Diese Arbeit behandelt die Bedeutungsvariabilität (Polysemie) von sprachlichen Ausdrücken anhand eines exemplarischen Ausschnitts der Sprache – der Wechselwirkung zwischen Aspekt und der Aktionsart deutscher Verben auf der einen und adverbialen Angaben auf der anderen Seite.
Bei der Interaktion sprachlicher Komponenten treten häufig nur Teilbereiche der Semantik dieser einzelnen Komponenten miteinander in Interaktion. Sind zwei sprachliche Ausdrücke innerhalb eines Syntagmas eigentlich nicht miteinander kompatibel oder sind zwei Ausdrücke innerhalb eines Paradigmas synonym, ändert sich in manchen Fällen die Bedeutung des einen Ausdrucks bzw. es tritt ein anderer semantischer Teilbereich in die Interaktion ein. Auf diese Weise werden ungrammatische oder synonyme Konstruktionen vermieden und die sprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten erweitert – eine effiziente semantische Organisation also, die als Teil des Ökonomieprinzips natürlicher Sprachen gesehen werden kann.
Die vorliegende Arbeit hat es sich zum Ziel gesetzt, diese Gesetzmäßigkeiten für einen Bereich der Sprache möglichst genau zu erfassen. Aus diesem Grunde wurde absichtlich ein relativ semantisch leerer Bereich ausgewählt und genau abgesteckt. Die Thesen, die in dieser Arbeit entwickelt werden, werden exemplarisch gestützt durch Beispiele, die einem Sprach-Korpus entnommen sind.
Inhaltsverzeichnis
- 0 Einleitung, Hintergrund und Gliederung der Arbeit
- 1 Theoretische Vorüberlegungen zum Wesen interner temporaler Strukturen
- 1.1 Situationsklassen
- 1.1.1 Tempus und Aspekt
- 1.1.2 Thematische Eingrenzung und Begriffsklärungen
- 1.2 Überblick über Ansätze zur Subklassifikation von Situationen
- 1.2.1 Übertragung der aristotelischen Handlungsklassifikation auf linguistische Strukturen – Vendler (1967)
- 1.2.2 Dekomposition in semantische Primitiva im Rahmen einer intervallbasierten Semantik – Dowty (1979)
- 1.2.3 Mereologische Relationen - Bach (1981, 1986)
- 1.2.3.1 Probleme von Teilbarkeit und Additivität
- 1.2.3.2 Einfluss der NP-Semantik auf den Telizitätsstatus
- 1.3 Telizität als Homomorphismus zwischen Vorgang und Individuum
- 1.3.1 Telizität und Verbsemantik
- 1.3.1.1 Vorläufige Klassifikation der Situationen
- 1.3.1.2 Weitere syntaktische und semantische Evidenz für die Situationsklassen
- 1.4 Generizität
- 1.4.1 Durativ-telische vs. (durativ-) atelische Situationen
- 1.4.1.1 Durativität vs. Punktualität
- 1.4.1.2 Statik vs. Dynamik
- 1.4.1.3 Verbale Polysemie und ihre Einflüsse auf den Telizitätsstatus
- 1.4.1 Generell atelisierende Einflüsse
- 2 Temporaladverbien
- 2.1 Subklassifikation und Wahl der Vertreter
- 2.1.1 Allgemeine semantische Eigenschaften der Temporaladverbien
- 2.2 Semantische Eigenschaften der einzelnen Subklassen
- 2.2.1 Durative Adverbien
- 2.2.2 Adverbien der Geschwindigkeit
- 2.3 Holistische und partielle Modifikation
- 2.3.1 Durative Adverbien
- 2.3.1.1 Zusätzliche semantische Bedingungen der Nachsituation
- 2.3.2 Adverbien der Geschwindigkeit
- 2.4 Semantische Relationen
- 2.4.1 Semantische Relationen zwischen den Adverbialklassen
- 2.4.2 Semantische Relationen innerhalb der Adverbialklassen
- 2.5 Semantische Anomalien
- 3 Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Wechselwirkungen zwischen Aspekt und Aktionsart deutscher Verben und adverbialen Angaben, insbesondere die partielle Modifikation, bei der nur Teile des Bedeutungsumfangs eines Ausdrucks von der Modifikation betroffen sind. Der Fokus liegt auf der internen Temporalität von Verben und der Art und Weise, wie Temporaladverbien diese beeinflussen.
