Die Gründerväter der Vereinten Nationen haben sich und allen Staaten, die beitreten sollten, hohe Ziele gesteckt. Dies gilt insbesondere für Artikel 1 Absatz 1 der Charta, in dem die Wahrung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit, die Verhütung der Bedrohung des Friedens, die Unterdrückung von Angriffshandlungen und die Durchführung kollektiver Maßnahmen zur Friedenswahrung als Ziele genannt werden. In der Literatur ist zwar weiterhin umstritten, ob die Charta lediglich von einem negativen Friedensbegriff ausgeht oder ob ihr ein positiver Friedensbegriff zugrunde liegt, Konsens herrscht jedoch darüber, dass zumindest das Mittel der militärischen Gewalt in der internationalen Politik ausscheiden müsse. Dies geht bereits aus dem ersten in der Präambel genannten Motiv für die Errichtung der Vereinten Nationen hervor: künftige Geschlechter sind "vor der Geißel des Krieges zu bewahren, die zweimal zu unseren Lebzeiten unsagbares Leid über die Menschheit gebracht hat". In Artikel 1 Absatz 2 wird ferner der Grundsatz der Selbstbestimmung der Völker angesprochen, der unter anderem als Grundlage für freundschaftliche Beziehungen zwischen den Nationen fungiert. Angesichts der damals noch zahlreichen Kolonien war dies sicherlich auch ein zentrales Anliegen, das jedoch noch weiter zu präzisieren war.
Artikel 2 Absatz 7 besagt weiter, dass aus der Charta keine Befugnis zum Eingreifen in innere Angelegenheiten der Staaten abgeleitet werden kann, mit Ausnahme von Zwangsmaßnahmen nach Kapitel VII. Dieses Kapitel VII ist es, welches zusammen mit dem Gewaltverbot des Artikel 2 Absatz 4 die Grundlage für das System der kollektiven Sicherheit darstellt. Es überträgt dem Sicherheitsrat die Aufgabe einen Friedensbruch, eine Friedensbedrohung oder eine Angriffshandlung festzustellen und zu beschließen, welche Maßnahmen nach "Artikel 41 und 42 zu treffen sind, um den Weltfrieden und die internationale Sicherheit zu wahren oder wiederherzustellen". Artikel 41 nennt hierbei friedliche und Artikel 42 militärische Sanktionsmaßnahmen.
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Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Ein historischer Abriss
- 1. Die Frühgeschichte
- 2. Die forcierte Islamisierung
- 3. Die Beni Hassan, die Spanier und die ersten marokkanischen Sultane
- 4. Spanische Eroberung und Administration
- a) Wachsender Widerstand gegen die Kolonialmacht
- b) Gründung der Polisario-Front
- 5. Die Besetzung der Westsahara durch Marokko und Mauretanien
- a) Motive Marokkos und Mauretaniens für die Besetzung
- b) Der Grüne Marsch
- c) Einmarsch der Truppen in die Spanische Sahara
- II. Die bisherigen Bemühungen der Vereinten Nationen.
- 1. Unterscheidung mehrerer Phasen
- 2. Die Phase bis zur Krise im Sommer 1974
- 3. Die zweite Phase, von 1974 bis 1976
- a) Resolutionen der Vereinten Nationen
- b) Das Gutachten des IGH vom 16. Oktober 1975
- c) Resümee
- 4. Zurückhaltung der Vereinten Nationen in den Folgejahren
- 5. Erneutes Engagement der Vereinten Nationen
- a) Die MINURSO-Saga
- b) Verfehlte Personalpolitik unter Boutros-Ghali
- 6. Neuere Entwicklung
- a) Das Rahmenübereinkommen über den Status der Westsahara
- b) Unausgereiftheit des Rahmenübereinkommens über den Status der Westsahara
- aa) Der Handel und die internationalen Beziehungen
- bb) Die zu (fast) allem ermächtigende Berufung auf die ,,nationale Sicherheit“
- cc) Das Garantenproblem
- dd) Algerische Bedenken
- c) Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit den Problemen der Konfliktbearbeitung durch die Vereinten Nationen am Beispiel der Westsahara. Ziel ist es, die Herausforderungen der Konfliktlösung in diesem komplexen und langwierigen Konflikt aufzuzeigen und die Rolle der Vereinten Nationen in diesem Zusammenhang zu analysieren.
- Die historische Entwicklung des Konflikts, insbesondere die spanische Kolonialherrschaft und die Besetzung durch Marokko und Mauretanien.
- Die Bemühungen der Vereinten Nationen zur Konfliktlösung, einschließlich der verschiedenen Phasen der Verhandlungen und der Rolle der MINURSO-Mission.
- Die Schwierigkeiten der Konfliktlösung, wie die unterschiedlichen Interessen der Konfliktparteien, die Einmischung anderer Akteure und die Schwächen des Rahmenübereinkommens.
- Die Rolle der Selbstbestimmung in diesem Konflikt und die Herausforderungen für die Umsetzung des Selbstbestimmungsrechts des Volkes der Westsahara.
- Die Auswirkungen des Konflikts auf die regionale Sicherheit und die internationale Politik.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einem historischen Abriss, der die Entwicklung der Westsahara vom 19. Jahrhundert bis zur Besetzung durch Marokko und Mauretanien im Jahr 1975 beleuchtet. Dabei werden die spanische Kolonialherrschaft, der wachsende Widerstand der Bevölkerung und die Entstehung der Polisario-Front als zentrale Elemente betrachtet. Kapitel II analysiert die Bemühungen der Vereinten Nationen zur Konfliktlösung und untersucht die verschiedenen Phasen der Verhandlungen, die Rolle der MINURSO-Mission sowie die Schwierigkeiten der Konfliktlösung aufgrund der unterschiedlichen Interessen der Konfliktparteien und der Einmischung anderer Akteure.
Schlüsselwörter
Westsahara, Konfliktbearbeitung, Vereinte Nationen, MINURSO, Selbstbestimmung, Polisario-Front, Marokko, Mauretanien, Konfliktlösung, Internationale Politik, Regionale Sicherheit, Rahmenübereinkommen.
- Arbeit zitieren
- Dominik Bach (Autor:in), 2002, Probleme der Konfliktbearbeitung durch die Vereinten Nationen am Beispiel der Westsahara, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/6365