Da das gängige Sündenverständnis nicht dem theologischen entspricht, möchte ich mich mit dem Begriff ‚Sünde’ eingehender befassen. Gerade in der Theologie ist dies ein zentrales Thema. Für viele Menschen bedeutet ‚Sünde’ die Übertretung eines Gesetzes, was in den meisten Fällen nicht ohne Folgen bleibt. Doch ist dieses Verständnis von Sünde wirklich aus theologischer Sicht haltbar? Was bedeutet Sünde also theologisch? Spannend finde ich auch die Frage, wie die Sünde überhaupt in die Welt kommt. Diese Fragestellung war der Hauptgrund, weswegen ich dieses Thema wählte. Ausgehend von einem christlichen Weltbild, nach dem Gott die Welt gut geschaffen hat, muss diese Frage nämlich gestellt werden. Wenn die Welt nach seinem Willen gut geschaffen wurde, stellt sich die Frage, warum das Böse überhaupt existiert. Hat Gott die Sünde erschaffen? Und wenn er sie nicht erschaffen hat, wer war es dann? Gibt es vielleicht eine andere Macht, die Gottes Gegenspieler ist?
All diesen Fragen möchte ich anhand dieser Arbeit nachgehen. Dazu habe ich zwei sehr bedeutende Theologen des 20. Jahrhunderts ausgewählt, zum einen Karl Barth und zum anderen Paul Tillich.
Die Arbeit soll so aufgebaut sein, dass zu Beginn das paulinische Sündenverständnis anhand von einer wichtigen Bibelstelle schemenhaft umrissen wird. Im Anschluss daran möchte ich mich mit dem Theologen Karl Barth eingehender befassen und zum einen seinen Sündenbegriff, zum anderen aber auch sein Ursprungsverständnis erarbeiten. Das Sündenverständnis von Paul Tillich soll daraufhin ebenfalls analysiert werden. Auch hier möchte ich mich sowohl mit seinem Sündenbegriff, als auch mit seinem Ursprungsverständnis befassen. Nach der Darlegung der beiden Theologen soll in einem folgenden Punkt ihr Verständnis voneinander abgegrenzt und dabei auch kritisch hinterfragt werden, was in einer eigenen Stellungnahme meinerseits münden soll. Ein Bezug zur Religionspädagogik soll im Anschluss daran hergestellt werden, wobei der Sündenbegriff auf die Konzeptionen angewendet und darauf aufbauend dessen Bedeutung für den Religionsunterricht erarbeitet werden soll.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Biblische Grundlagen
- Sünde bei Paulus
- Römer 7,7 - 12
- Kontextbestimmung
- Sünde und Gesetz
- Der paulinische Sündenbegriff
- Sünde bei Paulus
- Karl Barth
- Das Nichtige
- Das Wesen des Nichtigen
- Die Kehrseite der Schöpfung
- Der Ursprung des Nichtigen
- Die Macht der Sünde
- Die Sünde als konkrete Gestalt des Nichtigen und als „ontologische Unmöglichkeit“
- Das Nichtige
- Paul Tillich
- Der Übergang von der Essenz zur Existenz
- Essenz und Existenz
- Das Symbol des Falls
- Freiheit und Schicksal
- „Träumende Unschuld“
- Das moralische und das tragische Element im Übergang vom essentiellen zum existentiellen Sein
- Schöpfung und Fall
- Der Ursprung des Bösen
- Die Macht der Sünde
- Entfremdung und Sünde
- Entfremdung als Unglaube, hybris und Konkupiszenz
- Unglaube
- hybris
- Konkupiszenz
- Individuelle und kollektive Entfremdung
- Entfremdung und Übel
- Der Übergang von der Essenz zur Existenz
- Ursprung und Macht der Sünde – Eine vergleichende Auseinandersetzung
- Wesen und Macht der Sünde
- Ursprung der Sünde
- Eigene Stellungnahme
- Die Macht der Sünde und deren religionspädagogische Bedeutung
- Karl Barth
- Die Evangelische Unterweisung
- Paul Tillich
- Der problemorientierte Religionsunterricht
- Der Sündenbegriff in den religionspädagogischen Konzeptionen
- Der hermeneutische Religionsunterricht
- Der emanzipatorische Religionsunterricht
- Der Sündenbegriff und seine Bedeutung für den Religionsunterricht
- Karl Barth
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Begriff der Sünde und setzt sich zum Ziel, dessen theologische Bedeutung zu erforschen. Dabei werden der Ursprung und die Macht der Sünde als zentrale Fragestellungen betrachtet. Die Arbeit verfolgt den Ansatz, das gängige Sündenverständnis zu hinterfragen und anhand von systematisch theologischen Überlegungen ein tieferes Verständnis des Themas zu gewinnen.
- Das paulinische Sündenverständnis
- Die theologischen Konzeptionen von Karl Barth und Paul Tillich
- Der Vergleich der Ansätze von Barth und Tillich
- Die Bedeutung des Sündenbegriffs für die religionspädagogische Praxis
- Die Anwendung des Sündenbegriffs in verschiedenen religionspädagogischen Konzeptionen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Auseinandersetzung mit dem paulinischen Sündenverständnis anhand der Bibelstelle Römer 7,7-12. Es wird beleuchtet, wie Paulus die Sünde im Kontext des Gesetzes begreift und welche Bedeutung er dem Sündenbegriff beimisst.
Im Anschluss daran widmet sich die Arbeit der theologischen Konzeption von Karl Barth und analysiert dessen Verständnis von Sünde und deren Ursprung. Es werden Barth's Kernaussagen zum „Nichtigen" sowie dessen Auswirkungen auf die Schöpfung und die Macht der Sünde beleuchtet.
Danach wird das Sündenverständnis von Paul Tillich erörtert. Die Arbeit beleuchtet Tillich's Theorie vom Übergang von der Essenz zur Existenz und analysiert die Rolle des „Falls" in diesem Prozess. Weiterhin wird die Entfremdung als ein zentrales Element von Sünde in Tillich's Denken behandelt.
In einem weiteren Kapitel werden die Ansätze von Barth und Tillich miteinander verglichen und kritisch hinterfragt. Dabei werden die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in ihren Sichtweisen auf Sünde und deren Ursprung herausgearbeitet.
Der Fokus der Arbeit verschiebt sich dann zur religionspädagogischen Bedeutung des Sündenbegriffs. Es wird untersucht, wie sich die Konzeptionen von Barth und Tillich auf die Praxis des Religionsunterrichts auswirken und inwiefern der Sündenbegriff für verschiedene religionspädagogische Ansätze relevant ist.
Schlüsselwörter
Sünde, Theologie, Karl Barth, Paul Tillich, Ursprung, Macht, Nichtiges, Entfremdung, Religionspädagogik, Evangelische Unterweisung, Problemorientierter Religionsunterricht, Hermeneutischer Religionsunterricht, Emanzipatorischer Religionsunterricht, Bibelstelle Römer 7,7-12.
- Citation du texte
- Cornelia Kästner (Auteur), 2005, Usprung und Macht der Sünde - Eine ungelöste theologische Frage? Systematisch - theologische Überlegungen und ihre religionspädagogische Bedeutung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/62985