Das Horoskop, wie wir es heute in den unterschiedlichsten Ausführungen in der Presselandschaft finden, ist das Resultat der Entwicklung eines Glaubens aus der indoeuropäischen Kultur, die mehr als siebentausend Jahre zurückblickt. Es folgt der Idee des Kosmos und dass der Mensch mit ihm verbunden ist, dass daraus eine wechselseitige Beziehung entsteht und der Mensch so vom Verlauf und der Konstellation der Sterne abhängig ist, durch die ein Göttliches das Schicksal und die Zukunft Einzelner offenbart. Dieser Glaube findet sich unter anderem in der griechischen Philosophie, den Mazedoniern, Babyloniern und Ägyptern wieder. Erst durch das Christentum bekam die Interpretation der Sterne eine andere Auslegung.
In der heutigen Zeit des wissenschaftlichen Fortschritts hat das Horoskop stark an Gewichtung eingebüβt, und das nicht nur auf der literarischen Ebene. Dennoch erfährt es seit Ende des Zweiten Weltkrieges eine ungeahnte Renaissance, so dass wir kaum noch ein Massenmedium finden, ob in Zeitschriften, Funk und Fernsehen, in dem es nicht seinen unbestreitbaren Platz innehat. Es ist ein sich immer stärker entwickelndes Interesse an dieser Textsorte, die erklären lässt, dass das Horoskop in unserer marktwirtschaftlich orientierten Welt von Angebot und Nachfrage Bestand hat. Damit gehört es zu den Schlüsselelementen in der Presse und wird von zahlreichen Kunden beinahe aller Altersstufen gelesen. In der vorliegenden Hausarbeit geht es um eine textlinguistische Analyse unter folgenden Fragestellungen: Auf welche Weise erfüllt das Horoskop seine voraussagende und dann im zweiten Schritt Rat gebende Funktion? Warum werden beide täglich von unserer Gesellschaft legitimiert? Wie kann sich das Horoskop trotz seines massenmedialen Charakters dennoch an Einzelne adressieren?
Seine astronomische Grundlage verleiht ihm durch die so genannte „Autorität der Sterne“ eine gewisse wissenschaftliche Basis, die dem „gläubigen“ Leser ermöglicht, die Frage nach der voraussagenden Obligation oder, simpel ausgedrückt, nach dem Wahrheitskern, unbeantwortet im Raum stehen zu lassen. Die Frage nach der Wissenschaftlichkeit und der Herkunft des Horoskops wird allerdings gestellt werden müssen, und gestellt, um zu verstehen, auf welchen Fundamenten diese Textsorte erstellt wird und in welcher Hinsicht sich eine Beziehung zwischen Autor und Leser erkennen lässt und wie diese funktioniert.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- 1. Geschichte der Astrologie und das Horoskop heute
- 1.1 Astrologie und Horoskop als Tradition
- 1.1.1 Die Ausrichtung des Lebens nach den Sternen
- 1.1.2 Verschiedene Ursprünge
- 1.1.3 Die Hoffnung, den Gang des Schicksals verstehen zu können
- 1.1.4 Monumente
- 1.2 Vortäuschung der Wissenschaftlichkeit
- 1.2.1 Das Mittelalter
- 1.2.2 Transparenz und Pseudoevidenz
- 1.3 Funktionelle Legitimität
- 1.3.1 Das Medium und die Platzierung des Horoskops
- 1.3.2 Textfunktion und Erwartungshaltung des Lesers
- 1.3.3 Vertrag zwischen Autor und Leser
- 1.1 Astrologie und Horoskop als Tradition
- 2. Der Rezipient bestimmt das Maß an voraussagender Obligation
- 2.1 Propositionale Vagheit
- 2.1.1 Verteilung der Einzelillokutionen
- 2.1.2 Mehrfach- und Gleichzeitigkeitshandlungen
- 2.2 Thematische Vagheit und Handlungsmuster
- 2.2.1 Rahmenthema und Themenbereiche
- 2.2.2 Themenbereichsbestimmte Äußerungen
- 2.2.3 Themenbereichsunbestimmte Äußerungen
