens ist anzumerken, daß viele der damaligen Microcomputer an ein TV-Gerät (anstelle eines Monitors) angeschlossen werden konnten.

In diese Zeit des gesellschaftlichen Wertewandels, neuer politischer Sichtweisen und Systemkritik sowie zunehmender Individualisierung stieß nun eine neue Technik auf viele potentielle Abnehmer, die Wert legten auf Demokratisierung und Dezentralismus, die mehr ausgaben für Bildung und Unterhaltung und sich diese Ausgaben auch leisten konnten sowie über die notwendige Zeit zu ihrer Nutzung verfügten.

Den Anfang machte 1973 die Firma Rank Xerox mit dem für Forschungszwecke entwickelten Rechner "Alto", der schon damals über eine grafische Benutzeroberfläche, Ethernetfähigkeit (also die Möglichkeit des Datenaustauschs über ein Netzwerk), Tastatur und Maus verfügte. Trotz dieser enorm fortschrittlichen Technologie, die ihrer Zeit weit voraus war, war das Gerät kein großer kommerzieller Erfolg, so daß Xerox diesen Weg nicht weiter verfolgte und sich wieder ihrem Kerngeschäft widmete. Später wurden viele dieser wegweisenden Entwicklungen (insbesondere die Maus als Eingabegerät sowie das grafische User-Interface) von anderen Herstellern übernommen und begründeten häufig erst den Erfolg ihrer Produkte, in Verbindung mit den zunehmend leistungsfähigeren Prozessoren. Eine breitere Masse sprach der 1974 erschienene, für 397 Dollar als Bausatz von der Firma MITS angebotene Rechner "Altair 8800" mit einem 8080 Intel-Prozessor an, der über 10.000 mal verkauft wurde. Der Erfolg des Gerätes verdankte sich auch im wesentlichen der Tatsache, daß die späteren Gründer von Microsoft, Bill Gates und Paul Allan, 1974 die frei verfügbare, 1964 von T. Kurtz und J. Kemeny entwickelte Programmiersprache BASIC[55] für den Altair anpaßten - dies war äußerst sinnvoll, da es ja keinerlei Anwendungsprogramme gab und die Altair-Besitzer deshalb Anwendungen in Maschinensprache schreiben mußten, eine relativ umständliche Angelegenheit[56]. Die anderen Hersteller der neuen Microcomputer folgten geschlossen diesem Beispiel, so daß das sehr leicht erlernbare BASIC in vielen verschiedenen Versionen in diesem Sektor zur beherrschenden Programmiersprache wurde, was allerdings auch zu einem Problem führte, da jeder Hersteller von Microcomputern eine eigene BASIC-Version für seine Geräte auslieferte bzw. fest darin implementierte, so daß die langsam wachsende Anzahl von kommerziell verwerteten Anwendungen für jeden Microcomputer speziell angepaßt werden mußte. Dennoch verbreiteten sich die Microcomputer weiter, der 1977 auf den Markt gekommene TRS-80 von Tandy/Radio Shack z.B. wurde für einen Stückpreis von 1500 Dollar bis 1979 über zwei Millionen mal verkauft.

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Abb. 2 - Erfolgreiche Microcomputer[57] . Links der TRS-80, in der Mitte der Altair 8800, rechts der Apple II.

Damit verbreitete sich auch BASIC, doch obwohl die allermeisten Besitzer solcher Computer nicht umhin konnten, BASIC zumindest rudimentär zu beherrschen, begann sich gegen Ende der 1970er Jahre doch eine Kluft zu bilden zwischen reinen Anwendern und Programmierern, die sich insbesondere in den 1980er Jahren noch weiter ausbildete und den Grundstein legte für die heute (fast) obligatorische Trennung zwischen Herstellung und Anwendung von Computerprogrammen. Wesentliche (mehr oder weniger direkte) Impulse zu dieser Entwicklung gingen von den Firmen Apple und IBM aus. 1977 erschien der erste farbgrafikfähige Computer, der Apple II auf dem Markt[58]. Dieses Gerät wurde zu einem großen kommerziellen Erfolg, was wesentlich darauf zurückzuführen war, daß speziell für dieses Modell 1978 die erste Tabellenkalkulation (VisiCalc) entwickelt wurde, die auch erstmalig eine Arbeitsmetapher in Form eines Tabellenblattes benutzte. Ein Jahr später folgte WordStar, das erste wirklich brauchbare Textverarbeitungsprogramm.

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Abb. 3 - Einige wichtige Prozessoren. Oben links der Intel 8085 von 1978, ein Nachfolger des 4004, rechts daneben der Z80 von Zilog, links unten Intel 80386 CPU von 1986 (mit den 386er-CPUs vollzog Intel den Schritt zur 32-Bit-Architektur), rechts daneben ein Intel 486er-CPU mit integriertem First-Level-Cache und mathematischem Co-Prozessor von 1989, unten rechts ein AMD K-5 von 1996 - AMD ist bis heute Intels schärfster Konkurrent.

Diese Software ermöglichte es den Apple II-Besitzern, ihre Rechner erstmals auch für geschäftliche Zwecke sowie im Privatbereich für eine breite Palette von Aufgaben zu nutzen. Der Apple II (der als Personal Computer beworben wurde) leitete die zunehmende Differenzierung der Microcomputer in Homecomputer, deren Schwerpunkt auf Spiele und Hobby lag, und den Personal Computern ein, die auf das Marktsegment kleinerer Firmen, Freiberufler, Büros usw. abzielten. Apple gelang es durch innovative Technik und eine offene Rechnerarchitektur, auf diesem Sektor lange Zeit Marktführer zu bleiben, bis auch die Firma IBM auf den zunehmend lukrativen Markt aufmerksam wurde. IBM, bis dahin Marktführer beim Bau von Großrechenanlagen, startete zwar schon 1975 zaghafte Versuche, in den Markt der Microcomputer einzudringen, tat dies aber nur sehr halbherzig und hatte keinerlei kommerziellen Erfolg damit. 1981 aber brachte IBM einen eigenen Personal Computer mit ebenfalls offener Architektur auf den Markt. Anders als Apple erlaubte die Firma IBM (wahrscheinlich aufgrund der schon vorher auftretenden Probleme mit den entsprechenden US-Behörden wegen Monopolbestrebungen) auch Fremdanbietern, sowohl Software wie auch Hardware für ihren Personal Computer, der mit dem Betriebssystem MS-DOS 1.0 ausgeliefert wurde, zu entwickeln[59]. Dies führte einerseits dazu, daß für den IBM-PC in relativ kurzer Zeit eine ganze Reihe von Anwendungen zur Verfügung standen und andererseits, daß schon 1982 (insbesondere von der Firma Compaq) IBM-PC-Clones auf dem Markt erschienen, also Computer, die dem IBM-PC nachgebildet und mit diesem voll kompatibel waren. Dies erleichterte die Verbreitung dieser PCs ungemein und führte dazu, daß der IBM-PC quasi zum Industriestandard avancierte, die Apple-Rechner trotz ihrer innovativeren (aber teureren) Technik relativ schnell verdrängte und die wachsende Kluft zwischen Personal Computern und Homecomputern vergrößerte (obwohl der 1985 erschienene multitaskingfähige[60] Amiga 1000 und andere Homecomputer zumindest teilweise auch für den professionellen Einsatz geeignet waren). Auch die Programmierfähigkeiten der Anwender gingen zunehmend verloren, da zwar mit MS-DOS auch eine BASIC-Version (GWBasic) von Microsoft ausgeliefert wurde, die Programmerstellung für den IBM-PC, der kaum Grafikfähigkeit besaß, aber schwerer fiel und insbesondere die Spieleentwickler anfangs hier nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten besaßen, zudem auch die neu entstandene Softwareindustrie nicht untätig blieb. Im weiteren Verlauf verbreiteten sich die IBM-PCs insbesondere im professionellen Bereich mit erstaunlicher Geschwindigkeit[61], neben den Homecomputern, die weiterhin für den Spiele-, Grafik- und Soundbereich und für "Einsteiger" aufgrund ihres günstigen Preises interessant waren.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 4 - Homecomputer-Einsteigermodelle. Commodore C 64 (unten, mit Datasette, ein Kassettengerät, das bei vielen Computern in ähnlicher Form als Speichergerät diente), oben ein "Nachfolgemodell", der Amiga 1200 von 1992

1.3 - Entwicklungen der 1980er Jahre bis heute:

Wie zu sehen, setzte der PC-Boom für professionelle Anwendungen also erst am Anfang der 1980er Jahre ein - umso erstaunlicher ist es, daß nach Kirchlechner bereits 1983 erstmals Computerkurse im Rahmen des Studiums der Sozialarbeit bzw. Sozialpädagogik angeboten wurden[62]. Möglicherweise ist dies aber auch vor dem Hintergrund der in den 1970er Jahren zunehmenden Methoden- bzw. Fundamentalkritik der Sozialarbeit zu sehen (die wiederum auch im Zusammenhang mit der schon erwähnten und keineswegs nur auf die USA beschränkte "Systemkritik" zu verstehen ist). Die (auch) daraus neu entflammte Professionalisierungsdebatte der 1980er Jahre (die also keineswegs so neu ist, wie bisweilen behauptet wird) - insbesondere unter der Berücksichtigung des darin eingebetteten Diskurses zur Handlungskompetenz - dürfte ebenfalls zu diesem doch recht schnell erwachten Interesse am Computereinsatz im Rahmen der Sozialarbeit / Sozialpädagogik beigetragen haben[63]. Der immer wieder zu hörende Einwand, daß die Sozialarbeit / Sozialpädagogik oder auch die (hier als überbegriffliche Zusammenfassung - aber nicht mehr - verstandene) Soziale Arbeit "technikfeindlich" sei oder moderne Techniken nicht schnell genug adaptieren würde, ist so gesehen also sicherlich nicht haltbar, allerdings muß einschränkend angemerkt werden, daß die Toleranz des EDV-Einsatzes in Arbeitsfeldern der Sozialen Arbeit doch auch wesentlich vom professionellen Selbstverständnis des jeweiligen Anwenders mit abhängt[64] sowie von dem konkreten Nutzen, den ein professionell Tätiger für seine spezielle Tätigkeit im EDV-Einsatz sieht und seinen Fähigkeiten, Anwendungen für sinnvolle Zwecke im möglichen Rahmen anzupassen[65] ; bei einem hohen Interesse an EDV, verbunden mit eigenen Erwartungen an Qualifizierung und einem gewissen "Spaßfaktor" waren Sozialarbeiter / Sozialpädagogen jedenfalls auch bereit, Mehrarbeit für die Institution auch am heimischen Computer zu leisten, und das sogar ohne Gegenleistung[66].

