Das politische System Singapurs dürfte weltweit einzigartig sein. Es stellt eine eigenartige Verbindung von Stabilität formaler demokratischer Prinzipien – insbesondere regelmäßiger Wahlen –, wie sie wohl in wenigen ehemaligen Kolonien vorzufinden ist, einerseits und einer relativ autoritären Machtausübung durch die Regierung andererseits dar. Oft wird auf Singapur der Ausdruck des „sanften Autoritarismus“ angewandt, denn trotz der sehr weitreichenden Eingriffe des Staates in das Leben der Menschen erreicht die Regierung seit fast einem halben Jahrhundert bei den – regulär und nach demokratischen Prinzipien ablaufenden – Wahlen eine absolute Mehrheit, die auf eine grundsätzliche Zustimmung der Bevölkerung zur Staatsführung hinzuweisen scheint.
Ziel dieser Arbeit ist es aufzuzeigen, wie dieser Grundkonsens zwischen Regierung und Regierten zustande kam und wie er sich im Laufe der Jahre weiterentwickelte. Nach einem kurzen Abriss über die Geschichte Singapurs von der Kolonialzeit bis zur Unabhängigkeit im Jahre 1965 soll insbesondere soll gezeigt werden, wie die Regierung ihre Herrschaftsideologie propagierte und wie sie auf den Legitimationsverlust dieser Ideologie in den achtziger und neunziger Jahren mit dem Versuch der Schaffung einer einheitlichen Zivilreligion und mit Änderungen am politischen System reagierte. Ein kurzer Ausblick schließt die Arbeit ab.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung: Die Besonderheit des politischen Systems Singapurs
- Der Weg zur Unabhängigkeit
- Die Entwicklung bis zur Autonomie 1959
- Die People's Action Party
- Die Vereinigung mit Malaya
- Der Ausschluss aus der Föderation Malaysia
- Die Herrschaftsideologie der PAP-Regierung
- Die ideology of survival
- Die fabianistische Prägung der ideology of survival und ihre Folgen
- Der Prozess des nation building
- Die Suche nach einem neuen ideologischen Grundkonsens
- Der Legitimationsverlust des alten Grundkonsenses
- Ein neuer Konsens durch „alte Werte“ oder „geteilte Werte“?
- Die Veränderungen des politischen Systems in den neunziger Jahren
- Singapurs Zukunft: Eine nicht-liberale kommunitaristische Demokratie?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den einzigartigen politischen Konsens in Singapur, der eine Mischung aus formalen demokratischen Prinzipien und autoritärer Regierungsführung darstellt. Sie analysiert die Entstehung und Entwicklung dieses Konsenses, insbesondere die Rolle der Herrschaftsideologie der PAP und die Reaktion der Regierung auf den Legitimationsverlust dieser Ideologie. Die Arbeit beleuchtet den Weg Singapurs zur Unabhängigkeit und die Herausforderungen des Nation Building.
- Der einzigartige politische Charakter Singapurs: Mischung aus Demokratie und Autoritarismus
- Die Herrschaftsideologie der PAP und ihre Entwicklung
- Der Prozess des Nation Building in Singapur
- Der Legitimationsverlust der alten Ideologie und die Suche nach einem neuen Konsens
- Veränderungen des politischen Systems in den 90er Jahren
Zusammenfassung der Kapitel
Einführung: Die Besonderheit des politischen Systems Singapurs: Die Einführung beschreibt das einzigartige politische System Singapurs, das eine Kombination aus stabilen demokratischen Prinzipien (regelmäßige Wahlen) und relativ autoritärer Regierungsführung darstellt. Der "sanfte Autoritarismus" wird als Beschreibung verwendet, da die PAP trotz weitreichender staatlicher Eingriffe seit Jahrzehnten absolute Mehrheiten bei demokratischen Wahlen erhält, was auf eine breite Zustimmung der Bevölkerung hindeutet. Die Arbeit zielt darauf ab, die Entstehung und Entwicklung dieses Konsenses aufzuzeigen, insbesondere die Rolle der Regierungsideologie und die Reaktion auf deren Legitimationsverlust.
Der Weg zur Unabhängigkeit: Dieses Kapitel skizziert die Geschichte Singapurs bis zur Unabhängigkeit 1965. Es beschreibt die britische Kolonialherrschaft, die anfängliche Besiedlung durch Einwanderer aus China, Malaya und Südasien, und die gescheiterten Versuche, Singapur in die Malaiische Union bzw. die Föderation Malaya zu integrieren. Der Widerstand der Malaien gegen eine Union und die unterschiedlichen wirtschaftlichen Interessen spielten eine Rolle. Die Gewährung innerer Autonomie 1959 und der Aufstieg der PAP werden ebenfalls behandelt.
Die Herrschaftsideologie der PAP-Regierung: Dieses Kapitel befasst sich mit der Herrschaftsideologie der PAP, insbesondere der "ideology of survival". Es analysiert die fabianistische Prägung dieser Ideologie und deren Auswirkungen auf die politische Entwicklung Singapurs. Die "ideology of survival" wird als Kern der Regierungspolitik und als Grundlage für die weitreichenden staatlichen Eingriffe in das Leben der Bürger dargestellt.
