In der ‚Zivilgesellschaft‘ lässt sich seit einiger Zeit, zumindest was Mode und Habitus betrifft, immer mehr ein Verwischen der Geschlechtergrenzen beobachten, während im Kontext von Gewalt und Krieg die Repräsentation im Geschlechterantagonismus verharrt. Gerade die außeralltägliche Welt des Krieges scheint, trotz der empirischen Tatsache weiblicher Soldatinnen, auch heute noch ein nationales Medium repräsentativer Männlichkeit zu sein.
Hierzu passt die mediale Inszenierung der gefangen genommenen US-Soldatin Jessica Lynch als unschuldiges Opfer. Die Helden hierbei waren die special forces, die, einem Hollywood-Film gleich, “kriegerische Politik und technologisch aufgerüstete Männlichkeit” verkörpern. Geht es um die Darstellung von Gewalt oder kriegerischer Handlungen, dann ist ‚Weiblichkeit‘ meist das Medium für Leid, Schmerz, passive Opfer usw..
Mit dem Einbruch der Soldatinnen in die männliche Institution Armee werden zwar die Repräsentation von Weiblichkeit widersprüchlicher; dies zeigt z.B. die eher befremdende Inszenierung der Soldatin Lyndie England als sexuell konnotierte Perverse im Folterrausch. Doch auch in diesem Fall fungiert eher als ein, das Positiv der männlichen Kriegssphäre pervertierender Gegenpol. Geschlechter-dichotome Charaktere und Lebenswelten werden bestätigt.
Aus diesen wenigen Beispielen ließe sich vermuten, dass für das Militär als letztes Refugium hegemonialer Männlichkeit die Ausgrenzung und Abwertung alles Weiblichen und eine umfassende Dichotomisierung noch immer konstitutiv sind. Es stellt sich die Frage nach dem Verhältnis von Gewalt, Krieg und exklusiver / exklusiv gedachter Männlichkeit und dessen Entstehungsgeschichte.
Inhaltsangabe
I. Einleitung (2)
II.Hauptteil
II. 1. Konstruktion und Krise moderner Männlichkeit
a) Aufklärung – Entstehung einer modernen Ästhetik der Maskulinität
b) Moderne – Einbruch des ‚Anderen’ ins ‚Eigene’
2.Strategien zur Konsolidierung hegemonialer Männlichkeit – die Wiederentdeckung von
Männlichkeit produzierenden Ritualen
a) Heinrich Schurtz und das ‚Männerhaus’
b) (männliche) Gesellschaft versus (weibliche) Familie
c) Initiation zwischen Sexualität und Gewal
d) Krieg als Teil der männerbündischen Welt
e) Männerbund als exklusiver Geheimbund
3. Strategien zur Konsolidierung hegemonialer Männlichkeit – Der Männerbund als
politisches Konzept der (Anti-) Moderne
a)Der Wandervogel – Beispiel eines Jungenbunde
b) Hans Blüher – moderner Männerbund und ‚mannmännlicher Eros‘
4. Der Erste Weltkrieg als “Schock” und “Stahltaufe” – die Rolle des Militärischen und
Soldatischen im männerbündischen Weltbild
a) Vom Wandern zum Marschieren – Initiation durch den Krieg
b) Eros und Krieg
c) ‚Ästhetik des Schreckens’ als männliche Kriegsästhetik
d) Entstehung des Staates/ neuen Menschen aus der bündischen Frontgemeinschaft
e) Krieg vs. ‚weibliche’ Realitä
III.Fazit
IV.Literaturliste
IEinleitung
In der ‚Zivilgesellschaft‘ lässt sich seit einiger Zeit, zumindest was Mode und Habitus betrifft, immer mehr ein Verwischen der Geschlechtergrenzen beobachten, während im Kontext von Gewalt und Krieg die Repräsentation im Geschlechterantagonismus verharrt. Gerade die außeralltägliche Welt des Krieges scheint – trotz der empirischen Tatsache weiblicher Soldatinnen – auch heute noch ein nationales Medium repräsentativer Männlichkeit zu sein.
