Die Wirtschaft und die Rolle des Öls im Nahen und Mittleren Osten


Term Paper, 2005

28 Pages, Grade: 1,3


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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitende Betrachtung

2. Öl – Der dominierende Wirtschaftsfaktor
2.1 Bedeutung der Region – Zahlen und Fakten
2.2 Die OPEC

3 Rentier- und Allokationsstaaten
3.1 Rentierstaaten
3.1 Allokationsstaaten

4 Die Rolle des Öls in der Geschichte

5 Auswirkungen auf den politischen Alltag

6 Fazit

Literaturverzeichnis:

Abbildungsverzeichnis:

Abbildung 1: Gesicherte Ölreserven 2003

Abbildung 2: Fördermengen 2003

Abbildung 3: Erdölbilanz 2003

Abbildung 4: Förderkapazitäten

Abbildung 5: Handelsbilanz

Abbildung 6: Exporterlöse

1. Einleitende Betrachtung

Wer sich mit der Wirtschaft des Nahen und Mittleren Ostens beschäftigt, stellt schnell fest, dass man sich getrost auf die Rolle des Öls konzentrieren kann. Zwar gibt es Ansätze weitere Wirtschaftszweige wie zum Beispiel den Tourismus auszubauen. Diese Bereiche kann man angesichts des gigantischen Wirtschaftsfaktors Öl aber vernachlässigen. Deshalb beschäftigt sich diese Arbeit auch fast ausschließlich mit der Rolle des Öls, seiner direkten und indirekten Wirkungen auf die Region und die Politik.

Ich werde als eine zentrale These untersuchen, inwieweit sich die Bedeutung der Region in der Weltpolitik einzig und allein aus dem Ölreichtum der arabischen Halbinsel ableiten lässt. Diese These wurde in den vergangen Jahren insbesondere im Zusammenhang mit dem dritten Golfkrieg, den die USA gegen den Irak führen, immer wieder genannt. Das Nachrichtenmagazin ‚Der Spiegel’ brachte es in einer Titelgeschichte im Januar 2003 auf eine plakative Schlagzeile: „Blut für Öl. Worum es im Irak wirklich geht.“[1] Die Titelgeschichte versucht zu belegen, dass es den Vereinigten Staaten mit dem Krieg gegen den Irak nicht um die Beseitigung einer Diktatur, die über Massenvernichtungswaffen verfügt, geht, sondern dass die USA eigene wirtschaftliche Interessen verfolgen: Die riesigen Ölvorkommen des Irak.[2]

Natürlich ist diese These nicht erst zu Beginn des dritten Golfkriegs 2003 aufgekommen. Vielmehr haben sich schon sehr viel früher zahlreiche Staatsmänner in dieser Richtung geäußert. Der ehemalige US-Präsident Woodrow Wilson wird mit den Worten „Die Weltgeltung einer Nation wird von ihren Ölschätzen abhängen“[3] zitiert.

Der ehemalige französische Premierminister Clemenceau soll für sein Land erklärt haben „Ein Tropfen Öl ist uns einen Tropfen Blut wert“[4]. Am deutlichsten wird der ehemalige amerikanische Außenminister Henry Kissinger: „Erdöl ist zu wichtig, als dass man es den Arabern überlassen könnte.“[5]

2. Öl – Der dominierende Wirtschaftsfaktor

2.1 Bedeutung der Region – Zahlen und Fakten

Öl ist nach wie vor der mit Abstand wichtigste Energielieferant der Welt. Fossile Kohlenwasserstoffverbindungen, also Erdöl, Erdgas und Kohle decken zusammen 80% des Weltenergiebedarfs. Dieser Energiebedarf wird durch den zunehmenden Verbrauch der Entwicklungsländer bis 2020 noch einmal um ein Drittel ansteigen. Öl hat gegenüber anderen Energieträgern einige Vorteile: Es hat einen hohen Heizwert, kann gelagert werden und kann relativ unkompliziert transportiert werden. Unter anderem aus diesen Gründen werden so genannte erneuerbare Energieträger das Öl nicht verdrängen können und bis 2020 voraussichtlich nur 17 % des Weltenergiebedarfs decken. Daraus lässt sich schließen, dass die wirtschaftliche und politische Bedeutung des Öls noch weiter wachsen wird.[6]

Eine Ballung von großen Ölfeldern, wie wir sie im Nahen und Mittleren Osten finden, nennt man Ölprovinz. Die 50 größten Ölprovinzen der Welt verfügen über 95 % der Ölreserven. Die mit Abstand größte Ölprovinz bildet die Region im persisch-arabischen Golf. Mehr als die Hälfte des weltweit vermuteten Ölvorkommens liegt hier unter der Erde: Rund 99 Milliarden Tonnen. „Allahs Geschenk an die Araber“[7], wie die riesigen Ölfelder genannt werden, ist jedoch nicht gleichmäßig auf alle arabischen Staaten verteilt. Fünf Staaten verfügen über 57% der Weltvorräte. Auf die wirtschaftlichen und politischen Auswirkungen dieser Tatsache werde ich in einem der folgenden Kapitel noch näher eingehen.[8]

In Abbildung 1 ist deutlich zu sehen, wie die Ölreserven verteilt sind. Saudi-Arabien verfügt über mehr als doppelt so viel Öl, wie Platz 2 der Weltrangliste: Iran. Die ersten fünf Plätze sind ausschließlich von Staaten des Nahen und Mittleren Ostens belegt. Rot eingefärbt sind in dieser Grafik die Mitgliedsstaaten der Organisation Erdölexportierender Länder, auf deren Bedeutung ich noch eingehen werde.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Gesicherte Ölreserven 2003. Quelle der Daten: Burgdorff, Stephan, Jansen, Hauke (Hrg.): Jahrbuch 2005. Zahlen, Daten, Analysen. Hamburg: SPIEGEL-Buchverlag.2004. S. 44.

