1 Einleitung
1.1 Problemstellung und Zielsetzung der Arbeit
Die Entwicklung des privaten, d.h. in diesem Zusammenhang werbefinanzierten, lokalen und regionalen Fernsehens in Deutschland ist seit den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts1 vor allem durch einen geringen wirtschaftlichen Erfolg geprägt. Da sich die privaten Fernsehveranstalter über den Werbemarkt finanzieren, läßt2 sich das ökonomische Hauptproblem der Veranstalter eindeutig benennen. Aufgrund geringerer technischer Reichweite, anders als bei bundesweiten Fernsehprogrammen, ist das Erlöspotenzial der Werbefinanzierung eingeschränkt. Da aber nur mit aufwendigen Programminhalten Zuschauer gewonnen werden können, sind die Veranstalter beim Erwerb von Programmrechten mit - in Relation zur Größe des regionalen oder subregionalen Marktvolumens - hohen Kosten konfrontiert.3 Zusätzlich stehen Fernsehveranstalter mit lokalen Tageszeitungen und Anzeigenblättern sowie lokalen Radioprogrammen in einem intensiven Wettbewerb um das insgesamt lokal gebundene Werbeaufkommen. Um unter diesen Bedingungen eine wirtschaftliche Tragfähigkeit von Ballungsraumfernsehen zu erreichen, müssen bestimmte Maßnahmen seitens der Programmanbieter getroffen werden. Eine solche Maßnahme kann z.B. der Einsatz verschiedener Formen von Kooperationen sein. Daher ging der Trend beim Ballungsraumfernsehen zweifellos dahin, durch mehr Kooperationen und durch Herausbildung von Netzwerken zwischen den Sendern für die Werbeindustrie attraktiver zu werden. Kooperiert wurde in den Bereichen der Programmstrukturen und –inhalte (Homogenisierung, Zukauf von Fremdprogrammen), um dadurch eine Vereinfachung der gemeinsamen nationalen Werbezeitenvermarktung zu erreichen.
Diese Kooperationen und Netzwerkbildungen wurden realisiert. Es gilt in dieser Arbeit zu prüfen, ob die mit den Maßnahmen angestrebten Ziele, zumindest teilweise, erreicht werden konnten.
Es wird außerdem analysiert, ob die Programmangebote unter qualitativen Aspekten einen Beitrag zur publizistischen Vielfalt zu leisten im Stande sind und den Rezipienten in dem jeweiligen lokalen Umfeld Partizipationschancen beim Meinungs- und Willensbildungsprozeß ermöglichen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Problemstellung und Zielsetzung der Arbeit
- Aufbau der Arbeit
- Methodische Vorgehensweise
- Normative Funktionen der Medien
- Allgemeine Medienfunktionen
- Forum für den politischen Meinungs- und Willensbildungsprozeß
- Soziale Orientierung und Integration
- Lokale/regionale Medienfunktionen
- Forum für den politischen Meinungs- und Willensbildungsprozeß auf lokaler/regionaler Ebene
- Soziale Orientierung und Integration auf lokaler/regionaler Ebene
- Zusammenfassung
- Allgemeine Medienfunktionen
- Rechtliche Entwicklung und Legitimation von privatwirtschaftlichem Rundfunk
- Die Rundfunkurteile des Bundesverfassungsgerichts
- Zusammenfassung
- Die Kabelpilotprojekte
- Der Rundfunkstaatsvertrag
- Der Aufbau und die Aufgaben der Landesmedienanstalten
- Grundlegende Determinanten für Ballungsraumfernsehen
- Definition,,Ballungsraum“
- Definition,,Verbreitungsgebiet“
- Kommunikationsraum
- Wirtschaftsräume und Pendlerströme
- Kabelanschlüsse und Verkabelungsdichte
- Zusammenfassung
- Landesmediengesetze und Ballungsraum-Fernsehangebote in den einzelnen Bundesländern
- Bayern
- Sachsen
- Saarland
- Hamburg
- Berlin-Brandenburg
- Baden-Württemberg
- Rheinland-Pfalz
- Hessen
- Nordrhein-Westfalen
- Niedersachsen
- Schleswig-Holstein
- Weitere Bundesländer
- Programmstrukturen und -konzepte der Ballungsraum-Programmanbieter
- Eigenproduziertes Programm
- Ballungsraumfernsehen als regionales Vollprogramm
- Ballungsraumfernsehen mit Syndication-Programm
- Kostenpflichtiges Syndication-Programm
- Syndication-Programm gegen Sendezeit
- Bewertung Syndication-Programm
- Ballungsraumfernsehen mit Kabelzeitung (Bildschirmzeitung)
- Zusammenfassung
- Finanzierungsmöglichkeiten und Wirtschaftlichkeitschancen beim Ballungsraumfernsehen
- Kosten
- Erlöse
- Finanzsituation der Ballungsraumsender
- Die Vermarktung der Ballungsraumsender
- Regionale Vermarktung
- Nationale Vermarktung
- Zusammenfassung
- Partizipationspotentiale beim Ballungsraumfernsehen
- Definitionen und Problemstellung
- Unternehmensbeteiligungen und Gesellschafterverhältnisse
- Publizistische Vielfalt beim Programminhalt
- Konkrete Partizipationsmöglichkeiten
- Zusammenfassung
- Ordnungsrechtliche Regelungsprobleme
- Regelungsverfahren
- Regelungsbedarf beim Lizenzierungsverfahren
- Regelungsbedarf bei Werbezeitenverstößen
- Regelungsbedarf bei den Programminhalten
- Umgang und Reaktion der Landesmedienanstalten auf Verstöße
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Entwicklung und Situation des Ballungsraumfernsehens in Deutschland. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf den wirtschaftlichen Herausforderungen, den Programmstrukturen und -konzepten, sowie den Partizipationsmöglichkeiten für Zuschauer und die ordnungsrechtlichen Rahmenbedingungen. Der Fokus liegt auf der Analyse der Erfolgsfaktoren und Herausforderungen in einem zunehmend kompetitiven Medienmarkt.