Hierzu passt die mediale Inszenierung der gefangen genommenen US-Soldatin Jessica Lynch als unschuldiges Opfer – die Helden hierbei waren die special forces, die, einem Hollywood-Film gleich, “kriegerische Politik und technologisch aufgerüstete Männlichkeit”[1] verkörpern. Geht es um die Darstellung von Gewalt oder kriegerischer Handlungen, dann ist ‚Weiblichkeit‘ meist das Medium für Leid, Schmerz, passive Opfer usw..
Mit dem Einbruch der Soldatinnen in die männliche Institution Armee werden zwar die Repräsentation von Weiblichkeit widersprüchlicher; dies zeigt z.B. die eher befremdende Inszenierung der Soldatin Lyndie England als sexuell konnotierte Perverse im Folterrausch. Doch auch in diesem Fall fungiert eher als ein, das Positiv der männlichen Kriegssphäre pervertierender Gegenpol. Geschlechter-dichotome Charaktere und Lebenswelten werden bestätigt.
Aus diesen wenigen Beispielen ließe sich vermuten, dass für das Militär als letztes Refugium hegemonialer Männlichkeit die Ausgrenzung und Abwertung alles Weiblichen und eine umfassende Dichotomisierung noch immer konstitutiv sind. Es stellt sich die Frage nach dem Verhältnis von Gewalt, Krieg und exklusiver / exklusiv gedachter Männlichkeit und dessen Entstehungsgeschichte.
In dieser Arbeit werde ich versuchen, die Entstehung des politischen Männlichkeitsstereotyps, welches sich speziell im Militär so hartnäckig hält, aufzuzeigen. Jenes Stereotyp ist untrennbar verbunden mit Vorstellungen von männlicher Exklusivität, Heroentum, Staat und Kultur. Als eine Strategie gegen die Verunsicherung (hegemonialer) Männlichkeit in der Moderne eignete man sich tribale Männlichkeit-produzierende Praktiken und Organisationsformen an. Im Zuge der radikalen Nationalisierung und Kriegseuphorie setzte sich eine Militarisierung und Virilisierung hin zu einer die Gesellschaft prägenden und das Militär strukturierenden soldatischen Männerbundmentalität durch.
Wie das deutsche Heer seinerzeit als “die letzte Gestalt eines heroischen Männerbundes”[2] glorifiziert wurde, blieb dessen Sphäre, die des Kriegerischen und Gewalttätigen, bis heute verhaftet in ihrem Entstehungszusammenhang männerbündischer Ideologie/ Mentalität. Im folgenden werde ich verschiedene Konstellation von Männlichkeit und Gewalt am Beispiel des Männerbundes über einige geschichtliche Stationen verfolgen, um schlussendlich die Bedeutung des männerbündischen Konzepts zwischen Virilität und Gewalt für heute zu bewerten.
II. Hauptteil
II. 1. Konstruktion und Krise moderner Männlichkeit
a) Aufklärung – Entstehung einer modernen Ästhetik der Maskulinität
Im Zuge der Aufklärung entstand ein tragfähiges Modell “hegemonialer Männlichkeit” (Robert W. Connell), welches auf als unveränderlich angenommenen Faktoren beruhte. Die gleichzeitig stattfindende Manifestierung konträrer Körper wurde gerahmt von der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht, kaserniertem Militär sowie den Vorstellungen von Staat und Nation. Die Übertragung von und Wechselwirkung zwischen Konzepten politischer[3] und geschlechter-dichotomer menschlicher Körper ist hierbei von entscheidender Bedeutung. Die hegemoniale Männlichkeit manifestiert sich, so Wolfgang Schmale, “im ‚Modus der Evidenz […], was auf eine dichotomisch-geschlechtliche, visuelle und kommunikative Trennung des öffentlichen und privaten Raums hinausläuft”[4].
