Pierre de Ronsard und die Dichtung der Pléiade


Trabajo de Seminario, 2005

24 Páginas, Calificación: 2,0


Extracto


Inhaltsverzeichnis

I. Wie wurde Frankreich auf Italien aufmerksam? - Die Anfänge des Petrarkismus in Frankreich

II. Die Pléiade

III. Pierre de Ronsard

IV. Joachim Du Bellay

V. Literaturverzeichnis

VI. Selbstständigkeitserklärung

Mit Dante Alighieri und Giovanni Boccaccio gehörte Francesco Petrarca zu jenem Dreigestirn, das dem 14. Jahrhundert in Italien den Ruf einer literarischen Blütezeit eingebrachte. Auf der Schwelle zwischen Mittelalter und Renaissance, bildete sich mit einem humanistischen Lebensgefühl die Idee eines 'neuzeitlichen Menschen' heraus, den Petrarca in besonderer Weise verkörperte. Petrarca war es, der neue Quellen für die Poesie entdeckte und den Menschen, als Ziel seiner Bemühungen, die Schönheit der Antike nahe brachte.[1]

Petrarca, der 1341 zum Dichter gekrönt wurde und sich danach Poeta Laureatus nennen durfte, erfuhr vor allem für seine Liebesdichtung großen Ruhm und war viele Jahre lang Vorbild für die Dichter in ganz Europa. Die Sonette an seine geliebte Laura hat der Dichter in der Sammlung „Canzoniere“ vereinigt. Vor allem nach seinem Tod verfassten Dichterkollegen in Italien selbst, in Spanien, Deutschland und auch in Frankreich Liebesgedichte nach petrarkistischer Manier.

In dieser Hausarbeit wird neben der Pléiade, der wohl berühmtesten französischen Dichterschule, auch das Werk Pierre de Ronsards und das seines Freundes Joachim

Du Bellay, die Gründer dieser Schule, dargestellt. An ausgewählten Werken und Gedichten der beiden Dichter soll deren Wirken im Sinne Petrarcas verdeutlicht werden.

1. Wie wurde Frankreich auf Italien aufmerksam? - Die Anfänge des Petrarkismus in Frankreich

Der französischen König Charles VIII., der Ansprüche auf den Thron von Neapel hegte, eröffnete am 31. Dezember 1494 mit seinem Einmarsch in Rom eine Serie von insgesamt acht Italien - Invasionen, die über ein halbes Jahrhundert dauern sollten.

Diese Unternehmungen verliefen für den König zwar alle erfolglos, brachten jedoch das bis dahin relativ unkultivierte französische Volk mit dem Geist Italiens in Verbindung und förderten den Austausch zwischen diesen beiden Ländern.[2] Nachdem Frankreich das Land jenseits der Alpen „entdeckt“ hatte, wurde Italien das Land der französischen Sehnsucht.

Italien war die Wiege der Kultur, das Land der Renaissance, der aufblühenden Kunst und Dichtung. Tatsächlich hatte Italien im Bereich Kunst und Literatur die Vormachtstellung inne, die es in der Politik vergebens zu erreichen versuchte.

Angesichts dieses „gelehrten“ Landes, erkannten die Franzosen sehr schnell, dass die Notwendigkeit, sich zu bilden überall präsent war.[3] Die französische Literatur konnte jedoch noch nicht nach poetischer Originalität streben, weshalb die Franzosen begannen, sich an Italien zu orientieren.[4] Die bekanntesten Dichter Frankreichs reisten nach Italien und im Gegensatz dazu, wimmelte es am französischen Hof von italienischen Gelehrten.

Nachdem die Franzosen unter der Führung ihrer Könige Charles VIII., Louis XII. und Françoise I.er Italien von Norden nach Süden durchquert und, sich eine gefestigte Position in Mailand gesichert hatten, wandten sich die Dichter Frankreichs speziell Petrarca und seiner Liebeslyrik zu.[5]

2. Die Pléiade

In der Mitte des 16. Jahrhunderts gründeten Pierre de Ronsard und Joachim Du Bellay eine der wichtigsten und bekanntesten Dichterschulen Frankreichs: die Pléiade. Nachdem sich die beiden Dichter in einer Jugendherberge kennen gelernt hatten[6], waren sie Schüler Dorats, dem Leiter des Collège de Conqueret in Paris. Dort bildete sich der Kern der «Brigarde» – der zukünftigen Pléiade heraus.[7]

