Reformation und Konfessionalisierung im oberlausitzischen Zittau. Vergleichende Aspekte


Thesis (M.A.), 2006

96 Pages, Grade: 1,5


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
1.1. Problemgegenstand und Problembereich
1.2. Fragestellung, Aufbau und Methode
1.3. Quellenlage und Literaturkritik

2. Die Entwicklung der Stadt Zittau bis zum 16. Jahrhundert unter politischen, wirtschaftlichen und kirchlichen Aspekten
2.1. Entstehung, Ersterwähnung und Stellung innerhalb der Krone Böhmens
2.2. Erste Blüte im 14. Jahrhundert - Ratsverfassung und Gerichtsbarkeit
2.3. Zittaus Rolle im „Sechsstädtebund“ und Auswirkungen auf Wirtschaft und städtische Gesellschaft
2.4. Die Kirchenorganisation des Dekanats Zittau vor der Reformation

3. Die Sakrale Topographie von Zittau zu Beginn des 16. Jahrhunderts
3.1. Johanniterorden und Johanniskirche
3.2. Die Filiale der Johanniskirche: Frauen-, Kreuz- und Dreifaltigkeitskirche
3.3. Franziskanerkloster, Regelschwesternhaus und Kirche St. Peter und Paul
3.4. Das Hospital St. Jakob und das Siechhaus zum Heiligen Geist

4. Lorenz Heydenreich und die beginnende Reformation 1521-1530
4.1. Lorenz Heydenreichs Lebensweg und Stellung innerhalb der Stadtgemeinde bis 1521
4.2. Der Komtur Nikolaus Hertwig und die Jahre vor der Einsetzung Heydenreichs 1517-1521
4.3. Die beginnende Reformation: Städtisches Umfeld und erste kirchliche „Maßnahmen“ 1521-1525/26
4.4. Der Zittauer „Gotteskasten“ - ein Instrument der frühneuzeitlichen Armenfürsorge
4.5. Der Widerstand des Königs gegen die „neue Lehre“ und der Abschied Heydenreichs aus Zittau 1529/30

5. Vom Weggang Heydenreichs bis zum Pönfall: religiöse Vielfalt und strukturelle Neuerungen
5.1. Die Nachfolger Heydenreichs und der Versuch königlicher Einflussnahme 1530-1538
5.2. Die Veränderungen in der Kommende, die Erlangung der Kollatur durch den Rat und die Rückkehr Heydenreichs
5.3. Die Schule und ihre Bedeutung für die Reformation: Andreas Mascus, Konrad Nesen, Nikolaus von Dornspach
5.4. Der Briefwechsel Zittauer Humanisten mit Heinrich Bullinger
5.5. Der Pönfall der Sechsstädte 1547 und seine Auswirkungen auf den Fortgang der Reformation in Zittau

6. Von der Überwindung des Pönfalls bis zum Kauf der Kommende - die endgültige Durchsetzung der Reformation und die Elemente einer „Konfessionalisierung“
6.1. Die Berufung Tectanders und Elemente einer „städtischen Konfessionalisierung“ - die Kirchenordnung von 1564
6.2. Der Kauf des Klosters Oybin und der Kommenden - „struktureller Abschluss“ der Reformation

7. Ausblick und Fazit

8. Quellen- und Literaturverzeichnis, Abkürzungen
8.1. Abkürzungen
8.2. Archivalische Quellen
8.3. Gedruckte Quellen und Regesten
8.4. Allgemeine Darstellungen und Monographien
8.5. Aufsätze und Zeitschriftenartikel

1. Einleitung

1.1. Problemgegenstand und Problembereich

Reformation und kein Ende? So könnte man angesichts der unzähligen Publikationen zu diesem Thema provokativ fragen. Umfangreiche Monographien und Sammelbände, detailgenaue Beiträge in wissenschaftlichen Zeitschriften, Diplom- und Magisterarbeiten, ja sogar Essays und Romane beschäftigten sich mit dem Thema aus den unterschiedlichsten Perspektiven. Warum also eine weitere Arbeit, die den Begriff „Reformation“ im Titel führt, noch dazu vor dem Hintergrund einer Stadt, die heute wegen ihrer Randlage und Größe als provinziell bezeichnet werden kann?

Es sollen an dieser Stelle zwei Gründe angeführt werden, welche die Beschäftigung mit dem Ereignis Reformation in der Stadt Zittau lohnenswert erscheinen lassen. Zum einen die außergewöhnliche verfassungsrechtliche und kirchenpolitische Stellung Zittaus im 16. Jahrhundert, zum anderen der Mangel an modernen wissenschaftlichen Arbeiten hinsichtlich der Rolle einer oberlausitzischen Stadt bei der „Einführung“ der Reformation. Im Folgenden soll kurz näher auf die angeführten Gründe eingegangen werden.

Die böhmische Gründung Zittau wuchs spätestens seit ihrem Beitritt zum „Sechsstädtebund“ 1346 in das politische Gebilde der Oberlausitz hinein.1 Dieses Land besaß keine „Herrscherdynastie“, sondern gehörte abwechselnd zum Herrschaftsbereich der größeren Nachbarn Sachsen, Brandenburg und vor allem Böhmen, ohne jemals von diesen einverleibt worden zu sein. Das macht die Bewertung der Stellung des „Markgraftums“ innerhalb des Reichsgefüges schwierig, so erwähnt die Reichsmatrikel von 1521 das Nebenland der Böhmischen Krone nicht.2 Das Fehlen einer im Lande ansässigen Herrschaft führte zur Herausbildung einer Landesverfassung, die Karlheinz Blaschke als „Ständerepublik“ charakterisierte.3 Die Städte gewannen auf Grund ihrer wirtschaftlichen Potenz ein Übergewicht gegen den formal politisch vorherrschenden Adel. Der ursprünglich zur Wahrung des Landfriedens angelegte Sechsstädtebund, in dem Zittau neben Görlitz die Führungsrolle innehatte, übernahm auch juristische und „außenpolitische“ Funktionen, was einen nicht zu unterschätzenden Faktor für die Ausbreitung reformatorischer Ideen darstellte. Politisch der Oberlausitz zugehörig, verblieb Zittau kirchenpolitisch beim Erzbistum Prag. Daher ist die Problemlage bei Beginn der Reformation eine ganz andere, als bei den restlichen fünf Mitgliedern des Bundes, die alle zur Diözese Meißen gehörten. Das Augenmerk dieser Arbeit soll daher auf den spezifischen Voraussetzungen und Problemen der Zittauer Reformation liegen, auch wenn Berührungspunkte mit den anderen oberlausitzischen Städten nicht ausbleiben werden und unter vergleichenden Gesichtspunkten für die Analyse hilfreich sein können.

1.2. Fragestellung, Aufbau und Methode

Die starken oberlausitzischen Städte könnte man in Anlehnung an Heinz Schilling und Johannes Merz als „Autonomiestädte“ bezeichnen.4 Blaschke gesteht ihnen sogar den Rang von Reichsstädten „ohne förmliche Anerkennung“ zu.5 Es liegt daher nahe, die Reformationsereignisse in Zittau vor dem Hintergrund der von Bernd Moeller erarbeiteten These von der besonderen Rolle der Reichsstädte bei der Ausbreitung der reformatorischen Lehre zu beleuchten.6 Das betrifft in Zittau insbesondere die frühe Phase, den Beginn der Reformation in den zwanziger Jahren. Dabei können nicht alle Kriterien des Moeller`schen Ansatzes überprüft werden, der Fokus soll auf folgenden Aspekten liegen. In Kapitel 2 soll die Herausbildung der Verfassungs- Wirtschafts- und Sozialstruktur der Stadt skizziert werden. Eine gesonderte Analyse erfährt in Kapitel 3 das vorreformatorische Kirchenwesen, da daraus Rückschlüsse auf Weltsicht und Frömmigkeit des frühneuzeitlichen Menschen gezogen werden könnten. Die Rolle des Rates z.B. bei der Besetzung wichtiger Stellen und der Lenkung antiklerikaler Strömungen soll in Abschnitt 4 erörtert werden. Hierhin gehört auch die Untersuchung des Lebensweges des maßgeblichen Protagonisten des frühen Luthertums, Lorenz Heydenreich, und dessen Verbindungen innerhalb der Stadtgemeinde. Der kulturelle Hintergrund des Humanismus wird in Zusammenhang mit der Bearbeitung der Schule in Kapitel 5.3. beleuchtet. Hier soll auch der Übergang zum zweiten methodischen Ansatz, dem der „Konfessionalisierung“ erfolgen.