Nach George Mosse fällt in die gleiche Zeit der geschlechtlichen Dichotomisierung die Entstehung der modernen “Ästhetik der Maskulinität”[5], welche sowohl Körperideal als auch Abbild moralischer und politischer Tugenden war. In den bürgerlichen Gesellschaften Europas werde von da an “ein durchtrainierter und gleichsam asexueller abstrakter Körper als nationales Symbol inszeniert.”[6]
Die Wiederentdeckung des antiken griechischen Körperideals, die Darstellung gesammelter, makellos nackter Jünglingsfiguren durch den Kunsthistoriker Johann Joachim Winkelmann legte hierfür die Grundlage[7]. Jene entsexualisiert gedachte Nacktheit fungierte als Medium für Werte und Tugenden wie Disziplin, Loyalität, Opferbereitschaft. An diesem ästhetischen Modell nationaler Tugenden, die Staat und Nation ausmachen, hatten Frauen keinen Anteil. Meist wirkten sie als Gegenstück zum hegemonialen Konzept, als keusche Repräsentantinnen von Moral und Sittlichkeit.
b) Moderne – Einbruch des ‚Anderen‘ ins ‚Eigene‘
Die Moderne erscheint gleichsam als Einbruch des ‚Anderen’ ins ‚Eigene’[8]. In der durch ökonomische und soziale Umbrüche porös werdenden bürgerlichen Ordnung tritt immer mehr das Verdrängte in die – meist städtische – Öffentlichkeit; Frauen, Arbeiter und vor allem Arbeiterinnen[9] sind die modernen Konkurrent(innen) des Mannes.
Das einbrechende Andere wird als weiblich imaginiert. Albrecht Koschorke schreibt: “Als Chiffre für Entdifferenzierung ist das ‚Weibliche‘ exakt an den Krisenpunkt der symbolischen Ordnung der Moderne gebannt.”[10]. Die tiefgreifenden Veränderungen, wie die Durchsetzung der bürgerlich-kapitalistischen Verwertungs- die ebenso eine Ausgrenzungsrationalität ist, der “Fortschritt der barbarischen Beziehungslosigkeit”[11] werden als bedrohlicher Werteverfall und Verwischen der (eigenen) Grenzen wahrgenommen[12].
In diesem Kontext tritt die politisch inszenierte Hypermaskulinität immer mehr in Kontrast zur empirischen männlichen Sexualität. Die aus diesem Zwiespalt resultierenden Diskussionen um die Feminisierung des Mannes (z.B. männliche Hysterie) und männliche Homosexualität[13], stellen auch das Konzept der hegemonialen Männlichkeit in Frage, denn das aufklärerische männlich kodierte Subjekt galt als Repräsentant des Allgemeinen und somit, anders als das Weibliche, nicht in den Grenzen der Sexualität gefangen. Die Angst “durchdrungen zu sein vom Geschlecht äußert sich Ende des 19. Jahrhunderts als Phantasma einer Verweiblichung des Mannes” und weiter einer “Feminisierung der Kultur.”[14], schreibt Hannelore Bublitz.
2. Strategien zur Konsolidierung hegemonialer Männlichkeit – Die Wiederentdeckung von Männlichkeit produzierenden Ritualen
a) Heinrich Schurtz und das ‚Männerhaus’
Mitten im Modernisierungsprozess, der die patriarchale Institution der Ehe ebenso erschütterte wie er den Generationenkonflikt zuspitzte und die paternalistisch-ständischen Strukturen der Arbeit aushöhlte, beginnt die rigorose stammesgesellschaftliche Geschlechtertrennung und das initiatorische Modell reiner Knaben- und Männergemeinschaften an Faszination zu gewinnen.
