George Kennan sagte über den ersten Weltkrieg von 1914-1918, er sei die „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“. Guido Knopp schrieb in seinem eher populärwissenschaftlichen Buch „Unser Jahr100“ vom „Sündenfall“. Der erste Weltkrieg eine Zäsur von historischer Bedeutung. Wie konnte es soweit kommen, dass sich technisch hochentwickelte Völker mit großer kultureller Tradition in mörderischen Schlachten gegenüberstanden? Mit Sicherheit spielten übersteigerter Nationalismus, Großmannssucht , politische Fehler und persönliche Abneigungen der Herrscherhäuser eine wichtige Rolle. Ein Aspekt der jedoch nicht zu unterschätzen ist, ist eine schwer zu fassende weit verbreitete psychologische Komponente innerhalb der Bevölkerung. Ein Gefühl, welches erstmals Ende des 18. Jahrhunderts in Frankreich beschrieben wird. Eine Art innerer Leere, eine lähmende Gleichgültigkeit, eine Unlust zu leben. Im Französischen wird dies mit dem Begriff „ennui“ beschrieben. Dieses Gefühl war auch im wilhelminischen Kaiserreich bekannt und verbreitet. Die These dieser Arbeit ist, dass auch der deutsche Autor Ernst Jünger unter dem „ennui“ litt. Um dieses Gefühl zu kompensieren, stürzte er sich mit Eifer in das Abenteuer und verarbeitete seine Erfahrungen später literarisch. So wurde Ernst Jünger neben Ernst Maria Remarque („Im Westen nichts Neues“) zu einem der bedeutensten Kriegsautoren der jungen Weimarer Republik. Ernst Jünger war zeit seines Lebens einer der umstrittensten Autoren. Kritiker werfen ihm vor, er sei ein „Kriegsverherrlicher“ , andere beschreiben seine Kriegwerke als vollständig, gutgläubig, wahrheitsgemäß und ehrlich. Vom Aufbau der Arbeit, wird im ersten Teil der Arbeit eine kurze Biographie Ernst Jünger gegeben, da bei diesem Mann sein schriftstellerisches Wirken nicht abgekoppelt von seinem Vita gesehen werden kann. Dann werden die philosophisch- politiktheoretischen Begriffe „ennui“ und „politischer Existenzialismus“ definiert, um im Hauptteil auf Ernst Jüngers Antwort auf den „ennui“ einzugehen: Den Krieg und seine Einstellung zu diesem. Die Arbeit wird sich hauptsächlich auf Primärliteratur Jüngers zum Krieg stützen. Von besonderer Bedeutung sind folgende Schriften: „In Stahlgewittern“, „Der Kampf als inneres Erlebnis“ und „Das abenteuerliche Herz“.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Biographie Ernst Jüngers
- 3. Der „ennui“
- 4.1 Existenzialismus
- 4.2 Politischer Existenzialismus
- 5. Die Zerstörung der alten Ordnung
- 6. Gibt es Werte für Ernst Jünger?
- 7. Die Abgrenzung vom „normalen“ Soldaten
- 8. Objektivität im Krieg
- 9. Der Sieg ist unwesentlich
- 10. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Motive und Erfahrungen des Schriftstellers Ernst Jünger im Ersten Weltkrieg. Sie beleuchtet, wie Jüngers persönliches Empfinden des „ennui“ – einer existenzialistischen Leere und Langeweile – ihn zum Krieg trieb und wie er seine Erlebnisse literarisch verarbeitete. Die Arbeit vermeidet ein explizites Urteil über Jünger, konzentriert sich aber auf die Hintergründe seines Weges zum Kriegsabenteuer.
- Ernst Jüngers Lebensgeschichte und ihre Bedeutung für sein literarisches Werk
- Die Rolle des „ennui“ als Motiv für Jüngers Kriegsbegeisterung
- Jüngers Kriegserfahrungen und seine literarische Darstellung des Krieges
- Jüngers Verhältnis zu den traditionellen Werten und Normen
- Die Interpretation von Jüngers Werken im Kontext des politischen Existenzialismus
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung etabliert den Ersten Weltkrieg als prägende Zäsur des 20. Jahrhunderts und thematisiert das weitverbreitete Gefühl des „ennui“ in der wilhelminischen Gesellschaft. Sie führt die zentrale These ein, dass Ernst Jünger unter diesem „ennui“ litt und im Krieg eine Kompensation suchte, und skizziert den Aufbau der Arbeit mit Fokus auf Jüngers Primärliteratur zum Krieg, insbesondere „In Stahlgewittern“, „Der Kampf als inneres Erlebnis“ und „Das abenteuerliche Herz“.