1983 fand in Berlin eine Konferenz zum Thema "Sozialer Wandel durch Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien" statt, in deren Rahmen die Auswirkungen der (damals) neuen Technik auf Ausbildung und Praxis der Sozialen Arbeit thematisiert wurde[67]. Daraus resultierte die 1985 durch B. Kirchlechner und D. Kramer initiierte AG Computer und Sozialarbeit, in deren Rahmen bis 1999 insgesamt 24 Tagungen mit jeweils 20 - 25 Teilnehmern aus ca. 40 Fachhochschulen stattfanden. Die AG Computer und Sozialarbeit beschäftigte sich aus verschiedenen Perspektiven auch mit den gesellschaftlichen und individuellen Folgen des Einsatzes neuer Technologien, sollte aber hauptsächlich zur Reflexion darüber dienen, wie sich der EDV-Einsatz auf die Ausbildung von Sozialarbeitern / Sozialpädagogen auswirken bzw. welche Folgen dies nach sich ziehen und was dies für die Lehrenden bedeuten würde, wobei in den 1980er Jahren aber auch recht praktische Erwägungen wie z.B. die der notwendigen Ausstattung der Fachbereiche mit Soft- und Hardware dominierten. Dies zog logischerweise auch die Frage nach sich, was und in welcher Form wie in der Ausbildung in computertechnischer Hinsicht gelehrt werden sollte. Hierzu erfolgte 1987 durch R. Dringenberg ein Vorschlag zu einem (von 1984 - 1986 entwickelten) ersten Curriculum[68], das mittlerweile natürlich zumindest auf die Technik bezogen veraltet sein dürfte: "Es müßte aus heutiger Sicht überarbeitet werden, sofern noch der Bedarf an einem Curriculum erkennbar wäre.[69]"

1990 legten Kirchlechner / Kolleck weitere Überlegungen zur EDV-Ausbildung in Sozialwesenfachbereichen vor, die jedoch nicht in der Absicht einer Curriculumsentwicklung zusammengefaßt wurden.

In den Anfängen der 1990er Jahren beschäftigte sich die AG Computer und Sozialarbeit zudem zunehmend mit Fragen zur technischen Vernetzung von hochschulischen Sozialfachbereichen, was zum Projekt SONNET führte, an dem sich zehn Fachbereiche beteiligten, so daß auch zu diesem Themenkomplex erste Erfahrungen gesammelt werden konnten. Gleichzeitig nahm die Einführung von EDV in die öffentliche Verwaltung stetig zu, wovon insbesondere der Bereich der Sozialhilfe betroffen war. Schon seit den 1960er Jahren (also zu Zeiten der Großrechner und Minicomputer) waren mit der Sozialhilfe-Technisierung hochgesteckte Erwartungen und Ziele verbunden. Kantel zählt hierzu drei Kernziele auf[70]:

1. Die Möglichkeit, Sozialhilfe bürgerfreundlicher abzuwickeln, wurde durch die Technisierung als erhöhbar angesehen.
2. Die Bediensteten sollten ebenfalls durch erleichterte Arbeitsvollzüge profitieren.
3. Die ersten beiden Ziele sollten auch zu einer effektiveren und somit effizienteren Verwaltungsarbeit führen.

Dies war gerade in den 1990er Jahren sicherlich auch vor dem Hintergrund der zunehmenden Verknappung öffentlicher Mittel[71] sowie der zunehmenden Durchdringung so gut wie aller Bereiche von Ökonomisierungstendenzen und betriebswirtschaftlicher Sichtweisen zu sehen[72], die in der Sozialen Arbeit bereits Mitte der 1980er Jahre einsetzte und in den 1990er Jahren zur verstärkten Ausbildung des Fachs Sozialmanagement führte[73]. Gerade für die öffentliche Verwaltung und somit auch für weite Tätigkeitsfelder der Sozialen Arbeit (Jugendhilfe etc.) wurden die Erwartungen, die an den Technikeinsatz gekoppelt waren, in den 1990er Jahren unter dem Stichwort "Neue Steuerung" noch einmal verstärkt, insbesondere auch durch die gesetzlich verankerten Qualitätssicherungsaspekte (z.B. im SGB VIII und noch mehr im SGB XI, auch in den neueren SGB II und XII), aber auch durch Leistungsverträge und verschärfte Kostenkontrolle. Der IT-Einsatz spielt zumindest in der öffentlichen Verwaltung hier keine geringe Rolle, wie sich auch aus dem Abschlußbericht (Band 1, S. 210) des Sachverständigenrats "Schlanker Staat" von 1997 ergibt:

"Der Wandel der Verwaltung ist durch den Einsatz modernster Technik durch IT-gestützte Kommunikation zu stärken und zu einer Prozeßoptimierung zu führen. Der Einsatz zeitgemäßer Technik und damit eine Reduzierung von Routinearbeiten durch Automatisierung erhöhen Motivation und Leistungsfähigkeit der Bediensteten. Technisch ist es heute schon möglich, ohne Rücksicht auf Öffnungszeiten und ohne lange Wege, Anträge vom heimischen Computer direkt der Behörde zu übermitteln. [...] Voraussetzung dafür ist, daß nationale und internationale Standards über Dokumententausch, die Archivierung und das Zusammenwirken verschiedener Systeme praxisnah entwickelt wird."

Die Verbindung zwischen der staatlichen Verwaltung und Teilbereichen der Sozialen Arbeit ergibt sich somit vorrangig aus Abrechnungsvorgängen (z.B. im Rahmen von Leistungen nach SGB VIII, die bekanntlich durch ein "Leistungsdreieck" von Leistungsempfänger, Dienstleister und Jugendamt geprägt sind, wobei der Leistungsempfänger mit der Leistungsabrechnung in keinerlei Verbindung steht[74]), die über den Einsatz von IKT[75] rationalisiert werden soll. Die Argumentation zur Installation derartiger Technologien auch bei den Leistungserbringern (also z.B. einer Erziehungsberatungsstelle) läßt sich schlicht dahingehend zusammenfassen, daß es als "Marktvorteil" für eine Einrichtung angesehen werden kann, wenn sie über ein derart rationalisiertes Verfahren zur Leistungsabrechnung verfügt. Im Rahmen der Leistungserbringung nach SGB VIII stößt dies zwar wegen des Wahlrechts der Antragsteller nach § 5 SGB VIII auf gewisse Grenzen, die sich jedoch für andere Bereiche (insbesondere z.B. "outgesourcte" Leistungen zur Eingliederung nach SGB II / XII[76] oder Leistungen nach SGB XI) nicht finden.

Da diese Bereiche (zumindest zu großen Teilen) durchaus mit vorwiegend zahlenbasierten Informationen in Verbindung zu bringen sind (insbesondere mit Abrechnungs- und Kostendaten), erklärt sich vielleicht daraus die häufige Verknüpfung des Begriffs Sozialinformatik mit dem Sozialmanagement, die man in der einschlägigen Literatur immer wieder findet. Über diese Verknüpfung der Sozialinformatik mit dem Sozialmanagement findet sich auch (neben den geschilderten historischen Verläufen) die Verbindung mit den schon mehrfach erwähnten Wohlfahrtsverbänden, deren zugehörige Einrichtungen bekanntlich trotz des neueren rechtlich verankerten Drucks zu erhöhter Effizienz und der zunehmenden Konkurrenz durch rein gewerbliche Anbieter aus der Privatwirtschaft noch immer den Großteil der Leistungen verschiedenster psychosozialer Dienste erbringen.

Ohne einer abschließenden Betrachtung vorgreifen zu wollen, drängt sich schon an dieser Stelle der Schluß auf, daß eine so verstandene (und mit dem Sozialmanagement verquickte) Sozialinformatik vorwiegend keine fachlichen, sondern betriebswirtschaftliche Aspekte zum Gegenstand hat.