Wie schon angedeutet wurde, konnte die Oberlausitz sich im 16. Jahrhundert auf Grund der fehlenden ansässigen Landesherrschaft nicht zu einem frühmodernen Staats- wesen entwickeln. Der Sechsstädtebund baute zwar „Ersatzformen von Staatlichkeit“ auf,7 doch inwieweit diese auf das von Heinz Schilling und Wolfgang Reinhard8 entwickelte Konzept der „Konfessionalisierung“ anwendbar sind, soll für Zittau in Ansätzen schon im Kapitel 5, ausführlicher in Kapitel 6 behandelt werden.

Der Aufbau der Arbeit orientiert sich an der chronologischen Abfolge der Ereignisse, wobei es zur Wahrung von thematischen Zusammenhängen zu Überschneidungen zwischen den einzelnen Kapiteln kommen kann. Der Bearbeitungszeitraum wird durch den Titel weitestgehend vorgegeben und umfasst ein knappes Jahrhundert, also ungefähr 1500 bis 1580. Im Fazit soll gleichzeitig ein Ausblick bis zum Zäsurjahr 1635 gegeben werden, als die Oberlausitz im „Prager Frieden“ an das Kurfürstentum Sachsen fiel.

Diese Arbeit will die Besonderheit des Falles Zittau in Fragen der Reformation auf- zeigen. Durch die ungewöhnlichen strukturellen Gegebenheiten, bedingt durch die Lage der Stadt und ihrer historischen Entwicklung zwischen Böhmen und der Oberlausitz nahm sie einen außergewöhnlichen Mittelweg zwischen den Konfessionen, der ein hohes Maß an „religiöser Duldsamkeit“ hervorbrachte. Vielleicht kann das Thema ein Beitrag zu einer intensiveren Auseinandersetzung mit ostmitteleuropäischer, frühneuzeitlicher Geschichte sein.

1.3. Quellenlage und Literaturkritik

Die Überlieferungssituation für Quellen aus dem 16. Jahrhundert erscheint für Zittau auf den ersten Blick sehr schwierig, denn die Ratsbücher und Akten verbrannten zum großen Teil bei der Beschießung der Stadt durch österreichische Truppen im Siebenjährigen Krieg 1757. Umso wichtiger wurde für Historiker späterer Jahrhunderte die Chronik des Zittauer Stadtphysikus und nachmaligen Bürgermeisters Johann Benedict Carpzov, die 1716 in Leipzig gedruckt wurde.9 In einer kritischen Selbstreflexion sagte Carpzov über den Anspruch seines Hauptwerkes: „In der Ausarbeitung habe ich mir selbst das Gesetze vorgeschrieben, nichts zu behaupten, wo nicht der Beweis entweder durch in Document verführet, oder durch die Stadt-Bücher bekräfftiget, oder durch das Zeugnis bewährter Historicorum bestärcket, oder wo keines seyn können, doch der Grund einer vernünfftigen Muthmassung treulich angezeiget worden“.10 Obwohl an einigen Stellen seine Sympathie mit der lutherischen Lehre deutlich zu erkennen ist, bleibt Carpzov, an den Kriterien seiner Zeit gemessen, erstaunlich genau und kritisch.11 Daher griffen die Forscher des 19. Jahrhunderts oft auf seine Werke zurück und auch in dieser Arbeit nimmt Carpzovs „Analecta“ eine zentrale Stellung ein, besonders bei der detailgenauen Überlieferung von städtischen Begebenheiten ist er unverzichtbar. Ebenso sind die Beiträge in wissenschaftlichen Zeitschriften des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, wie dem „Neuen Lausitzischen Magazin“, den „Zittauer Geschichtsblättern“ oder der „Oberlausitzer Heimatzeitung“ für die Analyse spezieller Problemfelder hilfreich, da sie Sachverhalte in kurzer, prägnanter Form darstellen.

Die Einzigartigkeit von Carpzovs Werk wurde in gewisser Weise auch zur Last der Zittauer Geschichtsschreibung, denn sie versperrte den Blick auf andere Quellen. Der Lückendorfer Pfarrer Moritz Oskar Sauppe und der Zittauer Lehrer Joachim Prochno waren die ersten, die Urkunden und Quellen aus Prager Archiven bearbeiteten.12 Auch in diese Arbeit werden einige Stücke aus dem Nationalarchiv in Prag, dem Archiv der Prager Burg, bzw. dem Archiv des Metropolitankapitels einbezogen. Ergänzt werden sollen diese Quellen durch Schriften des Altbestandes der Christian-Weise-Bibliothek Zittau.

Für die Problematik des Dynastiewechsels in Böhmen hin zu den Habsburgern und der veränderten Rahmenbedingungen, die sich daraus für die Oberlausitz ergaben, erwiesen sich die Darstellungen im Katalog zur Ausstellung „Welt-Macht-Geist. Das Haus Habsburg und die Oberlausitz 1526-1635“ als sehr hilfreich.13

Doch zuvor soll ein kurzer Einblick in die Entwicklung Zittaus, von seiner Entstehung im 13. Jahrhundert bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts gegeben werden. Denn viele Entwicklungen der Reformationszeit beruhten auf Voraussetzungen, die schon im Mittelalter angelegt waren.

WELT-MACHT-GEIST. Das Haus Habsburg und die Oberlausitz 1526-1635 [erschienen anlässlich der Ausstellung „Welt-Macht-Geist. Das Haus Habsburg und die Oberlausitz 1526-1635“ in den städtischen Museen Zittau, 4. Mai- 3. November 2002] Görlitz, Zittau 2002. S.73-88, hier S.74.

2. Die Entwicklung der Stadt Zittau bis zum 16. Jahrhundert unter politischen, wirtschaftlichen und kirchlichen Aspekten

2.1. Entstehung, Ersterwähnung und Stellung innerhalb der Krone Böhmens

Als im Zuge der hochmittelalterlichen Kolonisation am Grenzgebirge zwischen Böhmen und der Oberlausitz um 1200 zahlreiche Waldhufendörfer entstanden, wurde auch eine Siedlung an der bedeutenden Fernhandelsstraße Prag-Ostsee, in der Nähe des Zusammenflusses der Flüsse Mandau und Neiße angelegt, die bald zum regionalen Zentrum und „Verwaltungsmittelpunkt“ aufstieg.14 Das Land an Mandau und unterer Neiße unterstand der Botmäßigkeit der böhmischen Krone, welche anscheinend bemüht war, eine „Basis“ nördlich des böhmischen Beckens dauerhaft zu sichern. Als der Fernhandel Mitte des 13. Jahrhunderts an Bedeutung gewann, rückte der Schutz der Handelswege in den Vordergrund.15

Erstmalig fand Zittau am 21. Juni 1238 Erwähnung in einer Urkunde, als die Herren „Castolov und Henricus von Sitauia“ Zeugen bei einem Gütertausch zwischen König Wenzel I. und den Prager Johannitern waren.16 Die beiden böhmischen Hochadligen aus dem Geschlecht der Ronnowitz17 (auch: von Ronaw) gehörten also zum engeren Umfeld des Königs und müssen in Zittau eine Burg oder einen Herrensitz gehabt haben, nach dem sie sich benannten.

Nach dem Tod Wenzels I. 1253 kam dessen ehrgeiziger und ambitionierter Sohn Ottokar II. an die Macht, der die Bedeutung der Städte für ein starkes Königtum, besonders in fiskalischer Hinsicht, klar erkannte. Er war es, der Zittau um 1255 ummauern ließ und der entstehenden „Stadt“ somit eine neue, sichtbare „Qualität“ verlieh.18 In der Folgezeit stattete Ottokar die nun königlich-böhmische Stadt mit Rechten und Privilegien aus, er befreite sie von Steuern für die Zeit seines Lebens und erließ ihr jeglichen Zoll im Handel mit Böhmen.19 Zittau besaß sogar eine eigene Münzstätte, da der König versuchte, das Münzwesen zu dezentralisieren.20 Allerdings wurde dieses Recht durch Wenzel II. zu Gunsten Kuttenbergs wieder eingezogen.21

2.2. Erste Blüte im 14. Jahrhundert - Ratsverfassung und Gerichtsbarkeit

Die Ansiedlung der Franziskaner in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, die Einrichtung einer Lateinschule und eines Hospitals um die Jahrhundertwende sowie gesellschaftliche Ereignisse, wie die Durchreise der polnischen Königstochter Elisabeth 1300 und ein großes Turnier 130322 zeugen von der wachsenden Prosperität und Bedeutung der Stadt.