Um 1900 veröffentlichte der Ethnologe und erste ‚Männerbundtheoretiker‘ Heinrich Schurtz seine Arbeiten zu Altersklassen, Männerbünden, Clubs und Geheimgesellschaften in tribalen Gesellschaften[15]. Mit seinem Hauptwerk Altersklassen und Männerbünde wurde er letztlich zum ‚Auslöser’ des “Männerbundsyndrom” (Julius H. Schoeps). Im Zentrum des Intresses der Rezipienten stand die Institution des “Männerhauses” als konstitutiver Einrichtung und politischem Zentrum tribaler Kulturen und die Übergangsriten vom Kind zum Mann. “Sie entdeckt zu haben”, schreibt Nicolaus Sombart, “ist nicht zufällig ein Verdienst der deutschen Völkerkunde […].”[16] Der Übertritt zum ‚Mannsein‘ und damit in das Männerhaus als Ort “einer spezifisch misogynen Männersolidarität”[17] läuft über hochkomplexe und schmerzhafte Initiationsrituale (“Mannbarkeitsriten”). Hierdurch wird der Heranwachsende dem weiblichen Bereich der Frauen und Kinder und damit auch jedwedem weiblichen Einfluss entzogen[18]. Männliche Herrschaft erhält sich hier durch Ausschluss.
“Diese Riten”, konstatiert Sombart folgerichtig, “sind Prozeduren einer symbolischen und effektiven Mann-Werdung, der physiologischen und symbolischen Abgrenzung gegen das Weibliche im männlichen Menschenjungen […].”[19] Wiederum ist die durch einen Gewaltakt vollzogene Trennung der Geschlechter existenziell, die in einer dichotomisierte Gesellschaft eingebettet ist. Sie beruht auf der antagonistischen Konstruktion einer stammestragenden[20] exklusiven und institutionalisierten Männlichkeit, die über Herrschaftswissen verfügt, sowie eine nicht-männliche Sphäre der Familie und Reproduktion. Das Männerhaus als institutionalisierte Männerherrschaft regelt die Über- und Unterordnung der Geschlechter und deren Wertstrukturen.
b) (männliche) Gesellschaft versus (weibliche) Familie
Basis für diese Unterscheidung ist der von Schurtz konstatierte geschlechtergetrennte “Gesellungstrieb”. Diesem zufolge ist der Männerbund als Form der Gemeinschaft von “Gleichgesinnten” “Keimzelle der menschlichen Gesellschaft”, während das “sich selbst genügende”[21] weibliche Prinzip stagniert[22]. Schurtz brach so mit den bis dato vorherrschenden Kulturtheorien, die von Familie und Verwandtschaft ausgingen. Mit diesem grundlegenden Geschlechterantagonismus wird der auf Geschlechtlichkeit reduzierten Frau gleichfalls die Fähigkeit zur schöpferischen Tätigkeit und Taten von gesellschaftlicher (bzw. staatlicher) Relevanz abgesprochen[23], denn einzig die Bünde junger Männer seien letztlich prädestiniert dafür, “Träger fast aller höheren gesellschaftlichen Entwicklungen”[24] zu sein. Aus dieser von ihm festgestellten grundsätzlichen und folgenreichen Verschiedenheit der Geschlechtscharaktäre heraus postuliert der Ethnologe eine “natürliche geschlechtliche Abneigung”[25] zwischen Mann und Frau.
c) Initiation zwischen Sexualität und Gewalt
In der Umbruchzeit der Französischen Revolution verortet Ulrike Brunotte die “folgenreiche Verbindung von idealem Männerkörper, Homosozialität, Eros und Tod”[26]. Auch diese Verbindung, die konstitutiv ist für die männerbündischen Zusammenhänge, beruht auf der Reinterpretation traditioneller Initiationsriten.
Neben Schmerz gehören vor allem Blut und Sperma zur symbolischen Mannwerdung. Letztlich geht es bei der Initiation um die Disziplinund Kontrolle, mit der die Knaben Schnittwunden, Verbrennungen, sexuelle Handlungen u.ä. ertragen. Angst und Angstbeherrschung sind dafür integral[27]. Durch einen Akt der Gewalt und Erniedrigung, der Härte, aktive Opferbereitschaft, diszipliniertes Durchhalten erfordert, wird das Kind zum Mann.[28]
Initiationsriten sind auch Purifikationsriten[29], die rituelle Reinigung von den “kontaminierenden ‚weiblichen‘ Substanzen”[30] der Kindheit durch das fließende Blut[31]. Ähnlich wie in den Konzepten Otto Weiningers scheint hier die existenzielle Angst durch, nach der Mann “alles in sich” habe und somit eine virile Männlichkeit entwickeln, genauso aber “zur Pflanze” und “auch zum Weibe werden”[32] könne. Der Mann muss also auch bzw. gerade in der Moderne gegen das bedrohende Weibliche (in sich) ankämpfen, um sich seiner Männlichkeit sicher zu sein.
