Diese Arbeit knüpft an ein Seminar über Phraseologie/Idiomatik der deutschen Gegenwartssprache an. Besonders interessant finde ich dabei eine Art von Ausdrücken, die sicherlich an der Peripherie des gesamten Bereichs Phraseologie/Idiomatik anzusiedeln ist: die Funktionsverbgefüge (FVG); und zwar nicht so sehr deren grammatische Form, sondern v.a. die Funktionen, die sie in einem Text erfüllen.
Die FVG sind eine Art von Ausdrücken, die zum einen überwiegend in der geschriebenen Sprache, zum anderen überwiegend in den Fachsprachen und in der Sprache der Verwaltung vorkommen. Die Idee, Aufklärungsbögen, wie man sie als PatientIn vor Untersuchungen bzw. Behandlungen zum Lesen und Unterschreiben bekommt, auf den speziellen Aspekt der FVG hin zu analysieren, liegt darin begründet, daß ich aus meiner früheren beruflichen Praxis als Krankenpfleger im Krankenhaus diese Bögen, und insbesondere auch den gesamten Aufklärungsprozeß als ziemlich zweifelhaft und unbefriedigend in Erinnerung habe: eine genauere Untersuchung liegt dann nahe, weil es sich bei den Aufklärungsbögen um geschriebene Sprache handelt, die ganz sicher fachsprachliche Züge aufweist; aber es handelt sich nicht um geschriebene Sprache zur fachsprachlichen Kommunikation, sondern zur Kommunikation zwischen Fachleuten und Laien. Diese ist m.E. nicht nur besonders interessant, sondern auch im Fall der Aufklärung vor einem Eingriff überaus wichtig - zumindest für den Patienten/die Patientin.
Die Frage, ob PatientInnen gut, d.h. v.a. umfassend und ihren Voraussetzungen entsprechend aufgeklärt werden, wird diese Arbeit selbstverständlich nicht beantworten können. Ich hoffe aber, daß ich einige Erkenntnisse über die Tauglichkeit eines der "Werkzeuge" zur Aufklärung, eben die Aufklärungsbögen, gewinnen kann.
Die Textgrundlage meiner Arbeit besteht aus 46 Aufklärungsbögen, vorwiegend aus dem Bereich der Therapie und Diagnostik innerhalb der Inneren Medizin, d.h. aus dem Bereich, in dem ich selbst als Krankenpfleger mehrere Jahre gearbeitet habe. Die Bögen stammen teils aus dem Klinikum der Stadt Nürnberg, teils aus der Universitätsklinik Kiel und werden in den beiden Kliniken aktuell zur Aufklärung verwendet. Eine Übersicht über die Aufklärungsbögen findet sich im Anhang.
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Inhaltsverzeichnis
- Zu dieser Arbeit
- Vorüberlegung 1: Zur Aufklärung
- Grundsätzliches
- Die Bedeutung der Aufklärungsbögen im Aufklärungsprozeß
- Vorüberlegung 2: Funktionsverbgefüge
- Die Funktionsverbgefüge in den Aufklärungsbögen
- Überblick über die Funktionen der FVG allgemein
- Zwei wichtige Eigenschaften der FVG
- Die Zweiteiligkeit des Verbs
- Die Tendenz zur Nominalisierung
- Allgemeinsprachliche, fachsprachliche und textsortenspezifisch besonders interessante Funktionen
- Allgemeinsprachliche Funktionen
- Schließen lexikalischer Lücken
- Ausdrücken allgemeiner Bedeutungen
- Fachsprachliche Funktionen
- Stilistische Variation
- Veränderung der Mitteilungsperspektive
- Vereinheitlichung von Rektion
- Textsortenspezifisch besonders interessante Funktionen
- Passivausdruck
- Fachtermini
- Allgemeinsprachliche Funktionen
- Kritik an Deagentivierung und Nominalstil in den Aufklärungsbögen
- Deagentivierung
- Nominalstil
- Resümee und offene Fragen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Verwendung von Funktionsverbgefügen (FVG) in medizinischen Aufklärungsbögen für Patientinnen und Patienten. Ziel ist es, die Funktionen der FVG in diesem spezifischen Textsortenzusammenhang zu analysieren und deren Tauglichkeit für die Patientenaufklärung zu bewerten. Die Arbeit konzentriert sich auf die Analyse der Sprache in den Aufklärungsbögen, nicht auf die Wirksamkeit der Aufklärung selbst.
