In der vorliegenden Arbeit soll am Beispiel Madrids die Bedeutung des Problems Großstadt in der modernen spanischen Literatur untersucht werden.
Der Schwerpunkt der Arbeit liegt auf der Analyse von Romanen, die in der Zeit nach dem Bürgerkrieg entstanden sind, und deren Handlung vorwiegend im Madrid dieser Zeit spielt. Ausgewählt wurden bekanntere zeitgenössische Autoren, die lange Jahre in der spanischen Hauptstadt verbracht haben oder dort noch leben und somit als profunde Kenner der Stadt gelten können. Werke ausländischer Schriftsteller oder von Spaniern im Exil wurden nicht berücksichtigt.
Der Roman als komplexeste Erzählform dient am ehesten dazu, die Vielfältigkeit des Lebens in einer modernen Großstadt literarisch zu verarbeiten. Allerdings gestaltet sich der Versuch der Definition des Großstadtromans schwierig, da eine Abgrenzung zu anderen Romantypen nur schwer möglich ist. In der Regel ist das Problem Großstadt ein Aspekt bzw. Motiv des Romans unter vielen anderen. Daraus folgt, daß ein Werk Gesellschafts-, Psycho- oder Kriminalroman ist, und „die erzählte Stadt“ erst in zweiter Linie thematisiert wird. Dies trifft auch auf die hier ausgewählten Werke zu, in denen jedoch das Leben in der spanischen Metropole in irgendeiner Form den Verlauf der Handlung bestimmt.
Die Stadt Madrid hat im 20. Jahrhundert wohl nie eine solche Bedeutung für die Literatur gehabt wie z. B. Berlin oder New York. Diese beiden Städte inspirierten auch die meiner Meinung nach bedeutendsten Großstadtromane der Moderne: Manhattan Transfer (1925) von John Dos Passos und Berlin Alexanderplatz (1928) von Alfred Döblin.
Das Thema Stadt hat aber nicht erst in den 20er Jahren dieses Jahrhunderts Eingang in die Prosaliteratur gefunden, wie uns ein kurzer historischer Abriss der Geschichte Madrids und seiner Literatur verdeutlicht.
Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts vollzogen sich in den europäischen Großstädten einschneidende soziologische Veränderungen als Folge der industriellen Revolution, die auch zu einer veränderten Sichtweite der Stadt in der Literatur führte. Der deutsche Philosoph und Soziologe Georg Simmel hat sich in seinen Schriften intensiv mit den Folgen dieser Umwälzungen in Bezug auf das Großstadtleben auseinandergesetzt, weswegen diese kurz nach der Jahrhundertwende entstandenen Überlegungen in dieser Arbeit dargestellt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Einleitung
- Arbeitshypothese
- Großstadt und Roman
- Großstadtleben
- Madrid
- Madrid in der Moderne
- Madrid in der Literatur
- Mesonero Romanos und das Madrid des Costumbrismo
- Pérez Galdós und der Realismus
- Pío Baroja und der Roman um die Jahrhundertwende
- Ramón Gómez de la Serna und das modernistische Madrid
- Voraussetzungen für die Romananalyse
- Kultur und Literatur nach dem Spanischen Bürgerkrieg
- Vorstellung der Autoren und ihrer Werke
- Camilo José Cela - La colmena
- Juan Garcia Hortelano - Nuevas amistades
- Luis Martín-Santos - Tiempo de silencio
- Carmen Martin Gaite - Fragmentos de interior
- Romananalyse
- Betrachtung formaler Aspekte der Romane
- Aufbau und Zeitstruktur
- Erzähler und Erzählsituation
- Sprache und Stil
- Inhaltliche Analyse
- Die Romanfiguren - Menschen in Madrid
- Die Handlungsorte - Räume in der Stadt
- Themen der Großstadtwahrnehmung
- Betrachtung formaler Aspekte der Romane
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die literarische Gestaltung der Großstadterfahrung im spanischen Roman des 20. Jahrhunderts, wobei sie den Fokus auf Madrid als exemplarische Großstadt legt. Die Analyse zielt darauf ab, die spezifischen Herausforderungen und Möglichkeiten der Darstellung des Stadtlebens in der Literatur aufzuzeigen und die Entwicklungen der Großstadtliteratur im Laufe des Jahrhunderts zu beleuchten.
- Die Rolle von Madrid als literarischem Schauplatz
- Die Darstellung des Stadtlebens in unterschiedlichen literarischen Epochen
- Die Beziehung zwischen Stadt und Individuum in der Literatur
- Die spezifischen Merkmale der Großstadtliteratur in Spanien
- Die Verbindung zwischen literarischer Form und gesellschaftlicher Realität
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Großstadterfahrung im spanischen Roman ein und stellt die Arbeitshypothese vor. Sie beleuchtet die literarische Tradition der Großstadtdarstellung und diskutiert die Besonderheiten des Stadtlebens.
Das Kapitel "Madrid" behandelt die Geschichte und Entwicklung der Stadt Madrid im Kontext der Moderne. Es analysiert die spezifischen Merkmale des Stadtlebens in Madrid und stellt die literarische Rezeption der Stadt in der Geschichte vor.
Das Kapitel "Voraussetzungen für die Romananalyse" widmet sich den kulturellen und literarischen Entwicklungen nach dem Spanischen Bürgerkrieg. Es stellt die Autoren und ihre Werke vor, die im weiteren Verlauf der Arbeit analysiert werden.
Das Kapitel "Romananalyse" untersucht die formalen und inhaltlichen Aspekte der ausgewählten Romane. Die Analyse betrachtet die spezifischen Merkmale der Romane hinsichtlich Aufbau, Zeitstruktur, Erzählperspektive, Sprache und Stil. Außerdem werden die Figuren, Handlungsorte und Themen der Großstadtwahrnehmung analysiert.
Schlüsselwörter
Spanischer Roman, Großstadt, Madrid, Großstadterfahrung, Stadtleben, Moderne, Costumbrismo, Realismus, Jahrhundertwende, Modernismus, Spanischer Bürgerkrieg, Romananalyse, Figuren, Handlungsorte, Themen, Literatur und Gesellschaft.
- Quote paper
- Dr. phil. Volker Jaeckel (Author), 2007, Von Madrid in den Himmel. Die literarische Gestaltung der Großstadterfahrung im spanischen Roman des 20. Jahrhunderts, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/64456