Anfang der 1990er Jahre gab es auch erste internationale Bemühungen um computergestützte Arbeitsvollzüge in der Sozialen Arbeit - so wurde z.B. ENITH gegründet, das European Network für Information Technology in the Human Services, eine Organisation, die für alle an einem humanen und effektiven Gebrauch der Informations- und Kommunikationstechnologien interessierten Personen und Körperschaften offenstehen sollte[77]. Diese Organisation scheint mittlerweile nicht mehr zu existieren. Ebenfalls "vom Netz" scheint das gleichfalls in den 1990er Jahren gegründete Projekt Sozialarbeit im Cyberspace (SIC) der Fachhochschule Jena "zum Thema Suchen und Finden von Informationen zur Sozialarbeit im Internet[78]" zu sein.

Neben diesen Vernetzungsversuchen auch zum internationalen Austausch schlug Stahlmann Mitte der 1990er Jahre im Rahmen der AG Computer und Sozialarbeit eine weitere Curriculumsentwicklung zur Integration der Sozialinformatik in die Lehre vor, was jedoch nicht verwirklicht wurde. Eine weitere, nicht unwichtige Entwicklung in der Sozialen Arbeit geschah ebenfalls während der 1990er Jahre, nämlich die zunehmende Forderung nach einer eigenen Sozialarbeitswissenschaft[79], was unzweifelhaft auf einen gewissen Professionalisierungsdruck und auf die Methodenkritik zurückgeht.

Während gegen Ende der 1990er Jahre das Interesse an der AG Computer und Sozialarbeit zunehmend abflachte und 1999 dann zur Auflösung der AG führte, unternahm Peterander u.a. 1995 unter dem damals noch eher als Synonym verstandenen Begriff der Sozioinformatik erste (erfolgreiche) Versuche, ein Autorensystem (Münchner Analyse- und Lernsystem [MAL]) für Frühförderstellen zu entwickeln. Dieses System zur Erstellung von computergestützten Analyse-, Lern- und Beratungssystemen wurde bis 2000 in dreißig Modelleinrichtungen implementiert[80]. Hierzu muß angemerkt werden, daß die Programmierung und Evaluation von Software für die direkte Arbeit mit Behinderten / Lernbehinderten schon recht frühzeitig - während der 1980er Jahre - einsetzte[81].

Seit ca. 1995 rückte auch das Internet in den Mittelpunkt des Interesses, womit sich auch die AG Computer und Sozialarbeit auseinandersetzte. Anfangs richteten sich allseits vielfältige Erwartungen an den Gebrauch von Internetinhalten bzw. -diensten, was sich wirtschaftlich z.B. in den quasi über Nacht gegründeten Dotcom-Firmen äußerte, die, wenn es sich um Aktiengesellschaften handelte, mit geradezu irrsinnigen Summen an den Börsen notiert wurden. Auch im pädagogischen Bereich sowie in Teilbereichen der Sozialen Arbeit sah man anfangs im Internet vielfältige Möglichkeiten, insbesondere im webbasierten E-Learning und in der institutionellen Vernetzung, aber auch im Bereich der (professionell organisierten) Hilfe zur Selbsthilfe, z.B. durch Beratung von Personen in Betroffenen-Foren oder in der Zurverfügungstellung rechtlicher Informationen. Während das webbasierte reine E-Learning (trotz der enormen Anschubfinanzierungen auf nationaler und EU-Ebene) in der damals propagierten Form insgesamt als gescheitert angesehen werden kann (zumindest wenn es über die Vermittlung deklarativer Wissensbestände hinausgehen soll)[82], eine Vernetzung über das Setzen von Links auf mehr oder weniger gelungenen Websites verschiedener Institutionen nur selten hinausgeht und auch die Dotcom-Firmen bis auf wenige Ausnahmen wieder verschwunden sind, so konnten sich viele Betroffenen-Foren (in denen gegenseitige Beratung, aber auch politische Diskussion zum jeweiligen Gegenstandsbereich stattfindet) bis heute erhalten[83], wenn auch gesagt werden muß, daß nur ein äußerst geringer Anteil davon auf professionellen sozialpädagogischen / sozialarbeiterischen Bemühungen basiert. Das Thema der Forennutzung (für Sozialberatung und Lernzwecke) wurde inzwischen von einer Vielzahl von Autoren (sowohl im Rahmen von Erörterungen zum E-Learning als auch als eigenständiges Thema) umfangreich behandelt, so z.B. von Capurro[84], Henke[85] oder Petko[86], um nur einige zu nennen.

1998 entwickelte Holewa ein detailliertes Curriculum zur Sozialinformatik in der Lehre[87]. Im Jahre 2000 schlugen sowohl Kirchlechner[88] als auch Wagner / Schütz[89] (für einen Masterstudiengang) weitere Curricula zur Sozialinformatik bzw. postgraduierter IT-Weiterbildung vor, 2002 folgten Reinert[90] sowie Ostermann / Trube[91]. Eine tatsächliche Anwendung eines regelrechten und weitgehenden Curriculums für Sozialinformatik scheint es jedoch an deutschen Hochschulen in allgemein anerkannter Form nicht zu geben (wobei die Berufsakademie Stuttgart als mögliche Ausnahme angesehen werden kann; vgl. 3.2 - Hochschulen mit Seminarangeboten zur Sozialinformatik). Ein Masterstudiengang wird in Deutschland ebenfalls nicht angeboten (allerdings in der Schweiz an der Fachhochschule St. Gallen). Abschließend soll aber angemerkt sein, daß es tatsächlich eine ganze Anzahl "loser" Aktivitäten in Studiengängen der Sozialen Arbeit an deutschen Hochschulen hinsichtlich des Computereinsatzes gibt, die von der Erstellung von Websites bis hin zum Erwerb des ECDL reichen können.

2. - Bezüge und Zuordnungen der Sozialinformatik zur Informatik:

Womit sich die Sozialinformatik beschäftigt und was sie beinhalten kann, hängt auch davon ab, wie der Begriff der Informatik definiert wird und welche Einteilungen der Informatik in einzelne Felder anerkannt werden. Ley z.B. zählt die Sozialinformatik zu den angewandten Informatiken[92] und verweist dabei auf Rechenbergs Definition, daß es bei der angewandten Informatik u.a. darum gehe, den Computer als Werkzeug zur Lösung von Aufgaben einzusetzen. Auch Wendt (2000: 7 f) ordnet die Sozialinformatik den angewandten Informatiken zu. Kreidenweis positioniert sich hier nicht eindeutig, weist den Erkenntnissen und Methoden der angewandten Informatik allerdings immerhin eine wichtige Rolle zu[93] ; allerdings kann diese Äußerung auch so interpretiert werden, daß die Sozialinformatik (und mit ihr andere "Bindestrich-Informatiken"[94]) nur in einem bestimmten Verhältnis zu einer "angewandten Informatik" steht, nicht aber selbst eine solche ist.

Es gilt also zuvörderst zu klären, was unter einer "angewandten Informatik" zu verstehen ist und wodurch sie sich von dem eigentlichen Begriff der Informatik abgrenzt.

2.1 - Kerninformatik, angewandte Informatik und Sozialinformatik:

Der Begriff "Informatik[95]" ist eine Entleihung aus dem Französischen und wurde erst 1968 in Deutschland als Begriff für ein (damals noch neu einzurichtendes) Studienfach eingeführt[96].

In Frankreich wurde der Begriff wahrscheinlich durch Philippe Dreyfus geprägt ("Informatique"), 1967 erfolgte durch die Académie Française eine erste Definition:

"Science du traitement rationnel, notamment par machines automatiques, de l’information considérée comme le support des connaissances humaines et des communications dans les domaines technique, économique et social.[97]"

In einer eigenen, zweifellos mehr schlechten als rechten Übersetzung also:

"Wissenschaft der rationalen[98] Verarbeitung von Informationen insbesondere durch automatische Maschinen als Unterstützung[99] menschlicher (Er-)Kenntnis und Kommunikation in den Bereichen Technik, Wirtschaft und Soziales."

Der Begriff Informatik bezeichnet also die "Wissenschaft der Daten-/Informationsverarbeitung" (Zilahi-Szabó 1995: 233) und befaßt sich mit der Informations- und Kommunikationstechnologie und ihrer Anwendung in Fachdisziplinen oder auch "Wissenschaft, die sich mit der Technik und Anwendung der maschinellen Verarbeitung und Übermittlung von Informationen befaßt" (ebd.) sowie "Wissenschaft, die sich mit der Aufbereitung und Verarbeitung von Informationen beschäftigt" (Voss 1999: 449). Dabei gibt es keineswegs einen eindeutigen Konsens darüber, wie der Begriff der Informatik zu interpretieren und was genau darunter zu fassen ist.

Im allgemeinen wird zumindest in Deutschland zwischen der "Kerninformatik" und den angewandten Informatiken unterschieden, wobei die Kerninformatik für gewöhnlich in drei sich ergänzende Felder differenziert wird[100]:

A.) Theoretische Informatik:

Beschäftigung mit der Theorie formaler Sprachen bzw. der Automatentheorie sowie der Berechenbarkeitstheorie, Komplexitätstheorie, Graphentheorie, Kryptologie, Logik und formalen Semantik. Die theoretische Informatik bildet die formale Grundlage der Informatik, aus ihr gehen die Grundlagen hervor zur Herstellung von Compilern, zur Entwicklung von Programmiersprachen und zur mathematischen Formalisierung von Problemstellungen.

