Zu den bis heute ungelösten Konflikten auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion gehört der erste bewaffnete Konflikt im Nordkaukasus,- der Konflikt zwischen der Inguschischen Republik und der Republik Nordossetien-Alanien um den mehrheitlich von Osseten besiedelten Prigorodny-Rajon1am rechten Ufer des Flusses Terek.
Beide autonome Republiken befinden sich in der Russländischen Föderation, daher entsteht die Frage, welche Rolle Russland in diesem Konflikt gespielt hatte und welche Einflüsse es beim Ausbruch und weiteren Verlauf des Konflikts haben könnte. Die Frage lässt sich nicht eindeutig beantworten und hängt letztlich von der subjektiven Einschätzung der beteiligten Konfliktparteien ab. Unbestritten bleibt jedoch, dass es große Einwirkung in diesem Konflikt hat oder haben kann. Russland war und ist damit auf verschiedene Weise in allen bewaffneten Konflikten, die seit 1988 auf dem Territorium der früheren Sowjetunion stattfanden, verwickelt.
Der vorliegende Essay untersucht die Rolle Russlands vor und während des bewaffneten Konfliktes zwischen Inguschetien und Nordossetien um den Prigorodny-Rajon. Nach einer kurzen Schilderung des Konflikts wird das Verhalten von Russland als wichtiger Akteur in dieser blutigen Auseinandersetzung beschrieben.
Die Wurzeln des Konflikts, der im Oktober 1992 in Nordossetien ausbrach, liegen tief in der Sowjetgeschichte.
Das russische Eindringen in Kaukasien im 18. Jahrhundert war für einige Völker nicht mit Krieg verbunden: Nach dem freiwilligen Beitritt Nordossetiens zu Russland galten die christlichen Osseten als russenfreundlich. Sie waren loyal gegenüber dem zaristischen Russland, während die Tschetschenen mit den Völkern Dagestans unter Imam Schamyl einen breiten Widerstand errichteten. Die Osseten blieben auch in der Sowjetzeit gegenüber Moskau loyal.
Nach der Machtergreifung der Bolschewiki wurde am 17.11.1920 die autonome Republik „Gorskaja ASSR“ für alle Völker des zentralen Teils des Nordkaukasus mit der Hauptstadt Wladikawkas gegründet. Zwei Jahre später wurde sie aufgelöst und in die Bergrepublik, als staatliche Vereinigung von Osseten und Inguschen mit der gemeinsamen Hauptstadt Wladikawkas, umgewandelt.
Inhaltsverzeichnis
- Zu den bis heute ungelösten Konflikten auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion
- Die Wurzeln des Konflikts, der im Oktober 1992 in Nordossetien ausbrach
- Um den Prigorodny-Rajon für sich zu sichern
- Die Forderung der Inguschen nach Rückgabe des Rajons intensivierte sich nach der Perestroika
- Zur Konflikteskalation kam es im Herbst 1992
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Essay untersucht die Rolle Russlands vor und während des bewaffneten Konflikts zwischen Inguschetien und Nordossetien um den Prigorodny-Rajon. Die Analyse beleuchtet die historischen Wurzeln des Konflikts, die Handlungen Russlands als Schlüsselfaktor und die Eskalation der Gewalt.
- Historische Entwicklung der Beziehungen zwischen Osseten und Inguschen
- Die sowjetische Politik und ihre Auswirkungen auf den Konflikt
- Die Rolle Russlands bei der Eskalation und dem Verlauf des Konflikts
- Sozioökonomische Faktoren des Konflikts
- Die Medienberichterstattung und die öffentliche Wahrnehmung
Zusammenfassung der Kapitel
Zu den bis heute ungelösten Konflikten auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion: Dieses Kapitel führt in den Konflikt zwischen Inguschetien und Nordossetien um den Prigorodny-Rajon ein und stellt die zentrale Forschungsfrage nach der Rolle Russlands. Es betont die Komplexität der Situation und die unterschiedlichen Perspektiven der beteiligten Parteien. Der Essay kündigt die Untersuchung der russischen Einwirkung vor und während des Konflikts an, unterstreicht aber gleich zu Beginn die Schwierigkeit, eine eindeutige Antwort zu finden, da die Einschätzung der Rolle Russlands von der subjektiven Perspektive abhängt. Der Fokus auf die Einwirkung Russlands in bewaffneten Konflikten seit 1988 auf dem Territorium der ehemaligen Sowjetunion wird gesetzt, um den Kontext zu verdeutlichen.