Durch die geologisch günstig gelegenen Ölfelder, ist es verhältnismäßig leicht und günstig das Öl zu fördern. Im persisch-arabischen Golf kann ein Barrel Öl (etwa 159 Liter) schon für rund 2 US-$ gefördert werden. Nimmt man nun die inzwischen bei 60 US-$ angekommenen Preise auf den Ölmärkten hinzu, ergibt sich eine riesige Gewinnspanne. Zum Vergleich: In Russland kostet die Förderung eines Barrel 6 $, in Europa 9 $ und in Nordamerika sogar 10 $.[9]

Rund 30 Prozent der weltweiten Förderung findet im Nahen und Mittlere Osten statt. Wie Abbildung 2 zeigt, wurden 2003 rund 1102 Millionen Tonnen Erdöl in der Region gefördert, mehr als in Südamerika und dem Gebiet der ehemaligen UdSSR zusammen. Dies verdeutlicht wie abhängig der Rest der Welt von der Förderung im persisch-arabischen Golf ist.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Fördermengen 2003. Quelle: Gabriel, Erhard: Das schwarze Gold. In: Meyer, Günther (Hrg.): Die arabische Welt im Spiegel der Kulturgeographie. Mainz: Zentrum für Forschung zur Arabischen Welt. 2004. S. 311.

Betrachtet man die in Abbildung 3 gezeigte Tabelle, wird deutlich, dass im Nahen und Mittleren Osten nicht nur besonders viel Öl produziert wird. Die Region verbraucht außerdem nicht besonders viel Öl. Daher kann der Großteil des geförderten Öls exportiert werden, was zu Wohlstand in den ölreichen Ländern führt. Gleichzeitig zeigt, die Tabelle, dass die Industrienationen in Europa und Nordamerika massiv auf den Nahen Osten angewiesen sind, weil sie wesentlich mehr Öl verbrauchen, als sie selbst fördern. Während Europa über fast kein eigenes Öl verfügt, haben die USA zwar eigene Ölfelder in Alaska. Ihren Verbrauch können sie damit aber nicht decken. Hinzu kommt, dass der Verbrauch durch aufstrebende noch weniger entwickelte Staaten wie Indien, China und Brasilien in den nächsten Jahren weiter steigen wird.[10] Wie in Abbildung 3 zu sehen, ist die Bilanz Südostasiens jetzt schon deutlich negativ. Claude Mandil, Generaldirektor der International Energy Agency (IEA) wird mit der Befürchtung zitiert: „Der Wettbewerb wird härter, denn es gibt viele wirklich hungrige Spieler.“[11]

[...]


[1] Der Spiegel. 13.01.2003.

[2] vgl. Emcke, Carolin; Follath, Erich; Zand, Bernhard: Der Treibstoff des Krieges. In: DER SPIEGEL. 13.01.03. S.93 ff.

[3] ebd.

[4] ebd.

[5] Emcke, Carolin; Follath, Erich; Zand, Bernhard: Der Treibstoff des Krieges. In: DER SPIEGEL. 13.01.03. S.93 ff.

[6] vgl. Gabriel, Erhard: Das schwarze Gold: die Ölprovinz Persisch-Arabischer Golf. In: Meyer, Günther (Hrg.): Die arabische Welt im Spiegel der Kulturgeographie. Mainz: Zentrum für Forschung zur Arabischen Welt. 2004. S. 308.

[7] Ebd. Seite 310.

[8] Vgl. Meyer, Günther (Hrg.): Die arabische Welt im Spiegel der Kulturgeographie. S. 308-310.

[9] Vgl. Gabriel, Erhard: Das schwarze Gold. S. 310.

[10] Vgl. O.A.: Kampf um Rohstoffe und Renditen. In: FOCUS. 14.02.2005. S.158.

[11] ebd. Seite 158.

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Details

Title
Die Wirtschaft und die Rolle des Öls im Nahen und Mittleren Osten
College
LMU Munich  (Geschwister-Scholl-Institut für Politische Wissenschaft)
Course
Übung: 'Elitenwechsel und sozialer/gesellschaftlicher Wandel im Nahen und Mittleren Osten'
Grade
1,3
Author
Year
2005
Pages
28
Catalog Number
V62794
ISBN (eBook)
9783638559812
ISBN (Book)
9783656803775
File size
538 KB
Language
German
Keywords
Wirtschaft, Rolle, Nahen, Mittleren, Osten, Wandel, Nahen, Mittleren, Osten“
Quote paper
Philipp Vetter (Author), 2005, Die Wirtschaft und die Rolle des Öls im Nahen und Mittleren Osten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/62794

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