In verfassungsgeschichtlicher Hinsicht ist die Entstehung eines Rates von besonderem Interesse, da sie Rückschlüsse auf die soziale Zusammensetzung der Bürgerschaft zulässt. In einer Urkunde vom 14. Mai 1310 tritt erstmals ein „magister civium“ und acht „iurati et scabini“ auf.23 Der Ausdruck „Rat“ (bzw. „rotmanne“) ist seit 1357 belegt.24 Man kann zur Mitte des Jahrhunderts den Abschluss einer Entwicklung erkennen, die sich u.a. in der Erweiterung der Stadtflur 1345, dem Anlegen eines Stadtbuches 1350 und dem Bau eines steinernen Rathauses 1354 manifestiert.25

Auch die Erweiterung von Kompetenzen in „Rechtsdingen“ zu Gunsten der Stadt Zittau fällt in diese Zeit. Dabei muss zwischen dem „Landgericht“, zuständig für die Jurisdiktion innerhalb des Weichbildes,26 und dem „Erbgericht“, welches Streitigkeiten zwischen Bürgern innerhalb der Stadt bearbeitete, unterschieden werden. Die Stadt versuchte ihren Einfluss auf das Landgericht sukzessive zu erhöhen,27 eine Konfrontation mit dem Adel war dabei unumgänglich. Unter der Herrschaft Karls IV. konnte der Rat zunächst durch mehrere Pachtverträge28 das Landgericht unter seine Hoheit bringen, einschließlich gewisser Nutzungsrechte der Burgen „Karlsfried“ und Oybin sowie einiger Ortschaften.29

Ähnlich verhielt es sich beim Erbrichteramt, denn 1396 erlangte die Stadt zunächst zwei Drittel des Amtes und der damit verbundenen Einkünfte, 1422 konnte es vollständig in den Zuständigkeitsbereich des Rates integriert werden.30 Die Vereinigung von Nieder- und Obergerichtsbarkeit erlaubte es der Stadt ihre Interessen wirkungsvoll gegenüber dem Adel zu vertreten. Es gibt mehrere Beispiele dafür, dass sich Adlige der städtischen Jurisdiktion beugen mussten.31 Erst durch den Pönfall 1547 verlor die Stadt alle Rechte, die Wiedergewinnung der Obergerichtsbarkeit 1562 schloss die Rittergüter im Weichbild aus.

2.3. Zittaus Rolle im „Sechsstädtebund“ und Auswirkungen auf Wirtschaft und städtische Gesellschaft

Der Wechsel des Herrschergeschlechts in Böhmen zu den Luxemburgern und die Wertschätzung, welche Johann und besonders Karl IV. der Stadt Zittau entgegenbrachten, gaben der Entwicklung der Stadt eine neue, stärkere Dynamik.32 Der Erwerb Bautzens 1319 und zehn Jahre später von Görlitz für die Böhmische Krone und die damit verbundene Einigung eines Großteils der Oberlausitz unter einer Herrschaft hat sich zweifelsohne positiv auf den regionalen Handel, z.B. mit Bier und Getreide, ausgewirkt. Man kann darin einen Grund sehen, warum die böhmische Stadt Zittau 1346 in den Bund der fünf anderen Oberlausitzer Städte Görlitz, Bautzen, Löbau, Kamenz und Lauban aufgenommen wurde.33 Wenn einige Forscher vermuten, dass der Beitritt Zittaus zum Bund der sechs Städte im Interesse des Königs lag, sei es um die Integration der gerade erworbenen Oberlausitz in das Gebilde der „corona bohemiae“ zu fördern, sei es um einen „Exponenten“ der böhmischen Interessen im neugegründeten Bund zu haben,34 so ist das Jahr 1346 als Zäsur innerhalb der Stadtgeschichte Zittaus zu verstehen. Denn von diesem Zeitpunkt an wuchs die Stadt mit dem größten Teil ihres Weichbildes35 politisch in die Oberlausitz hinein, geographisch gehörte sie immer dazu. In kirchlicher Hinsicht unterstand Zittau weiterhin dem erst zwei Jahre zuvor von Papst Clemens VI. zum Erzbistum erhobenen Prag.36

Die „Mitgliedschaft“ im Bund brachte für Zittau erhebliche wirtschaftliche Vorteile und einen beträchtlichen Zugewinn an „politischem Spielraum“. Zur Sicherung der Handelswege wurden Raubsitze adliger Herren gezielt liquidiert, übrigens mit Genehmigung bzw. ausdrücklicher Aufforderung König Karls IV.37

Unter dem Deckmantel des Bündnisses wurden z.T. sehr egoistische Interessen von den einzelnen Städten verfolgt. Die Ausschaltung unliebsamer Konkurrenz gehörte sicherlich dazu, wie z.B. die gewaltsame Aktion Zittaus gegen das zum Marienthaler Kloster gehörige Städtchen Ostritz 1368, als hier Rathaus und Fortifikationen zerstört wurden.38 Den wachsenden Wohlstand hatten die Oberlausitzer Städte zum guten Teil Karl IV. zu verdanken, der sich dafür reichlich „entlohnen“ ließ. Besonders Zittau war von Sonderabgaben in erhöhtem Maße betroffen,39 da der König hier nicht vom Bewilligungsrecht der Stände abhängig war.40

Trotzdem blühte die örtliche Wirtschaft weiter. Insbesondere in der Herstellung von Tuchen, in erster Linie für den Fernhandel produziert, erwarb sich Zittau überregionale Bekanntheit. In der Mitte des 14. Jahrhunderts zählte die Tuchmacherinnung bereits einige hundert Meister und Gesellen.41 Sie bildete innerhalb der Stadtgemeinde ohne Zweifel einen bedeutenden „Machtfaktor“, nicht zuletzt, weil die Tuchhändler schnell zu großem Wohlstand kommen konnten. Soziale Spannungen und die Forderung nach Mitsprache entluden sich 1367 in einem Aufstand der Tuchmacherzunft,42 in dessen Folge zwei Handwerker in den Rat integriert wurden. Dabei handelte es sich wahrscheinlich um einen Vertreter der einflussreichen Fleischerzunft und einen der Tuchmacher, die allerdings nur alle zwei Jahre im Rat saßen und so zu den „nicht- ständigen“ Mitgliedern zu rechnen waren.43 Obwohl es den Zunftvertretern gelang, einen Teil ihrer Forderungen durchzusetzen,44 blieben ihre Einflussmöglichkeiten auf Grund des Wahlmodus beschränkt.

Innerstädtische Unruhen des 15. Jahrhunderts, so 1407-1416 und 1480-1487, blieben weitestgehend folgenlos, möglicherweise scheiterten sie an der verstärkten Solidarität der patrizisch geprägten Räte der Sechsstädte gegenüber Aufständischen. Im sogenannten „Aufstand der Wiesenherren“45 richteten sich die Angriffe u.a. gegen die „allgemein verhasste Marienbrüderschaft oder Constabuley“,46 deren Auflösung gefordert wurde. Hier vereinten sich soziale und religiöse Motive, wobei die soziale Komponente überwog, denn oft waren Steuerfragen, Brau- und Schankrechte Anlass für den Ausbruch derartiger Tumulte.

2.4. Die Kirchenorganisation des Dekanats Zittau vor der Reformation

Wie bereits erwähnt, war die kirchliche Verwaltung Zittaus und seiner Umgebung durch die politischen Veränderungen des 14. Jahrhunderts nicht betroffen. Die Stadt gehörte zum Erzbistum Prag,47 die Prager Bischöfe übten jedoch schon vor dessen Gründung Rechte im Zittauer Land aus. Das Erzbistum Prag war unterteilt in zehn Archidiakonate, Zittau war dem Archidiakonat Jung-Bunzlau zugeordnet.48 Es bildete den Mittelpunkt eines Dekanats mit wenigstens 36 dazu gehörigen Kirchorten.49 Das Kirchenwesen wurde durch einen Dekan geleitet und beaufsichtigt, der stets ein Dorfpfarrer des Kirch- spiels war, niemals der Zittauer Stadtpfarrer. Denn dieser war ein Ordensgeistlicher, er gehörte den Johannitern an.50

Blaschke erwähnt Zittau als ein Beispiel für eine „Siedlerpfarrei“, wo die Stadtkirche gleichzeitig mit der neuen Stadt, bzw. den Dörfern der Umgebung entstand und so zahlreiche „eingepfarrte“ Ortschaften besaß.51 Die Einwohner der umliegenden Dörfer nutzten vor allem die Vorstadtkirchen, in Zittau dementsprechend die Frauen- und die Kreuzkirche. Die Hauptkirche St. Johannis blieb dagegen der gehobenen Zittauer Bürgerschaft vorbehalten, nicht nur bei der Messfeier, sondern z.B. auch als Begräbnisplatz.

