Erst in den 1990er Jahren veränderte sich die lang währende negative Einstellung zu der Grenze zwischen USA und Mexiko. Die bis dato als Niemandsland und ohne kulturelle Identität charakterisierte Grenzregion wird nun als fruchtbare Zone binationaler Interaktion betrachtet. In der folgenden Arbeit soll das Motiv der Grenze im mexikanischen Film der 1990er Jahre untersucht werden. Die Thematisierung der Grenze und verschiedene Formen von Grenzüberschreitungen werden dafür exemplarisch anhand des Spielfilms „Bajo California: el límite del tiempo“ (1998) analysiert. Dies geschieht im weiteren Rahmen der Diskussionen um die kulturelle Produktion und die unterschiedlichen künstlerischen Manifestationen im Grenzgebiet zwischen USA und Mexiko im Zusammenhang des Seminars „Literatur und Kultur an der Grenze zwischen USA und Mexico“. Ziel der Filmanalyse ist es die verschiedenen Ebenen der Grenzdarstellungen und ihre identitätskonstituierenden Bedeutungen aufzudecken (4.1 Geographische Grenze, 4.2 Physische Grenze, 4.3 Mythische und spirituelle Grenze) und anschließend in die Diskussion um den Begriff der Grenze als kulturtheoretisches Konzept einzubeziehen. Dafür werde ich mich hauptsächlich auf Gloria Anzaldúas Buch „Borderlands/ La frontera“ (Anzaldúa 1999) und Homi Bhabhas Konzept des „dritten Raumes“ (Bhabha 1994) beziehen (siehe Kapitel 5). Im Mittelpunkt steht die These, dass durch einen transkulturellen Dialog ein neuer Raum zur Stärkung und Wiederbelebung der eigenen und kollektiven Identität geschaffen wird. Dieses Phänomen lässt sich auf den allgemeingesellschaftlichen Einstellungswandel zur Grenze zurückführen und gilt ebenso als ein typisches Merkmal des „nuevo cine mexicano“. Über den „Prozess der visuellen Wiederfindung“ im Film wird die Grenze zu einer fundamentalen Entscheidung von Identifikation. Beschäftigt man sich mit dem Phänomen der Grenzidentität so ist die Definition des zu verwendeten Identitätskonzepts unumgänglich. Anzaldúas Betrachtung von Identität als ein gebrochenes und vielschichtiges Konstrukt erscheint für diese Arbeit als geeigneter Ausgangspunkt: "I think identity is an arrangement of series of cluster, a kind of stacking or layering of selves, horizontal and vertical layers, the geography of selves made up of the different communities you inhabit. (...) Identity is a process -in-the-making. (...) For me identity is a relational process." (Anzaldúa 2000: 238f.) [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die mexikanische Filmgeschichte 1970 - 2004
- Verstaatlichung des Kinos: 1970-1976
- Die Jahre der Krise: 1976-1988
- Das ,,nuevo cine mexicano\": 1989 - 2004
- Bajo California: el límite del tiempo.
- Der Regisseur Carlos Bolado
- Synopsis
- Das Genre des „Roadmovie“
- Das Motiv der Grenze: Filmanalytische Betrachtungen
- Geographische Grenze
- Physische Grenze
- Mythische und spirituelle Grenze
- Borderlands und „Dritter Raum“: Die Grenze als kulturtheoretisches Konzept.
- Gloria Anzaldúa: „Borderlands/ La Frontera“
- Homi Bhabba: „Dritter Raum“ und „Hybridität“
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert das Motiv der Grenze im mexikanischen Film der 1990er Jahre anhand des Spielfilms „Bajo California: el límite del tiempo“ (1998). Der Fokus liegt auf der Analyse der verschiedenen Ebenen der Grenzdarstellungen und ihrer identitätskonstituierenden Bedeutungen. Dabei werden die geographische, physische und mythische/spirituelle Grenze untersucht. Die Arbeit bezieht sich auf die kulturtheoretischen Konzepte von Gloria Anzaldúa und Homi Bhabha, um die Grenze als Raum der Interaktion und der Hybridität zu betrachten.
- Die Darstellung der Grenze im mexikanischen Film der 1990er Jahre
- Die Analyse der Grenzdarstellungen in „Bajo California: el límite del tiempo“
- Die Bedeutung der Grenze für die Identität und die kulturelle Produktion
- Die kulturtheoretischen Konzepte von Gloria Anzaldúa und Homi Bhabha
- Die Bedeutung des „dritten Raumes“ für die Grenzidentität
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den Kontext der Untersuchung und die Zielsetzung der Arbeit darstellt. Kapitel 2 bietet einen kurzen Überblick über die mexikanische Filmgeschichte von 1970 bis 2004, wobei die Verstaatlichung des Kinos und die Entwicklung des „nuevo cine mexicano“ beleuchtet werden. Kapitel 3 stellt den Film „Bajo California: el límite del tiempo“ vor, indem es den Regisseur Carlos Bolado, die Synopsis und das Genre des „Roadmovie“ behandelt.
Kapitel 4 analysiert das Motiv der Grenze in „Bajo California: el límite del tiempo“, indem es die geographische, physische und mythische/spirituelle Grenze untersucht. Kapitel 5 integriert die Ergebnisse der Filmanalyse in die kulturtheoretischen Konzepte von Gloria Anzaldúa und Homi Bhabha, um die Grenze als „Dritten Raum“ und Raum der Hybridität zu verstehen. Die Schlussbetrachtung fasst die Ergebnisse der Arbeit zusammen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Grenze, Identität, Film, mexikanisches Kino, „nuevo cine mexicano“, „Bajo California: el límite del tiempo“, Carlos Bolado, Gloria Anzaldúa, Homi Bhabha, „Borderlands/ La Frontera“, „Dritter Raum“, Hybridität.
- Quote paper
- Laura Gerber (Author), 2005, Bajo California: el límite del tiempo / Die Grenze im mexikanischen Film der 1990er Jahre, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/63476