Gerade einmal zehn Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs stürzt über dessen Ursprungsland eine Flut von Filmen herein, die diesen Krieg zum Thema haben. Vierzig Jahre später greift ein deutscher Regisseur mit dem Film Stalingrad erneut auf den Zweiten Weltkrieg zurück - stellt sich dabei dem eigentlichen Thema aber noch weniger, als die vergleichbaren Filme aus den 50er Jahren.
Was das eigentliche Thema sein könnte und wie und ob es im Film dargestellt werden kann, soll im Folgenden betrachtet werden. Dabei wird untersucht, wie der Zweite Weltkrieg in repräsentativen westdeutschen Kriegsfilmen der 50er Jahre und wie er in Joseph Vilsmaiers Stalingrad von 1993 dargestellt wird.
Dabei gehe ich insbesondere der Frage nach, welche wesentlichen Merkmale des westdeutschen Kriegsfilms der 50er Jahre in Stalingrad wieder auftauchen und wo wesentliche Unterschiede in der Darstellung des Krieges liegen. Ein Vergleich der Figurenkonstellation zwischen ausgewählten Beispielen der 50er Jahre mit Stalingrad wird ein zentraler Teil der Analyse sein.
Anschließend versuche ich, eine Begründung meiner eingangs formulierten These über das Versagen Vilsmaiers zu finden, den Zweiten Weltkrieg „angemessen“ darzustellen. Was eine angemessene Darstellung sein kann und ob überhaupt eine angemessene Darstellung möglich ist, wird, wie schon erwähnt, separat behandelt.
Dazu werde ich als erstes das Genre Kriegsfilm definieren, seine Geschichte schildern und auf die Diskussion um den Begriff des „Antikriegsfilms“ eingehen. Bei dieser Diskussion ist auffällig, wie stark sie von grundverschiedenen Ansichten und persönlichem Geschmack bestimmt ist. Die Frage, ob eine normativ geprägte Unterscheidung in Kriegsfilm bzw. Antikriegsfilm analytisch gesehen überhaupt sinnvoll ist, werde ich am Schluss betrachten. Solange werde ich in dieser Arbeit, wenn nicht anders erwähnt, den Ausdruck Kriegsfilm als Oberbegriff für beide Varianten verwenden. Dass meinen Schlussüberlegungen dann ebenfalls etwas Normatives anhaftet, beweist nur, wie paradox und schwierig die persönliche Standortbestimmung bei diesem Thema ausfällt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Krieg im Film
- Krieg im Kino oder Kino als Krieg
- Allgemeine Definition des Kriegsfilms
- Kriegsfilm vs. Antikriegsfilm
- Geschichte des Genres
- Zusammenfassung
- Der Zweite Weltkrieg im westdeutschen Kriegsfilm
- Der Nachkriegsfilm
- Die westdeutsche Kriegsfilmwelle
- Wesentliche Merkmale des westdeutschen Kriegsfilms
- Neuere deutsche Kriegsfilme
- Vilsmaier vs. Die 50er
- Die Figuren
- Vilsmaiers Stalingrad im Diskurs
- Die „angemessene“ Darstellung des Krieges
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Darstellung des Zweiten Weltkriegs im westdeutschen Kriegsfilm, insbesondere im Vergleich zwischen Filmen der 1950er Jahre und Joseph Vilsmaiers "Stalingrad" (1993). Ziel ist es, die wesentlichen Merkmale des westdeutschen Kriegsfilms der 50er Jahre zu identifizieren und deren Wiederauftreten oder Abweichungen in Vilsmaiers Film zu analysieren. Die Arbeit hinterfragt auch die These, dass Vilsmaiers Darstellung des Krieges "angemessen" ist.
- Die Entwicklung und die Charakteristika des westdeutschen Kriegsfilms der 50er Jahre.
- Der Vergleich der Darstellung des Zweiten Weltkriegs in Filmen der 50er Jahre und in Vilsmaiers "Stalingrad".
- Die Definition und Problematik des Begriffs "Antikriegsfilm".
- Die Frage nach einer "angemessenen" Darstellung des Krieges im Film.
- Analyse der Figurenkonstellationen in ausgewählten Filmen.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und beschreibt die Fragestellung der Arbeit: Wie wird der Zweite Weltkrieg in westdeutschen Kriegsfilmen der 50er Jahre und in Joseph Vilsmaiers "Stalingrad" dargestellt, und welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede bestehen? Die Arbeit fokussiert auf die Analyse der Darstellungsweisen und die Frage nach einer „angemessenen“ Darstellung des Krieges. Es wird eine Definition des Genres Kriegsfilm vorgenommen und die Problematik des „Antikriegsfilms“ angesprochen.
Krieg im Film: Dieses Kapitel beleuchtet den philosophischen Zusammenhang zwischen Kino und Krieg und bietet eine allgemeine Genredefinition des Kriegsfilms. Es wird ein kurzer historischer Überblick gegeben, um die spezifischen Merkmale des westdeutschen Kriegsfilms nach 1945 besser einzuordnen. Der Zusammenhang zwischen Kriegstechnologie und der Entwicklung des Kinos wird diskutiert, insbesondere die Thesen von Paul Virilio über die Verschmelzung von Kino und Krieg als Wahrnehmungsfeld. Die Problematik der Unterscheidung zwischen Kriegsfilm und Antikriegsfilm wird angesprochen.
