Lange vor den Anschlägen des 11. September 2001, die wohl am deutlichsten das Aufkommen des neuen internationalen Terrorismus symbolisierten, hatten viele Mitgliedsstaaten der Europäischen Union ihre eigenen Erfahrungen mit terroristischer Kriminalität gemacht, sei es nun der separatistische Terror in Spanien, der linksextremistische Terror in Deutschland und Italien oder der ethnisch-religiöse Terror in Nord-Irland. Dementsprechend vielfältig gestalteten sich sowohl die Definitionen als auch die Maßnahmen zur Bekämpfung von Terrorismus. Diese Vielfalt stand einer Kooperation und einer gemeinsamen Strategie zur Bekämpfung von Terrorismus entgegen. Heute weist die EU eine gemeinsame Definition sowie gemeinsame Maßnahmen zur Bekämpfung von Terrorismus auf.
Doch wie entwickelte sich die beschriebene Vielfalt der Definitionen und Maßnahmen bis heute und wie kann diese Entwicklung erklärt werden? In dieser Arbeit soll untersucht werden, wie sich die Wahrnehmung und die darauf folgende Definition der terroristischen Bedrohung der EU im Laufe der Zeit wandelte. Der Bereich der Terrorismusbekämpfung fällt in weiten Teilen in den Bereich der Innen- und Sicherheitspolitik; somit ist der relevante Akteur in diesem Bereich der somit Rat der EU. Deswegen werden in dieser Arbeit nur die Aktivitäten des Rates untersucht, hierbei beschränke ich mich auf drei relevante Beschlüsse, die den Wandel des Terrorismusbegriffs widerspiegeln.
In einem zweiten Schritt soll dargelegt werden, wie parallel zum Wandel der Wahrnehmung und der Definition von Terrorismus die operativen Institutionen der EU geschaffen und weiterentwickelt wurden. Da diese in der so genannten "dritten Säule" der EU verankert sind, soll auch nur auf die operativen Institutionen der dritten Säule eingegangen werden. In einem dritten Schritt soll anhand der dargelegten Entwicklung unter Einbezug von Theorien der Europäischen Integration untersucht werden, wie der Wandel erklärt werden kann.
Inhaltsverzeichnis
- 0. Einleitung
- 1. Der Terrorismusbegriff der Europäischen Union
- 1.1 Übereinkommen zur Bekämpfung des Terrorismus von 1977
- 1.2 Auslieferungsübereinkommen von 1996
- 1.3 2002 Rahmenbeschluss zur Terrorismusbekämpfung
- 2. Operative Instrumente zur Terrorismusbekämpfung in der EU
- 2.1 Erste Kooperationsformen: TREVI (1975-1992)
- 2.2 Von TREVI zu Europol
- 2.3 Europol nach 9/11
- 3. Theoretische Analyse
- 3.1 Integrationstheorien
- 3.1.1 Neo-Funktionalismus
- 3.1.2 Intergouvernementalismus
- 3.2 Theorieanwendung
- 3.2.1 Neo-Funktionalismus
- a) Konstruktion des Idealtyps
- b) Anwendung auf die Entwicklung der Terrorismusdefinition
- c) Anwendung auf die operativen Instrumente
- 3.2.2 Intergouvernmentalismus
- a) Konstruktion des Idealtyps
- b) Anwendung auf die Entwicklung der Terrorismusdefinition
- c) Anwendung auf die Entwicklung der operativen Instrumente zur Terrorismusbekämpfung
- 3.3 Auswertung der Anwendung
- 4. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Entwicklung der Terrorismusbekämpfung in der EU. Sie analysiert die Veränderungen in der Wahrnehmung und Definition der terroristischen Bedrohung sowie die Entstehung und Weiterentwicklung der operativen Institutionen der EU im Bereich der Terrorismusbekämpfung. Die Arbeit setzt dabei den Fokus auf die Aktivitäten des Rates der EU und analysiert den Wandel des Terrorismusbegriffs anhand von drei relevanten Beschlüssen.
- Die Entwicklung der Definition von Terrorismus in der EU
- Die Entstehung und Entwicklung der operativen Institutionen der EU im Bereich der Terrorismusbekämpfung
- Die Erklärung des Wandels der Terrorismusbekämpfung in der EU anhand von Integrationstheorien
- Die Analyse des Einflusses von Ereignissen wie 9/11 auf die EU-Politik zur Terrorismusbekämpfung
- Die Bedeutung der dritten Säule der EU für die Zusammenarbeit in der Terrorismusbekämpfung
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel analysiert die Entwicklung des Terrorismusbegriffs in der EU von einer Vielfalt nationalstaatlicher Definitionen zu einer einheitlichen EU-Definition. Es betrachtet die Übereinkommen von 1977 und 1996 sowie den Rahmenbeschluss von 2002 und erläutert, wie diese Dokumente die Definition des Terrorismus prägten und wie sie die Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedsstaaten in diesem Bereich beeinflussten.
Das zweite Kapitel befasst sich mit den operativen Instrumenten der EU zur Terrorismusbekämpfung. Es beleuchtet die ersten Kooperationsformen im Rahmen des TREVI-Programms (1975-1992), die Entstehung von Europol und die Entwicklung von Europol nach den Anschlägen vom 11. September 2001.
Das dritte Kapitel untersucht die Entwicklung der Terrorismusbekämpfung in der EU anhand von Integrationstheorien. Es analysiert die Anwendung von Neo-Funktionalismus und Intergouvernementalismus auf die Entwicklung der Terrorismusdefinition und die operativen Instrumente der EU.
Schlüsselwörter
Terrorismus, Terrorismusbekämpfung, Europäische Union, Integrationstheorien, Neo-Funktionalismus, Intergouvernementalismus, TREVI, Europol, Rahmenbeschluss, Auslieferungsübereinkommen, Definition von Terrorismus, operative Instrumente, dritte Säule, 9/11.
- Quote paper
- Wolfgang Dietz (Author), 2006, Die Entwicklung der Terrorismusbekämpfung in der EU, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/63926