- Wirtschaftliche Herausforderungen und Finanzierungsmöglichkeiten
- Programmstrukturen und -konzepte des Ballungsraumfernsehens
- Partizipationspotentiale von Zuschauern
- Ordnungsrechtliche Regelungsprobleme und die Rolle der Landesmedienanstalten
- Vergleichende Analyse verschiedener Programmtypen und Strategien im Ballungsraumfernsehen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt die Problemstellung und Zielsetzung dar. Sie beleuchtet die wirtschaftlichen Herausforderungen des Ballungsraumfernsehens und skizziert die methodische Vorgehensweise der Analyse.
- Normative Funktionen der Medien: Dieses Kapitel untersucht die allgemeine Bedeutung der Medien für den politischen Meinungs- und Willensbildungsprozeß und für die soziale Orientierung und Integration. Es fokussiert dabei auf die besonderen Funktionen von lokalen und regionalen Medien.
- Rechtliche Entwicklung und Legitimation von privatwirtschaftlichem Rundfunk: Dieses Kapitel befasst sich mit der rechtlichen Entwicklung des privaten Rundfunks in Deutschland, insbesondere mit den Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts. Es analysiert die Bedeutung der Kabelpilotprojekte, die Einführung des Rundfunkstaatsvertrags und die Aufgaben der Landesmedienanstalten.
- Grundlegende Determinanten für Ballungsraumfernsehen: Das Kapitel definiert den Begriff „Ballungsraum“ und analysiert verschiedene Parameter zur Bestimmung des Verbreitungsgebiets von Ballungsraum-Programmangeboten. Es beleuchtet dabei die Bedeutung von Kommunikationsräumen, Wirtschaftsräumen und Kabelnetzen.
- Landesmediengesetze und Ballungsraum-Fernsehangebote in den einzelnen Bundesländern: Dieses Kapitel präsentiert die relevanten Inhalte der Landesmediengesetze der einzelnen Bundesländer und erläutert die spezifischen Herausforderungen und Chancen des Ballungsraumfernsehens in den jeweiligen Regionen.
- Programmstrukturen und -konzepte der Ballungsraum-Programmanbieter: Dieses Kapitel untersucht verschiedene Programmstrukturen und -konzepte des Ballungsraumfernsehens, wie z.B. eigenproduzierte Programme, regionale Vollprogramme und Syndication-Programme. Es analysiert die Vor- und Nachteile der verschiedenen Konzepte und stellt die in der Praxis realisierten Programme vor.
- Finanzierungsmöglichkeiten und Wirtschaftlichkeitschancen beim Ballungsraumfernsehen: Das Kapitel analysiert die Kosten und Erlöse von Ballungsraumsendern und beleuchtet die tatsächliche Finanzsituation der Sender. Es untersucht die Bedeutung von regionaler und nationaler Vermarktung für den wirtschaftlichen Erfolg des Ballungsraumfernsehens.
- Partizipationspotentiale beim Ballungsraumfernsehen: Dieses Kapitel analysiert, inwieweit Bürger tatsächlich an den Ballungsraum-Programmgeboten partizipieren können. Es befasst sich mit Unternehmensbeteiligungen, der publizistischen Vielfalt des Programminhalts und konkreten Partizipationsmöglichkeiten für Zuschauer.
- Ordnungsrechtliche Regelungsprobleme: Dieses Kapitel beleuchtet die Herausforderungen der Medienregulierung im Bereich des Ballungsraumfernsehens. Es analysiert die Regelungsbedarfe im Lizenzierungsverfahren, bei Werbezeitenverstößen und bei den Programminhalten. Weiterhin werden konkrete Maßnahmen der Landesmedienanstalten zur Einhaltung der rechtlichen Vorgaben vorgestellt.
Schlüsselwörter
Ballungsraumfernsehen, private Medien, lokale und regionale Medien, Programmstrukturen, Finanzierungsmöglichkeiten, Wirtschaftlichkeit, Partizipation, Medienregulierung, Landesmedienanstalten, publizistische Vielfalt, Werbezeiten, Programminhalt, Syndication, Kabelzeitung, Kirch-Gruppe, Rundfunkstaatsvertrag, Bundesverfassungsgericht, Rundfunkurteile, Kabelpilotprojekte.
- Citation du texte
- Daniel Friedheim (Auteur), 2002, Ballungsraumfernsehen in Deutschland: Partizipationsmöglichkeiten, Wirtschaftlichkeitschancen und ordnungsrechtliche Regelungsprobleme, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/6439