- Partielle vs. holistische Modifikation von verbalen Ausdrücken durch Adverbialangaben
- Klassifizierung von Verben und Verbphrasen nach ihren internen temporalen Strukturen
- Semantische Eigenschaften und Relationen von Temporaladverbien
- Der Einfluss von Temporaladverbien auf die Bedeutung von Verben
- Kontextuelle Variationen der semantischen Relationen zwischen Verben und Adverbien
Zusammenfassung der Kapitel
0 Einleitung, Hintergrund und Gliederung der Arbeit: Die Einleitung beschreibt das zentrale Thema der Arbeit: die partielle Modifikation, bei der ein Ausdruck nur in Teilen von einem anderen modifiziert wird. Am Beispiel von Adjektiv-Nomen-Verbindungen wird diese partielle Modifikation verdeutlicht. Die Arbeit konzentriert sich auf die Wechselwirkungen zwischen Aspekt und Aktionsart von Verben und adverbialen Angaben bezüglich der internen Temporalität. Die Beschränkung auf diesen Bereich erlaubt genauere Aussagen über die Wechselwirkungen und die daraus resultierenden Bedeutungsverschiebungen. Die Arbeit gliedert sich in zwei Hauptteile: einen zur Subklassifizierung von Verben hinsichtlich ihrer internen temporalen Strukturen und einen zur Untersuchung der Wechselwirkung dieser Klassen mit Temporaladverbien.
1 Theoretische Vorüberlegungen zum Wesen interner temporaler Strukturen: Dieses Kapitel liefert den theoretischen Hintergrund, indem es verschiedene Ansätze zur Subklassifikation von Situationen und deren internen temporalen Strukturen vorstellt. Es werden die Arbeiten von Vendler (1967), Dowty (1979) und Bach (1981, 1986) diskutiert, die jeweils unterschiedliche Perspektiven auf die semantische Struktur von Situationen und die damit verbundenen Konzepte wie Telizität und Aktionsart bieten. Die Kapitelteile befassen sich mit der Übertragung der aristotelischen Handlungsklassifikation auf linguistische Strukturen, der Dekomposition in semantische Primitiva und mereologischen Relationen. Der Fokus liegt auf der Herausarbeitung der verschiedenen theoretischen Modelle zur Beschreibung der internen Temporalität von verbalen Ausdrücken.
2 Temporaladverbien: Der zweite Teil der Arbeit analysiert Temporaladverbien und ihre Wechselwirkung mit den im ersten Teil klassifizierten Verben. Es erfolgt eine Subklassifizierung der Adverbien (z.B. durative Adverbien, Adverbien der Geschwindigkeit) und eine Untersuchung ihrer semantischen Eigenschaften. Ein zentraler Punkt ist die Unterscheidung zwischen holistischer und partieller Modifikation im Kontext der Temporaladverbien und ihre Auswirkungen auf die Gesamtbedeutung. Die Arbeit untersucht die semantischen Relationen zwischen den verschiedenen Adverbialklassen und innerhalb der Klassen selbst. Anhand von Beispielen aus dem Mannheimer Korpus werden die theoretischen Überlegungen illustriert und analysiert.
Häufig gestellte Fragen zu: Interne Temporale Strukturen und Partielle Modifikation
Was ist das zentrale Thema dieser Arbeit?