B.) Praktische Informatik:

Hier steht die Beschäftigung mit konkreten Problemen der Informatik und ihren Lösungen im Vordergrund, insbesondere die Entwicklung von Programmen in der Softwaretechnik (z.B. Compiler, Programmiersprachen). Dazu gehört auch die Erstellung grundlegender Konzepte zur Lösung von Standardaufgaben wie die Speicherung und Verwaltung von Informationen durch Datenstrukturen sowie die Entwicklung von Algorithmen, die als Musterlösung für spätere Anwendungen dienen können.

C.) Technische Informatik:

Die technische Informatik stellt ein Bindeglied zur Elektrotechnik dar, da sie sich u.a. mit den hardwareseitigen Grundlagen der Informatik wie der Mikroprozessortechnik, den Rechnerarchitekturen und verteilten Systemen befaßt. Ebenfalls dazu gehört die Beschäftigung mit der Rechnerkommunikation, die nicht nur die Entwicklung der entsprechenden Hardware wie Router, Switches usw. beinhaltet, sondern auch die Definition und Standardisierung der entsprechenden Netzwerkprotokolle.

Die angewandten Informatiken hingegen haben die Aufgabe des Brückenschlags zwischen den Computeranwendungen und ihren Anwendungsgebieten, somit also "das Anwendungswissen für die verschiedenen Lebensbereiche sachgerecht (d.h. diesen Bereichen angemessen) fruchtbar zu machen; theoretisch zwischen den zugehörigen Wissenschaftszweigen ... zu vermitteln. Denn es hat sich herausgestellt, daß weder die Kerninformatik als (überwiegende) Formalwissenschaft über das inhaltliche und fachspezifische Strukturwissen, noch die Fachwissenschaften über das erforderliche formale und technische Wissen verfügen, um in dem jeweiligen Sachgebiet angemessene Lösungen zu erzielen.[101]" Nach Steinmüller[102] ergeben sich die Inhalte der angewandten Informatiken aus ihrer Einteilung, die er folgendermaßen aufschlüsselt:

Theoretischer Teil:

Dieser begründet die Bezüge, Inhalte und Methoden. Die angewandte Informatik hat alle erforderlichen Methoden und Verfahren anzuwenden, um ihre konstruktive Aufgabe zu lösen und dabei problemorientiert, somit also interdisziplinär und polymethodisch vorzugehen.

Terminologischer Teil:

In diesem werden die von der Kerninformatik abweichenden Begrifflichkeiten geklärt, wobei die Grundlage das Informationssystem inklusive der Kommunikation in seiner die beteiligten Menschen, Hard- und Software, Information und Bezüge (also die Organisation) umfassenden Komplexität bildet.

Systemanalytisch-empirischer Teil:

Das in den vorherigen Teilen definierte Informationssystem steht in Wechselwirkung zu seiner Umwelt, wobei das technikunterstützte System diese einerseits beeinflußt, andererseits an die Gestaltung u.U. zwingende, je nach den Systemgestaltungsmöglichkeiten zu berücksichtigende Anforderungen stellt. Dies beinhaltet also auch eine Abschätzung der Folgen der Informationstechnik.

Den angewandten Informatiken kommt also eine "konstruktive Gestaltungsaufgabe[103]" zu, welche die formalen Methoden und Verfahren der technischen und praktischen Informatik umfaßt und diese mit inhaltlichen Fragestellungen des jeweiligen Wissenschaftsgebietes in Verbindung bringt bzw. darum erweitert. Deshalb ist es auch Aufgabe der angewandten Informatiken, selbst empirische und prognostische Methoden der Technikfolgeabschätzung heranzuziehen, um darüber zu versuchen, ein anwendungsorientiertes Modell unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Praxisanforderungen zu erstellen, letztendlich also eine Art Kompromiß zu generieren, der seine Verwirklichung in der Umsetzung eines konkreten soziotechnischen Systems mit dem Ziel des optimalen Nutzens für seine soziale Umwelt findet. Der Begriff des soziotechnischen Systems weist darauf hin, daß hier nicht nur technische Aspekte ihre Berücksichtigung finden (sollen), sondern auch die menschlichen Akteure in ihren Handlungen und Handlungsabsichten, ihr Umgang mit dem System und den Auswirkungen der Technik auf die Akteure sowie auf die gesellschaftlichen Bedingungen und ihre Rückkoppelungen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 5 - Sozialinformatik, bestehend aus Anteilen der Informatik und der Sozialarbeitswissenschaft.

Demzufolge könnte die Sozialinformatik zumindest bis zu diesem Punkt der Betrachtung den angewandten Informatiken zugerechnet werden unter der Bedingung, daß wirklich das Ziel des optimalen Nutzens verfolgt wird und nicht nur Teilaspekte verwirklicht werden sollen (dies wird weiter unten noch näher ausgeführt). Problematisch allerdings ist, daß wie zu sehen eine angewandte Informatik eine Art vermittelndes Bindeglied zwischen der Informatik und der jeweiligen Fachwissenschaft sein soll, eine Sozialarbeitswissenschaft aber, über deren Gegenstandsbereich noch teilweise Uneinigkeit herrscht und die sich gegenwärtig noch im Konstitutionsprozeß befindet, hier die Erweiterung des informatischen Teils durch fachspezifische Fragestellungen nicht wie selbstverständlich vornehmen kann. Daraus folgt, daß (vorerst) all jenes eine mögliche Fragestellung wäre, was sich aus den jeweils favorisierten Gegenstandsbereichen ergeben könnte. So verstanden würde die Sozialinformatik als eine sehr umfassende angewandte Informatik gelten, deren Zuständigkeit in den unterschiedlichsten Feldern und deren Einsatzberechtigung hinsichtlich der anzuwendenden Methoden und Verfahren der Kerninformatik nicht abgestritten werden könnte, wobei die Frage, ob es sich aber tatsächlich um eine angewandte Informatik handelt, an dieser Stelle noch nicht abschließend geklärt ist.

Neben der obigen Definition der Informatik - die weitestgehend in ihrer Einteilung den amerikanischen computer science entspricht - gibt es aber auch Bestrebungen, eher geisteswissenschaftliche Zugänge zur Informatik aufzudecken und zu nutzen. Rolf z.B. folgt den Überlegungen bei Winograd / Flores und definiert die Informatik eher als Gestaltungswissenschaft[104]. Winograd / Flores selbst entwickeln ein umfangreiches philosophisches Argumentationsgeflecht auf der Grundlage von Heidegger, Gadamer und Maturana zu einem verstehenden Ansatz in der Gestaltung von Computertechnologie. Winograd / Flores (1989: 13) schreiben dazu:

"Theorien über die Grundlagen biologischer Existenz, über Sprache und menschliches Handeln haben einen tiefgreifenden Einfluß auf die Formung dessen, was wir entwickeln, und die Art und Weise, wie wir mit diesen Formen umgehen."

Es geht also (auch) um die Erkenntnis, daß durch die Herstellung von Werkzeugen Lebensformen gestaltet werden, ein Gedanke, den auch Bonsiepe (1996) formuliert:

"Wir rühren an der Grundfrage des Entwerfens mit der Erkenntnis, daß der Entwurf von Werkzeugen zugleich den Entwurf von Seinsweisen beinhaltet."

Dabei geht es aber keineswegs lediglich um sichtbare Gestaltungsmöglichkeiten von Computertechnik (z.B. Bedienoberflächen usw.), sondern um die gesamte (ganzheitlich verstandene) soziotechnische Gestaltung, mithin also um eine Entschärfung des Spannungsfelds zwischen Mensch und Technik und darum, Computertechnik so verfügbar zu machen, daß sie dem Wesen des Menschen entspricht und nicht umgekehrt, was in dieser Hinsicht natürlich erhebliche Reflexionstätigkeit auf hermeneutischer Basis bedeutet.

Darüber hinaus gibt es Ansätze bei Bauer, die Informatik auch als Geistes-Ingenieurwissenschaft oder Ingenieur-Geisteswissenschaft zu verstehen, was wiederum auf einen hermeneutisch-historischen Bezug verweist[105]. Auch Capurro[106] postuliert die Informatik als hermeneutische Disziplin und definiert als ihre Aufgabe die technische Gestaltung der menschlichen Interaktionen mit der Welt.

Zemanek versteht die Informatik eher als eine Brücke zwischen den Natur- und den Geisteswissenschaften[107] und sieht dementsprechend die Informatik als Möglichkeit der Überwindung des Dualismus derselben. Er verweist zudem unter Rückgriff auf Wittgenstein auf die Unvollkommenheit des Formalen, dessen Beseitigung durch die Geisteswissenschaften erfolgen sollte[108]. Überhaupt knüpft Zemanek (obwohl oder vielleicht auch gerade weil er einer der frühen Computerpioniere ist) in seinen Betrachtungen der Informatik und des Computers in seinem Verhältnis zum Menschen auf vielfältige Weise an humanistisch intendierte Denkweisen (im Sinne der Humanität und der Menschenwürde) an.

2.2 - Gegenstand, Aufgaben und Fragestellungen der Sozialinformatik - eine kritische Bestandsaufnahme:

Der folgende Abschnitt befaßt sich mit den Fragestellungen und Aufgaben der Sozialinformatik, die sich aus der verfügbaren Literatur entnehmen lassen. Neben dieser reinen Bestandsaufnahme finden sich an einigen Stellen auch kritische Anmerkungen dazu (entgegen der sonstigen Vorgehensweise einer zusammenfassenden Kritik am Ende des Abschnitts). Der Grund dafür ist, daß ansonsten viele Äußerungen wiederholt werden müßten, um die Kritik daran aufzuzeigen. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit ist dies natürlich kaum wünschenswert.

