Dass es in modernen Industriestaaten Eliten gibt, ist nicht umstritten. Welche Personen oder Gruppen als Eliten bezeichnet werden sollten dafür umso mehr. Genauso strittig ist es, ob und wie die Bildung und Rekrutierung von Eliten durch institutionelle Regelungen gefördert werden sollte. Im Bereich des Sports zum Beispiel, ist diese Frage nicht weiter problematisch. Die außerordentliche Förderung von ausgewählten Spitzensportlern oder ganzen Sportmannschaften erfreut sich zumeist allgemeingesellschaftlicher Akzeptanz und wird nur selten ernsthaft kritisch hinterfragt. Ganz anders hingegen in gesellschaftlichen Bereichen wie Politik, Verwaltung oder Wirtschaft. Hier werden Begriffe wie Elitenförderung oder Elitenrekrutierung äußerst kritisch betrachtet. Einwände werden oftmals mit einhergehender sozialer Ungerechtigkeit und fehlender Chancengleichheit begründet (Wiesendahl 2004: 124).
Zumindest aus staatlicher Perspektive ist die Elitenförderung und -rekrutierung für moderne Industriestaaten aber durchaus interessant und bedeutsam. Besonders hochkomplexe und arbeitsteilige Gesellschaften haben einen gewissen Bedarf an überdurchschnittlich qualifizierten und leistungsfähigen Menschen, die in bestimmten Positionen verantwortungsvoll zentrale Entscheidungen treffen (Urban 2004: 34; Görlitz/Sigrist 2004: 238). Die Frage, die sich daraus ergibt, ist, welche institutionellen Möglichkeiten sich für den Staat bieten, damit diese Positionen in Politik, Verwaltung und Wirtschaft leistungsgerecht besetzt werden können.
In der vorliegenden Arbeit wird dieser Frage nachgegangen. Dafür ist es zunächst notwendig, den Begriff Elite,der ideengeschichtlich stark belastet ist (Krais 2001: 11), in seiner Bedeutung für diese Arbeit abzugrenzen und einzuschränken (Kapitel 2). Ausgehend vom Begriff der Leistungseliten und einer näheren Bestimmung des Begriffs Leistung wird anschließend die Elitenförderung und -rekrutierung an den Fallbeispielen Frankreich, USA, und Deutsch-land dargestellt (Kapitel 3). Dabei wird herausgearbeitet ob und wie Eliten institutionell gefördert werden und inwieweit die individuelle Leistung als Auswahlkriterium für die jeweiligen Spitzenpositionen dient.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Auserlesenen - Verständnis vom Begriff Elite
- Elitenförderung und Elitenrekrutierung
- Frankreich
- USA
- Deutschland
- Schlussbetrachtungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Elitenförderung und -rekrutierung in modernen Industriestaaten. Insbesondere geht es um die Frage, ob und wie der Staat diese Prozesse durch institutionelle Regelungen fördern kann, um eine leistungsfähige Elite in Politik, Verwaltung und Wirtschaft zu gewährleisten.
- Der Begriff Elite wird im Kontext von Leistungselite abgegrenzt und definiert.
- Die Bedeutung von Leistung als Auswahlkriterium für die Besetzung von Spitzenpositionen wird untersucht.
- Es werden Fallbeispiele aus Frankreich, den USA und Deutschland betrachtet, um die unterschiedlichen Methoden der Elitenförderung und -rekrutierung zu vergleichen.
- Die Rolle von formalen Qualifikationen und sozialen Kompetenzen als Leistungskriterien wird analysiert.
- Die Akzeptanz von Elitenförderung und Privilegierung in modernen Demokratien wird beleuchtet.
Zusammenfassung der Kapitel
- Das erste Kapitel führt in das Thema ein und stellt die Problematik der Elitenförderung und -rekrutierung in modernen Industriestaaten dar. Es wird auf die unterschiedliche Akzeptanz dieser Prozesse in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen eingegangen.
- Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der Definition des Begriffs Elite und grenzt diesen im Kontext der Leistungselite ab. Es wird auf die Bedeutung von Leistung als zentrales Auswahlkriterium für die Besetzung von Spitzenpositionen in modernen Demokratien eingegangen.
- Das dritte Kapitel analysiert die Elitenförderung und -rekrutierung an den Fallbeispielen Frankreich, USA und Deutschland. Es wird aufgezeigt, wie die jeweiligen Länder diese Prozesse institutionalisieren und welche Rolle Leistungskriterien in diesem Zusammenhang spielen.
Schlüsselwörter
Elitenförderung, Elitenrekrutierung, Leistungselite, Frankreich, USA, Deutschland, Bildung, Qualifikation, soziale Kompetenzen, Leistung, gesellschaftliche Spitzenpositionen, Akzeptanz, Demokratie.
- Quote paper
- Tilo Siewert (Author), 2006, Elitenförderung und Elitenrekrutierung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/63694