Über das Kirchenvermögen legten in Zittau, aber ebenso in anderen Gemeinden des Kirchenkreises, sogenannte „Kirchväter“ jährlich Rechenschaft vor der übergeordneten Instanz ab. Das konnten auf dem Land Pfarrer und Gemeinde oder auch der Gutsherr sein, in der Stadt selbst wurde die jährliche Kirchenrechnung vor einigen Ratsherren und dem Johanniterkomtur präsentiert.52 Das Rechnungs-, Bau- und Wirtschaftswesen war also „weltlich“ organisiert, nur das den Gottesdienst betreffende oblag den Johannitern.

3. Die Sakrale Topographie von Zittau zu Beginn des 16. Jahrhunderts

3.1. Johanniterorden und Johanniskirche

Um bestimmte Vorgänge, Zusammenhänge und Funktionsmechanismen innerhalb der Stadtgemeinde während der Reformation erkennen und erklären zu können, ist es notwendig, die „Sakrale Topographie“53 der Stadt darzustellen. So können eventuell Rückschlüsse auf die Frömmigkeit der Menschen im ausgehenden Mittelalter54 gezogen werden, zumindest erhält man einen Einblick in gewisse Gewohnheiten, religiöse Bräuche und Vorstellungen.

Seit den Anfängen der Stadtentwicklung ist die Johanniskirche Haupt- und Pfarrkirche und damit religiöser Mittelpunkt der Stadt und des Dekanats Zittau. In einer Urkunde Wenzels II.55 wird sie 1291 erstmals erwähnt und als „Ecclesiae Parochialis“ bezeichnet, d.h. dass es eine oder mehrere Filialkirchen gab.

Schon Carpzov und später Pescheck56 vermuten jedoch ein wesentlich früheres Datum für die Entstehung einer Kirche im Zentrum der Stadt und stützen sich dabei auf die Erwähnung einer Nikolaikapelle57 aus dem Jahre 1109. Die Kapelle soll nördlich der Hauptkirche gestanden haben und ist später in den Komplex des Franziskanerklosters einbezogen worden. Prochno konstatiert,58 dass die 1255 „gegründete“, d.h. ummauerte Stadt wohl wenigstens 20 Jahre früher ein Kirchgebäude an der Stelle der heutigen Johanniskirche gehabt haben muss, um die „geistliche Versorgung“ der rasch anwachsenden mittelalterlichen Stadt sicherzustellen.

Wie das Johannespatrozinium andeutet, die Kirche war sowohl Johannes dem Täufer, als auch dem Evangelisten Johannes geweiht, lag das „Jus Patronatus“ der Pfarrkirche und ihrer Filiale bei dem „hochlöblichen Ritterorden S. Johannis von Jerusalem“,59 genauer gesagt bei dessen Provinzial oder Großprior für das Priorat Böhmen, Polen und Mähren.

Dieser Orden60 ist in Zittau bis zum Jahr 1275 zurückzuverfolgen, als die Stadt den Flecken Herrendorf von ihm käuflich erwarb.61 Da der Orden in Mitteleuropa keine direkte militärische Funktion hatte, kann man annehmen, dass die Zittauer Niederlassung eine ähnliche Funktion und Bedeutung besaß, wie die entsprechenden schlesischen Kommenden (Löwenberg, Goldberg, Brieg). Sie sollte einerseits Erträge in Form von Zinsen, Spenden etc. erwirtschaften und einen Teil davon als „Respensiones“, d.h. Abgaben an die „kämpfenden Brüder“ auf Rhodos und im heiligen Land senden.62 Andererseits muss die karitative Ausrichtung des Ordens entlang der Handelsstraßen und den dort an exponierter Stelle errichteten Hospitälern beachtet werden.

Als Verwalter der Güter und Einkommen der Kommende fungierte ein „Commendator“ oder Komtur. In den Anfängen der Kommende war dieser gleichzeitig der Pfarrer an der Stadtkirche, später wurden derartige Aufgaben an Kapläne, die von der Kommende bezahlt wurden, delegiert.63 Neben dem Komtur gehörten dem eigentlichen Konvent ein Vize-Komtur oder Hauskomtur an, verantwortlich für die Erhaltung und Bewirtschaftung des „Kreuzhofes“ in unmittelbarer Nähe zur Pfarrkirche,64 außerdem der Piktanz- oder Pietanzmeister, welcher als Verwalter einer frommen Stiftung,65 die rechtlich selbstständig war, auftrat und ein Verwalter des sogenannten „Komturhofes“ in der Frauenvorstadt, ein Vorwerk mit zahlreichen Äckern und Feldern.66 Die Besitzverhältnisse des Ordens lassen sich nur schwer rekonstruieren, genaue Angaben haben wir erst aus der Zeit des 16. Jahrhunderts im Zuge der Verpfändungs- und Verkaufsverhandlungen.

Um 1373 hatte der Orden in Zittau neun Ordensgeistliche und drei Weltgeistliche zu versorgen. Bei jährlichen Einkünften aus Zinsen, Zöllen usw. von 80-90 Schock Prager Groschen, fiel das offensichtlich nicht leicht,67 zumal zehn Schock Groschen an den Stammsitz auf Rhodos zu senden waren, weitere vier Schock an den Prager Provinzial. Rechnet man Ausgaben von Löhnen, Ausbesserungen an den Gebäuden etc. hinzu, erkennt man, dass zumindest das Barvermögen des Zittauer Konvents knapp bemessen war.

Das erstaunt in so fern, als dass es dem Orden nach und nach gelang, verschiedene geistliche Rechte an sich zu bringen. So besaß er das Kollaturrecht für die Kirche in Kratzau, welches er 1355 mit Johann von Donyn auf Grafenstein gegen das Patronats- recht über die Kirche in Ruppersdorf tauschte.68 Schon 1303 überwies König Wenzel dem Johanniterkomtur die Seelsorge am Hospital St. Jakob, während die wirtschaftliche Versorgung dem Rat und der Bürgerschaft Zittaus oblag.69 Sicher konnten hier gewisse Einkünfte für Mitglieder des Ordens über geistliche Tätigkeiten wie Messelesen etc. erzielt werden.

Auch über die Schule, über welche an anderer Stelle ausführlicher berichtet werden wird, konnte der Komtur seinen Einfluss ausweiten. Seit 1352 hatte er die Aufsicht über die Stadtschule inne; bei der Ernennung des Schulmeisters hatte er wenigstens Mitspracherecht.70

Seit dem Anfang des 15. Jahrhunderts war mit der Stellung eines Commendators in Zittau noch eine andere Ordenswürde verbunden: die eines Stellvertreters („locumtenens“) des Generalpriors zu Prag in Polen, d.h. in den polnischen und schlesischen Kommenden des Johanniterordens.71

Der Orden besaß im Zittauer Weichbild noch eine weitere Kommende, die oft als Nebenkommende bezeichnet wurde: Hirschfelde mit der Filialkirche zu Burckersdorff nördlich der Stadt Zittau. Der Komtur hier stand in einem gewissen Abhängigkeitsverhältnis zur Kommende in Zittau, da er zum dortigem Konvent gehörte und meist aus den Zittauer Ordensbrüdern gewählt wurde.72

Nachdem ein Einblick in den Aufbau und die Struktur der Zittauer Kommende des Johanniterordens gegeben wurde, soll nunmehr der Blick auf die Kirchengebäude und die damit verbundenen Stiftungen, Ämter und Pfründe gelenkt werden.

Über die Anfänge der Johanniskirche wurde bereits berichtet. Im 14. Jahrhundert handelte es sich um eine gotische Hallenkirche „nach der Figur eines Schiffes“73 mit drei Gängen oder zwei Reihen Pfeiler. Die Türme an der Westfront waren unterschiedlich hoch, wahrscheinlich konnte einer der beiden nicht vollendet werden.74

Die Hussitenkriege und das damit verbundenen Exil des Prager Erzbischofsstuhls in Zittau in den zwei Jahrzehnten nach 1420 brachten der Stadt zwar großen wirtschaft- lichen Schaden, doch erstaunlicherweise erlebte sie in den Jahren danach einen Aufschwung in „kirchlichen Dingen“.75 Immerhin war die Johanniskirche für zwanzig Jahre die Hauptkirche des Prager Erzbistums. Vielleicht wirkte sich auch die Anwesen- heit eines prominenten Kirchenvertreters, des Weihbischofs des Prager Erzbistums Johann von Gardar, der bis 1475 in der Stadt weilte,76 positiv auf das Geistesleben aus.