Die Wurzeln des Konflikts, der im Oktober 1992 in Nordossetien ausbrach: Dieses Kapitel beleuchtet die historischen Hintergründe des Konflikts, beginnend mit dem russischen Einmarsch im 18. Jahrhundert und der unterschiedlichen Beziehung der Osseten und Inguschen zum russischen Staat. Die Loyalität der Osseten im Gegensatz zum Widerstand der Tschetschenen unter Imam Schamyl wird herausgestellt. Die sowjetische Verwaltungspolitik, die Gründung und Auflösung verschiedener autonomer Gebietskörperschaften und die wechselnde Zugehörigkeit des Prigorodny-Rajons werden detailliert beschrieben. Die friedliche Koexistenz von Osseten und Inguschen vor der Deportation von 1944 wird im Kontrast zur späteren Konflikteskalation gesetzt. Die unterschiedlichen Perspektiven hinsichtlich des "freiwilligen Beitritts" Nordossetiens zu Russland werden angesprochen, und die Notwendigkeit, die gegebenen Quellen zu konsultieren (Tscherwonnaja, Krekennmayer/Zagorskij) wird verdeutlicht.
Um den Prigorodny-Rajon für sich zu sichern: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Ereignisse nach der Wiederherstellung der Tschetscheno-Inguschischen ASSR 1957 und den andauernden Streit um den Prigorodny-Rajon. Die "stille Expansion" der Inguschen und die Maßnahmen der Osseten zur Sicherung des Gebiets werden beschrieben, einschließlich der Grenzverschiebung von 1967. Die wachsende inguschische Bevölkerung im Prigorodny-Rajon trotz der Beschränkungen von 1982 wird hervorgehoben. Es zeigt die anhaltende Spannung und die wachsenden Ansprüche der Inguschen, die durch die Perestroika und die damit verbundenen Gesetze zur Rehabilitierung der unterdrückten Völker verstärkt werden. Die unterschiedlichen Rechtsauffassungen zum Artikel 6 des Gesetzes "Über die Rehabilitierung der repressierten Völker" und Artikel 67 Absatz 3 der Verfassung der Russländischen Föderation werden dargestellt. Die Rolle der Quellen (Tscherwonnaja) wird erneut betont.
Die Forderung der Inguschen nach Rückgabe des Rajons intensivierte sich nach der Perestroika: Dieses Kapitel beschreibt die Entwicklung der Situation nach der Unabhängigkeitserklärung Tschetscheniens 1991 und den daraus resultierenden Rechtsunsicherheiten für Inguschetien. Die Verabschiedung des russischen Gesetzes "Über die Bildung der Inguschischen Autonomen Republik" und die ungeklärten Grenzen Inguschetiens werden analysiert. Die Wahlbeteiligung der Inguschen und ihre Unterstützung für Jelzin im Kontext der Versprechungen zur Klärung der Inguschischen Frage werden dargelegt. Die zunehmende Spannung und die unterschiedlichen Perspektiven von Inguschen und Nachbarrepubliken bezüglich der territorialen Grenzen werden hervorgehoben. Die Kapitelzusammenfassung konzentriert sich auf die politischen Manöver, die rechtlichen Unklarheiten und die wachsende Unzufriedenheit der Inguschen als zentrale Faktoren für die Eskalation des Konflikts.
Zur Konflikteskalation kam es im Herbst 1992: Dieses Kapitel beschreibt die unmittelbaren Auslöser und die Eskalation des Konflikts im Herbst 1992. Der Vorfall mit dem inguschischen Mädchen und die darauffolgenden gewaltsamen Auseinandersetzungen werden detailliert geschildert. Neben den ethnischen Aspekten werden sozioökonomische Faktoren wie die Lebensunfähigkeit Inguschetiens nach der Trennung von Tschetschenien und die Bodenknappheit in Nordossetien durch georgische Flüchtlinge als Ursachen für die Eskalation genannt. Die Reaktion Russlands mit der Verhängung des Ausnahmezustandes, der Entsendung einer Kommission und der Schaffung einer Zentralstelle zum Schutz russischer Bürger wird analysiert. Die offizielle Position Moskaus und die unterschiedlichen Medienberichte über die Opferzahlen werden ebenfalls thematisiert. Das Kapitel zeigt, wie der Konflikt mit der Unterstützung Moskaus zugunsten Nordossetiens eskalierte und damit einen klaren Standpunkt Russlands bezüglich des Konflikts aufzeigte.
