Befaßt man sich im Rahmen der Sprachwissenschaft mit einem Thema wie der Technischen Dokumentation, so wird von Seiten anderer Linguisten und auch von Laien oft die Frage gestellt, wo zwischen der geisteswissenschaftlichen Linguistik und der Erstellung komplizierter Technischer Dokumentationen, die ja wohl meistens von den Ingenieuren und Maschinenbauern selbst verfaßt werden, ein Zusammenhang besteht. Dieser wird schnell deutlich, wenn man sich einige Beispiele aus dem täglichen Leben vergegenwärtigt, wie sie wohl jeder schon selbst erlebt hat. Im ersten Beispiel möchte ein PC-Anwender sich einen neuen Monitor zulegen. Dieses Gerät benötigt jedoch eine spezielle Karte, die in den PC eingebaut werden muß. Die Hardware wird prompt geliefert und ist wunderschön verpackt; jedoch begleiten die Sendung mehrere Bücher von erheblichem Umfang. Und dann der Schock: Die Handbücher sind nicht nur in englischer Sprache, sondern in taiwanesischem Amerikanisch geschrieben. Schnell wird dieser Kunde feststellen, daß ihn die mitgelieferte Dokumentation trotz nicht allzu schlechter Kenntnisse in Computerkauderwelsch nicht nur sprachlich, sondern auch inhaltlich überfordert. Letztlich wird er das Problem zwar lösen, allerdings erst nach diversen Telefonaten mit teuren Hotlines, Wutanfällen und zahlreichen aussichtslosen Versuchen. So oder ähnlich werden auch seine Erfahrungen sein, wenn er versucht, ein Möbelstück eines schwedischen Möbelkonzerns zusammenzubauen.
Wie wird ein solcher Kunde reagieren ? Wird er mit großer Sympathie beim nächsten Mal wieder ein Produkt des gleichen Herstellers erwerben. Das ist wohl eher unwahrscheinlich.
Diese Beispiele zeigen, wie wichtig eine gute, für die Zielgruppe verständliche Technische Dokumentation jetzt schon ist und zukünftig noch werden wird. Hinzu kommen die neuen Anforderungen an die Firmen im Zuge der Europäisierung und Globalisierung, durch die der Markt und die Konkurrenz immer größer wird, so daß letztlich nur die serviceorientiertesten Unternehmen bestehen können. Und auch die Vorschriften der Produkthaftung erfordern eine klar formulierte, juristisch einwandfreie Technische Dokumentation. Hier setzt ein Bereich ein, indem es eben nicht mehr ausreicht, daß ein sprachlich und juristisch unerfahrener Ingenieur nebenbei die Anleitung zur von ihm entwickelten Maschine schreibt. Vielmehr werden dafür Spezialisten benötigt, die allein für den Bereich der Technischen Kommunikation ausgebildet wurden. [...]
Inhaltsverzeichnis
- I) Einleitung: Technische Dokumentation und Linguistik: Ein ungleiches Paar - oder gibt es doch Berührungspunkte ?
- II) Hauptteil
- II.1) Die tägliche Arbeit: Was macht ein Technischer Redakteur ?
- II.2) Kriterien für den ,,Wunschtext" einer Technischen Dokumentation
- II.2.1) Einhaltung aller einschlägigen Bestimmungen
- II.2.2) Übersichtlichkeit und Logik der Gliederung
- II.2.3) Gewährleistung der Sicherheit
- II.2.4) Zielgruppenorientierung
- II.2.5) Vollständigkeit, keine unnötigen Informationen
- II.2.6) Sachliche Richtigkeit
- II.2.7) Leichte Verständlichkeit
- II.2.8) Benutzerfreundlichkeit
- II.2.9) Ansprechendes Layout
- II.3) Die praktische Umsetzung: Beispiel eines Textoptimierung nach den Kriterien Satgers
- II.3.1) Klare Erläuterung von Abkürzungen, die sich nicht verhindern lassen
- II.3.2) Vermeidung von Passiv und Nominalstil
- II.3.3) Visuelle Hervorhebung des wichtigen Abschnittes zwischen Schritt 2 und 3
- III) Resumée: Technische Dokumentation in Linguistik und Praxis: Wie sieht die Gegenwart aus? Was bringt die Zukunft?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich mit der Schnittstelle zwischen Linguistik und Technischer Dokumentation. Sie beleuchtet die Rolle Technischer Redakteure in der Erstellung von verständlichen und zielgruppenorientierten Dokumentationen. Dabei werden die Anforderungen an die Gestaltung solcher Texte im Hinblick auf Kriterien wie Übersichtlichkeit, Sicherheit und Benutzerfreundlichkeit analysiert.
- Die Bedeutung der Technischen Dokumentation im Kontext von Globalisierung und Produkthaftung
- Die Aufgaben und Kompetenzen Technischer Redakteure
- Kriterien für die Erstellung eines optimalen Textes in der Technischen Dokumentation
- Die Rolle linguistischer Qualitätsrichtlinien
- Praktische Beispiele zur Optimierung von Texten in der Technischen Dokumentation
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung verdeutlicht die Notwendigkeit von verständlichen Technischen Dokumentationen anhand von Beispielen aus dem Alltag und beleuchtet die Rolle von Linguisten in diesem Bereich. Im Hauptteil wird die tägliche Arbeit des Technischen Redakteurs erläutert und es werden Kriterien für die Gestaltung eines optimalen Textes vorgestellt. Dazu gehören die Einhaltung rechtlicher Bestimmungen, die Übersichtlichkeit der Gliederung, die Gewährleistung der Sicherheit, die Zielgruppenorientierung sowie die Verständlichkeit des Textes. Die praktische Umsetzung dieser Kriterien wird am Beispiel einer Textoptimierung nach den Kriterien Satgers veranschaulicht. Dabei werden unter anderem die Notwendigkeit der klaren Erläuterung von Abkürzungen und die Vermeidung von Passiv und Nominalstil diskutiert.
Schlüsselwörter
Technische Dokumentation, Linguistik, Technischer Redakteur, Qualitätsrichtlinien, Zielgruppenorientierung, Verständlichkeit, Textoptimierung, Satgers.
- Arbeit zitieren
- Simone Schroth (Autor:in), 1999, Texte gestalten - Texte verstehen. Über die Arbeit Technischer Redakteure und linguistische Qualitätsrichtlinien für Technische Dokumentationen., München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/6403