Wendt (2000: 20) definiert den Gegenstand, somit also auch die Aufgabenbereiche (und damit implizit die dort angesiedelten Fragestellungen) der Sozialinformatik folgendermaßen:

"Die Sozialinformatik hat Informations- und Kommunikationssysteme in der Sozialwirtschaft und der Sozialen Arbeit zum Gegenstand. Sie befaßt sich mit der systematischen Verarbeitung von Informationen im Sozialwesen in ihrer technischen Konzipierung, Ausführung und Evaluation, und sie geht damit verbunden den Bedingungen, Wirkungen und sozialen Begleiterscheinungen des Technologieeinsatzes nach. Kurz: Die Sozialinformatik nimmt fachliche Verantwortung für den Produktionsfaktor Information im System sozialer Dienstleistungen und ihrem Umfeld wahr."

Diese Gegenstandsdefinition weist m.E. nach zwei Probleme auf, nämlich erstens, daß die "fachliche Verantwortung", die übernommen werden soll, nicht näher definiert ist, und zweitens, daß durch die Verwendung des Begriffs "Sozialwirtschaft" das Verantwortungsfeld auf alle möglichen Arbeitsbereiche ausgeweitet wird, wodurch sich zwangsläufig Überschneidungen mit anderen Informatiken (z.B. der Pflege- oder Verwaltungsinformatik oder auch mit Feldern der Medienpädagogik) ergeben - der Sozialinformatik dürfte es sehr schwer fallen, hier eine führende "Verantwortung" (woraus auch immer diese bestehen mag) zu übernehmen. Weiterhin fällt auf, daß Information als "Produktionsfaktor" postuliert wird ohne eine tatsächliche Aussage darüber, ob Information überhaupt ein solcher Faktor ist oder was der Begriff der Information bezüglich des "Systems sozialer Dienstleistungen" beinhaltet.

Kreidenweis[109] wiederum interpretiert diese Definition in einem recht engen Sinne, der sich in folgende Punkte aufgliedern läßt:

- Gegenstand der Sozialinformatik ist die Informationsverarbeitung im System sozialer Dienstleistungen
- Gemeint sind damit fachliche, organisatorische und ökonomische Aspekte, die in sozialen Organisationen miteinander verbunden sind
- Diese müssen auch in der Sozialinformatik als integraler Bestandteil angesehen werden

Beispielsweise geht es nach Kreidenweis "im Rahmen der technischen Konzipierung etwa um die Frage, welche spezifischen Anforderungen IT-Systeme erfüllen müssen, damit sie den spezifischen, von der gewerblichen Wirtschaft teils gravierend abweichenden Formen von Dienstleistungsproduktion gerecht werden[110]". Sozialinformatik also "meint die praktische IT-Anwendung und ihre Einbettung in die soziale Organisation. Dazu gehört beispielsweise der Prozeß der Auswahl und Einführung von Hard- und Software. Die Evaluation schließlich umfaßt den Aspekt der Analyse von erwünschten und unerwünschten Wirkungen des IT-Einsatzes in sozialen Organisationen und Systemen. Sie meint aber auch etwa die Bedingungen, die einen Einsatz von Informationssystemen sinnvoll oder weniger sinnvoll erscheinen lassen.[111]"

Mehlich definiert (mit etwas anderem Schwerpunkt) ähnlich: "Der fachliche Schwerpunkt der Sozialinformatik liegt beim anwendungsbezogenen Einsatz moderner Informations- und Kommunikationstechniken im Sozialwesen. Hierbei steht insbesondere das mit den modernen Internettechnologien ständig erweiterte Anwendungspotential im Vordergrund. [...] Sozialinformatik bedeutet eine Bündelung der in der bisherigen Lehre zersplittert angebotenen Themengebiete aus dem Umfeld des EDV-Einsatzes im Sozialwesen. Diese wurden bisher oft - wenn überhaupt - vom Lehrgebiet Sozialmanagement mit bedient. Im Vordergrund standen etwa PC-Standardsoftware und administrative Fachanwendungen. Bei fachbezogenen Anwendungssystemen der sozialen Arbeit herrschte Falldokumentations-Software vor. Mit dem Aufkommen des Internets seit ca. Mitte der 90er Jahre zeichnen sich grundlegend neuartige Perspektiven für die Sozialinformatik ab. Ein Potential, das bisher erst in geringem Maße ausgeschöpft werden konnte. Zwar bieten die sozialen Einrichtungen seit einigen Jahren ihre wichtigsten Informationen über das Web an, und einfache Beratungen finden bereits über eMail statt. Auch hat die Medienpädagogik das Internet als neuartiges Medium und die damit verbundenen Möglichkeiten vielfach aufgegriffen. Große Teile des gegebenen Potentials blieben jedoch bisher ausgeblendet, wenn man etwa an die deutlich weiterreichenden Perspektiven denkt, die im öffentlichen Sektor beim eGovernment bzw. in der Privatwirtschaft beim eBusiness anzutreffen sind. Um an diese Entwicklungen Anschluß zu halten, bedarf es weitreichender Anstrengungen. Hierin liegt einer der aktuellen Arbeitsschwerpunkte der Sozialinformatik.[112]"

Ostermann / Trube definieren den Begriff der Sozialinformatik so, daß darin auch eine Gegenstandsbeschreibung enthalten ist:

"Sozialinformatik kann als eine Disziplin verstanden werden, die sich mit der Technologie moderner Kommunikations- und Datenverarbeitungssysteme befaßt, und zwar in ihren

- Voraussetzungen
- Umsetzungen
- und Auswirkungen

für die Soziale Arbeit und Soziale Dienste, wobei dies die Entwicklung und Anwendung entsprechender Instrumente (zum Beispiel Software) selbstverständlich mit einschließt.[113]"

Ley hingegen entwirft eine Sozialinformatik, die sich explizit auf eine Informatik-Grundlage beruft und deren Gegenstand und Aufgabenbereiche (und damit auch die nicht näher definierten Fragestellungen) im System Sozialer Arbeit verortet sind, was durchaus als "Neupositionierung" verstanden werden soll[114].

R. Eugster[115] wiederum differenziert explizit zwischen den unterschiedlichen Auffassungen zur Sozialinformatik: "Beim Studium der unterschiedlichen Konzepte fällt auf, dass die Bestimmung des inhaltlichen Kerns der Sozialinformatik sehr unterschiedlich ausfällt. Allerdings stellt sich die Situation bei allen Bindestrich-Informatiken - Medizininformatik, Pflegeinformatik, Wirtschaftsinformatik – ähnlich dar. Um Informationstechnologien interaktiv mitgestalten zu können, davon ist beispielsweise Jurgovsky überzeugt, müssen die Sozialinformatikerinnen und Sozialinformatiker über die Fähigkeit verfügen, eine Metasprache wie XML nutzen zu können. Andere grenzen klar ab: Sozialinformatik habe nichts mit Software-Entwicklung zu tun, sondern bediene lediglich die Schnittstelle zwischen Sozialer Arbeit und Informatik mit Uebersetzungs-Know-how. Sozialinformatik ist hier so etwas wie eine Vermittlungsinstanz zwischen zwei Welten. Wieder andere verstehen Sozialinformatik als Fachbereich, der sich primär mit branchenspezifischer Software beschäftigt, Sortierleistungen in einem unübersichtlichen Markt erbringt und in Prozessen der Produkteevaluation fachspezifische Kriterien festlegt, einbringt und durchsetzt."

Wie zu sehen, herrscht keineswegs Einigkeit darüber, welchem Verständnis der Sozialinformatik gefolgt werden soll. Demzufolge differieren auch die ihr zugewiesenen Gegenstände und Aufgaben und die daraus resultierenden Fragestellungen erheblich. Nach Kreidenweis[116] liegen die Hauptaufgaben der Sozialinformatik hauptsächlich in der

- Verbesserung von Planung und Dokumentation Sozialer Arbeit, der
- Gewinnung von Führungs- und Management-Informationen, der
- Effizienz-Steigerung durch Verwaltungsrationalisierung und der
- Kompetenz-Steigerung durch Internet- und Wissensmanagement-Systeme.

Als Bezugspunkte der Sozialinformatik definiert Kreidenweis (2004: 20) dementsprechend:

"Kernbezugspunkte der Sozialinformatik sind [...] Wissenschaft und Praxis der Sozialen Arbeit und des Managements in sozialen Organisationen. Aus ihnen bezieht die Sozialinformatik ihre Fragestellungen und in ihrem theoretischen und praktischen Bezugsrahmen versucht sie Antworten zu finden."

Allerdings wird hier deutlich, daß mit der angesprochenen Praxis, aus der sich die Fragestellungen ergeben sollen, durchaus nicht die direkte Arbeit mit dem Klienten gemeint ist, sondern lediglich eher betriebswirtschaftliche, verwaltungstechnische und Steuerungsaspekte gemeint sind, was mithin nur einen Teil sozialarbeiterischer bzw. sozialpädagogischer Praxis ausmacht - eine tatsächliche Begründung für diese starke Verengung auf einen Teilausschnitt der Praxis allerdings findet sich nicht.