Der Prozess des nation building: Dieses Kapitel untersucht den Prozess des Nation Building in Singapur nach der Unabhängigkeit. Es beleuchtet die Herausforderungen, vor denen die junge Nation stand, und die Strategien der PAP zur Schaffung einer nationalen Identität und gesellschaftlichen Kohäsion. Der Fokus liegt auf der Gestaltung und Umsetzung von politischen Maßnahmen im Bereich der nationalen Entwicklung.
Die Suche nach einem neuen ideologischen Grundkonsens: Dieser Abschnitt analysiert den Legitimationsverlust der alten Ideologie und die Reaktion der Regierung darauf. Er untersucht die Bemühungen um die Schaffung einer einheitlichen Zivilreligion und die Anpassungen des politischen Systems als Reaktion auf veränderte gesellschaftliche Bedingungen und Herausforderungen. Die Diskussion über "alte Werte" und "geteilte Werte" als Grundlage für einen neuen Konsens wird vertieft.
Die Veränderungen des politischen Systems in den neunziger Jahren: Das Kapitel beschreibt die Anpassungen und Veränderungen, die das politische System Singapurs in den 1990er Jahren erfuhr. Es beleuchtet die konkreten Maßnahmen und deren Hintergründe und Auswirkungen auf die politische Landschaft des Landes. Die Veränderungen werden im Kontext der vorherigen Kapitel betrachtet und in ihren langfristigen Konsequenzen analysiert.
Schlüsselwörter
Singapur, PAP, Herrschaftsideologie, Ideology of Survival, Nation Building, Zivilreligion, Autoritarismus, Demokratie, Legitimation, politisches System, ethnische Vielfalt, Wirtschaftsentwicklung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Das politische System Singapurs
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht das einzigartige politische System Singapurs, eine Mischung aus formalen demokratischen Prinzipien und autoritärer Regierungsführung. Sie analysiert die Entstehung und Entwicklung dieses Konsenses, insbesondere die Rolle der Herrschaftsideologie der People's Action Party (PAP) und deren Reaktion auf den Legitimationsverlust dieser Ideologie. Die Arbeit beleuchtet auch den Weg Singapurs zur Unabhängigkeit und die Herausforderungen des Nation Building.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: den einzigartigen politischen Charakter Singapurs (Mischung aus Demokratie und Autoritarismus); die Herrschaftsideologie der PAP und ihre Entwicklung; den Prozess des Nation Building in Singapur; den Legitimationsverlust der alten Ideologie und die Suche nach einem neuen Konsens; sowie Veränderungen des politischen Systems in den 1990er Jahren.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in Kapitel zu folgenden Themen: Einführung (Besonderheit des politischen Systems Singapurs); Der Weg zur Unabhängigkeit (inkl. Entwicklung bis zur Autonomie 1959, Rolle der PAP, Vereinigung mit Malaya, Ausschluss aus der Föderation Malaysia); Die Herrschaftsideologie der PAP-Regierung (inkl. "Ideology of Survival" und deren fabianistischer Prägung); Der Prozess des Nation Building; Die Suche nach einem neuen ideologischen Grundkonsens (inkl. Legitimationsverlust und der Diskussion um "alte" und "geteilte Werte"); Die Veränderungen des politischen Systems in den neunziger Jahren; und Singapurs Zukunft (als nicht-liberale kommunitaristische Demokratie).
Was ist die "Ideology of Survival"?
Die "Ideology of Survival" ist die Herrschaftsideologie der PAP, die als Kern der Regierungspolitik und Grundlage für weitreichende staatliche Eingriffe in das Leben der Bürger dargestellt wird. Die Arbeit analysiert ihre fabianistische Prägung und deren Auswirkungen auf die politische Entwicklung Singapurs.
Wie beschreibt die Arbeit den politischen Charakter Singapurs?
Die Arbeit beschreibt Singapurs politisches System als eine Kombination aus stabilen demokratischen Prinzipien (regelmäßige Wahlen) und relativ autoritärer Regierungsführung. Der Begriff "sanfter Autoritarismus" wird verwendet, da die PAP trotz weitreichender staatlicher Eingriffe absolute Mehrheiten bei Wahlen erhält, was auf eine breite Zustimmung der Bevölkerung hindeutet.
Welche Herausforderungen werden im Kontext des Nation Building behandelt?
Die Arbeit beleuchtet die Herausforderungen, vor denen Singapur nach der Unabhängigkeit stand, und die Strategien der PAP zur Schaffung einer nationalen Identität und gesellschaftlichen Kohäsion. Der Fokus liegt auf der Gestaltung und Umsetzung politischer Maßnahmen im Bereich der nationalen Entwicklung.
Was ist der Fokus des Kapitels zur Suche nach einem neuen ideologischen Grundkonsens?
Dieses Kapitel analysiert den Legitimationsverlust der alten Ideologie und die Reaktion der Regierung darauf. Es untersucht die Bemühungen um die Schaffung einer einheitlichen Zivilreligion und die Anpassungen des politischen Systems als Reaktion auf veränderte gesellschaftliche Bedingungen und Herausforderungen. Die Diskussion um "alte Werte" und "geteilte Werte" als Grundlage für einen neuen Konsens wird vertieft.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Singapur, PAP, Herrschaftsideologie, Ideology of Survival, Nation Building, Zivilreligion, Autoritarismus, Demokratie, Legitimation, politisches System, ethnische Vielfalt, Wirtschaftsentwicklung.
- Quote paper
- Cedric Andre (Author), 2006, Ideologie und Zivilreligion in Singapur nach der Unabhängigkeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/64330