Der Name « Pléiade » kommt aus dem Griechischen. „Pleias“ bedeutet Siebengestirn und ist eine Anlehnung an die PLEIAS, eine Gruppe von sieben Tragödienautoren, deren bevorzugtes Versmaß der Alexandriner war. Jedoch steht die Zahl 7 auch mit der Pléiade in Verbindung, denn auch sie hatte 7 Mitglieder. Diese waren aber nicht immer die gleichen. Ronsard spricht von den quatres « grands », die er deshalb so bezeichnete, da sie zu keinem Zeitpunkt die Gruppe verließen. Neben Pierre de Ronsard selbst waren dies Joachim Du Bellay, Baïf, Jodelle und Tyard. Außer ihnen gab es die « deux étoiles variables » Des Autels und

La Péruse, die später von Peletier und Belleau ersetzt wurden.[8]

Gemeinsam ist den Dichtern der Pléiade die Bewunderung sowohl der Antike als auch Italiens, und das Ziel, das Französische den anderen Sprachen ebenbürtig zu machen. Nicht zuletzt existierte der Wunsch, denjenigen, die man als die Besten bezeichnete, in nichts nachzustehen und sich sogar mit den großen antiken und italienischen Vorbildern zu duellieren.

Den Anfang der Pléiade markierte Joachim Du Bellay im Jahre 1549 mit der Veröffentlichung seiner « Deffence et Illustration de la Langue francoyse ».[9] Diese Poetik stellt zugleich das Programm der Pléiade dar, das neben der Nachahmung der antiken Dichter, der produktiven Aufnahme der Dichtung Petrarcas, auch die Ausschöpfung aller Möglichkeiten der französischen Sprache verlangte. Durch dieses Manifest machte sich Joachim Du Bellay zum „Anwalt der französischen Sprache“, indem er das Französische als schöne Sprache bezeichnet, die zwar nicht reich an Wörtern, dafür aber lebendig und unverbraucht ist.

Du Bellays Wunsch ist es, französisch zu schreiben, was zu diesem Zeitpunkt nicht selbstverständlich war. Dem Französischen fehlten Wörter, Begriffe und eine einheitliche Grammatik, weshalb man meistens auf die lateinische Sprache zurückgriff, die als die differenzierteste galt.

Auf die Frage, wie man den antiken und lateinischen Autoren denn nun gleichziehen könne, antwortet Du Bellay in seiner « Deffence »: « Imitant les meilleurs aucteurs grecz, se transformant en eux, […] et apres les avoir bien digerez, les convertissant en sang et nouriture […]. »[10]

Ovid, Catull, Homer oder Virgil empfiehlt er für die Autoren der Antike, Petrarca oder Sannazar für die Modernen und er fordert « Sonne moy ces beaux sonnetz, non moins docte que plaisante invention italienne, […].[11]

Das angestrebte Ziel war jedoch niemals nur die Imitaio, die bloße Nachahmung, sondern man wollte das Französische so weit voran bringen, dass sogar Aemulatio, die Überbietung der antiken Vorbilder möglich wurde. Imitatio ist für Du Bellay ein sprachschöpferischer Vorgang und bedeutet, dass man sich immer mehr daran annähert, das Französische auf das gleiche Niveau wie das klassische Griechisch oder Latein zu bringen und es dadurch „literaturfähig“ zu machen.

Dafür startet Du Bellay den Aufruf, nicht nur zu übersetzen, da die Übersetzung alleine niemals das einzige und nützlichste Mittel sei, die Muttersprache zu bereichern und der französischen Sprache die gewünschte Perfektion zu verpassen.[12] Du Bellay gibt sich entschieden traditionell und bevorzugt klar die bekannte Maxime „So wörtlich wie möglich, so frei wie nötig“[13]

Nach ihm bedarf die französische Sprache nur einer Bereicherung des Wortschatzes und einer bewussten Pflege des Stils, um sie für den Dichter brauchbar zu machen. Ausschlaggebend hierfür war die Wiederbelebung ungebräuchlicher und archaischer Wörter, die Kreation neuer Begriffe und vor allem die Bereicherung der Sprache im Hinblick auf den Wortschatz, den poetischen Stil und auf die Gattungen und Formen[14]. So lehnt Du Bellay alle traditionell französischen Formen ab und bevorzugt den Rückgriff auf die antiken Formen Ode, Elegie, Hymne und Sonett.

Gemäß der Pléiade ist es nicht einfach, Dichter zu sein. Will man Ruhm erlangen, so muss sich zum Talent harte und ausdauernde Arbeit gesellen. Du Bellay schreibt:

« Qui veut voler par les mains et bouches des hommes doit longuement demeurer

en sa chambre: et qui desire vivre en la memoire de la posterité, doit comme mort en soymesmes suer et trembler maintesfois, et autant que notz poëtes coutizans boyvent,

mangent et dorment à leur oyse, endurer de faim, de soif, et de longues vigiles. »[15]

Dies sind nach Du Bellay die « Flügel, mit denen die Schriften der Menschen zum Himmel fliegen ».[16] Außerdem darf man sich nicht der Nachahmung irgendeines Dichters zuwenden, sondern demjenigen, den man fähig ist nachzuahmen und dem man sich nahe fühlt. Andernfalls ähnle gemäß Du Bellay die Nachahmung der, eines Affen.