Schlüsselwörter
Russland, Nordossetien, Inguschetien, Prigorodny-Rajon, Konflikt, Sowjetgeschichte, Autonomie, ethnischer Konflikt, Territorialstreit, Perestroika, Jelzin, OMON, ethnisches Bewusstsein, sozioökonomische Faktoren, Medienberichterstattung.
Häufig gestellte Fragen zum Essay: Der Konflikt zwischen Inguschetien und Nordossetien um den Prigorodny-Rajon
Was ist der Gegenstand des Essays?
Der Essay untersucht die Rolle Russlands im bewaffneten Konflikt zwischen Inguschetien und Nordossetien um den Prigorodny-Rajon, insbesondere vor und während der Eskalation im Herbst 1992. Er analysiert die historischen Wurzeln des Konflikts, die Handlungen Russlands als Schlüsselfaktor und die Eskalation der Gewalt. Die Analyse berücksichtigt dabei die Komplexität der Situation und die unterschiedlichen Perspektiven der beteiligten Parteien.
Welche Themen werden im Essay behandelt?
Der Essay behandelt die historische Entwicklung der Beziehungen zwischen Osseten und Inguschen, die sowjetische Politik und deren Auswirkungen auf den Konflikt, die Rolle Russlands bei der Eskalation und dem Verlauf des Konflikts, sozioökonomische Faktoren des Konflikts und die Medienberichterstattung und die öffentliche Wahrnehmung. Er beleuchtet auch die unterschiedlichen Rechtsauffassungen und die politischen Manöver der beteiligten Parteien.
Welche Kapitel umfasst der Essay und worum geht es in jedem Kapitel?
Der Essay gliedert sich in fünf Kapitel: Das erste Kapitel führt in den Konflikt ein und stellt die Forschungsfrage nach der Rolle Russlands. Das zweite Kapitel beleuchtet die historischen Hintergründe, beginnend mit dem russischen Einmarsch im 18. Jahrhundert und der sowjetischen Verwaltungspolitik. Das dritte Kapitel konzentriert sich auf den anhaltenden Streit um den Prigorodny-Rajon nach der Wiederherstellung der Tschetscheno-Inguschischen ASSR 1957. Das vierte Kapitel beschreibt die Entwicklung der Situation nach der Unabhängigkeitserklärung Tschetscheniens 1991 und die zunehmende Unzufriedenheit der Inguschen. Das fünfte Kapitel beschreibt die unmittelbaren Auslöser und die Eskalation des Konflikts im Herbst 1992, einschließlich der Reaktion Russlands.
Welche Quellen werden im Essay verwendet?
Der Essay verweist mehrfach auf die Quellen Tscherwonnaja und Krekennmayer/Zagorskij, die für die Analyse der historischen Entwicklung und der rechtlichen Aspekte des Konflikts relevant sind.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Essay am besten?
Schlüsselwörter sind: Russland, Nordossetien, Inguschetien, Prigorodny-Rajon, Konflikt, Sowjetgeschichte, Autonomie, ethnischer Konflikt, Territorialstreit, Perestroika, Jelzin, OMON, ethnisches Bewusstsein, sozioökonomische Faktoren, Medienberichterstattung.
Welche Schlussfolgerung zieht der Essay bezüglich der Rolle Russlands?
Der Essay betont die Schwierigkeit, eine eindeutige Antwort auf die Frage nach der Rolle Russlands zu finden, da die Einschätzung von der subjektiven Perspektive abhängt. Jedoch deutet das fünfte Kapitel darauf hin, dass der Konflikt mit der Unterstützung Moskaus zugunsten Nordossetiens eskalierte und damit einen klaren Standpunkt Russlands bezüglich des Konflikts aufzeigte.
Für wen ist dieser Essay relevant?
Dieser Essay ist relevant für Wissenschaftler, Studenten und alle, die sich für die Geschichte des Kaukasus, ethnische Konflikte und die Rolle Russlands in post-sowjetischen Konflikten interessieren.
- Citar trabajo
- Nino Tchirakadze (Autor), 2006, Die Rolle Russlands vor und während des bewaffneten Konflikts zwischen Nordossetien und Inguschetien um den Prigorodny-Raion , Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/62800