- 2.2.4 Themenentfaltung und Illokutionsstruktur
- 2.3 Vagheit in der Referenz
- 2.3.1 Modalverben
- 2.3.2 Phraseologismen als Teil eines gesellschaftlich allgemeingültigen Wertesystems
- 2.3.3 Tempora und lexikalische Zeitausdrücke
- 2.3.4 Personen- und Sachverhaltsbezeichnungen
- 2.1 Propositionale Vagheit
- 3. Nähesprachlichkeit bzw. Illusion eines Dialogs
- 3.1 Anonymität
- 3.2 Explizite und implizite Direktadressierung
- 3.3 Modalpartikel und Modalisatoren
- 3.4 Satzarten und Interpunktion
- Analyseergebnisse
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert textlinguistisch das Horoskop als Textsorte. Die Hauptziele sind die Untersuchung der voraussagenden und ratgebenden Funktion des Horoskops, die Legitimierung dieser Funktionen in der Gesellschaft, und die Analyse der Adressierung an den einzelnen Leser trotz des massenmedialen Charakters. Die Arbeit untersucht, wie das Horoskop trotz seiner Vagheit persönlich wirkt.
- Die historische Entwicklung und der aktuelle Stellenwert des Horoskops
- Die sprachliche Gestaltung der Vagheit im Horoskop und ihre Funktion
- Der scheinbare Dialog zwischen Autor und Leser und die Herstellung von Nähe
- Die Legitimität des Horoskops trotz fehlender wissenschaftlicher Basis
- Die Funktion von Mehrdeutigkeit und impliziten Botschaften
Zusammenfassung der Kapitel
1. Geschichte der Astrologie und das Horoskop heute: Dieses Kapitel beleuchtet die historische Entwicklung der Astrologie und des Horoskops, beginnend mit seinen Ursprüngen in verschiedenen antiken Kulturen bis hin zu seiner modernen Präsenz in den Massenmedien. Es wird die Entwicklung des Glaubens an den Einfluss der Sterne auf das menschliche Schicksal nachgezeichnet und die Frage nach der wissenschaftlichen Fundierung des Horoskops gestellt. Der Wandel der Interpretation der Sterne durch das Christentum und der heutige, trotz des wissenschaftlichen Fortschritts, anhaltende Erfolg des Horoskops im Kontext von Angebot und Nachfrage werden untersucht. Der Kapitelteil legt den Grundstein für die folgenden textlinguistischen Analysen, indem er den historischen und gesellschaftlichen Kontext des Horoskops darstellt.
2. Der Rezipient bestimmt das Maß an voraussagender Obligation: Dieses Kapitel analysiert die sprachlichen Mittel, mit denen das Horoskop seine Voraussagen formuliert und die Vagheit als zentrales Stilmittel herausarbeitet. Die Analyse konzentriert sich auf propositionale und thematische Vagheit sowie die Vagheit in der Referenz. Es werden verschiedene sprachliche Ebenen untersucht, wie die Verwendung von Modalverben, Phraseologismen, Tempora und die Bezeichnung von Personen und Sachverhalten. Die Analyse zeigt auf, wie diese sprachlichen Mittel dazu beitragen, dass der Leser die Aussagen des Horoskops individuell interpretieren kann und somit eine persönliche Ansprache entsteht.
3. Nähesprachlichkeit bzw. Illusion eines Dialogs: Dieser Kapitelteil untersucht die sprachlichen Strategien, die zu einer Nähesprachlichkeit und der Illusion eines Dialogs zwischen Autor und Leser beitragen. Es analysiert die Anonymität des Autors, die explizite und implizite Direktadressierung, die Verwendung von Modalpartikeln und Modalisatoren sowie Satzarten und Interpunktion. Die Analyse zeigt auf, dass die oft beschriebene einseitige Kommunikation im Horoskop durch verschiedene sprachliche Mittel vermittelt wird und in Wirklichkeit eine interaktive Beziehung zwischen Autor und Leser impliziert.