Das zentrale Thema ist die partielle Modifikation, bei der ein Ausdruck nur in Teilen von einem anderen modifiziert wird. Die Arbeit konzentriert sich auf die Wechselwirkungen zwischen Aspekt und Aktionsart von Verben und adverbialen Angaben bezüglich der internen Temporalität von verbalen Ausdrücken. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Untersuchung, wie Temporaladverbien die interne Temporalität von Verben beeinflussen.
Welche Aspekte der internen Temporalität werden untersucht?
Die Arbeit untersucht die Wechselwirkungen zwischen der internen Temporalität von Verben und der Modifikation durch Temporaladverbien. Dabei wird die Unterscheidung zwischen holistischer und partieller Modifikation im Mittelpunkt der Analyse stehen. Es wird beleuchtet, wie verschiedene Klassen von Verben (basierend auf ihren internen temporalen Strukturen) von diesen Adverbien beeinflusst werden.
Welche theoretischen Ansätze werden zur Klassifizierung von Verben verwendet?
Die Arbeit stützt sich auf verschiedene theoretische Ansätze zur Klassifizierung von Verben nach ihren internen temporalen Strukturen. Insbesondere werden die Arbeiten von Vendler (1967), Dowty (1979) und Bach (1981, 1986) diskutiert. Diese Ansätze betrachten unterschiedliche Perspektiven auf die semantische Struktur von Situationen, Konzepte wie Telizität und Aktionsart sowie die Übertragung der aristotelischen Handlungsklassifikation auf linguistische Strukturen, die Dekomposition in semantische Primitiva und mereologische Relationen.
Wie werden Temporaladverbien klassifiziert und analysiert?
Die Arbeit unterteilt Temporaladverbien in Subklassen, beispielsweise durative Adverbien und Adverbien der Geschwindigkeit. Die semantischen Eigenschaften jeder Subklasse werden untersucht, und es wird analysiert, wie diese Adverbien (holistisch oder partiell) die Bedeutung von Verben modifizieren. Die semantischen Relationen zwischen den verschiedenen Adverbialklassen und innerhalb der Klassen werden ebenfalls untersucht. Beispielhafte Analysen basierend auf dem Mannheimer Korpus illustrieren die theoretischen Überlegungen.
Was ist die Bedeutung der Unterscheidung zwischen holistischer und partieller Modifikation?
Die Unterscheidung zwischen holistischer und partieller Modifikation ist zentral für das Verständnis der Wechselwirkungen zwischen Verben und Temporaladverbien. Holistische Modifikation betrifft den gesamten Bedeutungsumfang eines Ausdrucks, während partielle Modifikation nur Teile davon beeinflusst. Diese Unterscheidung ermöglicht eine präzisere Beschreibung der Bedeutungsverschiebungen, die durch die Kombination von Verben und Temporaladverbien entstehen.
Welche Rolle spielt die Telizität in der Analyse?
Telizität, also die Eigenschaft einer Situation, ein abgeschlossenes Ereignis zu beschreiben, spielt eine wichtige Rolle in der Klassifizierung von Verben. Die Arbeit untersucht, wie die Telizität eines Verbs durch die Modifikation mit Temporaladverbien beeinflusst werden kann und wie sich dies auf die Gesamtbedeutung auswirkt.
Welche konkreten Forschungsfragen werden behandelt?
Die Arbeit untersucht folgende Fragen: Partielle vs. holistische Modifikation von verbalen Ausdrücken durch Adverbialangaben; Klassifizierung von Verben und Verbphrasen nach ihren internen temporalen Strukturen; Semantische Eigenschaften und Relationen von Temporaladverbien; Der Einfluss von Temporaladverbien auf die Bedeutung von Verben; Kontextuelle Variationen der semantischen Relationen zwischen Verben und Adverbien.
- Quote paper
- Magister Artium Zeno Wolze (Author), 2004, Aspekt und Aktionsart beim deutschen Verb in Wechselwirkung mit adverbialen Angaben, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/63331