Wendt hingegen definiert die Aufgabenstellung der Sozialinformatik durch den Zusammenhang dreier Forschungsbereiche, beschreibt die Sozialinformatik insofern also nicht als ein Ganzes, sondern als eine Art arbeitsteiligem Zusammenwirken verschiedener Wissenschaften[117]. Dabei beziehen sich die Aufgabenstellungen auf folgende Forschungsbereiche:

- Sozialarbeitswissenschaftlich: Potentialuntersuchung von IT-Anwendungen im Sozialwesen sowie kritische Begleitung ihrer Nutzung.
- Informatik: Bereitstellung der erforderlichen, spezifischen Technologie.
- Interdisziplinär: Bevölkerungsbezogene IT-Nutzungsanalyse zur Bewältigung sozialer Probleme und Aufgaben.

Die Praxis der Sozialinformatik sei jedoch Informationsmanagement und Kommunikationsmanagement[118], was nicht nur widersprüchlich erscheint (zumindest dann, wenn angenommen wird, daß sich das Potential von "IT-Anwendungen im Sozialwesen" nicht in den genannten Managementformen erschöpft), sondern zudem auch den möglichen Wirkungskreis der Sozialinformatik durch den Managementbezug sehr stark einengt.

Auch Reinert verweist auf eine interdisziplinäre Aufgabenstellung und fordert als (eine) Aufgabe der Sozialinformatik, hinreichende technologische Handlungskompetenz in den Wissensvorrat sozialer Arbeit zu integrieren, um so eine Befähigung zur kompetenten Beurteilung und Gestaltung möglicher Auswirkung auf das Arbeitsumfeld und die Arbeitsinhalte zu schaffen - mithin also eine aufgabenfeldspezifische Technikfolgeabschätzung vornehmen, eine "sozialarbeitsverträgliche" Technisierung begleiten und fachliche und berufsethische Standards geltend machen zu können[119], wohingegen Mehlich insbesondere die Gestaltungsperspektive bei der Entwicklung künftiger Fachanwendungen betont[120].

Ley definiert als Ziel - und somit auch implizit als Aufgabe - der Sozialinformatik "die Steigerung des Informationsflusses und dementsprechend die Mehrung professioneller Handlungsmöglichkeiten[121]" des professionell Tätigen in der Sozialen Arbeit. Dies kann natürlich als sehr weit gefaßt, aber auch als zu sehr an Annahmen ausgerichtet angesehen werden, da eine "Steigerung des Informationsflusses" (oder auch der Einsatz von "Wissensmanagement") nicht automatisch und wie von selbst zu einer Erhöhung professioneller Handlungsmöglichkeiten führt - hinzu kommen Unschärfen in den Begrifflichkeiten (z.B. Informationsfluß und Handlungsmöglichkeiten). Als recht widersprüchlich kann deshalb seine Äußerung aufgefaßt werden, wenn er schreibt, daß sich die Sozialinformatik "der Informationstechnologie, vornehmlich dem Computer als Arbeitsmittel[122]" widme, denn die "Mehrung professioneller Handlungsmöglichkeiten" verweist eigentlich auf einen Klientenbezug (sofern mit "professionellen Handlungsmöglichkeiten" mehr gemeint ist als eine gekonnte Aktenführung u.ä.) und ist dementsprechend etwas völlig anderes als eine Beschäftigung mit Informationstechnologie und dem "Computer als Arbeitsmittel", denn damit ist ein Arbeitsmittel ausschließlich im Bezug auf den Sozialarbeiter / Sozialpädagogen gemeint - bei Ley ist der Computer "[...] ein Werkzeug fachlichen Handelns. Die - durchweg geschätzte - pädagogische Arbeit mit dem Medium Computer bleibt prinzipiell der Medienpädagogik überlassen. Beim Gegenstand der Sozialinformatik geht es weniger um Erziehung und Bildung, sprich dem pädagogischen Blickwinkel der Medienhandhabung. Ausbildung einer Medienliteralität oder auch einer Medienalphabetisierung sind weiterhin Auftrag der Medienpädagogik[123]". Hierzu ist noch anzumerken, daß eine Ausklammerung von Erziehungs- und Bildungsaspekten mit dem Hinweis auf die Medienpädagogik schlechterdings nicht möglich erscheint, da Soziale Arbeit als integrativer Begriff für Sozialarbeit und Sozialpädagogik durch eben jenen sozialpädagogischen Bezug immer in einer nicht lösbaren Verbindung steht mit Erziehung und Bildung.

[...]


[1] Anzumerken ist, daß hier eine Differenzierung zwischen Sozioinformatik und Sozialinformatik festzustellen ist, worauf weiter unten noch näher eingegangen wird.

[2] Vgl. Jurgovsky, M.: Was ist Sozialinformatik?, in: Neue Praxis, H. 3, 32. Jg. 2002, S. 297-303.

[3] Stahlmann, G. in: "Informationsgesellschaft" und Soziale Arbeit. Einige essayistische Bemerkungen, unter: http://www2.fh-fulda.de/fb/sw/projekte/swin/texte/ingesell.htm, 01.07.2006

[4] Soziotechnik (oder auch Soziotechnische Systeme) beinhalten die "Gesamtheit von Technischem und Sozialem" im soziokulturellen Umfeld der Gesellschaft. Vgl. Schneider, G.: Naturwissenschaftlich - Technische Allgemeinbildung und Soziotechnik, Erweiterter Vortrag zur Internationalen Konferenz "Natur - Mensch - Technik" - Geschichte, Probleme und Entwicklung Technischer Bildung, Pädagogische Hochschule Erfurt 1999

[5] Sozionik bezeichnet ein interdisziplinäres Forschungsgebiet zwischen Soziologie und KI-Forschung (also zur Künstlichen Intelligenz). Dabei geht u.a. darum, soziale Entwicklungs- und Lernpotentiale, die sich aus Interaktions- und Organisationssystemen ergeben, zur Herstellung sozial lernender Software verfügbar zu machen. Vgl. Malsch (Hrsg.) 1998: 9

[6] Beide Begriffe, sowohl der des Bedieners wie auch der des Anwenders implizieren schon einen Teil der Problematik, die sich aus dem Verhältnis von professioneller Hilfe und Klientenzentrierung ergibt - "bedient" der Sozialarbeiter / Sozialpädagoge die Maschine in dem Sinne, daß er nur die Daten eingibt und dann auf das Ergebnis wartet? Oder wendet er die Maschine an, und wenn ja, in welchem Sinne? Wendet er sie auf den Klienten bzw. einen Sachverhalt an oder wendet er sie im Sinne eines Werkzeugs für den Klienten an?

[7] Wobei die folgenden Ausführungen keinesfalls den Anspruch auf Vollständigkeit erheben und dies auch gar nicht können, da selbst unter vielerlei Auslassungen der Rahmen der vorliegenden Arbeit dafür nicht ausreichen würde - vielmehr sollen die historischen Entwicklungen als eine (nur oberflächliche) Darstellung einiger grundlegender Zusammenhänge verstanden werden.

[8] Vgl. Matis 2002: 52

[9] Vgl. Gloy 1995: 179

[10] Vgl. Frevel / Dietz 2004: 18

[11] Die allerdings auch Produktionsstätten waren und durch den Einsatz extrem billiger Arbeitskräfte Arbeitsplätze in umliegenden Manufakturen vernichteten, die Lage also nur noch verschärften. Vgl. Frevel / Dietz 2004: 18

[12] Vgl. Sagebiel, J.: Geschichte der Sozialen Arbeit - Die Mütter der Sozialen Arbeit, FH München FB Sozialwesen, in: http://www.fhm.edu/fb11/Lehrmaterial/Sagebiel/Material/Skript_Geschichte_Sozialen_Arbeit.pdf, 01.06.2006

[13] Vgl. Hug / Danner / Busley 1977: 174. Hierzu ist allerdings anzumerken, daß dies keineswegs aus humanitären Gründen geschah, sondern weil festgestellt wurde, daß die für das Militär benötigten Rekruten in körperlich zu schlechter Verfassung für den Dienst waren. Wirtschaftliche Bestrebungen auf (zwischen-)staatlicher Ebene wurden allerdings weit rigoroser verfolgt und führten 1834 zur Gründung des Zollvereins, also einem Zusammenschluß von 18 deutschen Staaten, die hierdurch einen größeren Markt für industrielle Produkte eröffnen und Handelsbarrieren abschaffen wollten (vgl. Hug / Danner / Busley 1977: 167 f).

[14] Vgl. Hug / Danner / Busley 1977: 158 ff. Anzumerken ist, daß es auch zu einer ganzen Reihe von Auswanderungen kam, eine regelrechte Auswanderungswelle setzte insbesondere nach der durch Preußen niedergeschlagenen "Deutschen Revolution" ein.

[15] Zu erinnern hier an den Aufstand der schlesischen Weber 1844.

[16] Gründete 1833 das "Rauhe Haus" in Hamburg als "Rettungsanstalt" für verwahrloste Kinder. Vgl. Boeßenecker 2005: 122

[17] Gründete 1836 das Diakonissenhaus Kaiserswerth für die Arbeit mit weiblichen Strafgefangenen. Vgl. Boeßenecker 2005: 122

[18] Die sowieso eher eine bürgerliche Revolution war, was sich auch in der Besetzung des Parlaments äußerte (vgl. Ribhegge 1998).

