Quellenkritik zu "An mein Volk" von Friedrich Wilhelm III.


Term Paper, 2006

15 Pages, Grade: 2,5


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Quellenkritik
2.1 Quellenbeschreibung
2.2 Äußere Quellenkritik
2.3 Innere Quellenkritik

3. Quelleninterpretation
3.1 Inhaltsangabe
3.2 Interpretation

4. Fazit

5. Anlage

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Diese Quellenkritik beschäftigt sich mit dem Aufruf „An mein Volk.“ von Friedrich Wilhelm III., König von Preußen.

Nach einer kurzen Quellenbeschreibung, kläre ich zunächst die Gegebenheiten von Ort, Zeit, Verfasser und Adressat. Es folgt die sachliche Aufschlüsselung, die Erklärung historischer Anspielungen in der Quelle. Diese führt dann zur Inhaltsangabe und einer anschließenden Interpretation des Aufrufs. Letztlich erfolgt im Fazit die Reflexion der gewonnenen Ergebnisse.

Nach der Sichtung von Quelle und Literatur stellten sich Fragen, die ich mit Hilfe der Quellenkritik beantworten möchte. Ist diese Proklamation der Startschuss in eine bessere Zeit, der Beginn der Befreiungskriege? Ist es entweder die Befreiung des Volkes oder aber die des Königs vom Joch der napoleonischen Unterdrückung?

2. Quellenkritik

2.1 Quellenbeschreibung

Der Aufruf „An mein Volk.“ ist eine Primärquelle, die als Überrest einzustufen ist. Sie ist auf den 17. März 1813 datiert und erschien am Samstag, den 20. März 1813, sowohl als Flugblatt[1] als auch in der „Schlesisch privilegierten Zeitung“.

Diese Zeitung wurde 1742 erstmalig unter dem Namen „Schlesische privilegierte Staats- Kriegs- und Friedens-Zeitung“ in Breslau publiziert.[2] Ihr Herausgeber ist der Buchhändler Johann Jacob Korn.[3] Den Titel „Schlesische privilegierte Zeitung“ hatte das Blatt seit 1766.[4] Seit 1806 unter französischer Zensur stehend, beginnt die Zeitung, immer noch von der Familie Korn verlegt, im Frühjahr 1813 Bekanntmachungen zur preußischen Rüstung zu drucken.[5] Sie erschien dreimal wöchentlich: Um 1800 in einer Auflage von 1200-1300 Exemplaren und 1845 in einer Stückzahl von 3000.[6]

Besagte Ausgabe kann heute unter anderem in der Universitätsbibliothek Würzburg oder der Staats- und Universitätsbibliothek Dresden eingesehen werden. Eine Kopie des, in Friedrich Meineckes Monographie „Das Zeitalter der deutschen Erhebung 1795 – 1815“ erschienen Faksimiles, befindet sich im Anhang.

2.2 Äußere Quellenkritik

Nach fast sechseinhalbjähriger Fremdherrschaft durch die Franzosen erscheint am 20. März 1813 der Aufruf „An mein Volk.“: vier Tage nach der preußischen Kriegserklärung an Frankreich.

Ort der Veröffentlichung ist Breslau. Zu dieser Zeit ist die schlesische Hauptstadt nicht nur Sitz der Schlesisch privilegierten Zeitung, sondern auch Residenz des Königs. Nach der Konvention von Tauroggen, und den damit einsetzenden geheimen Unterhandlungen mit Russland, befürchtet Preußen einen „französischen Handstreich“[7], worauf Friedrich Wilhelm III. sich entschließt nach Breslau zu verlegen, wo er am 25. Januar eintrifft.[8] Somit wurden die Worte an seine Untertanen sowohl in Breslau unterzeichnet, als auch verlegt.

Die Proklamation ist mit „Friedrich Wilhelm“, womit Friedrich Wilhelm III., König von Preußen gemeint ist, unterschrieben. Entworfen wurde es vom Staatsrat Theodor Gottlieb von Hippel, der von 1775 bis 1843 gelebt hat, und Neffe des gleichnamigen Schriftstellers ist.[9] Mit leichten Abänderungen von Staatskanzler Hardenberg und dem König wurde sie gedruckt.

Die Worte richten sich in erster Linie an das preußische Volk, wie die Überschrift und die Anrede „Brandenburger, Preußen, Schlesier, Pommern, Litthauer!“[10], die alle Landstriche des preußischen Königreichs beinhaltet, zeigen.

Außerdem spricht er alle Deutschen an. Dies geschieht jedoch nur indirekt, indem er Formulierungen verwendet wie: „So wenig für Mein treues Volk, als für Deutsche (...).“[11], „(...) wenn wir nicht aufhören wollen, Preußen und Deutsche zu seyn.“[12] und „(...) weil ehrlos der Preuße und der Deutsche nicht zu leben vermag.“[13].

