Christoph Ransmayrs 1988 erschienener Roman "Die letzte Welt" entführt den gewillten Leser in andere Zeiten, in andere Welten - zum Ende der Welt. Der Leser begibt sich zusammen mit dem Protagonisten Cotta auf eine Reise nach Tomi, immer auf der Suche nach dem römischen Dichter Naso und dessen Hauptwerk, den Metamorphosen.
Von den Verflechtungen zwischen Realität und Literatur bemerkt Cotta lange Zeit nichts; der Leser wird jedoch durch das dem Roman angefügte Ovidischen Repertoire von Ransmayr selbst darauf gestoßen, dass der junge Römer die Metamorphosen längst gefunden hat: Die Bewohner Tomis entspringen den Geschichten Nasos und auch die Geschehnisse der Stadt scheinen den Phantasien des Dichters zu entstammen. Cotta ist es, der als eine Art Detektiv in der Letzten Welt die Handlung voran treibt. Seine Suche nach dem Verbannten und den Metamorphosen stellt die Rahmenhandlung dar, durch die "die Episoden und Erzählstränge zusammengehalten" (Epple, Thomas: Oldenbourg Interpretationen Bd. 59. München: Oldenbourg Verlag GmbH 1992. S.29.) werden.
Die Verwandlung des Römers während seines Aufenthaltes in Tomi soll im Folgenden näher untersucht werden. Außerdem ist natürlich der gesuchte Dichter Naso eine zentrale Figur in Ransmayrs Roman, auch wenn er bis zum Ende niemals auftaucht; von ihm wird nur durch Rückblenden und Erinnerungen oder "in Form einer trügerischen Halluzination" (Die Erfindung der Welt. Zum Werk von Christoph Ransmayr. Hrsg. von Uwe Wittstock. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag GmbH 1997. S.96.) berichtet.
Durch das Verschwinden des Dichters tritt er endgültig hinter sein Werk, das Gerücht um seinen Tod scheint ihn schließlich unsterblich zu machen. Die Metamorphosen werden in der Letzten Welt nicht mehr von ihrem ursprünglichen Autor sondern von den Bewohnern Tomis weitergegeben. Dies ist ein Indiz dafür, dass Ransmayr in seinem Roman den Tod des Autors als postmodernes Kennzeichen aufnimmt und soll im Folgenden ebenfalls näher betrachtet werden.
Das Werk wird hier anstelle des Autors von den Rezipienten erzählt und von deren eigenen Phantasien und Vorstellungen weiter entwickelt. Damit ist der Text kein starres Objekt mehr, sondern unterliegt selbst ständig dem Wandel - er wird zum Mythos.
Inhaltsverzeichnis
- Keinem bleibt seine Gestalt
- Das Ende der Welt
- Ein Römer in Tomi
- Das Buch
- Die Flucht aus Trachila
- Die Schuppenfrau und der Dichter
- Die Suche nach Naso und den Metamorphosen
- Der Untergang der Welt
- Cottas Verwandlung
- „Das Leben ahmt immer nur das Buch nach“
- Der postmoderne Aspekt
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Christoph Ransmayrs Roman „Die letzte Welt“ erforscht die Grenzen zwischen Realität und Literatur, indem er den Leser auf eine Reise in die Welt des römischen Dichters Ovid und seiner „Metamorphosen“ mitnimmt. Der Roman zeichnet die Reise des Protagonisten Cotta nach Tomi nach, wo er nach dem verschollenen Ovid sucht und dabei in eine Welt voller Verwandlungen und Mythen gerät.
- Die Ambivalenz zwischen Realität und Literatur
- Die Suche nach dem verlorenen Dichter und seinem Werk
- Die Metamorphosen als Spiegelbild der menschlichen Existenz
- Das Thema des Wandels und der Vergänglichkeit
- Der Tod des Autors als postmodernes Konzept
Zusammenfassung der Kapitel
Keinem bleibt seine Gestalt
Der Roman beginnt mit der Einführung des Protagonisten Cotta, der sich auf eine Reise nach Tomi begibt, um den römischen Dichter Naso zu finden. Der Leser wird in die fiktive Welt des Romans eingeführt und erfährt von den ersten Begegnungen Cottas mit den Bewohnern Tomis, die durch ihre ungewöhnlichen Geschichten und Verwandlungen geprägt sind. Der Ausspruch „Keinem bleibt seine Gestalt“ wird als Leitmotiv eingeführt und deutet auf die zentrale Thematik des Wandels im Roman hin.
Ein Römer in Tomi
Cotta kommt in Tomi an und wird mit den besonderen Lebensumständen und der Atmosphäre der Stadt konfrontiert. Die Stadt befindet sich in einem Zustand des Verfalls und ist von der Natur überwuchert. Cotta sucht nach Naso und dessen Werk, den „Metamorphosen“, während er gleichzeitig versucht, sich in der ihm fremden Welt zurechtzufinden.
Das Buch
Cotta stößt auf Hinweise zu Nasos Werk und lernt den Knecht Pythagoras kennen, der ihm jedoch keine nennenswerten Informationen liefern kann. Der Roman beleuchtet die Bedeutung des „Buches“ als Symbol für die Unsterblichkeit des Autors und die Macht der Literatur. Gleichzeitig wird die Ambivalenz zwischen Realität und Literatur deutlich, da sich die Bewohner Tomis in ihren Geschichten und Verwandlungen vom Werk Nasos beeinflussen lassen.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter des Romans sind: Realität, Literatur, Metamorphosen, Wandel, Vergänglichkeit, Tod des Autors, Ovid, Naso, Tomi, Cotta, Pythagoras, „Die letzte Welt“, Postmoderne.
- Citar trabajo
- Berit Marchetti (Autor), 2003, Die Reise zum Ende der Welt - In Christoph Ransmayers 'Die letzte Welt', Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/64731