Agglomeration und Innovation am Beispiel zweier amerikanischer Industriecluster


Dossier / Travail, 2002

22 Pages, Note: 1,7


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Cluster – oder warum Konkurrenten gerne Nachbarn sind

3. Die historische Entwicklung zweier US-amerikanischer Industriecluster
3.1 Amerikas Technologie-Autobahn: Die Route 128
3.2 Das Tal der start-ups: Das Silicon Valley

4. Die Ursachen der räumlichen Entwicklungsunterschiede im Silicon Valley und entlang der Route 128
4.1. Die Organisationsstruktur: Netzwerk versus Abgeschlossenheit
4.2. Das Humankapital: Gründerkultur versus Traditionen
4.3. Weitere raumdifferenzierende Faktoren

5. Die negativen Folgen der Agglomeration

6. Fazit: Die Lehren für die Zukunft

Anhang: Abbildungen

Literaturverzeichnis

Verzeichnis der Abbildungen:

Abb. 1: Region Greater Boston

Abb. 2: Die am schnellsten wachsenden Unternehmen der USA 1985-1990

Abb. 3: Region San Francisco

Abb. 4: Hochtechnologie-Beschäftigte Silicon Valley und Route 128 1959-1990

Abb. 5: Wagniskapital in Nord-Kalifornien und Massachusetts 1981-1989

1. Einleitung

In den 1970er Jahre rückten, ausgelöst durch die Expansion und den wirtschaftlichen Boom des Silicon Valley, Agglomerationen von innovativer Hochtechnologie verstärkt in den Focus von Wissenschaftlern und Raumplanern. Es entwickelten sich eine Reihe von Erklärungsansätzen für die Entstehung dieser sog. Industriecluster, die überwiegend auf raumdifferenzierenden Faktoren oder Vorteile in der Produktion basierten[1]. Der in meiner Arbeit beschriebene Ansatz beruht auf den empirischen Untersuchungen von SAXENIAN [1994]. Saxenian geht davon aus, dass diese traditionellen mikroökonomischen Ansätze nicht mehr ausreichend sind, um die Entwicklung innovativer Agglomerationen, zu erklären. Vielmehr wird die Entstehung innovativer Regionen mit Hilfe eines kollektiven, dynamischen Prozesses vieler Akteure in einer Region, die ein Netzwerk synergieerzeugender Verflechtungen bilden, erklärt. Durch die regionale Zusammenarbeit verschiedenartiger Akteure, wie Unternehmen, Universitäten, Forschungseinrichtungen, Politik und Verwaltung entsteht ein günstiges Umfeld für Innovationen und es verbessert sich die Anpassungsfähigkeit der lokalen Wirtschaft an sich verändernde globale Rahmenbedingungen. Das herausragendste Beispiel für solche komplexen innovativen Netzwerke ist das Silicon Valley in Kalifornien.

Im Rahmen meiner Arbeit werde ich zunächst erläutern, was im Allgemeinen unter einem Cluster verstanden wird. Die Ausführungen Saxenians werde ich dann anhand eines Vergleiches zwischen dem Silicon Valley und der Route 128 verdeutlichen. Im dritten Kapitel werde ich zunächst darlegen, dass eine divergierende historische Entwicklung in den beiden betrachteten Clustern zu beobachten war, um im vierten Kapitel zu erläutern, warum sich diese Regionen so unterschiedlich entwickelt haben und dabei insbesondere die Wichtigkeit eines funktionsfähigen Netzwerkes herausstellen. Hierbei weiche ich leicht von den Ausführungen von SAXENIAN [1994] ab, indem ich den Vergleich in die Punkte Organisationsstruktur, Humankapital und weitere raumdifferenzierende Faktoren gliedere und dann bei jedem dieser Punkte die Unterschiedlichkeiten erläutere. Im fünften Kapitel werde ich, bezugnehmend auf die Ausführungen von SAXENIAN [1985], auf die negativen Agglomerationseffekte eingehen, um im Fazit ein zusammenfassendes Bild der Industriecluster zu zeichnen und die sich laut Saxenian daraus ergebenen zukünftigen politischen Implikationen darzustellen.