- Analyse der Funktionen von Funktionsverbgefügen (FVG) in medizinischen Aufklärungsbögen.
- Untersuchung des Verhältnisses von Fachsprache und allgemeinverständlicher Sprache in den Aufklärungsbögen.
- Bewertung der sprachlichen Gestaltung der Aufklärungsbögen im Hinblick auf die Verständlichkeit für Patientinnen und Patienten.
- Beurteilung der Rolle von Deagentivierung und Nominalisierung durch FVG in medizinischen Texten.
- Identifizierung von textsortenspezifischen Funktionen der FVG.
Zusammenfassung der Kapitel
Zu dieser Arbeit: Diese Arbeit analysiert die Verwendung von Funktionsverbgefügen (FVG) in medizinischen Aufklärungsbögen. Der Autor, ein ehemaliger Krankenpfleger, begründet seine Untersuchung mit seinen Erfahrungen, die die Aufklärungsprozesse als unbefriedigend erscheinen ließen. Die Arbeit fokussiert sich auf die Funktionen der FVG in diesen Texten, die sich an eine Laienöffentlichkeit richten, aber fachsprachliche Elemente enthalten. Die Untersuchung basiert auf 46 Aufklärungsbögen aus verschiedenen Kliniken und legt den Schwerpunkt auf die Funktionen der FVG, insbesondere im Hinblick auf Passivkonstruktionen und die Verwendung von Fachterminologie. Die Arbeit kündigt zwei Vorüberlegungen an: eine zur Patientenaufklärung und eine zur Definition von FVG im Kontext der Arbeit.
Vorüberlegung 1: Zur Aufklärung: Dieses Kapitel beleuchtet die rechtlichen und ethischen Aspekte der Patientenaufklärung vor medizinischen Eingriffen. Es erklärt, dass ein ärztlicher Eingriff juristisch eine Körperverletzung darstellt, die nur durch informierte Einwilligung rechtmäßig wird. Die wesentlichen Inhalte der Aufklärung (Diagnose, Behandlungsmethoden, Risiken) werden detailliert dargelegt. Der Fokus liegt auf der Aufklärung im Krankenhauskontext und hebt die Bedeutung der umfassenden und verständlichen Information für den Patienten hervor. Die Ausführungen betonen die Notwendigkeit einer adäquaten Aufklärung, ohne jedoch selbst die Wirksamkeit der hier untersuchten Aufklärungsbögen zu bewerten.
Vorüberlegung 2: Funktionsverbgefüge: In diesem Kapitel wird der Begriff „Funktionsverbgefüge“ (FVG) präzisiert und abgegrenzt. Es werden die Kriterien definiert, nach denen die FVG in der Analyse der Aufklärungsbögen identifiziert und klassifiziert werden. Diese präzise Definition legt den Grundstein für die konsistente Anwendung des Begriffs in der anschließenden Analyse der Aufklärungsbögen und stellt sicher, dass die Ergebnisse der Untersuchung auf einer klaren und nachvollziehbaren Basis beruhen. Es geht um die Arbeitsdefinition der FVG im Kontext dieser spezifischen Studie.
Die Funktionsverbgefüge in den Aufklärungsbögen: Dieses Kapitel stellt die Kernthese der Arbeit dar, indem es die verschiedenen Funktionen von FVG in den analysierten Aufklärungsbögen untersucht. Es beschreibt den allgemeinen Überblick über die Funktionen von FVG sowie zwei zentrale Eigenschaften: die Zweiteiligkeit des Verbs und die Tendenz zur Nominalisierung. Es wird zwischen allgemeinsprachlichen, fachsprachlichen und textsortenspezifischen Funktionen differenziert und jeweils detailliert erläutert, wie diese Funktionen die Verständlichkeit und den Stil der Aufklärungsbögen beeinflussen. Besonderes Augenmerk liegt auf den Funktionen der FVG als Ersatz für Passivkonstruktionen und als Mittel zur Integration von Fachtermini.