« Avant toutes choses, fault qu’il ait ce jugement de cognoitre ses forces et

tenter combien ses epaules peuvent porter: qu’il sonde diligemment son naturel,

et se compose à l’immitation de celuy dont il se sentira approcher de plus pres.

Autrement son immitation ressembleroit celle du singe. »[17]

Hinzu kommt, dass der Dichter tugendhaft sein muss, denn « […] les Muses ne veulent loger en une âme si elle n’est bonne, sainte et vertueuse […] » Die Poeten, die ein gutes Wesen haben müssen, dürfen weder bösartig, noch mürrisch oder betrübt sein.[18]

Jedoch verlangte niemand von einem Dichter der Renaissance, dass er sich auf den Grund von etwas bisher Unbekanntem begab oder gar Innovationen hervorbrachte. Auch der Dichter selbst dachte nie über so etwas nach, Imitatio und Aemulatio reichten ihm völlig aus[19], zumal die Funktion eines Dichters die höchstmögliche war, die man nur mit der eines Priesters vergleichen konnte[20] ; der Poet wird von den Musen heimgesucht, er ist derjenige, dem die Ewigkeit zuteil wird und er spricht die Sprache der Götter. Deshalb wurde der Dichter von den Durchschnittsmenschen oft verkannt.

Der übermenschliche Charakter wurde von den Mitgliedern der Pléiade immer bestärkt und selbst wenn sie des Öfteren herbe Enttäuschungen hinnehmen mussten, niemals sind sie von dieser Überzeugung abgewichen.[21]

[...]


[1] Piéri, Marius: Le pétrarquisme en France au XVIe siècle, S. 7

[2] Piéri, Marius: Le pétrarquisme en France au XVIe siècle, S. 41

[3] Piéri, Marius: Le pétrarquisme en France au XVIe siècle, S. 42

[4] Piéri, Marius: Le pétrarquisme en France au XVIe siècle, S. 46

[5] Piéri, Marius: Le pétrarquisme en France au XVIe siècle, S. 44

[6] Bellenger, Yvonne: La Pléiade, S. 11

[7] Bellenger, Yvonne: La Pléiade, S. 13

[8] Bellenger, Yvonne: La Pléiade, S. 8

[9] Bellenger, Yvonne: La Pléiade, S. 9

[10] Du Bellay, Joachim: Deffence et Illustration de la langue Francoyse, S. 21/22

[11] Du Bellay, Joachim: Deffence et Illustration de la langue Francoyse, S. 49

[12] Vermeer, Hans J.: Das Übersetzen in Renaissance und Humanismus, Band I Westeuropa, S. 261

[13] Vermeer, Hans J.: Das Übersetzen in Renaissance und Humanismus, Band I Westeuropa, S. 262

[14] http://www.uni-essen.de/literaturwissenschaft-aktiv/Vorlesungen/lyrik/bellay.htm

[15] Du Bellay, Joachim: Deffence et Illustration de la langue Francoyse, S. 47

[16] Du Bellay, Joachim: Deffence et Illustration de la langue Francoyse, S. 47

[17] Du Bellay, Joachim: Deffence et Illustration de la langue Francoyse, S.47

[18] Bellenger, Yvonne: La Pléiade, S. 18

[19] Bellenger, Yvonne: La Pléiade, S. 25

[20] Bellenger, Yvonne: La Pléiade, S. 32

[21] Bellenger, Yvonne: La Pléiade, S. 31

Final del extracto de 24 páginas

Detalles

Título
Pierre de Ronsard und die Dichtung der Pléiade
Universidad
Friedrich-Alexander University Erlangen-Nuremberg  (Institut für Germanistik)
Curso
Seminar: Petrarca und der europäische Petrarkismus
Calificación
2,0
Autor
Año
2005
Páginas
24
No. de catálogo
V62738
ISBN (Ebook)
9783638559317
ISBN (Libro)
9783656801948
Tamaño de fichero
540 KB
Idioma
Alemán
Notas
Palabras clave
Pierre, Ronsard, Dichtung, Pléiade, Seminar, Petrarca, Petrarkismus
Citar trabajo
Kathrin Haberkorn (Autor), 2005, Pierre de Ronsard und die Dichtung der Pléiade, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/62738

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