Schlüsselwörter
Horoskop, Astrologie, Textlinguistik, Vagheit, Nähesprachlichkeit, Illusion des Dialogs, Massenmedium, Legitimität, Voraussage, Individuelle Interpretation, Sprachliche Mittel, Adressierung, Propositionale Vagheit, Thematische Vagheit.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Textlinguistischen Analyse von Horoskopen
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert textlinguistisch Horoskope als Textsorte. Sie untersucht deren voraussagende und ratgebende Funktion, deren gesellschaftliche Legitimierung und die Art der Adressierung an den Leser trotz des massenmedialen Charakters. Ein Schwerpunkt liegt darauf, wie Horoskope trotz ihrer Vagheit persönlich wirken.
Welche Themen werden im Detail behandelt?
Die Arbeit beleuchtet die historische Entwicklung und den aktuellen Stellenwert des Horoskops. Sie analysiert die sprachliche Gestaltung der Vagheit im Horoskop und deren Funktion, den scheinbaren Dialog zwischen Autor und Leser und die Herstellung von Nähe, die Legitimität des Horoskops trotz fehlender wissenschaftlicher Basis sowie die Funktion von Mehrdeutigkeit und impliziten Botschaften.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in drei Hauptkapitel: Kapitel 1 behandelt die Geschichte der Astrologie und des Horoskops, Kapitel 2 analysiert die sprachliche Vagheit im Horoskop (propositionale, thematische und referentielle Vagheit), und Kapitel 3 untersucht die sprachlichen Strategien zur Herstellung von Nähesprachlichkeit und der Illusion eines Dialogs. Zusätzlich enthält die Arbeit ein Vorwort, ein Inhaltsverzeichnis, eine Zusammenfassung der Kapitel und Schlüsselwörter.
Welche Aspekte der sprachlichen Gestaltung werden untersucht?
Die Analyse konzentriert sich auf verschiedene sprachliche Ebenen: Modalverben, Phraseologismen, Tempora, Personen- und Sachverhaltsbezeichnungen, Modalpartikel, Modalisatoren, Satzarten und Interpunktion. Es wird untersucht, wie diese Mittel zur Vagheit und zur Herstellung eines scheinbaren Dialogs beitragen.
Welche Arten von Vagheit werden im Horoskop analysiert?
Die Arbeit unterscheidet zwischen propositionaler Vagheit (Unschärfe der Aussagen), thematischer Vagheit (Unschärfe der Themenbereiche) und Vagheit in der Referenz (Unschärfe der Bezugnahme auf Personen und Sachverhalte).
Wie wird die Nähesprachlichkeit im Horoskop hergestellt?
Die Nähesprachlichkeit wird durch verschiedene sprachliche Mittel erzeugt, darunter die explizite und implizite Direktadressierung des Lesers, die Verwendung von Modalpartikeln und Modalisatoren, sowie die Wahl bestimmter Satzarten und Interpunktionszeichen. Trotz der Anonymität des Autors wird so der Eindruck eines persönlichen Dialogs geschaffen.
Welche Schlussfolgerungen zieht die Arbeit?
Die Arbeit zeigt auf, wie Horoskope trotz ihrer Vagheit und fehlender wissenschaftlicher Basis eine hohe Akzeptanz in der Gesellschaft genießen. Die sprachliche Gestaltung spielt dabei eine entscheidende Rolle, indem sie eine individuelle Interpretation der Aussagen ermöglicht und den Eindruck eines persönlichen Dialogs erweckt.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Horoskop, Astrologie, Textlinguistik, Vagheit, Nähesprachlichkeit, Illusion des Dialogs, Massenmedium, Legitimität, Voraussage, Individuelle Interpretation, Sprachliche Mittel, Adressierung, Propositionale Vagheit, Thematische Vagheit.
- Citar trabajo
- Malte Schulz (Autor), 2006, Holistische Analyse eines Tageshoroskops zur Bestimmung der Textsorte Horoskop, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/63968