2. Cluster- oder warum Konkurrenten gerne Nachbarn sind

Nach herrschender Meinung sind Cluster, wie z.B. PORTER [2000] ausführt, Anballungen verschiedener Unternehmen miteinander verwandter Industrien in geographisch begrenztem Raum. Jeder Cluster stützt sich auf seine regionalen Besonderheiten. Dies kann die geographische Lage, das soziale oder wirtschaftliche Klima, rechtliche Voraussetzungen oder die politische Situation beinhalten. Um Wettbewerbsvorteile zu schaffen, sind Unternehmen gezwungen, sich den Umweltbedingungen anzupassen. Durch Interaktion von Unternehmen, Institutionen und Arbeitskräften werden die Unsicherheiten während technologischer Paradigmenwechsel reduziert. Dieses erfolgreiche Wechselspiel erzeugt eine synergetische Dynamik. Die Produzenten erzielen Agglomerationsvorteile, indem sie auf einen großen Pool von Produktionsfaktoren gemeinsam zugreifen, wie Infrastruktur und Dienstleistungen, den Arbeitsmarkt, spezialisierte Zulieferer und technisches Wissen. Das Erfolgsrezept von Clustern ist eine aktive Interdependenz von Wettbewerb und Kooperation. Die räumliche Nähe erleichtert die intensive Zusammenarbeit und den Wissens- und Erfahrungsaustausch zwischen den Unternehmen, aber auch zwischen den Unternehmen und dem öffentlichen Sektor. Am erfolgreichsten, so die Kernaussage Saxenians, sind die Cluster, in denen die Zusammenarbeit und der Austausch zwischen den Unternehmen mit Hilfe von Netzwerken geschieht. Diese Netzwerke sollten nicht nur in den Unternehmen existent sein, sondern das ganze Cluster umspannen. Vom innovativen Cluster abgegrenzt wird das innovative Milieu. Hierbei werden auch regionsbezogene Verflechtungen verschiedenartiger Industrien verstanden, die z.B. innerhalb einer Stadt auftreten und dabei zusätzlich wirtschaftssoziologische Aspekte mit in die Überlegungen einbezogen. Der Milieu-Gedanke wurde Mitte der 1980er Jahre von Regionalökonomen der GREMI-Gruppe entwickelt[2]. In beiden Ansätzen wird jedoch versucht zu erklären, welche Faktoren bei der Entstehung von innovativen Agglomerationen eine Rolle spielen. Das Silicon Valley und die Route 128 sind zwei klassische Beispiele für Industriecluster. Nach SAXENIAN [2000] sind sie sich selbst verstärkende Agglomerationen verschiedener Unternehmen der gleichen Branche und gekennzeichnet durch eine extrem hohe Konzentration von technischem Wissen, Wagniskapital, hoch spezialisierten Zulieferern und Dienstleistern. Die hervorragende Infrastruktur und die Diffusion von Wissen, die durch die räumliche Nähe Nähe zu bedeutenden Universitäten verstärkt wird, prägen in entscheidender Weise diese Regionen. Durch einen Vergleich zwischen dem Silicon Valley und der Route 128 lässt sich jedoch zeigen, dass die Existenz eines funktionierenden Netzwerkes eine entscheidende Auswirkung auf die erfolgreiche Entwicklung einer Region haben kann. Dies werde ich auf den folgenden Seiten darstellen.

3. Die Historische Entwicklung zweier US-amerikanischer Industriecluster

3.1 Amerikas Technologie-Autobahn: Die Route 128

Im Nordosten der Vereinigten Staaten von Amerika, im Bundesstaat Massachusetts, verläuft rund um Boston die halbkreisförmige Autobahn Route 128 (s. Abbildung 1). Basierend auf immensen Militärausgaben der US-Regierung wurde die Route 128 schon in den 1950er Jahren zu einem Symbol für eine räumliche Konzentration technologiebasierter Betriebe. 1946 wurde die „American Research and Development Coorperation“ (ARD) gegründet, das erste Unternehmen, das mit Wagniskapital aus öffentlicher Hand arbeitete. Entlang der Route 128 gründeten sich eine Reihe von Unternehmen im Elektrotechnik-Sektor, hauptsächlich getragen von massiven staatlichen Unterstützungsprogrammen, die eng mit dem Massachussetts Institute of Technologie (MIT) zusammenarbeiteten. Die erfolgreiche Etablierung und Weiterentwicklung dieser Unternehmen zogen mit der Zeit auch privates Wagnisskapital an. Der reichlich vorhandene Standortfaktor Boden erleichterte die Ansiedlung einer Reihe von Reasearch Laboratories und Unternehmen entlang der Route 128. Nach ROBERTS/WAINER [1998] waren 1961 in 169 Unternehmen 24,000 Menschen beschäftigt und während der 1960er Jahre gründeten sich weitere 175 Unternehmen, die eine hohe Abhängigkeit vom Militär und von der Luftfahrtindustrie aufwiesen. Es entwickelte sich so mit der Zeit ein Industriecluster, das durch einen hohen Anteil an technischem Wissen und Innovationen gekennzeichnet war. In den 1980er Jahren, als die Umwelt in einem enormen Tempo dynamischer wurde und sich eine digitale Ökonomie entwickelte, wurde die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen entlang der Route 128 immer geringer. Es gelang der Region nicht, diese Krise in den folgenden Jahren zu überwinden und so ging ein Großteil der Vormachtstellung an die aufstreben Tigerstaaten, an Japan und insbesondere an das Silicon Valley verloren. Die Zahl der Neugründungen ging stark zurück und der Anteil der Route 128 bei den am schnellsten wachsenden Unternehmen reduzierte sich dramatisch (s. Abbildung 2).

[...]


[1] Für eine weitergehende Beschäftigung mit den Theorien verweise ich auf STERNBERG [1995] Kap. 3.

[2] Für ausführlichere Beschreibungen verweise ich auf Maillat [1998]

Fin de l'extrait de 22 pages

Résumé des informations

Titre
Agglomeration und Innovation am Beispiel zweier amerikanischer Industriecluster
Université
Christian-Albrechts-University of Kiel  (Institut für Regionalforschung)
Note
1,7
Auteur
Année
2002
Pages
22
N° de catalogue
V6427
ISBN (ebook)
9783638139953
ISBN (Livre)
9783638639392
Taille d'un fichier
2365 KB
Langue
allemand
Mots clés
Agglomeration, Innovation, Beispiel, Industriecluster
Citation du texte
Thorsten Wilke (Auteur), 2002, Agglomeration und Innovation am Beispiel zweier amerikanischer Industriecluster, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/6427

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