Diese Magisterarbeit bietet eine kulturwissenschaftlich geprägte Diskursanalyse über die Diskussion um den EU-Beitritt der Türkei in der rechtskonservativen Jungen Freiheit (JF), der konservativ-liberalen Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) und der linksliberalen Tageszeitung (taz) im Zeitraum zwischen 2002 und 2004. Im Vordergrund der Analyse stehen die Fragen, welcher Logik die medialen Diskurse folgen, wie Grenzen zwischen dem Eigenen und dem Fremden konstruiert und Identitätsfragen verhandelt werden. Es geht dabei weniger um eine Bewertung der medialen Diskurse als um die Darstellung des diskursiven Rahmens, innerhalb dessen über einen EU-Beitritt der Türkei diskutiert wird. In der Arbeit werden signifikante mediale Bilder und Argumentationsstränge für die drei Zeitungen herausgearbeitet, anhand derer im Detail aufgezeigt wird, wie über Bedrohungsszenarien und Ethnisierungsstrategien symbolische Grenzziehungen zwischen EU und Türkei vollzogen werden. Diese Arbeit möchte nicht nur die als natürlich repräsentierte Grenze zwischen dem Islam und Europa in den kulturalistisch argumentierenden Diskursen hinterfragen, sondern auch die Folgen von Diskursverschränkungen in eher „progressiven“ Diskursen aufzeigen und damit den Blick für hinter diesen diskursiven Verknüpfungen liegende Interessen freilegen.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- 1.1 EU und Türkei – eine kurze Einführung in die Problematik
- 1.2 Forschungsperspektiven
- 1.3 Auswahl des empirischen Materials
- II. Theoretischer Teil
- 1. Diskursanalyse
- 1.1 Zum Diskursbegriff
- 1.2 Diskurs und Wirklichkeit
- 1.3 Diskurs und Macht
- 1.4 Diskursanalytisches Arbeiten
- 2. Der EU-Beitritt der Türkei als Medienereignis
- 2.1 Mediale Realitätsvermittlung
- 2.2 Medienauswahl
- 1. Diskursanalyse
- III. Empirischer Teil
- 1. Die Diskussion um den EU-Beitritt der Türkei in der Jungen Freiheit
- 1.1 Die Überlastung der EU
- 1.2 Der „Untergang des Abendlandes“
- 1.3 Die Türkei ein fremdes Land
- 1.4 Migrationsflut aus der Türkei – diskursive Verknüpfung von Beitritts- und Migrationsdiskurs
- 1.5 Kulturelle Segregationsforderungen
- 2. Die Diskussion um den EU-Beitritt der Türkei in der Tageszeitung
- 2.1 EU und Türkei – „Das push-and-pull- Prinzip“
- 2.2 ,,Koloss auf tönernen Füßen“
- 2.3 Signal der Anerkennung – diskursive Verknüpfung von Beitritts- und Migrationsdiskurs
- 2.4 Muslimische Emanzipation – diskursive Verknüpfung von Migrations- und Kopftuchdiskurs
- 3. Die Spezifik des rechten und des linken Beitrittsdiskurses im Vergleich mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
- 3.1 Ein christliches Europa für ein patriotisches Deutschland (Junge Freiheit)
- 3.2 Anerkennung der türkischen Migranten (Tageszeitung)
- 3.3 Europa als abendländische Schicksalsgemeinschaft versus Europa als Konstrukt (Frankfurter Allgemeine Zeitung)
- 1. Die Diskussion um den EU-Beitritt der Türkei in der Jungen Freiheit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Debatte um den EU-Beitritt der Türkei und untersucht diese aus kulturwissenschaftlicher Perspektive mithilfe der Diskursanalyse. Sie analysiert die mediale Darstellung der Kontroverse in ausgewählten deutschen Zeitungen und legt den Fokus auf die Konstruktion von „kulturellen Differenzen“ und deren Rolle im Beitrittsdiskurs.
- Kulturelle Differenzen und Identitätskonstruktion im Kontext des EU-Beitritts der Türkei
- Die Rolle der Medien in der Konstruktion von „kulturellen Differenzen“
- Der Einfluss von diskursiven Machtstrukturen auf die öffentliche Meinung
- Die Verbindung von Beitritts- und Migrationsdiskurs
- Die Konstruktion von „Abendland“ und „Fremdem“ in den Beitrittsdebatten
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel I: Einleitung
Die Einleitung liefert eine kurze Einführung in die Thematik des EU-Beitritts der Türkei und stellt den Forschungsgegenstand, die Forschungsfragen und die Methodik der Arbeit dar.
- Kapitel II: Theoretischer Teil
Dieses Kapitel präsentiert die theoretischen Grundlagen der Arbeit, insbesondere den Diskursbegriff und die Diskursanalyse. Es werden verschiedene Aspekte der Diskursanalyse, wie der Zusammenhang von Diskurs und Wirklichkeit, Diskurs und Macht, sowie die Durchführung diskursanalytischer Arbeit, erläutert.
- Kapitel III: Empirischer Teil
Im empirischen Teil werden drei verschiedene deutsche Zeitungen – die Junge Freiheit, die Tageszeitung und die Frankfurter Allgemeine Zeitung – im Hinblick auf ihre Darstellung des EU-Beitritts der Türkei analysiert. Der Fokus liegt dabei auf der Untersuchung von Argumentationsmustern, medialen Strategien und der Konstruktion von „kulturellen Differenzen“ in den jeweiligen Medien.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den zentralen Themen des EU-Beitritts der Türkei, der Diskursanalyse, der Konstruktion von „kulturellen Differenzen“ und der Rolle der Medien in der öffentlichen Meinungsbildung. Darüber hinaus werden wichtige Aspekte wie die Medienstrategie, die diskursive Macht und die Verknüpfung von Beitritts- und Migrationsdiskurs beleuchtet.
- Quote paper
- Katrin Jullien (Author), 2006, Kontroversen um den EU-Beitritt der Türkei - Eine Diskursanalyse aus kulturwissenschaftlicher Sicht , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/64839