[19] Eine tatsächliche Besserung trat bekanntlich erst nach der Konstituierung des Kaiserreiches 1871 ein, als Bismarck nach und nach die Sozialversicherungen einführte (zwar als Instrument der Herrschaftssicherung im Sinne von divide et impera, aber nichtsdestotrotz reale Verbesserungen).

[20] Vgl. Boeßenecker 2005: 122

[21] Caritas 1897, AWO 1919, DPWV 1924, DRK 1863, ZWST 1917.

[22] Vgl. Hüppe / Schrapper (Hrsg.): 1989: 83 ff

[23] Vgl. Boeßenecker 2005: 59 ff

[24] Wobei nach Bernal (1967: 74) zumindest die Arithmetik auch älter ist als die Schrift, woraus der Schluß gezogen werden kann, daß Zahlensymbole bzw. die Darstellung von Werten durch Gegenstände (z.B. Steine) die ältesten nicht-kultischen Symbole sind.

[25] Vgl. Matis 2002: 30

[26] Vgl. Asimov 1996: 41

[27] Vgl. Matis 2002: 34

[28] Zu erinnern hierbei insbesondere an die nach dem Düsenprinzip arbeitende "Dampfmaschine" von Heron (ca. 100 v.u.Z.). Vgl. Bernal 1965: 141

[29] Zemanek (1991: 31) verweist hier auf die Wildfallen, die einem Automatismus folgen, (Lock-)Informationen bereithalten, über eine Energieversorgung verfügen (z.B. ein gespanntes Seil) und mehrfach verwendet werden können - dies trifft jedoch auch auf einen Automaten ganz anderer Art zu, der das Zeitalter der Moderne nachhaltig einläutete, nämlich die schon lange vorher unter verschiedenen Namen bekannte Guillotine (vgl. Barring 1967: 147 ff), wenn hier die Information auch eher im Ergebnis als in der "Eingabe" lag.

[30] Was insbesondere für die Feinmechanik gilt und z.B. die Entwicklung relativ exakter Uhrwerke nach sich zog (obwohl die erste mechanische Uhr wahrscheinlich bereits zwischen 1270 und 1330 entwickelt wurde. Vgl. Schow, E. in: maßstäbe # 6 2005, S. 27).

[31] Dyson (2000) weist explizit auf die enge Verbindung zwischen den Anfängen der modernen Naturwissenschaften und den technischen Entwicklungen hin.

[32] In Verbindung mit der Kohleförderung, für die schon frühzeitig Dampfmaschinen zur Grubenentwässerung eingesetzt wurden. Vgl. zu diesem Themenkomplex Bernal 1965: 372 ff.

[33] Zu erinnern hierbei an den weltweit verbreiteten lochkartengesteuerten Webstuhl von Jean Marie Jacquard (1752 - 1834), der wiederum auf die früheren (vorwiegend zum Amüsement der Privilegierten geschaffenen) Arbeiten des Automatenbauers Vaucanson zurückgriff (vgl. Zemanek 1991: 48).

[34] Vgl. zu diesem Themenkomplex ausführlichst Hobsbawm 2004 und Paczensky 1970.

[35] Hier ist insbesondere die von Charles Babbage ab 1834 geplante, aber erst nach seinem Tod zur Ausführung gelangte Analytical Engine zu nennen, die schon alle Grundprinzipien moderner Computer zeigte. Als Antrieb der Maschine war Dampfkraft vorgesehen, die Steuerung sollte auf Lochkarten basieren (vgl. Zemanek 1991: 192 f).

[36] So auch im 3. Reich, wo im Rahmen der Volkszählung auch Daten zur "Abstammung" und zur Glaubenszugehörigkeit erfaßt wurden, was später zu einer leichteren Selektion bestimmter Bevölkerungsgruppen genutzt wurde.

[37] Manche Geräte waren auch noch in den 1980er Jahren im Gebrauch, dementsprechend auch die Lochkarten.

[38] Vgl. Matis 2002: 120 ff

[39] Ebd. 242 f

[40] Die Zuse KG wurde nach dem zweiten Weltkrieg in Bad Hersfeld von Konrad Zuse gegründet, dem Entwickler des Z3, dem ersten voll programmgesteuerten Rechner, den Zuse 1941 fertig stellte. Der folgende Rechner, der Z4 von 1944, blieb bis 1959 im Einsatz, zuletzt am französischen Institut Franco-Allemand des Recherches. Daneben erfand Zuse auch den Plotter und entwickelte die erste Programmiersprache der Welt (Plankalkül). Vgl. Alex / Flessner / Mons / Pauli / Zuse 2000

[41] Insbesondere das US-Militär regte durch das bis in die 1980er Jahre bestehende SAGE-Programm (zur Flugabwehr) viele Entwicklungen wie den LightPen oder die erste grafische Darstellung durch einen Computer auf dem ebenfalls ersten "Monitor" (ein Gerät, das aus der Radarkontrolle der Flugüberwachung adaptiert wurde) an.

[42] Vgl. zu den folgenden Ausführungen zur Entwicklung der Microcomputer Matis 2002: 260 ff, Wurster 2002: 130 ff, Voss 1999, Zemanek 1991 sowie Zilahi-Szabó 1995.

[43] Mit 2300 Transistoren und einer 108-KHz-Taktung.

[44] Kurze Übersicht der Intel-Prozessoren der 1970er Jahre: INTEL 4004 1971, INTEL 4040 1972, INTEL 8008 1972, INTEL 8080 1974, INTEL 8085 1978, INTEL 8088 1979.

[45] Der Begriff "Minicomputer" ist etwas verwirrend, da damit nicht tatsächlich sehr kleine Rechner gemeint waren - "mini" waren sie nur im Vergleich zu den schon erwähnten Großrechenanlagen. Die Minicomputer selbst erreichten immer noch stattliche Größen von der einer Gefriertruhe oder auch einer Schrankwand (was sich nur auf die Recheneinheit bezieht - die Stromversorgung, die Speicher- und Ausgabegeräte usw. kamen noch hinzu).

[46] Rathschlag (in: Hüppe / Schrapper [Hrsg.] 1989: 198) verweist auf eine Steigerung der Reallöhne zwischen 1950 und 1980 um 300 %.

[47] Aufgrund des 1975 verabschiedeten Haushaltsstrukturgesetzes, mit dem auf die spürbare Rezession 1973/74 reagiert wurde. Vgl. Frevel / Dietz 2004: 37

[48] Vgl. Rathschlag in: Hüppe / Schrapper (Hrsg.) 1989: 200

[49] Z.B. 1969 Einführung des Arbeitsförderungsgesetzes, 1970 Verankerung der sechswöchigen Lohnfortzahlung im Krankheitsfall für Angestellte und Arbeiter, 1971 Einführung des gesetzlichen Unfallschutzes für Schüler und Studenten sowie des Bundesausbildungsförderungsgesetzes, 1972 Betriebsverfassungsgesetz und Rentenreform mit vorverlegter Rentenanpassung.

[50] Interessanterweise kann zumindest für die USA hinsichtlich der Studentenproteste gelten, daß diese häufig erst durch Computerhilfe möglich wurden, da die Organisation von Protesten häufig über die Großrechner der Universitäten erfolgte. Vgl. Weizenbaum 2001

[51] Vgl. Pfaffenberger in: Engelke (Hrsg.) 1996: 36 ff

[52] Vgl. Merten, R.: "Sozialarbeitswissenschaft": Der Königsweg der Sozialarbeit in die professionelle Autonomie? in: rundbrief gilde soziale arbeit - GiSA, Sonderheft # 1 97, S. 8

[53] Vgl. Opaschowski 1996: 22 f

[54] Vgl. Rathschlag in: Hüppe / Schrapper (Hrsg.) 1989: 198

[55] BASIC = B eginners A ll-purpose Symbolic Instruction Code = Symbolischer Befehlscode für Anfänger und alle Zwecke, eine imperative Programmiersprache, bei der die Programmstrukturen den Programmablaufplänen ähneln.

[56] Die damaligen Computer waren also Werkzeuge um andere Werkzeuge (Programme) anzufertigen, die dann bestimmte Aufgaben erledigen sollten - der Zwischenschritt der Werkzeugerstellung aber fiel bei späteren Systemen im Normalfall weg.

[57] Fotos: http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Trs80_2.jpg, http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:CPU_Altair_8800.jpg, Rolf Schmidt.

[58] Neben dem Commodore PET.

[59] Was auch den Aufstieg von Microsoft nach sich zog.

[60] Dieser Rechner konnte also mehrere Anwendungen gleichzeitig steuern, wohingegen das Betriebssystem MS-DOS lediglich eine einzige Anwendung zuließ. Zudem besaß der Amiga 1000 ein 32-Bit-Betriebssystem (AmigaOS) sowie eine grafische Benutzeroberfläche.

[61] Obwohl es bis Anfang der 1990er Jahre dauerte, bis auch der Homecomputermarkt zusammenbrach und der PC dominierte. Auch heute jedoch gibt es noch einige Enthusiasten, die gelegentlich ihre Amigas und C 64 benutzen.

[62] Vgl. Kirchlechner in: Wendt (Hrsg.) 2000: 114

[63] Vgl. Galuske 2001: 117 ff

[64] Was hier nur angemerkt, aber nicht weiter thematisiert werden soll, da dies eine umfassende Reflexion über die Wandlungen von Professionsverständnisweisen mit all ihren Zusammenhängen erfordern würde.