Im Jahr 1468 wurde durch eine Bulle des päpstlichen Legaten Rudolph von Breslau77 die Gründung einer Bruderschaft „Unser lieben Frauen“, auch „Constabuley“ genannt, erlaubt, um die entschieden antihussitische Haltung der Stadt zu würdigen. Rat und Komtur erarbeiteten im darauffolgenden Jahr Statuten, jeden Donnerstag sollte eine Fronleichnamsprozession gehalten werden, bestimmte Geldbeträge mussten halbjährlich z.B. für den Erwerb von Kerzenwachs gespendet werden. Ähnlich kann man sich das Wirken der anderen Bruderschaften Zittaus vorstellen; es gab eine Antonius-, eine Johannis- und eine Jakobsbruderschaft.78

Diese Bruderschaften konnte scheinbar innerhalb kurzer Zeit zahlreiche Legate und Spenden erwerben, so dass man in der Bürgerschaft den Entschluss fasste, die Hauptkirche auszubauen, zumal der Raum innerhalb der Kirche durch die Stiftung von Altären immer weniger Platz für die wachsende Bevölkerung bot. In den Jahren 1485- 1504 wurde die Kirche um einen vierten Gang erweitert, die Sakristei in Stein neu errichtet und das Gewölbe des gesamten Baues erhöht.79 Den Abschluss dieser Erweiterungs- und Renovierungsphase des Gebäudes und des Kirchhofes bildete eine erneute Konsekration durch „Heinricus Episcopus Nicopoliensis“.80 Im 16. Jahrhundert setzte man die Ausbesserungen und Umbauten fort, so wurde 1528-1531 das Dach erneuert, im Jahre 1559 schließlich der zweite Turm erhöht und vollendet.81

Interessanter für das Verständnis der Glaubenswelt und der Heilsvorstellungen des vorreformatorischen Menschen sind jedoch die zahlreichen Stiftungen, Schenkungen und Legate im Inneren der Kirche. Sie geben Auskunft, in welchem Maße der spät- mittelalterliche Mensch auf das Jenseits fixiert war, welche Bedeutung die Erlangung des Seelenheils für ihn besaß und was er bereit war, dafür auf- und auszugeben. Nur so lässt sich der fundamentale Bruch, welcher die Reformation für die Glaubenswelt der Zeitgenossen bedeutete, verstehen.

Der Reichtum der Bürger in der im 14. Jahrhundert aufstrebenden Handelsstadt Zittau brachte es mit sich, dass schon 1388 die nach kanonischem Recht zulässige Anzahl von acht Altären in der Johanniskirche erreicht war. Papst Urban VI. erteilte jedoch eine „Concession“, so dass zusätzliche Altäre errichtet werden durften, deren Zahl bis 1396 auf vierzehn anwuchs.82 Vergegenwärtigt man sich, dass zu jedem Altar ein „Altarist“ gehörte, der die Messe zu bestimmten Zeiten las und durch den Stifter finanziert wurde, erschließt sich die praktische Dimension eines derartigen Stiftungswesens. Zum einen wurde eine recht große Anzahl an Weltgeistlichen versorgt, zum anderen mussten diese untergebracht werden. In Zittau wohnten sie z.T. im Kreuzhof beim Komtur, andere in einem speziellen „Priesterhause auf dem Angel“.83 Das Patronatsrecht solcher Altaristenstellen lag meist beim Stifter oder dessen Nachkommen. Allerdings musste der Priester alle Weihen besitzen und von einem „Offizial“ mit Sitz in Bautzen, in sein Amt eingeführt werden.84

Die Zahl der Altäre und der damit verbundenen Geistlichen stieg während des 15. und beginnenden 16. Jahrhunderts weiter an, allein in der Zeit der Anwesenheit der Prager Domherren wurden vier neue Altäre gestiftet.85 Bis zum Beginn der Reformation wuchs die Zahl der Altäre auf neunzehn an,86 die Zahl der Altaristen in der gesamten Stadt betrug wenigstens neunundzwanzig.87 Zu Beginn des 16. Jahrhunderts begegnen uns vermehrt Ablassbriefe zur Ausschmückung der Kirche, so z.B. aus dem Jahr 1509 ein Ablass des Papstes Julius II.88

Der Johanniskirche nordwestlich gegenüber stand bis zur Reformation eine Kapelle St. Johannis Hierosolomytani, auch Jerusalemskapelle genannt.89 Sie war wahrscheinlich zum privaten Gebrauch der Ordensbrüder bestimmt und wurde während des 16. Jahrhunderts zunächst in ein Beinhaus, später in ein Familienbegräbnis umgewandelt.

3.2. Die Filiale der Johanniskirche: Frauen-, Kreuz- und Dreifaltigkeitskirche

Die Frauenkirche gilt neben der Johanniskirche als die älteste Kirche in Zittau. Carpzov vermutet ihre Entstehung noch vor der „Stadtgründung“ von 1255 und begründet das mit dem Umstand, dass das in dieser Zeit entstehende „Frauentor“ nach eben jener Kirche benannt sei.90 Sichere Nachricht haben wir seit 1355, als eine „Jungfer Jutta“ eine Stiftung über eine Zittauische Mark an die Kirche wies.91

Der Kirchenbau selber unterlag im Laufe der Zeit zahlreichen Veränderungen, seine exponierte Lage führte zu vielen Blitzschäden und daraus resultierenden Bränden. So brannte die Kirche schon 1473 mit der gesamten Frauenvorstadt ab, ein Jahr später wurde der Wiederaufbau abermals durch Blitzschlag unterbrochen.92 Als 1528 das Kirchdach schwer beschädigt wurde, baute man die Kirche zunächst nicht wieder auf, sondern nutzte sie als Gießhaus für Geschütze und begann 1538 die Gemäuer teilweise abzubrechen.93 In der Zeit des sich ausbreitenden Luthertums bestand offenbar nicht der Bedarf nach einer weiteren großen gotischen Kirche, daher erhielt man nur den ehemaligen Chorraum und baute ihn in ein kleines Begräbniskirchlein um. Von größerer Bedeutung muss der die Kirche umgebende Friedhof gewesen zu sein, auf dem vor allem die Bewohner der Vorstädte und der eingepfarrten Dorfschaften beerdigt wurden.94

Interessant ist der Umstand, dass 1619 ein alter Altar aus der Johanniskirche in der Frauenkirche aufgestellt wurde. Damit scheint sich Peschecks Vermutung zu bestätigen, dass nach einsetzender Reformation die Vielzahl an Altären in der Hauptkirche nicht einfach herausgerissen, sondern umgenutzt oder umgesetzt wurden.95

Die Kirche zum Heiligen Kreuz lag ebenfalls in der Frauenvorstadt und war somit nicht in den schützenden Mauerring integriert. Ihre „Fundation“ legt Carpzov in das Jahr 1410,96 nicht ohne anzumerken, dass es schon früher Stiftungen für diese Kirche gab.97 Da das kanonische Recht Legate dieser Art erst 30 Jahre nach Gründung der Kirche erlaubte, rechnet Carpzov den Baubeginn wenigstens bis 1350 zurück.

Von den vier Altären in dieser Kirche durfte der Rat zwei mit Priestern seiner Wahl besetzen.98 Das kann als Argument für ein aktives Agieren des Rates in „geistlichen Angelegenheiten“ in vorreformatorischer Zeit angeführt werden. Über die Motivation kann man allerdings nur spekulieren: Stand die Beförderung des eigenen Seelenheils oder in diesem Zusammenhang das zukünftige „Heil“ der Stadt im Vordergrund?

[...]


1 Vgl. Bahlcke, Joachim: Die Oberlausitz. Historischer Raum, Landesbewusstsein und Geschichtsschreibung vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert, in: Bahlcke, Joachim (Hg.): Geschichte der Oberlausitz. Herrschaft, Gesellschaft und Kultur vom Mittelalter bis zum Ende des 20. Jahrhunderts. [künftig: Bahl>[2]

2 Bahlcke, a.a.O. S.11.

3 Blaschke, Karlheinz: Der Oberlausitzer Sechsstädtebund als bürgerlicher Träger früher Staatlichkeit, in: ders.: Beiträge zur Geschichte der Oberlausitz. Gesammelte Aufsätze. Görlitz/ Zittau 2000. S.108-113.

