„For empirical knowledge, like its sophisticated extension, science, is rational, not because it has afoundationbut because it is a self-correcting enterprise which can put anyclaim in jeopardy, though notallat once.“
Mit diesem Satz beschließt Wilfrid Sellars in seiner wohl bekanntesten Schrift Empiricism and the Philosophy of Mind [im Folgenden abgekürzt mit EPM] aus dem Jahr 1956 seine Kritik an dem von ihm so bezeichneten Mythos des Gegebenen.Das Zitat zeigt die Richtung an, die Sellars mit seiner Kritik verfolgt. Zum einen beschäftigt ihn die Frage, ob empirisches Wissen eine Grundlage hat, die von vornherein gegeben ist und sich somit außerhalb des sprachlichen Rahmens bewegt. Zum anderen entwickelt er den Gedanken eines sich selbst berichtigenden Unternehmens, das dazu in der Lage ist, Behauptungen zu rechtfertigen oder fallen zu lassen, was wiederum eng mit Sprache verbunden ist.
Die vorliegende Arbeit geht den Fragen nach,was Sellars an der Idee des Gegebenen kritisiert, welche Schritte er bei seiner Kritik vornimmt und ob es ihm gelingt, das Verlangen nach einem Gegebenen zu eliminieren.
Obwohl der Argumentationsverlauf in EPM sich eher verschachtelt gestaltet, lässt sich das Werk in zwei Teile gliedern. Der erste Teil beschäftigt sich mit der Kritik an der Auffassung des traditionellen Empirismus, es gäbe ein vorbewusstes Fundament empirischen Wissens. Der erste Teil kann also erkenntnistheoretischen Problemen zugerechnet werden. Er erstreckt sich über die ersten acht Kapitel, wobei einige Passagen daraus schon auf den zweiten Teil verweisen, in dem Sellars die Erkenntnistheorie und den kritischen Teil seiner Philosophie verlässt.
Der zweite Teil zeichnet sich dadurch aus, dass er sich im Gegensatz zum kritischen ersten konstruktiv zeigt. Sellars stellt hier anhand seines eigenen Mythos, dem Jones-Mythos, eine Theorie innerer Episoden auf, die den Sinneseindrücken ihren erkenntnistheoretischen Status entziehen.
Die schon angesprochene verschachtelte Argumentationsweise erschwert, so ist häufig die Meinung, die Rezeption der Philosophie Sellars’. So spricht Koch von einer „sehr verwickelten und voraussetzungsreichen Darstellungsweise, mit der S[ellars, CR] dennoch nicht verhindern kann, dass jede einzelne Problemlösung, die er vorschlägt, erst im Licht seiner metaphysischen Gesamtkonzeption zur Gänze verständlich wird“.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Gegebene - allgemeine Anmerkungen
- Sellars' Kritik am Mythos des Gegebenen
- Gegen Sinnesdatentheorien
- Gegen Theorien des Erscheinens
- Der logische Raum der Gründe
- Die rätselhafte Beziehung zwischen Geist und Welt
- Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht Wilfrid Sellars' Kritik am Mythos des Gegebenen, wie er in seinem Werk "Empiricism and the Philosophy of Mind" (EPM) dargelegt wird. Sellars kritisiert die Idee eines vorbewussten Fundaments empirischen Wissens und plädiert für ein selbstkorrigierendes Unternehmen, das sich auf sprachliche Rechtfertigung stützt.
- Die Kritik am traditionellen Empirismus und der Idee eines vorbewussten Fundaments für empirisches Wissen.
- Die Analyse von Sellars' Kritik an verschiedenen Formen des Mythos des Gegebenen, darunter Sinnesdatentheorien, Theorien des Erscheinens und die Vorstellung eines "logischen Raumes der Gründe".
- Die Untersuchung der rätselhaften Beziehung zwischen Geist und Welt im Kontext von Sellars' Kritik.
- Die Erörterung von Sellars' eigener Theorie innerer Episoden, die er anhand seines Jones-Mythos entwickelt, um den Sinneseindrücken ihren erkenntnistheoretischen Status zu entziehen.
Zusammenfassung der Kapitel
- Das erste Kapitel widmet sich der Einleitung und dem Kontext von Sellars' Kritik. Es beleuchtet die zentralen Fragen und Argumente, die Sellars in EPM vorbringt, und skizziert den Aufbau der Arbeit.
- Das zweite Kapitel beleuchtet den Begriff des Gegebenen im Allgemeinen und erläutert verschiedene Ansätze, die diesen Begriff geprägt haben. Es stellt zudem die unterschiedlichen Formen des Mythos des Gegebenen vor, die Sellars in seinem Werk kritisiert.
- Das dritte Kapitel analysiert Sellars' Kritik am Mythos des Gegebenen. Es befasst sich mit seinen Argumenten gegen Sinnesdatentheorien, Theorien des Erscheinens und der Vorstellung eines "logischen Raumes der Gründe".
- Das vierte Kapitel geht der Frage nach, inwiefern Sellars den Mythos des Gegebenen ausgeräumt hat. Es behandelt Sellars' eigene Theorie innerer Episoden und setzt diese in Bezug zu Theorien von Quine und MacDowell.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Begriffen und Themen der Erkenntnistheorie, insbesondere mit dem Mythos des Gegebenen, empirischem Wissen, der Rolle von Sprache, Sinnesdaten, Erscheinungen und dem "logischen Raum der Gründe". Weiterhin werden die Theorien von Wilfrid Sellars, Quine und MacDowell im Kontext der Analyse von Sellars' Kritik am Mythos des Gegebenen betrachtet.
- Citation du texte
- Carmen Radeck (Auteur), 2001, Wilfrid Sellars Kritik am Mythos des Gegebenen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/63465