Die Waljagdriten bei den Inuit


Exposé Écrit pour un Séminaire / Cours, 2006

13 Pages, Note: 1,0


Extrait


Inhalt

A Einleitung

B Hauptteil
1. Utensilien und Vorbereitungen
2. Religiöse und spirituelle Hintergründe
2.1. Die Seelen der Tiere
2.2. Das Prinzip der imitativen Magie
2.3. Der Medizinmann
3. Verlauf der Waljagdsaison am Beispiel der Inuit in Tigara, Point Hope
4. Vergleich mit der Robben- und Bärenjagd der Inuit
4.1. Die Robbenjagd
4.2. Die Bärenjagd

C Schluss

D Zitierte Literatur

Einleitung

Die Inuit gehören zu jenen Völkern der Erde, die unter härtesten Umweltbedingungen leben. Sie haben zumeist Mangel an pflanzlicher Nahrung und konsumieren zum größten Teil Tierfleisch. Die Voraussetzungen sind jedoch nicht für alle Eskimostämme gleich, denn die Art der Nahrungsquellen differiert regional und auch saisonal. Der Walfang spielt dennoch für viele der Inuit- und auch Indianerstämme eine äußerst wichtige Rolle. Die Größe der Tiere und somit die Menge des Fleisches und des Tranes, den sie für ihre Lichtquellen benötigen, machen den Wal als Beute sehr attraktiv. Die Jagd auf ihn richtet sich zeitlich nach der Wanderungsbewegung bestimmter, für den Walfang geeigneter Arten. Überdies ist sie sehr gefährlich. Das, sowie die generelle respektvolle Einstellung zu den meisten Tierarten seitens der Inuit ist der Grund für die umfangreiche rituelle Einbettung der gesamten Waljagdsaison.

Die konkrete Vorgehensweise bei den Zeremonien variiert regional stark. Doch scheint die Handhabe bei allen Stämmen auf denselben Vorstellungen zu gründen. Das lassen bestimmte Grundprinzipien vermuten, die sich durch das rituelle Handeln ziehen und auf die ich in den nächsten Kapiteln näher eingehen werde.

Zunächst werde ich die Utensilien beschreiben, die für die Waljagd unabdingbar sind, um mich dann eingehender mit den spirituellen Hintergründen der Walfangriten zu befassen. Im dritten Kapitel stelle ich den konkreten Ablauf einer Jagdsaison vor, um dadurch die Rituale in einem Kontext darzustellen, wie er zu einem bestimmten Zeitpunkt real existierte. Zum Schluss ziehe ich noch einen groben Vergleich zwischen Wal-, Robben- und Bärenjagd in Bezug auf ihre spirituellen Hintergründe und die rituelle Vorgehensweise.

Hauptteil

1. Utensilien und Vorbereitungen

Ein äußerst wichtiger Gegenstand für die Jagd auf Wale, die nicht vom Eisrand aus durchgeführt wird, sondern auf offener See, ist das Boot, das die Inuit umiak nennen (Lantis 1938: 440). Dieses ist nicht gleichzusetzen mit einem Kajak, welches lediglich für eine Person ausgerichtet ist, sondern ist offen, mit Fell überzogen und viel größer (Bierhenke 1959: 52). Der Eigentümer muss einen gewissen Wohlstand aufweisen, da die Fertigung sowie die Wartung aufwändig sind. Somit kann sich nicht jeder ein solches umiak leisten. An der Jagd nehmen mehrere Mannschaften teil. Sie bestehen aus etwa fünf bis sieben Personen, die sich ein umiak teilen (Lantis 1938: 440). Das Boot sowie die Paddel werden bereits vor dem Beginn der Waljagdsaison repariert und gereinigt. Das dient nicht nur dem einwandfreien Funktionieren, sondern ist auch unter einem ästhetischen Gesichtspunkt von Bedeutung: Die Utensilien sollen für den Wal möglichst unsichtbar sein, aber für den Fall, dass der Wal sich ihrer doch gewahr wird, sollen die Gegenstände der Jagd neu aussehen. Die Inuit sind der Meinung, sie würden so dem Wal besser gefallen (Rainey 1947: 257).

Weiterhin benötigt man für die Jagd Harpunen, deren Zweck es ist, die Beute festzuhalten. Falls dies nicht gelingt, zeigt ein aufgeblasener Schwimmer aus Seehundshaut, der an der Harpune befestigt ist, an, wo sich das Tier befindet. Dann kommen Speere zum Einsatz, mit denen der Wal letztendlich getötet wird (Bierhenke 1959: 54).