Der Zweite Weltkrieg im westdeutschen Kriegsfilm: Dieses Kapitel analysiert die Darstellung des Zweiten Weltkriegs in westdeutschen Kriegsfilmen, beginnend mit den Nachkriegsfilmen und der darauf folgenden Kriegsfilmwelle. Es werden die wesentlichen Merkmale dieser Filme herausgearbeitet und im Kontext der politischen und gesellschaftlichen Situation der damaligen Zeit interpretiert. Der Fokus liegt auf der Entwicklung der Darstellungsweisen über die Zeit und den Veränderungen in der filmischen Auseinandersetzung mit dem Thema.
Vilsmaier vs. Die 50er: Dieses Kapitel vergleicht die Darstellung des Krieges in Vilsmaiers "Stalingrad" mit den Kriegsfilmen der 50er Jahre. Es analysiert die Figurenkonstellationen und untersucht, welche Merkmale der früheren Filme in "Stalingrad" wieder auftauchen und wo wesentliche Unterschiede in der Darstellung des Krieges liegen. Die These der Einleitung, dass Vilsmaier den Zweiten Weltkrieg nicht „angemessen“ darstellt, wird im Kontext dieser Analyse untersucht.
Schlüsselwörter
Westdeutscher Kriegsfilm, Zweiter Weltkrieg, Joseph Vilsmaier, Stalingrad, Antikriegsfilm, Filmgenre, Darstellung des Krieges, Nachkriegskino, Figurenkonstellation, „angemessene“ Darstellung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum westdeutschen Kriegsfilm
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Darstellung des Zweiten Weltkriegs im westdeutschen Kriegsfilm, insbesondere im Vergleich zwischen Filmen der 1950er Jahre und Joseph Vilsmaiers "Stalingrad" (1993). Sie untersucht die Merkmale des westdeutschen Kriegsfilms der 50er Jahre und deren Wiederauftreten oder Abweichungen in Vilsmaiers Film. Ein zentraler Punkt ist die kritische Auseinandersetzung mit der These einer "angemessenen" Darstellung des Krieges.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Entwicklung und Charakteristika des westdeutschen Kriegsfilms der 50er Jahre, einen Vergleich der Kriegsdarstellung in Filmen der 50er Jahre und in Vilsmaiers "Stalingrad", die Definition und Problematik des Begriffs "Antikriegsfilm", die Frage nach einer "angemessenen" Darstellung des Krieges im Film und eine Analyse der Figurenkonstellationen in ausgewählten Filmen.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in die Kapitel Einleitung, Krieg im Film, Der Zweite Weltkrieg im westdeutschen Kriegsfilm, Vilsmaier vs. Die 50er und Fazit. Das Kapitel "Krieg im Film" bietet eine allgemeine Genredefinition und einen historischen Überblick. "Der Zweite Weltkrieg im westdeutschen Kriegsfilm" analysiert die Darstellung des Krieges in westdeutschen Filmen der Nachkriegszeit. "Vilsmaier vs. Die 50er" vergleicht Vilsmaiers "Stalingrad" mit Filmen der 50er Jahre.
Wie wird der Begriff "Antikriegsfilm" behandelt?
Die Arbeit thematisiert die Definition und die Problematik des Begriffs "Antikriegsfilm" und dessen Abgrenzung zum Kriegsfilm. Diese Problematik wird im Kontext der verschiedenen filmischen Darstellungen des Krieges diskutiert.
Welche Rolle spielt Joseph Vilsmaiers "Stalingrad"?
Vilsmaiers "Stalingrad" dient als zentrale Vergleichsbasis zu den westdeutschen Kriegsfilmen der 1950er Jahre. Die Arbeit analysiert Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Darstellung des Krieges und hinterfragt die These, dass Vilsmaiers Darstellung "angemessen" sei.
Was ist die zentrale Forschungsfrage?
Die zentrale Forschungsfrage lautet: Wie wird der Zweite Weltkrieg in westdeutschen Kriegsfilmen der 50er Jahre und in Joseph Vilsmaiers "Stalingrad" dargestellt, und welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede bestehen? Ein weiterer Fokus liegt auf der Frage nach einer "angemessenen" Darstellung des Krieges.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Westdeutscher Kriegsfilm, Zweiter Weltkrieg, Joseph Vilsmaier, Stalingrad, Antikriegsfilm, Filmgenre, Darstellung des Krieges, Nachkriegskino, Figurenkonstellation, „angemessene“ Darstellung.
Welche Methode wird angewendet?
Die Arbeit verwendet eine vergleichende Analyse der Darstellung des Zweiten Weltkriegs in westdeutschen Kriegsfilmen verschiedener Epochen. Sie untersucht die filmischen Mittel und die Kontexte, in denen diese Darstellungen entstanden sind.
- Arbeit zitieren
- Christian Bach (Autor:in), 2005, Keine Fragen, vorwärts Marsch! Der Zweite Weltkrieg und die Problematik seiner Darstellung im westdeutschen Kriegsfilm von den 50er Jahren bis zu Vilsmaiers Stalingrad von 1993, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/63163