Rituelle Homosexualität und sexuelle Praktiken spielen eine außerordentlich große Rolle im Prozess der ‚Mannwerdung’; denn, so Sombart: “Die ideologische Grundlage der homoerotischen Kontakte ist die Befürchtung, daß die Knaben nicht ohne Eingriff von außen wachsen und zu Männern werden.”[33] Dies bedeutet, dass erst durch einen künstlichen Akt Männlichkeit hergestellt werden muss. Sexuelle Praktiken als Initiationsakt beruhen auf der Vorstellung, dass über analen Verkehr oder Fellatio eines (älteren) Initiators mit dem (jüngeren) Initianten exklusives Wissen in diesen übergeht. Dabei fungiert “das Sperma als Träger eines Wissens und somit [findet] im Initiationsprozeß eine Befruchtung statt, die keine Begattung ist, sondern ein geistiger Schöpfungsakt.”[34] Der Männerbund gibt somit den Raum männlicher Selbsterschaffung, die durch sexuelle und martialische Praktiken und unter Ausschluss der Frauen erfolgt.
d) Krieg als Teil der männerbündischen Welt
“Der Krieg ist Teil des alltäglichen Lebens und einer der Hauptinhalte der Männerbünde”, heißt es in einem Essay über die Verbindung ritueller Homosexualität, Krieg und Misogynie in männerbündischen Konzepten. Somit bedeutet die Initiation zum Mann gleichzeitig seine “Sozialisation in die Kriegerrolle.”[35] Um die Mannbarkeitsriten zu bewältigen, müssen sich die Jungen soldatische, martialische Tugenden aneignen, andernfalls droht der Ausschluss.
In stammesgesellschaftlichen Traditionen gibt es den ‚rituellen Krieg’, also der periodische und im Prinzip endlose Auszug zum Töten der zu ‚Feinden’[36] erklärten. Die Initiierten müssen sich im Krieg bewähren.
Generell, und dies ist ein zentraler Punkt, ermöglicht den Männern die Deklaration der Kriegsführung als sinnstiftende Instanz “die wirtschaftlichen Leistungen der Frauen herabzusetzen und ihre eigenen Tätigkeiten aufzuwerten.”[37]
e) Männerbund als exklusiver Geheimbund
Der Männerbund inszeniert sich als Geheimbund, von seinen Aktivitäten ist über die Zugehörigen hinaus nichts bekannt. “Die Aktivitäten im Männerhaus werden vor den Frauen und Kindern geheim gehalten. Besonders über die ritualisierte Homosexualität darf nichts nach außen dringen.”[38], schreibt Barbara Bohle. Diese Mystifizierung des Rituals trägt dazu bei unter den Mitgliedern das Bewusstsein zu verankern, dass sie über religiös-esoterischen Wissen verfügen, welches ihre Position als Männer legitimiert. Mit der rigorosen Unterscheidung und Trennung der Geschlechter wird also die Transmission männlichen Herrschaftswissens sichergestellt. Die Frauen werden in Unwissenheit über den performativen Charakter der männliche Realität strukturierenden Rituale gehalten und am Zugang zu den kulturellen Ausdrucksformen der Gesellschaft gehindert.
Zu den gehüteten Geheimnissen des Männerbundes gehört vor allem das Wissen um die praktizierte Homosexualität. Da diese im Kontext einer streng heterosexuell strukturierten Gesellschaft geschieht, formiert sich der Bund um ein Tabu.
[...]