4 Merz, Johannes: Landstädte und Reformation, in: Schindling, Anton/ Ziegler, Walter (Hg.): Die

Territorien des Reiches im Zeitalter der Reformation und Konfessionalisierung. Land und Konfession 1500-1650. Bd.7: Bilanz - Forschungsperspektiven - Register. Münster 1997. S.107-135.

5 Blaschke, Karlheinz: Geschichte Sachsens im Mittelalter. Berlin 1990. S.264f.

6 Vgl. Moeller, Bernd: Reichsstadt und Reformation. Berlin 1987². 5

7 Blaschke, Karlheinz: Der Oberlausitzer Sechsstädtebund als bürgerlicher Träger früher Staatlichkeit, in: 650 Jahre Oberlausitzer Sechsstädtebund 1346-1996. Bad Muskau 1997. S.17-27, hier S.27.

8 Reinhard, Wolfgang: Zwang zur Konfessionalisierung? Prolegomena zu einer Theorie des konfessionellen Zeitalters, in: Zeitschrift für Historische Forschung (ZHF) 10 (1983) S.257-277. Schilling, Heinz: Reformation und Konfessionalisierung in Deutschland und die neuere deutsche Geschichte, in: Gegenwartskunde. Zeitschrift für Gesellschaft, Wirtschaft, Politik und Bildung. Sonderheft 5 (1988): Religion, Kirchen und Gesellschaft in Deutschland. S.11-29.

9 Carpzov, Johann Benedict: Analecta Fastorum Zittaviensium Oder Historischer Schauplatz Der Löblichen Alten Sechs-Stadt des Marggraffthums Ober-Lausitz [...]. Teil I-V. Leipzig 1716. [künftig: Carpzov: Analecta Fast. Zitt.]

10 Carpzov: Analecta Fast. Zitt., Vorrede (nicht paginiert).

11 Vgl. Haupt, Ernst Friedrich: Ueber Dr. Johann Benedict Carpzov als Historiker, in: Neues Lausitzisches Magazin [NLM] 19 (1841) S.369-402.

12 Sauppe beschäftigte sich hauptsächlich mit dem nahe Zittau gelegenen Kloster Oybin, so in Sauppe, Moritz Oskar: Sauppe, Moritz Oskar: Geschichte der Burg und des Cölestinerklosters Oybin, in: NLM 62 (1886) S.88-110; Fortsetzung NLM 79 (1903) S.177-240 und NLM 83 (1907) S.110-195.

Eine Würdigung der Arbeit Prochnos ist zu finden in Bahlcke, Joachim: „Einen gar considerablen Platz in denen merckwürdigen Geschichten Teutschlands und des Königreiches Böhmen“. Die Stellung der Oberlausitz im politischen System der Böhmischen Krone, in: Bahlcke, Joachim/ Dudeck, Volker:

13 Bahlcke, Joachim/ Dudeck, Volker: WELT-MACHT-GEIST. Das Haus Habsburg und die Oberlausitz 1526-1635 [erschienen anlässlich der Ausstellung „Welt-Macht-Geist. Das Haus Habsburg und die Oberlausitz 1526-1635“ in den städtischen Museen Zittau, 4. Mai- 3. November 2002] Görlitz, Zittau 2002. [künftig: Bahlcke/ Dudeck: Welt-Macht-Geist]

14 Oettel, Gunter: Der Gau Zagost und der mittelalterliche Landesausbau an der oberen Neisse und Mandau bis zur Gründung der Stadt Zittau Mitte des 13. Jahrhunderts, in: Dudeck, Volker/ Oettel, Gunter (Hg.): Die Besiedlung der Neißeregion. Urgeschichte-Mittelalter-Neuzeit (Mitteilungen des Zittauer Geschichts- und Museumsvereins 22) Zittau 1995. S.11-21.

15 Die sogenannte „Gabler“ Strasse traf mit der „Leipaer“ Strasse bei Zittau zusammen und stellte die wichtigste Verbindung von Prag in den Norden dar. Sie wurde daher von den böhmischen Königen präferiert, wenn sie in Gebiete jenseits des Grenzgebirges reisten.

16 Prochno, Joachim (Hg.): Zittauer Urkundenbuch I. Regesten zur Geschichte der Stadt und des Landes Zittau 1234-1437. Görlitz 1938 (Mitteilungen des Zittauer Geschichts- und Museumsvereins 19/20), S.82

(4), Nr.4.[künftig: Prochno: „Regesten“]

17 Aus diesem Geschlecht gingen u.a. die für die Lausitzer und Böhmische Geschichte wichtigen Familien der Berka von Duba und der Herren von Leipa hervor, vgl. Dudeck, Volker: Zittau, Böhmen und das Haus Habsburg. Stadtgeschichte und personelle Kontakte in Spätmittelalter und Frühneuzeit. [künftig: Dudeck: Zittau, Böhmen und das Haus Habsburg], in: Bahlcke/ Dudeck: Welt-Macht-Geist, S.177-188, hier S.178.

18 Blaschke, Karlheinz: Stadtgrundriss und Stadtentwicklung: Forschungen zur Entstehung mitteleuropäischer Städte. Hrsg. von Peter Johanek. Köln/ Weimar/ Wien 2001. S.59-72. Blaschke weist in seinem Kapitel über Qualität, Quantität und Raumfunktion der Stadt darauf hin, dass von einer „Stadtgründung“ zu einem bestimmten Datum nur sehr selten die Rede sein kann. Diese These wird gestützt durch die Tatsache, dass für die sechs Städte der Oberlausitz keine „Gründungsurkunden“ vorhanden sind.

19 Ottokar hatte die Bedeutung der Städte in finanz-, verteidigungs- und verwaltungspolitischer Hinsicht in Mähren und Österreich kennen gelernt. Zittau bildete bei der großzügigen Vergabe von Rechten und Freiheiten für die neuen Städte keine Ausnahme, sondern war vielmehr Teil eines „Gesamtkonzepts“ zur Landesentwicklung; vgl. Hoensch, Jörg K.: Přemysl Otakar II. von Böhmen. Der goldene König. Graz [u.a.] 1989. S.100ff.

20 Hoensch, a.a.O. S.180.

21 Haupt, Walter: Zur Münzkunde des Zittauer Landes im Mittelalter in: Mitteilungen des Zittauer Geschichts- und Museumsvereins 16 (1935) S.1-49.

22 Schrage, Gertraud Eva: Die Oberlausitz bis zum Jahr 1346, in: Bahl>23 Carpzov: Analecta Fast. Zitt. I, S.137.

24 Carpzov, a.a.O. S.309.

25 So argumentiert Prochno, Joachim: Die Zittauer Ratslinie von 1310 bis 1547, in: Mitteilungen des Zittauer Geschichts- und Museumsvereins Nr. 15 (1934). S.23-85.

26 Eine „Landtafel“ von 1350 informiert uns über die beachtliche Größe des Zittauer Weichbildes in

dieser Zeit. Nach Carpzov: Analecta Fast. Zitt. II, S.247 gehörten folgende Ortschaften dazu: Zittau, Ostritz, Hirschfelde, Olbersdorf, Bertsdorf, Blumberg, Burckartsdorf, Spitzkunnersdorf, Dittelsdorf, Dörffel, Eckartsberg, Friedersdorf, Gießmannsdorf, Grunau, Hennersdorf in Seifen (heute: Seifhennersdorf), Herwigsdorf, Heinrichsdorf Schreibers (heute: Großhennersdorf), Hainewalde, Hörnitz, Eybe (heute: Eibau), Königshain, Lichtenberg, Markersdorf, Ober- und Niederoderwitz, Priedlantz, Ratgendorf, Reichenau, Ruppersdorf, Rüdigersdorf, Rosenthal, Schlegel, Ober- und Niederseifersdorf, Seitgendorf, Türchau, Weigsdorf, Wittgendorf, Waltersdorf.

27 Einen guten Eindruck von den Auseinandersetzungen zwischen Adel und Stadt gewinnt man durch Fragmente eines Briefes der Stadt an Karl IV., der bei Carpzov: Analecta Fast. Zitt. II, S. 247ff. erhalten blieb und juristisch bearbeitet wurde von Weizsäcker, Wilhelm: Zur Geschichte des Zittauer Landgerichts, in: Mitteilungen des Zittauer Geschichts- und Museumsvereins Nr.15 (1934) S.1-22.

28 Carpzov: Analecta Fast. Zitt. II, S.251f.: Erstmals 1366 für zwei Jahr gegen 310 Schock Prager Münze, danach unregelmäßig u.a. 1369 und 1373.