Spirituelle Utensilien sind die Amulette, die sich in Einsatz und Wirkung voneinander unterscheiden. Sie sollen beispielsweise die Treffsicherheit verbessern oder allgemein Schutz gewährleisten während des Walfangs, der nicht ungefährlich für die Männer ist. Die Amulette setzen sich zumeist aus tierischen Bestandteilen zusammen wie Knochen, Federn oder Zähnen, bestehen aber teilweise auch aus Abbildungen aus Stein. Jeder Walfänger besitzt eigene Amulette, sowie individuelle Lieder, die während der Jagd oder bei Zeremonien gesungen werden (Lantis 1938: 441).

Ich komme nun zunächst zu den esoterischen Hintergründen der Waljagdrituale, welche sodann im Kapitel 3 beispielhaft erläutert werden.

2. Religiöse und spirituelle Hintergründe

2.1. Die Seelen der Tiere

Die Inuit glauben daran, dass nicht nur Menschen, sondern ebenso Tiere eine Seele besitzen, die unsterblich ist. Der Körper wird lediglich als „äußerer Parka“ angesehen, der mit dem Tod abgelegt wird. Die Seele sucht sich daraufhin einen neuen Körper (Rainey 1947: 259). Durch das Töten der Tiere können deren Seelen zu Feinden werden, sofern man nicht gewisse Vorsichtsmaßnahmen ergreift (Bierhenke 1959: 56). Beispielsweise versuchen die Inuit durch etwaige Methoden, die Beutetiere zu motivieren, sich freiwillig töten zu lassen. Das Reinigen des Bootes, der Paddel und der Harpunen, das ich im vorangegangenen Kapitel erwähnte, dient ebenfalls diesem Zweck. Zudem gibt es noch die Rituale, die nach dem Töten der Tiere stattfinden, um die Seele nicht zu verärgern. So wird dem Wal zum Beispiel Wasser angeboten, um den Durst zu stillen. Oder es werden in den Zeremonien Teile des Tieres, die den ganzen Wal symbolisieren, auf spezielle Art behandelt, damit seine Seele unverletzt ins Meer zurückkehren kann (Lantis 1938: 445). Dies ist eines der Hauptanliegen der Inuit, denn nur so kann der Wal seinen lebenden Artgenossen und anderen Meerestieren von der guten Behandlung erzählen, welche er erfahren hat. Dadurch wird gewährleistet, dass sich die Beute zukünftig leicht jagen und töten lässt, da sie nichts Schlechtes zu befürchten braucht (Juel 1945: 147).

Wichtig für das Gelingen der Jagd ist auch die Einhaltung zahlreicher Tabus. Anderenfalls verärgert man die Hüterin der Meerestiere, Sedna, die dann den Walfang behindert und die Jagd lebensgefährlich macht (Juel 1945: 153).

2.2. Das Prinzip der imitativen Magie

Dieses Konzept zieht sich durch sämtliche Rituale, die mit dem Walfang in Verbindung stehen. Einerseits wird in der Jagdsaison der Wal, oder vielmehr der Geist des Wales durch die Frau im Allgemeinen und die Ehefrau des Bootseigners im Speziellen symbolisiert (Lantis 1938: 444). Man imitiert in diesem Zusammenhang das Töten des Wales und das Verteilen seines Fleisches in einer Zeremonie zu Beginn der Jagdperiode. Während sich die Männer auf hoher See befinden, unterliegen die Ehefrauen und vor allem die Ehefrau des „whalers“ oder des Bootseigentümers gewissen Tabus, welche auf dem Prinzip der imitativen Magie gründen: Die Frau arbeitet nicht, sie kämmt und wäscht ihr Haar nicht, wechselt nicht die Kleidung und sie benutzt kein Messer. Sie verhält sich äußerst ruhig, so wie sich der Wal verhalten soll, damit er leicht zu töten ist (Rainey 1947: 259). Hält sie diese Verhaltensregeln nicht ein, kann das fatale Folgen für die Männer der Walfang-Crew haben, denn diese befinden sich dadurch in Lebensgefahr (Juel 1945: 153).

[...]

Fin de l'extrait de 13 pages

Résumé des informations

Titre
Die Waljagdriten bei den Inuit
Université
LMU Munich  (Institut für Ethnologie und Afrikanistik)
Cours
Proseminar: Völkerkunde Nordamerikas
Note
1,0
Auteur
Année
2006
Pages
13
N° de catalogue
V64383
ISBN (ebook)
9783638572187
ISBN (Livre)
9783638793261
Taille d'un fichier
449 KB
Langue
allemand
Mots clés
Waljagdriten, Inuit, Proseminar, Völkerkunde, Nordamerikas
Citation du texte
Silke Stadler (Auteur), 2006, Die Waljagdriten bei den Inuit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/64383

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