[1] Ulrike Brunotte: Eros und Krieg. Männerbund und Ritual in der Moderne, S.8
[2] Z.n.: Nicolaus Sombart: Männerbund und Politische Kultur in Deutschland. In: Knoll/ Schoeps (Hrsg.): Typisch deutsch: Die Jugendbewegung. Eine Phänmengeschichte, S.160
[3] “Der Staat wurde genauso als Organismus gedacht wie der menschliche Körper [].” In: Wolfgang Schmale: Geschichte der Männlichkeit in Europa, S.153
[4] Wolfgang Schmale: Geschichte der Männlichkeit in Europas, S.154. Neben der Dichotomisierung von letztlich Allem, erfolgt auch die Aufteilung und Neudefinition gesellschaftlicher Räume (z.B. die Erklärung der Nation zum Mann), um das Paradox des Ausschluss der Frauen von den allgemein gültigen Menschenrechten zu kaschieren.
[5] George Mosse: Das Bild des Mannes. Zur Konstruktion der modernen Männlichkeit, S.29
[6] Brunotte: Eros und Krieg, S.24
[7] Vgl. zu Winkelmann Mosse: Das Bild des Mannes, S.37ff
[8] Vgl. dazu: Susanne Omran: Frauenbewegung und “Judenfrage”. Diskurse um Rasse und Geschlecht nach 1900, S.97ff
[9] vor allem die Arbeiterinnen, die mit mannweibischen Zügen wie auch mit tierischer Sexualität besetzt werden, werden vom Mann als existenzielle Bedrohung empfunden und gelten als Prototyp der städtischen Prostituierten. Vgl. dazu: Klaus Theweleit: Männerphantasien Band 1, S.131f; Sander L. Gilman: Rasse, Sexualität und Seuche. Stereotype aus der Innenwelt der westlichen Kultur, S.155ff
[10] Albrecht Koschorke: Die Männer und die Moderne. ??? S.???
[11] Max Horkheimer, Theodor W. Adorno: Dialektik der Aufklärung, S.169
[12] Die Strömungen der Lebensreform, Reformpädagogik, Zurück-zur Natur, Jugend- und Völkischen Bewegung teilen alle einen radikalen Antimodernismus, für den Antisemitismus, Misogynie und die Absage an den Fortschrittsgedanken (allerdings grundlegend anders als bei den zeitgleich wirkenden Vertretern der jüdisfhen Moderne und des liberalen Messianismus z.B. Walter Benjamin) integral ist.
[13] Vgl. hierzu und im Folgenden: Hannelore Bublitz (Hrsg.): Das Geschlecht der Moderne. Genealogie und Archäologie der Geschlechterdifferenz, S.95ff
[14] Ebd., S.39
[15] Heinrich Schurtz: Altersklassen und Männerbünde. Eine Darstellung der Grundformen der Gesellschaft. Berlin 1902
[16] Knoll/ Schoeps (Hrsg.): Typisch deutsch: Die Jugendbewegung. Beiträge zu einer Phänomengeschichte, S.162
[17] Ebd., S.162
[18] außer der Zeit der Geburt, in der die Frauen meist in streng von der Gesellschaft getrennten Geburtshaus verbringen (da während dieser Zeit die Frauen als noch unreiner und gefährdender wahrgenommen werden), gibt es keinen Raum der Frauen vorbehalten ist, geschweige denn über Weiblichkeit zementierende Rituale verfügt.
[19] Ebd., S.162
[20] im Folgenden wird sich zeigen, dass ‚stammestragend‘ in den männerbündischen Theorien der modernen Gesellschaften zu ‚staatstragend‘ wird und Männerbund und Staat zu Synonymen werden. Die Frau hat am Staat und seiner Entstehung (aus dem ‚Geist‘ des Männerbundes) keinen Anteil.
[21] Heinrich Schurtz: Urgeschichte der Kultur. Leipzig/ Wien 1900, S.98
[22] Auch Otto Weininger ließ sich wesentlich von der Schurtzschen Kulturtheorie und seinem Geschlechterantagonismus beeinflussen. Auch nach Weininger ist die Frau “geistlos”, ohne “Genie” und letztendlich “sinnlos” und kann sich, im Gegensatz zu Mann, aus diesem, ihren, Zustand nicht befreien.