29 Pescheck, Christian Adolph: Handbuch der Geschichte von Zittau. Bd. I. Zittau 1834. S.442. [künftig: Pescheck, Handbuch]

30 Pescheck, a.a.O. S.445

31 Carpzov, a.a.O. S.250f.

32 Unter der Herrschaft König Johanns 1310-1346 stand Zittau seit 1319 im Besitz des Heinrich von Jauer, zuvor war es „Zankapfel“ zwischen Heinrich von Leipa, der es seit 1305 innehatte und dem Luxemburger. Vgl. Bobková, Lenka: Zittau im Sechsstädtebund und die Politik Karls IV., in: 650 Jahre Oberlausitzer Sechsstädtebund 1346-1996. Bad Muskau 1997. S.39.

33 Es existierten sicherlich noch andere, vordergründigere Interessen. Vgl. Czok, Karl: Der Oberlausitzer Sechsstädtebund zwischen Bürgergeist, Königs- und Adelsherrschaft, in: 650 Jahre Oberlausitzer Sechsstädtebund 1346-1996. Bad Muskau 1997. S.9-16, hier S.9f. Auch die nun folgenden Ausführungen beleuchten nur die Rolle Zittaus innerhalb des Sechsstädtebundes.

34 Ähnlich argumentiert Bobková, a.a.O. S.39f.

35 Davon ausgenommen sind u.a. die Herrschaften der von Donyn um Grafenstein und der von Bieberstein um Friedland, in denen aber weiterhin Zittauer Recht galt! Vgl. Carpzov: Ehrentempel I, S.291.

36 Einen allgemeinen Überblick bietet u.a. Seibt, Ferdinand (Hg.): Karl IV. Staatsmann und Mäzen.

München 1978. Für die kirchlichen Verhältnisse im Zittauer Weichbild empfiehlt sich Knothe, Hermann: Zur Presbyterologie des Zittauer Weichbildes vor der Reformation, in: NLM 49 (1872) S.190-210.

37 Prochno: „Regesten“, Nr.179, S.142; es wurde u.a. ein Hof bei Königsbrück niedergebrannt. 12

38 Czok, a.a.O. S.12. Ein anderes Beispiel ist dafür ist der Überfall der Görlitzer auf die Stadt Neuhaus im selben Jahr.

39 Bobková, Lenka: Zittau im Sechsstädtebund und die Politik Karls IV., in: 650 Jahre Oberlausitzer Sechsstädtebund 1346-1996. Bad Muskau 1997. S.37-47, hier S.43.

40 Zittau gehörte (noch) nicht der Oberlausitzer Ständevertretung an, so Kersken, Norbert: Die Oberlausitz von der Gründung des Sechsstädtebundes bis zum Übergang an das Kurfürstentum Sachsen (1346-1635), in: Bahl>41 Dudeck: Zittau, Böhmen und das Haus Habsburg, S.179.

42 Blaschke, Karlheinz (Hg.): Beiträge zur Geschichte der Oberlausitz. Gesammelte Aufsätze. Görlitz/ Zittau 2003. S.251.

43 Daneben existierten die „senatores perpetui“, die lebenslänglich Sitz und Stimme im Rat hatten. Die Zahl derer, die nicht jedes Jahr im Rat waren (die sogenannten „Feierherren“ oder „Wechselherren“) änderte sich mehrmals, schwankt jedoch meist zwischen acht und zwölf Personen. Alle Angaben aus Prochno, Joachim: Die Zittauer Ratslinie von 1310 bis 1547, in: Mitteilungen des Zittauer Geschichtsund Museumsvereins Nr. 15 (1934). S.23-85.

31 Nur in Zittau gelangten die Handwerker überhaupt in den Rat, in den anderen Städten blieben ihre Bemühungen fruchtlos, so u.a. Bobková, a.a.O. S.44; für Görlitz als Fallbeispiel Jecht, Richard: Bewegungen der Görlitzer Handwerker gegen den Rat bis 1396, in: NLM 84 (1908) S.110-127. Prochno, Joachim: Die Zittauer Ratslinie von 1310 bis 1547, in: Mitteilungen des Zittauer Geschichts- und Museumsvereins Nr. 15 (1934). S.64 gibt eine konkrete Aufstellung der Namen von Handwerkern, die dem Rat angehörten.

45 Benannt nach einer Wiese, auf der sich die Aufrührer gewöhnlich trafen. Vgl. Mitter, Wolfgang: Der Aufruhr der Zittauer Wiesenherren im Jahre 1487, in: ZG Nr. 7/8 (1927) S.25-32, 36.

46 Mitter, a.a.O. S.29.

47 Blaschke, Karlheinz (Hg.): Beiträge zur Geschichte der Oberlausitz. Gesammelte Aufsätze. Görlitz/ Zittau 2003. S.68-70.

48 Müller, Johann Gottlieb: Versuch einer Lausitzer Reformationsgeschichte. Görlitz 1801. S.374ff.

49 Sauppe, Moritz Oskar: Diözese Zittau, in Rosenkranz, Hugo F. u.a. (Hg.): Die Einführung der Reformation in der sächsischen Oberlausitz nach Diözesen geordnet. Leipzig 1917. S.120-165, hier S.120 nennt folgende Orte: Neben den damals oberlausitzischen Orten Zittau, Henersdorf in Seifen, Seifersdorf, Reichenau, Hainewalde, Herwigsdorf, Friedersdorf, Witgendorf, Bertsdorf, Spitzkunnersdorf, Oderwitz, Türchau, Kleinschönau, Großschönau, Waltersdorf, Ullersdorf, Ruppersdorf, Eibau, Henersdorf am Königsholze, Hirschfelde, Ostritz, Grunau, Seitendorf, Königshain gehörten die böhmischen Kirchspiele Reichenberg, Rochlitz, Wetzwalde, Wittig, Kratzau, Weißkirchen, Grottau, Warnsdorf, Rumburg, Schönlinde und zwei Voigtsdorf zum Dekanat.

50 Im Kapitel 3.1. soll genauer darauf eingegangen werden.

51 Blaschke, Karlheinz: Geschichte Sachsens im Mittelalter. Berlin 1990. S.168. Die Dörfer Pethau, Harthau, Olbersdorf oder Hörnitz sind nur einige Beispiele für in Zittau „eingepfarrte“ Orte.

52 Sauppe, a.a.O. S.123.

53 Der Verfasser folgt hier der Terminologie von Hasse, Hans Peter: Kirchen und Frömmigkeit im 16. und frühen 17. Jahrhundert, in: Blaschke, Karlheinz (Hg.): Geschichte der Stadt Dresden. Bd.1: Von den Anfängen bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges. Stuttgart 2005. S.459-527.

54 Zuletzt zu diesem Thema u.a. Elm, Kaspar: Die „Devotio moderna“ und die neue Frömmigkeit zwischen Spätmittelalter und früher Neuzeit, in: Derwich, Marek (Hg.): Die „neue Frömmigkeit“ in Europa im Spätmittelalter. Göttingen 2004. S.15-30

55 Abgedruckt bei Carpzov: Analecta Fast. Zitt. I, S.45f.

56 Pescheck, Handbuch I, S.48.

57 Zur Problematik und Bedeutung der „Nikolaipatrozinien“ bei der Stadtentwicklung vgl. Blaschke, Karlheinz: Stadtgrundriss und Stadtentwicklung: Forschungen zur Entstehung mitteleuropäischer Städte. Köln/ Weimar/ Wien 2001. S.3-58.

58 Prochno, Joachim: Die Johanniskirche in katholischer Zeit, in: Vetter, Willy (Hg.): Die Johanniskirche in Zittau. Festschrift zum 100jährigen Bestehen ihres Baues am 23. Juli 1937. Zittau 1937. S.7-15.

59 Carpzov: Analecta Fast. Zitt. III, S.4.

60 Sich selbst nannten die Johanniter „fratres servientes ordinis Hierosolomytani, conventus domus ordinis fratrum hospitalis St. Johannis Hierosolomytani“, nach Pescheck, Christian Adolph: Geschichtliche Entwicklung, wie sich die katholischen Zustände in der Oberlausitz von Einführung des Christentums bis zur Annahme der Reformation gestaltet haben. Teil II, in: NLM 25 (1848) S.71.

61 Das Original der Urkunde ist im Národní archiv Praha (künftig NA-Praha) ŘM-L Jo LVIII Žit. 1, Inv. 2846a. Abgedruckt bei Prochno, Joachim: Die Zittauer Ratslinie von 1310 bis 1547, in: Mitteilungen des Zittauer Geschichts- und Museumsvereins Nr. 15. Zittau 1934. S.69f.