2. Biographie Ernst Jüngers: Dieses Kapitel skizziert Jüngers bürgerliche Herkunft und seine schwierige Schulzeit, die er als „verträumten Außenseiter“ beschreibt. Seine frühen Lebensumstände zeigen seine Sehnsucht nach Abenteuer und Flucht aus der Enge der bürgerlichen Gesellschaft. Der gescheiterte Versuch, sich der Fremdenlegion anzuschließen, unterstreicht diese Sehnsucht, die letztlich im Ersten Weltkrieg ihren Höhepunkt findet. Der Abschnitt dokumentiert detailliert Jüngers militärische Karriere an der Westfront, seine Auszeichnungen für Tapferkeit und seinen Übergang in die Reichswehr nach dem Krieg, bevor er sich schließlich dem Studium zuwendet und sich in den nationalrevolutionären Kreisen engagiert.
3. Der „ennui“: Dieses Kapitel definiert das Konzept des „ennui“ als existenzielle Leere, Langeweile und Unlust am Leben. Es wird als eine psychologische Komponente beschrieben, die im wilhelminischen Kaiserreich verbreitet war und möglicherweise zur Kriegsbereitschaft der Bevölkerung beitrug. Die Erläuterung dieses Begriffs bildet den Kontext für das Verständnis von Jüngers Motivationen.
4.1 Existenzialismus und 4.2 Politischer Existenzialismus: Diese Abschnitte liefern den philosophischen Hintergrund für das Verständnis von Jüngers Denken und Handeln. Der Existenzialismus wird hier als Grundlage für die Auseinandersetzung mit dem "ennui" eingeführt. Der politische Existenzialismus erweitert dieses Verständnis, um Jüngers politisches Engagement besser zu verstehen. Die genaue Behandlung dieser Konzepte wird in Relation zu Jüngers Erfahrungswelt gesetzt.
5. Die Zerstörung der alten Ordnung: Dieser Abschnitt untersucht Jüngers Perspektive auf den Ersten Weltkrieg als Zerstörung bestehender sozialer und politischer Strukturen. Die Analyse konzentriert sich darauf, wie dieser Prozess in Jüngers Werken dargestellt wird und welche Bedeutung er für sein Weltbild hat.
6. Gibt es Werte für Ernst Jünger?: Dieses Kapitel befasst sich mit der Frage nach den Werten und Überzeugungen Ernst Jüngers. Es wird analysiert, inwieweit er traditionelle Werte bejaht oder abgelehnt hat und welche neuen Werte er eventuell vertreten hat. Die Untersuchung des Systems seiner Werte wird in Bezug zu seinen Kriegserfahrungen und seinen literarischen Werken gestellt.
7. Die Abgrenzung vom „normalen“ Soldaten: Dieses Kapitel vergleicht Jüngers Erlebnisse und Perspektiven mit denen durchschnittlicher Soldaten des Ersten Weltkriegs. Es wird untersucht, welche besonderen Eigenschaften Jüngers Erfahrung prägten und wie sich diese in seinen Schriften widerspiegeln. Der Fokus liegt auf den individuellen Aspekten seiner Kriegsteilnahme und wie sie sich von einer kollektiven Erfahrung unterscheiden.
8. Objektivität im Krieg: Dieser Abschnitt untersucht, wie Jünger die Objektivität im Krieg darstellt und wie er seine Erfahrungen vermittelt. Es wird analysiert, ob und wie er versucht, eine objektive Perspektive einzunehmen oder ob seine Darstellung subjektiv gefärbt ist. Die Betrachtung der Objektivität in seiner Darstellung des Krieges dient der kritischen Auseinandersetzung mit seiner Perspektive.
9. Der Sieg ist unwesentlich: Hier wird Jüngers Sichtweise auf den Sieg im Ersten Weltkrieg beleuchtet. Es wird untersucht, ob der Sieg für ihn das primäre Ziel war oder ob andere Motive eine größere Rolle spielten. Die Analyse konzentriert sich auf Jüngers persönliche und philosophische Sicht auf das Kriegsgeschehen und seine Interpretation des Sieges bzw. der Niederlage.