[23] Sombart weiter: “In Wahrheit ist die Frau immer die Vertreterin des Geschlechtslebens und der auf ihm beruhenden Verbände, während der Mann dem rein geselligen Dasein, das Gleiches mit Gleichem zu erhöhter Kraftentfaltung und gesteigertem Lebensbewußtsein vereinigt, aus seinem innersten Wesen heraus huldigt.” Schurtz: Altersklassen und Männerbünde, S.21
[24] Ebd.: S.73
[25] Z.n.: Mario Erdheim, Brigitta Hug: Männerbünde aus ethnopsychoanalytischer Sicht. In: Männerbande/ Männerbünde, S.49
[26] Brunotte: Eros und Krieg, S.8
[27] im Prinzip sind die Initiationsrituale ‚Mutproben’ – auch heute gibt es in meist jugendlich-männlichen Gangs o.ä. die Tendenz zur ‚Tribalisierung’, der Gewaltausübung und Erprobung als Ritual und damit einhergehend der Verwischung der Grenzen zwischen Zerstörung und Selbstzerstörung.
[28] Hier zeigt sich die Nähe zum antiken Jünglingsideal der “edlen Einfalt und stillen Größe” – Winkelmann z.B. galt die Darstellung des, mit den Schlangen ringenden, Lakoon, der selbst im Angesicht des Todes Virilität und absolute Selbstkontrolle verkörpert, als absolutes Schönheitsideal.
[29] Es ist dies eine symbolische Aneignung der weiblichen Funktion der Menstruation.
[30] Barbara Bohle: Ritualisierte Homosexualität – Krieg – Misogynie. Beziehungen in und um den Männerbund. In: Völger, Welck (Hrsg.): Männerbande/ Männerbünde, S.293
[31] Auch der Krieg wird als “Reinigung” von ‚Luxus‘, dem ‚bürgerlichen Materialismus‘ o.ä. empfunden und als “Initiation” (dazu später). Die mystische Rolle des Blutes ist an Reinheitsphantasien auch größerer Zusammenhänge gebunden, neben dem Männerbund vor allem ‚Nation‘, ‚Rasse‘ etc.. Vom rituellen Blutvergießen, einer Selbstopferung bis hin zu Phantasien oder Realitäten des, besonders im frühen faschistischen Umfeld bedeutungsvollen “Blutrausches”, ist es nicht weit.
[32] Otto Weininger: Geschlecht und Charakter. Eine prinzipielle Untersuchung. München 1997, S.241. Weiter: “[U]nd darum gibt es weibliche weibische Männer.”
[33] Sombart: Männerbund und politische Kultur in Deutschland. In: Knoll/ Schoeps: Typisch deutsch: Die Jugendbewegung, S.163
[34] Ebd.. Vgl. auch: “Die Männer schaffen sich auf diese Weise die ideologischen Vorraussetzungen, um die ‚Kreation‘ und ‚Geburt‘ von ‚Männern‘ von den Frauen unabhängig denken und durchführen zu können.” Barbara Bohle: Ritualisierte Homosexualität – Krieg – Misogynie. Beziehungen in und um den Männerbund. In: Völger, Welck (Hrsg.): Männerbande/ Männerbünde, S.287
[35] Barbara Bohle: Ritualisierte Homosexualität – Krieg – Misogynie. Beziehungen in und um den Männerbund. In: Völger, Welck (Hrsg.): Männerbande/ Männerbünde, S.288
[36] Vgl. hierzu die Bedeutung der Theorie des Politischen von Carl Schmitt und dessen für die Neuinterpretation des Männerbundes integralen Freund-Feind-Schema.
[37] Männerbande/ Männerbünde 1, S.49
[38] Barbara Bohle: Ritualisierte Homosexualität – Krieg – Misogynie. Beziehungen in und um den Männerbund. In: Völger, Welck (Hrsg.): Männerbande/ Männerbünde, S.289
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