62 Michael Matzke: De origine Hospitalariorum Hierosolymitanorum- Vom klösterlichen Pilgerhospital zur internationalen Organisation, in: Journal of Medieval History 22 (1996), S. 1-23; Rudolf Hiestand: Die Anfänge der Johanniter, in: Die geistlichen Ritterorden Europas, hrsg. von Josef Fleckenstein / Manfred Hellmann (Vorträge und Forschungen, Bd. 26), Sigmaringen 1980.

63 Vgl. Prochno, Joachim: Die Johanniskirche in katholischer Zeit, in: Vetter, Willy (Hg.): Die Johanniskirche in Zittau. Festschrift zum 100jährigen Bestehen ihres Baues am 23. Juli 1937. Zittau 1937. S.7-15, hier S.7.

64 Knothe, Hermann: Die geistlichen Güter in der Oberlausitz, in: NLM 66 (1890) S.168f.

65 Carpzov: Analecta Fast. Zitt. III, S.14 berichtet ausführlich über die Herkunft des Namens „Pictanz, Pietanz oder Pittance“ und deren Entstehung 1373, sowie von zwei Diplomen der Jahre 1414 und 1431, welche diesselbige begütern.

66 Prochno, a.a.O. S.9 beziffert den Umfang der Ordensbesitzungen auf 100 Scheffel Ackerland, einem Stück Acker in Eckartsberg, Viehweiden, Wiesen, Teiche und Gärten.

67 Prochno, a.a.O. S.8.

68 Knothe, Hermann: Nachträge zur Presbyterologie des Zittauer Weichbildes vor der Reformation, in: NLM 61 (1885) S.139f. Die Originalurkunde darüber findet man in NA-Praha ŘM-L, Jo LVIII Zit. 47a, Inv. 2854, 2857.

69 Sauppe, Moritz Oskar: Das „Urbarium“ des Hospitals zu St. Jakob in Zittau, in: Mitteilungen der

Gesellschaft für Zittauer Geschichte Nr.5 (1908) S.3-28; die Urkunde findet sich im Wortlaut abgedruckt bei Carpzov: Analecta Fast. Zitt. I, S.141.

70 Kämmel, Heinrich Julius: Beiträge zur Geschichte des Gymnasiums in Zittau, in: NLM 49 (1872) S.261.

71 Knothe,a.a.O. S.138.

72 Knothe, Hermann: Die geistlichen Güter in der Oberlausitz, in: NLM 66 (1890), S.169.

73 Carpzov Analecta Fast. Zitt. I, S.46.

74 Carpzov, a.a.O. S.47.

75 Dudeck, Volker: Zittau, Böhmen und das Haus Habsburg. Stadtgeschichte und personelle Kontakte in Spätmittelalter und Frühneuzeit, in: Bahlcke/ Dudeck: Welt-Macht-Geist, S.177-188, hier S.179; Carpzov: Analecta Fast. Zitt. III, S.3 nennt die Namen der geistlichen Würdenträger und ihre Stellung im Erzbistum: „So haben dessen Vicarii Generales, Johannes Kralowicz, Decanus, & Johannes de Duba, Canonicus Ecclesia Pragensis, [...], sich in Zittau von an.1423 biß 1437 aufgehalten, [...]“.

76 Prochno, Joachim: Die Johanniskirche in katholischer Zeit, in: Vetter, Willy (Hg.): Die Johanniskirche in Zittau. Festschrift zum 100jährigen Bestehen ihres Baues am 23. Juli 1937. Zittau 1937. S.7-15, hier S.15.

77 Abgedruckt bei Carpzov: Analecta Fast. Zitt. III, S.10ff.

78 Pescheck, Christian Adolph: Geschichtliche Entwicklung, wie sich die katholischen Zustände in der Oberlausitz von Einführung des Christentums bis zur Annahme der Reformation gestaltet haben. Teil II, in: NLM 25 (1848) S.74.

79 Pescheck, Handbuch I, S.50; Carpzov: Analecta Fast. Zitt. I, S. 47.

80 Carpzov, a.a.O. S.66.

81 Pescheck, Handbuch I, S. 51.

82 Carpzov: Analecta Fast. Zitt. III, S.4f. hat einen Stiftungsbrief des „Künel Punsen“ aus diesem Jahr abgedruckt, aus dem diese Zahl hervorgeht. In diesem Brief wird von den Priestern (Altaristen), welche die Messe an den Altären lesen mussten, gesprochen, da aber jeder Altarist zwar mehrere Altäre „halten“, aber täglich nur eine Messe lesen durfte, handelt es sich um eine Minimalzahl.

83 Pescheck, a.a.O. S.51f.

84 Müller, Johann Gottlieb: Versuch einer Lausitzischen Reformationsgeschichte. Görlitz 1801. S.374- 402.

85 Pescheck, a.a.O. S.650 hat die Stiftungsurkunden abgedruckt.

86 Carpzov: Analecta Fast. Zitt. III, S.7 nennt die Namen der Heiligen, denen die Altäre geweiht waren, sowie das Stiftungsjahr. Der letzte Altar wurde demnach 1519 dem Heiligen Pancratius gewidmet.

87 Zu den neunzehn an der Johanniskirche kommen nach Carpzov, ebd. noch vier für die Heilig-Kreuz- Kirche, zwei für die Frauenkirche, drei in der Hospitalkirche und einer im Siechhaus.

88 Pescheck, Handbuch I, S.651 druckte den Ablass in Latein und Deutsch ab.

89 Pescheck, a.a.O. S.59.

90 Carpzov: Analecta Fast. Zitt. I, S.115 und ders.: Neueröffneter Ehren-Tempel merckwürdiger

Antiquitaeten des Marggraffthums Ober-Lausitz. Leipzig und Budißin 1719. Teil I, S.288 [künftig: Carpzov: Ehrentempel I] .

91 Carpzov: Analecta Fast. Zitt. I, S.116; weitere Stiftungen erfolgten demnach in den Jahren 1383, 1390, 1396 und 1409.

92 Carpzov: Ehrentempel I, S.288.

93 Carpzov: Analecta Fast. Zitt. I, S.116.

94 Carpzov, a.a.O. S.118.

95 Pescheck, Handbuch I, S.53. Demnach befindet sich ein anderer alter Altar aus der Johanniskirche in der Dorfkirche von Jonsdorf (südlich von Zittau). Zittau bildet keine Ausnahme bei der Weiternutzung von mittelalterlichen Altären, wie Mai, Hartmut: Der Einfluß der Reformation auf Kirchenbau und kirchliche Kunst, in: Junghans, Helmar (Hg.): Das Jahrhundert der Reformation in Sachsen. Leipzig 2005. S.153-176, hier S.168 für einige sächsische Beispiele und die oberlausitzische Stadt Kamenz nachweist.

96 Carpzov: Analecta Fast. Zitt. I, S.100.

97 Carpzov, ebd. Genannt werden die Stiftung von „Heinel Reichel dem Oelschläger“ von 1380 und die Vergabe einer „Fleischbank“ durch Matthias Stotzinger zugunsten eines Messpriesters an jener Kirche von 1381.

98 Pescheck, a.a.O. S.114f. Es handelt sich um die Altäre der „Heiligen Jungfrau“, der von einem Pfarrer Nicolaus Seidenberg 1490 mit sieben Schock Prager Münze gestiftet wurde und den Altar „ Heiliger Petrus und Paulus“, gestiftet von einem Bürger Bartholomäus im Jahr 1413. Daneben existierten der Hochaltar „Zum Heiligen Kreuz“ und ein „Katharinenaltar“.

Excerpt out of 96 pages

Details

Title
Reformation und Konfessionalisierung im oberlausitzischen Zittau. Vergleichende Aspekte
College
University of Leipzig  (Historisches Seminar)
Grade
1,5
Author
Year
2006
Pages
96
Catalog Number
V64039
ISBN (eBook)
9783638569446
ISBN (Book)
9783638718387
File size
1112 KB
Language
German
Notes
Die Arbeit untersucht das Möllersche Paradigma der "Stadtreformation" und Reinhardts "Konfessionalisierungsansatz" an Hand der Oberlausitzer Sechsstadt Zittau und ihren ungewöhnlichen Bedingungen.
Keywords
Reformation, Konfessionalisierung, Zittau, Vergleichende, Aspekte
Quote paper
Cornelius Stempel (Author), 2006, Reformation und Konfessionalisierung im oberlausitzischen Zittau. Vergleichende Aspekte, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/64039

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