Die vorliegende Arbeit über Zadig, Voltaires erste philosophische Erzählung, hat nicht zum Ziel, eine inhaltliche Zusammenfassung und Interpretation zu bieten oder Beispiele von Kritik, die Voltaire unter dem Deckmantel der Ironie an seiner Zeit übte, aufzuzeigen. Auch die Gattungsproblematik wird nur sehr kurz angesprochen. Vielmehr habe ich mich, angeregt durch Fußnoten einer Ausgabe der Classiques Larousse von 1939, der Aufgabe gestellt, jene Textstellen herauszufiltern, an denen deutlich wird, dass ein literarisches Werk niemals losgelöst von seiner Zeit, vorangegangenen Geschehnissen und auch Werken anderer Autoren gelesen werden kann. Wären angefangen mit Gallands Übersetzung von Tausendundeiner Nacht 1704 nicht die orientalischen Erzählungen in Europa in Mode gekommen, hätte sicher auch Voltaire eine andere Form gewählt, um sich mitzuteilen. Gerade die Mischung von vertrauter Verpackung und gewagten Inhalten, ähnlichen Anekdoten mit veränderten Details macht Zadig so besonders und sicherte seinen Erfolg. An vielerlei Stellen begegnen wir Bekanntem, erinnern uns bestimmte Namen an andere, oder finden wir Verweise auf schon da gewesenes. Diese Ähnlichkeiten müssen nicht immer vom Autor so gewollt gewesen sein und sie müssen genauso wenig von jedem Leser erkannt werden, dennoch ist es interessant nach ihnen zu suchen und so ein bisschen mehr in die Zeit einzutauchen, in der Zadig entstand. Um dem Finden von Verweisen und Bezügen zu anderen Texten, Äußerungen oder Geschehnissen einen theoretischen Rahmen zu geben, soll zunächst der Begriff der Intertextualität geklärt werden. Dieser wurde zwar im Rahmen eines Seminars zu postmodernen Romanen eingeführt, kann aber ohne weiteres auch auf ein Werk aus dem 18. Jahrhundert angewendet werden. Als Quelle dienten Aufzeichnungen aus besagtem Seminar und literaturtheoretische Standardwerke wie Metzlers Lexikon der Literatur- und Kulturtheorie. Das dritte Kapitel bezieht sich schließlich konkret auf intertextuelle Bezüge in Zadig. Hier geht es zum Einen um die Tatsache, dass Zadig schon durch das gewählte Genre der morgenländischen Erzählung mit seinen spezifischen Themen und Strukturmerkmalen auf andere Texte eben derselben Gattung verweist.
Zum Anderen lassen sich jede Menge Beispiele von Intertextualität innerhalb des Textes finden, etwa bei der Namensgebung bestimmter Figuren oder einzelnen Anekdoten und Abenteuern.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Intertextualität
- Intertextualität in Zadig
- Zadig als morgenländische Erzählung und philosophischer Roman
- Weitere Beispiele intertextueller Bezüge in Zadig
- Résumé
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht Intertextualität in Voltaires Zadig. Sie befasst sich nicht mit einer Inhaltszusammenfassung oder Interpretation des Romans, sondern konzentriert sich auf die Analyse literarischer Bezüge innerhalb des Textes. Ziel ist es aufzuzeigen, wie Zadig in seiner Zeit und im Kontext anderer Werke gelesen werden kann.
- Der Einfluss von orientalischen Erzählungen auf die Form und den Inhalt von Zadig
- Beispiele für intertextuelle Bezüge in Zadig, wie Namensgebungen, Anekdoten und Abenteuer
- Die Verwendung von Fußnoten zur Klärung von literarischen Verweisen und zum Vergleich mit anderen Texten
- Die Rolle der Intertextualität für das Verständnis von Zadig im Kontext seiner Zeit und Gattung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der Arbeit und in die Zielsetzung ein. Sie erläutert den Fokus auf Intertextualität und stellt die Bedeutung von Zadig im Kontext seiner Zeit und Gattung heraus.
- Intertextualität: In diesem Kapitel wird der Begriff Intertextualität definiert und erklärt. Die Arbeit von Michail Bachtins und Julia Kristeva zum Thema Dialogizität und Wechselbeziehungen zwischen Texten wird dargelegt.
- Intertextualität in Zadig: Dieser Abschnitt untersucht verschiedene Formen der Intertextualität in Zadig. Es werden sowohl die spezifischen Merkmale des Genres der morgenländischen Erzählung als auch konkrete Beispiele für Bezüge innerhalb des Textes analysiert.
Schlüsselwörter
Intertextualität, Dialogizität, morgenländische Erzählung, philosophischer Roman, Voltaire, Zadig, Fußnoten, literarische Verweise, Gattungsmerkmale, literarische Bezüge, Vergleich, Zeitbezug.
- Quote paper
- Nadine Seidel (Author), 2006, Intertextualität in Voltaires Zadig, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/64148