[65] Vgl. die entsprechende Studie von Bolay / Kuhn 1993 über die Einführung von EDV bzw. PCs an Arbeitsplätzen im sozialen Bereich "von unten", also durch die professionell Tätigen selbst.

[66] Vgl. Bolay, E.: Herr der Lage, Knecht der Dinge. Subjektivierungsgewinne durch EDV-Innovationen bei Beschäftigten in der Sozialen Arbeit, in: Widersprüche # 49 1993, S. 61 - 74

[67] Vgl. Kirchlechner in: Wendt (Hrsg.) 2000: 54 ff

[68]"Computer für die Ausbildung und Praxis sozialer Arbeit, Entwicklung eines Fachübergreifenden Curriculums zur Einbeziehung von Computern in die grundständige Ausbildung der Fachrichtung Sozialwesen, Entwicklungsbericht, EFH, Bochum 1986"

[69] R. Dringenberg in: http://www.efh-bochum.de/homepages/dringenberg/dringenberg.html, 19.06.2006

[70] Vgl. Kantel, H.-D.: Technisierung kommunaler Sozialarbeit. Vom Ende eines Mythos, in: Widersprüche # 49 1993, S. 9 - 18

[71] Was wesentlich auch mit der Wiedervereinigung zusammenhängt und ihrer hauptsächlichen Finanzierung durch Rückgriff auf Mittel der Sozialversicherungen (vgl. Huster in: Dallmann / Kreuzer [Hrsg.] 2006: 19 ff).

[72] Man kann auch annehmen, daß sich eine zunehmende Orientierung an marktwirtschaftlichen Aspekten aus dem Zusammenbruch des Ostblocks ergab.

[73] Vgl. Galuske 2001: 307 ff

[74] Mit Ausnahme des eher selten realisierten Kostenrückgriffs nach §§ 91 - 94 SGB VIII.

[75] IKT = I nformations- und Kommunikations technologie

[76] Dabei handelt es sich häufig um die vieldiskutierten Beschäftigungsmaßnahmen in der Mehraufwandsvariante ("Ein-Euro-Jobs" / EEJ) oder um die oft sinn- und nutzlosen Computer- und Bewerbungskurse, die häufig von privaten Anbietern durchgeführt werden; allerdings sind auch Leistungen möglich, die tatsächlich häufig typische Aufgaben von Sozialarbeitern / Sozialpädagogen sind, wie z.B. psychosoziale, Drogen- oder Schuldnerberatung. Insgesamt gesehen sind diese möglichen Leistungen nach SGB II / XII für viele Anbieter sowohl der Freien Wohlfahrtspflege wie auch aus der Privatwirtschaft ein lukrativer Markt.

[77] Vgl. Kirchlechner in: Wendt (Hrsg.) 2000: 57

[78] Vgl. http://www.ku-eichstaett.de/Fakultaeten/SWF/links.de, 01.07.2006

[79] Wobei insbesondere die Bemühungen von Engelke (1992) zu erwähnen sind.

[80] Vgl. Peterander in: König / Oerthel / Puch (Hrsg.) 2001: 87

[81] Wie überhaupt Computer zu Lernzwecken schon erstmals in den 1970er Jahren eingesetzt wurden.

[82] Vgl. Janatzek, U.: Bildungsprogramme mit Neuen Medien in der Sozialen Arbeit, Diplomarbeit an der Ev. Fachhochschule Rheinland-Westfalen-Lippe im Studiengang II Sozialpädagogik, 2006

[83] Beispielsweise das Forum des Wuppertaler Erwerbslosen- und Sozialhilfevereins Tacheles e.V., dessen Gründer und Betreiber Harald Thomé als Lehrbeauftragter an der EFH-Bochum tätig ist. Im Zuge der Einführung der SGB II / XII kam es sogar zu einer ganzen Reihe von Neugründungen derartiger Vereine und Foren.

[84] In: Mührel (Hrsg.) 2003: 107 ff

[85] Vgl. Henke, U.: Die Idee eines virtuellen Klassenzimmers, in: Dringenberg (Hrsg.): Internet vorgeführt und diskutiert 2002: 194

[86] Vgl. Petko, D.: Diskutieren in virtuellen Lehrveranstaltungen, in: BEITRÄGE ZUR LEHRERFORTBILDUNG, 21 (2) 2003: 206 - 220

[87] Vgl. Wendt (Hrsg.) 2000: 52

[88] In: Wendt (Hrsg.) 2000: 111 ff

[89] Ebd.: 134 ff

[90] Vgl. Reinert, J.: Sozialinformatik. Gegenstand und Curriculum, in: Studium und Praxis # 1 2002

[91] Vgl. Ostermann, R. / Trube, A.: Sozialinformatik lehren - aber wie?, in: Sozialmagazin # 7 - 8, 27. Jg. 2002, S. 67

[92] Vgl. Ley, T.: Sozialinformatik. Zur Konstituierung einer neuen (Teil-)Disziplin, in: Archiv für Wissenschaft und Praxis der sozialen Arbeit, 1/2004, S. 3 - 39.

[93] Vgl. Kreidenweis 2004: 20

[94] Ebd.: 21

[95] Kunstwort, das sich entweder aus Informat ion und Techn ik oder Informat ion und Mathemat ik oder auch Informat ion und Automat ik zusammensetzt.

[96] Vgl. Coy in: Desel 2001: 3

[97] Zitiert nach Coy, in: Desel 2001: 4

[98] Hier wäre wohl auch "rationell" möglich gewesen, was aber sicherlich nicht gemeint war.

[99] Hier war wahrscheinlich tatsächlich der englische Begriff gemeint.

[100] Vgl. zu den Feldern der Kerninformatik http://de.wikipedia.org/wiki/Informatik, 20.05.2006

[101] Steinmüller in: Zilahi-Szabó 1995: 234

[102] Ebd.

[103] Steinmüller in: Zilahi-Szabó 1995: 234

[104] Vgl. Coy in: Desel (Hrsg.) 2001: 11

[105] Ebd.: 10

[106] Vgl. Capurro, R.: Ethik und Informatik, in: Informatik-Spektrum # 13 1990, S. 311 - 320

[107] Was einem eher sozialwissenschaftlichen Verständnis der Informatik entsprechen mag. Vgl. dazu Habermas 1985: 90 f, der auf die Durchdringung der Sozialwissenschaften durch heterogene Ansätze und Ziele verweist.

[108] Vgl. Zemanek 1991: 389 ff

[109] In: Rudlof (Hrsg.) 2004: 10

[110] Ebd.

[111] Ebd.

[112] In: http://web.uni-bamberg.de/sowes/dozenten/mehlich/sozialinformatik.htm, 31.06.2006

[113] Ostermann, R. / Trube, A.: Sozialinformatik lehren - aber wie?, in: Sozialmagazin # 7 - 8, 27. Jg. 2002, S. 67

[114] Vgl. Ley, T., 2004: Sozialinformatik. Zur Konstituierung einer neuen (Teil-)Disziplin, in: Archiv für Wissenschaft und Praxis der sozialen Arbeit, 1/2004, S. 3 - 39

[115] In dem Interview "Ein Ostschweizer Weg in die Sozialinformatik ?", in: http://www.sonews.ch/Download/si-interview.pdf, 31.06.2006

[116] Vgl. Kreidenweis, H.: Fit for future? Informationstechnologie zur Modernisierung Sozialer Arbeit nutzen, Referat auf der Fachtagung Soziale Arbeit Digital des Caritasverbandes für die Erzdiözese Freiburg, Rastatt 7.11.2001

[117] Vgl. Wendt 2000: 30 f

[118] Ebd.: 15

[119] Vgl. Reinert, J.: Sozialinformatik. Gegenstand und Curriculum, in: Studium und Praxis # 1 2002

[120] In: http://web.uni-bamberg.de/sowes/dozenten/mehlich/sozialinformatik.htm, 31.06.2006

[121] Ley, T., 2004: Sozialinformatik. Zur Konstituierung einer neuen (Teil-)Disziplin, in: Archiv für Wissenschaft und Praxis der sozialen Arbeit, 1/2004, S. 12

[122] Ebd.: 30

[123] Ebd.

Fin de l'extrait de 158 pages

Résumé des informations

Titre
Sozialinformatik in der Sozialen Arbeit
Université
Protestant University of Applied Sciences Rheinland-Westfalen-Lippe
Note
1.0
Auteur
Année
2006
Pages
158
N° de catalogue
V62643
ISBN (ebook)
9783638558518
ISBN (Livre)
9783656771531
Taille d'un fichier
1724 KB
Langue
allemand
Annotations
Sozialinformatik in Lehre, Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit. Wissenschaftliche Zuordnung, Verhältnis zur Informatik, Verhältnis zur Sozioinformatik, Klientenbezug und hermeneutische Basis, Anwendungserstellung. Untersuchung zur Sozialinformatik am Stellenmarkt. Historische Entwicklung und Gegenstandsbereich. Diese Arbeit wurde von den Prüfern vorgeschlagen für den 2007 zu vergebenden Förderpreis des "Vereins der Freunde und Förderer der EFH RWL" für überdurchschnittliche Diplomarbeiten.
Mots clés
Sozialinformatik, Sozialen, Arbeit
Citation du texte
Uwe Janatzek (Auteur), 2006, Sozialinformatik in der Sozialen Arbeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/62643

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