Was jede der Wissenschaften mit einem umgrenzten Objektbereich je spezifisch vorfindet, abstrahiert die allgemeine Systemtheorie zu einem eigenen Gegenstand: Mengen bestimmter Elemente, zwischen denen bestimmte Relationen vorliegen. Sie untersucht so das Zusammenwirken der durch ihre Einzelfunktionen beschriebenen Elemente eines Systems (griech. Gebilde, Zusammenstellung) miteinander und mit der Aussenwelt sowie der Beziehungen zwischen gekoppelten Systemen.
Die Luhmannsche Systemtheorie präsentiert sich als eine eigenständige, umfassend (auf über 10 000 Druckseiten) gearbeitete, auf hohem Abstraktionsniveau angesiedelte „Supertheorie“ (so Luhmann) mit universalem Anspruch. Ihre Methode ist die einer konsequent funktionalen Analyse; immer geht es um Funktionen, nicht um Strukturen.
In der Ausarbeitung der Theorie haben sich zwei wichtige Paradigmenwechsel vollzogen: im ersten Schritt (um 1960) wurde die traditionelle Vorstellung, ein System bestünde aus einem Ganzen und seinen Teilen, durch die Grenze zwischen System und Umwelt ersetzt. Der zweite Schritt (seit den siebziger Jahren) vollzieht die Wende zur selbstreferentiellen, autopoietischen Geschlossenheit.
Da die Systemtheorie Luhmanns – ganz der Theorie entsprechend – sich nicht von dem einen Element zum andern hin hierarchisch baut, sondern einem Mosaik gleicht, bei dem jedes Steinchen – für sich schier unverständlich – alle andern ein wenig erhellt, nähert man sich ihr auch am besten über deren wichtigste Grundbegriffe an, die der vorliegende Text kurz und einfach zu erklären sucht (z.B. die Begriffe System, Umwelt, Komplexität, Soziale Systeme, Autopoiesis und Evolution, Sinnhorizont, Symbolisch generalisierte Kommunikationsmedien, Leitdifferenz, Programme, Code etc.).
Inhaltsverzeichnis
- ALLGEMEINE THEORIE UND THEORIE DER GESELLSCHAFT
- System
- Komplexität
- Soziale Systeme
- Autopoiesis & Evolution
- Der Sinnhorizont sozialer Systeme
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit stellt Niklas Luhmanns Systemtheorie vor und erläutert deren Kernprinzipien, insbesondere die Konzepte der Selbstreferenz, Autopoiesis und Komplexitätsreduktion. Der Fokus liegt darauf, wie Luhmanns Theorie ein umfassendes Modell der Gesellschaft liefert, das sowohl soziale als auch psychische Systeme in einem komplexen Zusammenspiel betrachtet.
- Systemtheorie als „Supertheorie“ und ihre Methode der funktionalen Analyse
- Die Konzepte von Selbstreferenz und Autopoiesis in der Systemtheorie
- Komplexitätsreduktion und die Bedeutung der Umwelt für Systeme
- Die Unterscheidung von sozialen und psychischen Systemen und deren Beziehung
- Der Sinnhorizont sozialer Systeme und die Grenzen des Möglichen
Zusammenfassung der Kapitel
ALLGEMEINE THEORIE UND THEORIE DER GESELLSCHAFT
Dieses Kapitel stellt die grundlegenden Konzepte der Luhmannschen Systemtheorie vor. Es definiert Systeme als Mengen von Elementen, die in Wechselbeziehungen stehen und sich durch Selbstbeschreibung von ihrer Umwelt abgrenzen. Der Begriff der Komplexität wird eingeführt und die Reduktion von Komplexität als notwendiges Element für das Funktionieren von Systemen erläutert.
System
Hier werden die Eigenschaften von Systemen im Detail beschrieben. Es wird betont, dass jedes System aus verschiedenen Elementen besteht, die in Wechselbeziehungen zueinander stehen. Die Umwelt des Systems wird als alles definiert, was nicht Element des Systems ist, und es wird erklärt, wie Systeme ihre eigenen Grenzen durch Selbstbeschreibung definieren.
Komplexität
Dieses Kapitel behandelt den Begriff der Komplexität und seine Rolle in der Systemtheorie. Es wird gezeigt, wie die Komplexität eines Systems mit der Anzahl seiner Elemente und den möglichen Beziehungen zwischen diesen Elementen zusammenhängt. Die Reduktion von Komplexität wird als eine notwendige Strategie zur Bewältigung der Umwelt und zum effizienten Funktionieren von Systemen dargestellt.
Soziale Systeme
Hier wird die Systemtheorie auf soziale Systeme angewendet. Es wird argumentiert, dass soziale Systeme aus Kommunikation bestehen und nicht aus Individuen. Die Beziehung zwischen sozialen und psychischen Systemen wird untersucht und die Rolle der psychischen Systeme als Basis für Kommunikation in sozialen Systemen hervorgehoben.
Autopoiesis & Evolution
Dieses Kapitel erklärt das Konzept der Autopoiesis, das die Fähigkeit von Systemen bezeichnet, sich selbst zu erzeugen und zu erhalten. Der Vergleich mit biologischen Systemen und die Rolle der Variation und Selektion bei der Evolution von Systemen werden dargestellt.
Der Sinnhorizont sozialer Systeme
In diesem Kapitel wird der Sinnhorizont sozialer Systeme definiert als die Gesamtheit dessen, was in einem System möglich ist. Die Grenzen des Sinnhorizonts werden durch die Eigenkomplexität und die zu erfüllenden Funktionen des Systems bestimmt.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Fokusthemen der Luhmannschen Systemtheorie sind: System, Selbstreferenz, Autopoiesis, Komplexität, Komplexitätsreduktion, Umwelt, Soziale Systeme, Psychische Systeme, Kommunikation, Sinnhorizont, Funktionale Analyse.
- Quote paper
- Magister Dominic Lüthi (Author), 2004, Die Systemtheorie Niklas Luhmanns, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/63538