Häufig gestellte Fragen zu: Analyse der Werke Ernst Jüngers im Ersten Weltkrieg
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Motive und Erfahrungen des Schriftstellers Ernst Jünger im Ersten Weltkrieg. Der Fokus liegt auf Jüngers persönlichem Empfinden des „ennui“, seiner Kriegsbegeisterung und der literarischen Verarbeitung seiner Erlebnisse. Die Arbeit vermeidet ein explizites Urteil über Jünger und konzentriert sich auf die Hintergründe seines Weges zum Kriegsabenteuer.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Jüngers Lebensgeschichte und ihren Einfluss auf sein Werk; die Rolle des „ennui“ als Motiv für Jüngers Kriegsbegeisterung; Jüngers Kriegserfahrungen und deren literarische Darstellung; Jüngers Verhältnis zu traditionellen Werten und Normen; die Interpretation von Jüngers Werken im Kontext des politischen Existenzialismus; Jüngers Sicht auf den Krieg als Zerstörung der alten Ordnung; die Frage nach den Werten und Überzeugungen Jüngers; der Vergleich von Jüngers Erfahrungen mit denen durchschnittlicher Soldaten; die Objektivität in Jüngers Darstellung des Krieges; und die Bedeutung des Sieges für Jünger.
Welche Werke Ernst Jüngers werden analysiert?
Die Arbeit konzentriert sich auf Jüngers Primärliteratur zum Krieg, insbesondere „In Stahlgewittern“, „Der Kampf als inneres Erlebnis“ und „Das abenteuerliche Herz“.
Was ist der „ennui“ und welche Rolle spielt er in der Arbeit?
Der „ennui“ wird als existenzielle Leere, Langeweile und Unlust am Leben definiert. Die Arbeit untersucht, wie dieses Gefühl im wilhelminischen Kaiserreich verbreitet war und möglicherweise zur Kriegsbereitschaft beitrug. Sie analysiert die Rolle des „ennui“ als Motiv für Jüngers Kriegsbegeisterung.
Welche philosophischen Konzepte werden in der Arbeit verwendet?
Die Arbeit verwendet die Konzepte des Existenzialismus und des politischen Existenzialismus, um Jüngers Denken und Handeln besser zu verstehen. Diese Konzepte werden in Relation zu Jüngers Erfahrungswelt gesetzt.
Wie wird Jüngers Verhältnis zu traditionellen Werten dargestellt?
Die Arbeit analysiert, inwieweit Jünger traditionelle Werte bejaht oder abgelehnt hat und welche neuen Werte er eventuell vertreten hat. Diese Untersuchung wird in Bezug zu seinen Kriegserfahrungen und seinen literarischen Werken gestellt.
Wie wird Jüngers Objektivität in der Darstellung des Krieges untersucht?
Die Arbeit untersucht, ob und wie Jünger versucht, eine objektive Perspektive einzunehmen, oder ob seine Darstellung subjektiv gefärbt ist. Die Betrachtung der Objektivität in seiner Darstellung dient der kritischen Auseinandersetzung mit seiner Perspektive.
Welche Bedeutung hatte der Sieg im Ersten Weltkrieg für Jünger?
Die Arbeit analysiert, ob der Sieg für Jünger das primäre Ziel war oder ob andere Motive eine größere Rolle spielten. Der Fokus liegt auf Jüngers persönlichen und philosophischen Sicht auf das Kriegsgeschehen und seiner Interpretation des Sieges bzw. der Niederlage.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in Kapitel unterteilt, die jeweils einen Aspekt von Jüngers Leben und Werk im Ersten Weltkrieg behandeln. Sie beginnt mit einer Einleitung, einer Biographie Jüngers, einer Definition des „ennui“, einer Erläuterung des Existenzialismus, und geht dann auf seine Kriegserfahrungen, seine Werte, seine Abgrenzung vom „normalen“ Soldaten, seine Darstellung der Objektivität im Krieg und schließlich die Bedeutung des Sieges ein. Ein Fazit rundet die Arbeit ab.
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- Georg Fichtner (Author), 2006, Ernst Jünger - Ausbruch aus dem ennui, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/62969