Die Debatte um den Schutz von Minderheiten und deren Sprachen ist ein hochaktuelles Thema. Dafür sprechen nicht nur die ethnischen Konflikte in Ex-Jugoslawien und der ehemaligen Sowjetunion, sondern auch die Spannungen in Mittel- und Osteuropa. In Europa gibt es mehr als 200 nationale Minderheiten mit mehr als 100 Millionen Angehörigen (vgl. Heintze 1998: 41). Diese Vielzahl und die Heterogenität der europäischen Staatenwelt bergen häufig Konfliktpotential.
Aber auch national wird das Thema um den Minderheitenschutz derzeit viel diskutiert. Nicht zuletzt wegen der Landtagswahlen in Schleswig Holstein, bei denen der SSW (Südschleswigscher Wählerverbandes) mit 3,6% der Stimmen in den Landtag einziehen durfte. Der SSW ist die dänische Minderheitenpartei und hat einen Sonderstatus in der deutschen Parteienlandschaft inne. Seit den Bonn-Kopenhagener Minderheitenerklärungen von 1955 ist er von der Fünf-Prozent-Hürde befreit. Dies hat auch das Bundesverfassungsgericht kürzlich erst wieder bestätigt (vgl. Erdmann 20.02.2005). Dennoch entfachte der Wahlausgang einen Streit um die Rolle des SSW und um die Frage, ob der dänischen Minderheit tatsächlich solche Privilegien eingeräumt werden sollten.
Der Minderheitenschutz ist ein wichtiges und vieldiskutiertes Thema im vereinten Europa. Ziel dieser Arbeit ist es, eine genauere Betrachtung dieser Diskussion vorzunehmen. Dabei wird als erstes auf die Definitionsproblematik dieser Debatte eingegangen, denn obwohl das Thema nicht neu ist, gibt es noch keine allgemeingültige Definition, was eine Minderheit ist. Im Anschluss daran werden die Argumente, die für und gegen einen speziellen Schutz oder sogar eine Förderung von Minderheiten sprechen, vorgestellt. Neben einer reinen Kosten-Nutzen-Abwägung nach ökonomischen, politischen und juristischen Gesichtspunkten sind es nicht zuletzt ethische Gründe, die Eingang in diese Auseinandersetzung finden.
Darüber hinaus werden die Umsetzung des Rechts auf Gebrauch der Minderheitensprache sowie die Aufgaben des Minderheitenschutzes erläutert. Hierbei ist eine geteilte Untersuchung des privaten und des öffentlichen Bereiches notwendig, denn insbesondere in Letzterem sind staatliche Fördermaßnahmen erforderlich.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung.
- 2. Definitionsproblematik
- 2.1 Was ist eine Minderheit?
- 2.2 Die Kontroverse um die Staatsangehörigkeit
- 2.3 Arten von Minderheiten
- 2.4 Selbstidentifizierung der Minderheitenangehörigen
- 2.5 Die Definition von Capotorti.
- 2.6 Ureinwohner, Gastarbeiter, Immigranten..
- 2.7 Zusammenfassung...
- 3. Argumente gegen den Schutz von Minderheitensprachen.
- 4. Argumente für den Schutz von Minderheitensprachen
- 4.1 Ethische Gründe
- 4.2 Politische und strategische Gründe für einen Schutz von Minderheitensprachen
- 4.3 Rechtliche Gründe und ökonomische Argumente für den Minderheitenschutz.
- 5. Umsetzung und Aufgaben des Minderheitenschutzes.
- 5.1 Umsetzung des Rechts auf Gebrauch der Minderheitensprache.
- 5.2 Die Aufgaben des Minderheitenschutzes..
- 6. Bestrebungen im Minderheitenschutz auf internationaler Ebene
- 6.1 Die Vereinten Nationen......
- 6.2 Europäische Initiativen..
- 7. Fazit
- 8. Quellenverzeichnis
- 9. Abstract.
- 10. Eigenständigkeitserklärung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Debatte um den Schutz von Minderheitensprachen und beleuchtet dabei die Definitionsproblematik, die Argumente für und gegen den Schutz sowie die Umsetzung und Aufgaben des Minderheitenschutzes auf nationaler und internationaler Ebene.
- Die Definition von "Minderheit" und die Kontroverse um die Staatsangehörigkeit.
- Ethische, politische, rechtliche und ökonomische Argumente für und gegen den Schutz von Minderheitensprachen.
- Die Umsetzung des Rechts auf Gebrauch der Minderheitensprache im privaten und öffentlichen Bereich.
- Internationale Bestrebungen im Minderheitenschutz durch die Vereinten Nationen und die Europäische Union.
- Die Rolle des Staates bei der Förderung und dem Schutz von Minderheitensprachen.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die Aktualität der Debatte um den Schutz von Minderheitensprachen und führt in die Zielsetzung der Arbeit ein. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der Definitionsproblematik, wobei verschiedene Aspekte wie die Staatsangehörigkeit und die verschiedenen Arten von Minderheiten diskutiert werden. Im Anschluss daran werden in Kapitel 3 und 4 die Argumente gegen und für den Schutz von Minderheitensprachen vorgestellt, wobei ethische, politische, rechtliche und ökonomische Aspekte berücksichtigt werden. Kapitel 5 behandelt die Umsetzung des Rechts auf Gebrauch der Minderheitensprache und die Aufgaben des Minderheitenschutzes. Schließlich werden in Kapitel 6 die internationalen Bestrebungen im Minderheitenschutz durch die Vereinten Nationen und die Europäische Union beleuchtet.
Schlüsselwörter
Minderheitensprachen, Minderheitenschutz, Staatsangehörigkeit, ethische Argumente, politische Gründe, rechtliche Grundlagen, ökonomische Aspekte, internationale Bestrebungen, Vereinte Nationen, Europäische Union.
- Arbeit zitieren
- Kathrin Langguth (Autor:in), 2005, Warum Minderheitensprachen schützen?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/63139