Kaum ein anderes Thema erhält in den Gesellschaften Afrikas einen so großen Raum wie das der Sicherheit. Letztere wird insbesondere in mündlichen Traditionen meist als Gefühl hoher Qualität, d.h. lebensnotwendiges Bedürfnis aufgefasst, das man allerdings weniger mit materiellen Gütern als mit spiritueller Energie befriedigen kann, die negativen Eingriffen in das menschliche Leben entgegenwirkt. Diese Energie, die auch als Lebenskraft bezeichnet wird, verkörpert zudem alle im Menschen ständig wirkenden immateriellen Kräfte, die nicht nur gute Gesundheit, Ausgeglichenheit, Zufriedenheit und damit Sicherheit verschaffen, sondern auch das innere Vertrauen vermitteln, dass man nichts zu fürchten hat. Es gibt tatsächlich Menschen in Afrika, die an die Existenz solcher Kräfte glauben, die vor unnatürlichem Tod und unheilbaren Krankheiten schützen sowie gegen Hexerei und magische Angriffe, welche seelisches und leibliches Leiden verursachen können, immun machen. Doch mit dem Glauben an die positive Wirkung der Lebenskraft geht eine nahezu maßlose Dominanz des Spirituellen über den Besitz von materiellen Gütern (Geld, Vermögen, Nahrung, Wohnen, Kleidung etc.) einher. Haben sich alle afrikanischen Großgelehrten mit allgemeinen Existenzproblemen auseinandergesetzt, konnten sich allerdings nur wenige der Sicherheitsfrage im Hinblick auf die politischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Anforderungen ihres jeweiligen Zeitalters zuwenden. Zu den meist diskutierten Sicherheitsfragen der letzten Jahrhunderte gehören u.a. die Sklaverei und der Sklavenhandel, die koloniale Eroberung und Gewalt, die politischen Emanzipationsbewegungen, die neue Staatenbildung sowie die allgemeinen Entwicklungsprobleme.
Inhaltsverzeichnis
- Lebenskraft und Sicherheit in der oralen Tradition
- Sicherheit in der antiken Philosophie
- Introduction
- Sicherheit und Staat in der altägyptischen Philosophie
- Sicherheit und Gottesglaube im afrikanischen Mittelalter
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem Konzept von Sicherheit in der afrikanischen Philosophie und Geistesgeschichte. Sie verfolgt das Ziel, die verschiedenen historischen und kulturellen Aspekte des Sicherheitsdenkens in Afrika aufzuzeigen und die Entwicklungen des Sicherheitsbegriffs von der oralen Tradition bis hin zur modernen afrikanischen Philosophie zu analysieren.
- Die Bedeutung der Lebenskraft und ihrer Rolle in der afrikanischen Sicherheitsphilosophie
- Die Rolle des Staates in der Sicherung der menschlichen Existenz in der afrikanischen Antike
- Der Zusammenhang zwischen Glauben und Sicherheit in verschiedenen historischen Phasen
- Die Entwicklung des Sicherheitsdenkens in Afrika im Kontext der Moderne
- Die aktuellen Herausforderungen für Sicherheit in Afrika
Zusammenfassung der Kapitel
Lebenskraft und Sicherheit in der oralen Tradition
Dieses Kapitel analysiert die Bedeutung der Lebenskraft in der oralen Tradition Afrikas. Es zeigt, wie das Konzept der Lebenskraft in der afrikanischen Philosophie mit Sicherheit und dem Schutz vor negativen Einflüssen auf das menschliche Leben verbunden ist. Das Kapitel verdeutlicht die Dominanz des Spirituellen gegenüber materiellen Gütern in der traditionellen afrikanischen Kultur und die Verbindung zwischen Sicherheit und dem spirituellen Leben.
Sicherheit in der antiken Philosophie
Introduction
Die Einleitung stellt die schriftliche Geistesgeschichte Afrikas vor, beginnend mit der ägyptischen Antike. Es wird betont, wie die schriftliche Tradition eine neue Form der Wissensvermittlung ermöglicht hat und zu individuellen Wahrheitserkenntnissen führte.
Sicherheit und Staat in der altägyptischen Philosophie
Dieses Kapitel untersucht die Rolle des Staates in der Sicherung der menschlichen Existenz in der altägyptischen Philosophie. Es beleuchtet die Bedeutung des Prinzips der Maât, das als Lebens- und Ordnungsform, Weisheit, Wahrheit und Gerechtigkeit verstanden wurde. Die Arbeit stellt die Ideen des Philosophen Ptahhotep dar, der die Maât als den Weg zur Sicherheit und die Nahrungssicherung als eine der wichtigsten Staatsaufgaben erachtete. Außerdem werden die Schriften des Architekten und Philosophen Imhotep sowie die Rolle der Pyramiden im ägyptischen Sicherheitsdenken behandelt.
Sicherheit und Gottesglaube im afrikanischen Mittelalter
Dieser Abschnitt beleuchtet den Zusammenhang zwischen Sicherheit und Gottesglaube im afrikanischen Mittelalter. Das Kapitel analysiert die Angst vor Leiden und Tod in der afrikanischen Kultur und die Rolle des christlichen Glaubens im Umgang mit dieser Angst.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Themen wie Lebenskraft, Sicherheit, Staat, Maât, Glaube, Leidens- und Todesproblem, Oraltradition, Geistesgeschichte, Afrika, Antike, Mittelalter, Moderne. Wichtige Konzepte sind zudem die Verbindung zwischen dem Spirituellen und dem Materiellen, die Rolle der Ahnen, die Bedeutung von Tradition und Wandel sowie die Herausforderungen für Sicherheit in Afrika im 21. Jahrhundert.
- Citation du texte
- PD Dr. Dr. Jacob Emmanuel Mabe (Auteur), 2005, Sicherheit in der afrikanischen Philosophie und Geistesgeschichte, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/64377