Kritik an Deagentivierung und Nominalstil in den Aufklärungsbögen: Dieses Kapitel analysiert kritisch die Verwendung von Deagentivierung und Nominalstil durch FVG in den Aufklärungsbögen. Es untersucht, inwieweit diese sprachlichen Mittel die Verständlichkeit für Patientinnen und Patienten beeinträchtigen und die Mitteilungsperspektive verändern. Die Analyse beleuchtet die Folgen dieser sprachlichen Gestaltung für die Transparenz und die Verständlichkeit der Informationen, die für die informierte Einwilligung des Patienten essenziell sind. Es wird herausgearbeitet, wie die sprachliche Gestaltung die Verständnisfähigkeit der Informationen beeinflusst und welche Implikationen sich daraus für die Praxis ergeben.
Häufig gestellte Fragen zur Analyse von Funktionsverbgefügen in medizinischen Aufklärungsbögen
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Verwendung von Funktionsverbgefügen (FVG) in medizinischen Aufklärungsbögen für Patientinnen und Patienten. Der Fokus liegt auf der Analyse der Sprache und deren Verständlichkeit, nicht auf der Wirksamkeit der Aufklärung selbst.
Welche Ziele verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Funktionen der FVG in medizinischen Aufklärungsbögen, das Verhältnis von Fachsprache und allgemeinverständlicher Sprache, die sprachliche Gestaltung im Hinblick auf die Verständlichkeit, die Rolle von Deagentivierung und Nominalisierung durch FVG, und identifiziert textsortenspezifische Funktionen der FVG.
Welche Kapitel beinhaltet die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in folgende Kapitel: „Zu dieser Arbeit“, „Vorüberlegung 1: Zur Aufklärung“, „Vorüberlegung 2: Funktionsverbgefüge“, „Die Funktionsverbgefüge in den Aufklärungsbögen“, „Kritik an Deagentivierung und Nominalstil in den Aufklärungsbögen“, und „Resümee und offene Fragen“.
Was wird in der Einleitung ("Zu dieser Arbeit") behandelt?
Die Einleitung begründet die Untersuchung anhand der Erfahrungen des Autors (ehemaliger Krankenpfleger), die die Aufklärungsprozesse als unbefriedigend erscheinen ließen. Sie beschreibt den Fokus auf die Funktionen der FVG in den Texten, die sich an eine Laienöffentlichkeit richten, aber fachsprachliche Elemente enthalten. Die Untersuchung basiert auf 46 Aufklärungsbögen.
Worum geht es in „Vorüberlegung 1: Zur Aufklärung“?
Dieses Kapitel beleuchtet die rechtlichen und ethischen Aspekte der Patientenaufklärung vor medizinischen Eingriffen, die Bedeutung einer umfassenden und verständlichen Information für den Patienten, und betont die Notwendigkeit einer adäquaten Aufklärung im Krankenhauskontext.
Was ist der Inhalt von „Vorüberlegung 2: Funktionsverbgefüge“?
Dieses Kapitel präzisiert den Begriff „Funktionsverbgefüge“ (FVG) und definiert die Kriterien für die Identifizierung und Klassifizierung der FVG in der Analyse der Aufklärungsbögen. Es legt die Arbeitsdefinition der FVG im Kontext dieser Studie fest.
Wie werden die Funktionsverbgefüge in den Aufklärungsbögen untersucht?
Dieses Kapitel untersucht die verschiedenen Funktionen von FVG in den analysierten Aufklärungsbögen. Es beschreibt allgemeine Funktionen, die Zweiteiligkeit des Verbs, die Tendenz zur Nominalisierung, und differenziert zwischen allgemeinsprachlichen, fachsprachlichen und textsortenspezifischen Funktionen.
Was wird in „Kritik an Deagentivierung und Nominalstil in den Aufklärungsbögen“ analysiert?
Dieses Kapitel analysiert kritisch die Verwendung von Deagentivierung und Nominalstil durch FVG. Es untersucht, inwieweit diese sprachlichen Mittel die Verständlichkeit beeinträchtigen und die Mitteilungsperspektive verändern.
Welche Datenbasis liegt der Analyse zugrunde?
Die Analyse basiert auf 46 Aufklärungsbögen aus verschiedenen Kliniken.
Welche Schlussfolgerungen werden gezogen?
(Die konkreten Schlussfolgerungen sind nicht explizit im gegebenen Textzusammenfassung enthalten. Das Resümee und die offenen Fragen im letzten Kapitel würden diese Informationen liefern.)
- Citar trabajo
- Dr. Klaus Geyer (Autor), 1995, Zur Verwendung von Funktionsverbgefügen in medizinischen Aufklärungsbögen für PatientInnen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/6477