2.3 Innere Quellenkritik

Bei der Schlacht von Jena und Auerstedt am 14. Oktober 1806 „erlagen [die Preußen] unter der Uebermacht Frankreichs“[14]. Am 27. Oktober wurde Berlin besetzt und am 9. Juli 1807 wurde der Frieden von Tilsit geschlossen. „Der Frieden, der die Hälfte Meiner Unterthanen Mir entriß (...)“[15], wie Friedrich Wilhelm III. sagt, bedeutet für Preußen den Gebietsverlust aller linkselbischen Gebiete, sowie derer, die durch die polnischen Teilungen 1772, 1793 und 1795 hinzugekommen waren.[16] Ebenso fordert das Friedenstraktat den Beitritt zur Kontinentalsperre: Das Verbot mit England zu handeln.[17] Des Weiteren verlangt Napoleon Entschädigungszahlungen von gut 154 Millionen Franken für die Aufhebung der Besetzung.[18] „Die Freiheit des Handels ward [somit] gehemmt (...).“[19] und „die Hauptfestungen blieben vom Feinde besetzt (...).“[20], da man diese Summe vorerst nicht zahlen konnte. Während der gesamten Zeit von 1807 bis 1813 ist Napoleon kein zuverlässiger Verhandlungspartner, da der Strom an Forderungen nach Geld und Truppen nicht abreißt und sich die Lage Preußens nicht verbessert. So stellt Friedrich Wilhelm III. folgerichtig fest, „daß des Kaisers Verträge mehr noch wie seine Kriege uns langsam verderben mußten.“[21].

Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass der König sein Volk den ehemals großen Herrschern Preußens gedenken lässt, um den Stolz seiner Untertanen wiederzuerwecken: Den „großen Kurfürsten“[22] und den „großen Friedrich“.[23] Gemeint sind Kurfürst Friedrich Wilhelm und Friedrich II. Ersterem gelingt es unter anderem im Westfälischen Frieden sein Staatsgebiet um die Bistümer Minden, Hohenstein, Halberstadt und der Provinz Hinterpommern zu vergrößern, Preußen an sein Hoheitsgebiet anzugliedern und ein stehendes Heer zu formieren.[24] Auch Friedrich der Große machte sich durch Gebietsvergrößerungen um seinen Staat verdient. So fällt in den Schlesischen Kriegen Schlesien und in der ersten polnischen Teilung 1772 Westpreußen, Kulmerland, Ermland und der Netzedistrikt an Brandenburg-Preußen.[25]

[...]


[1] Spies, Hans Bernd (Hg.), Die Erhebung gegen Napoleon 1806-1814/15 (=Quellen zum

politischen Denken der Deutschen im 19. und 20. Jahrhundert Freiherr von Stein-Gedächtnisausgabe, Bd. 2), Darmstadt 1981. S. 254.

[2] Lindemann, Margot, Deutsche Presse bis 1815. Geschichte der deutschen Presse Teil I,

(=Abhandlungen und Materialien zur Publizistik, Bd. 5), Berlin 1969, S. 165.

[3] Ebd.

[4] Ebd., S. 166.

[5] Ebd.

[6] Klawitter, Willy, Die Zeitungen und Zeitschriften Schlesiens. Von den Anfängen bis

zum Jahre 1840 bzw. bis zur Gegenwart (1930), (=Darstellungen und Quellen zur Schlesischen Geschichte, Bd. 32), Aalen 1978, S. 25.

[7] Mehring, Franz, 1813 bis 1819 Von Kalisch nach Karlsbad, Stuttgart 1913, S. 11.

[8] Ebd.

[9] Forstreuter, Kurt, s.v. Hippel, Theodor Gottlieb, in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S.

203. Vgl. auch Stamm-Kuhlmann, Thomas, König in Preußens großer Zeit. Friedrich Wilhelm III. der Melancholiker auf dem Thron, Berlin 1992, S. 373.

[10] Friedrich Wilhelm III., An mein Volk, in: Schlesische privilegirte Zeitung 34 (1813), S. 1.

[11] Ebd.

[12] Ebd., S. 2.

[13] Ebd.

[14] Ebd., S. 1.

[15] Ebd.

[16] Mehring, Franz, 1807 bis 1812 Von Tilsit nach Tauroggen, Stuttgart 1913, S. 14.

[17] Klöden, Karl Friedrich von, Lebens= und Regierungsgeschichte Friedrich Wilhelm des

Dritten Königs von Preußen, Berlin 1840, S. 121.

[18] Ebd., S. 125. Vgl. auch Mehring, Tilsit, S. 43 ff.

[19] Friedrich Wilhelm III., Volk, S. 1

[20] Ebd.

[21] Ebd.

[22] Ebd.

[23] Ebd.

[24] Erdmannsdörffer, Bernhard, s.v. Friedrich Wilhelm, Kurfürst von Brandenburg, in:

Allgemeine Deutsche Biographie 7 (1968), S. 480 – 497.

[25] Ranke, Leopold von, s.v. Friedrich II., König von Preußen, in: Allgemeine Deutsche

Biographie 7 (1968), S. 656 – 685.

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Details

Title
Quellenkritik zu "An mein Volk" von Friedrich Wilhelm III.
College
Bielefeld University  (Fakultät für Geschichtswissenschaften, Philosophie und Theologie)
Course
Krieg – Militär - Männlichkeit
Grade
2,5
Author
Year
2006
Pages
15
Catalog Number
V64843
ISBN (eBook)
9783638575492
ISBN (Book)
9783638753500
File size
1713 KB
Language
German
Keywords
Quellenkritik, Volk, Friedrich, Wilhelm, Quelle, Napoleon, Aufruf, Befreiungskriege
Quote paper
Daniel Hitzing (Author), 2006, Quellenkritik zu "An mein Volk" von Friedrich Wilhelm III., Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/64843

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