Regionsabgrenzung und Regionstypisierung als taxonomisches Problem sind klassische geographische Forschungsfelder und wurden besonders intensiv in den 1960er und 1970er Jahren bearbeitet. Die aktuellen Entwicklungen verdeutlichen aber, dass die bisherigen Ansätze nicht geeignet sind, um die tatsächlichen funktionalen Verflechtungen darzustellen. Wachsende Mobilität, Globalisierungstendenzen und veränderte Interaktionsmuster führen zu einer Diskussion über bestehende Raumgliederungen. Dennoch wurde das Thema der Regionsabgrenzung in der aktuellen Forschung stark vernachlässigt und nur wenige Arbeiten haben sich in der Neuzeit mit dieser Problematik beschäftigt. Ursache dafür ist die zunehmend heterogene Siedlungsstruktur und die Verwischung klarer Raumgrenzen durch die Auflösung des Stadt-Land-Gegensatzes, die eine Raumgliederung erschweren. Gerade auf den großstädtischen Wohnungsmärkten erfährt die Regionalisierung jedoch eine wachsende Bedeutung, da immer differenziertere Prozesse aufgrund des demographischen Wandels stattfinden und eine zunehmende Unübersichtlichkeit und Unsicherheit über die Situation der Wohnungsmärkte herrscht.
Schrumpfende und wachsende Regionen grenzen direkt aneinander und eine genauere Betrachtung der Wohnungsmarktlage auf der Ebene der Stadtregionen ist notwendig geworden. Gerade auf dieser Ebene spielen sich die relevanten Wohnungsmarktprozesse ab, denn wohnungssuchende Haushalte orientieren sich nicht an Gemeindegrenzen, sondern agieren regional. Für diesen Betrachtungsmaßstab existieren bisher nur wenige Ansätze zur Abgrenzung zweckmäßiger Räume, die sich ausschließlich auf eine Beispielregion beschränken und aufgrund ihrer Methodik nicht universell auf verschiedene Gebiete angewendet werden können. Auf der anderen Seite sind bestehende bundesweit einheitliche Modelle zur Bestimmung von Stadt-Umland-Bereichen nicht geeignet, um regionale Wohnungsmärkte zu definieren. Nur eine funktional abgegrenzte Wohnungsmarktregion, deren Verlauf sich an den tatsächlichen Aktionsräumen und Verflechtungsstrukturen auf stadtregionaler Ebene orientiert, bildet die Grundlage für eine Akzeptanz der kommunalen Entscheidungsträger zu einer stärkeren Dezentralisierung der Verantwortlichkeiten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Problemstellung und Zielsetzung
- Aufbau und Methodik der Arbeit
- Datenquellen
- Die Stadt-Umland-Region und Modelle zur Abgrenzung
- Begriff und Abgrenzung der Region
- Modelle der Stadtregionen
- Boustedt-Stadtregionen
- BIK-Stadtregionen
- Bewertung der Regionsabgrenzungsmodelle
- Die Wohnungsmarktregion - Begriffsbestimmung, Prozesse und Methoden zur Abgrenzung
- Sachliche Eingrenzung und Definition des Wohnungsmarktes
- Aktuelle Trends der Siedlungsentwicklung
- Aktuelle Ansätze zur Abgrenzung regionaler Wohnungsmärkte
- Regionaler Wohnungsmarkt versus Stadtregion
- Die räumliche Abgrenzung von Wohnungsmarktregionen mit Hilfe von Klassifizierungsverfahren
- Verfahren der Raumklassifizierung
- Vorstellung und räumliche Abgrenzung der Untersuchungsregionen
- Die Untersuchungsregion Dresden
- Die Untersuchungsregion Stuttgart
- Die Untersuchungsregion München
- Determinanten zur Abgrenzung von Wohnungsmarktregionen
- Einführung
- Verflechtungsindikatoren
- Pendlerverflechtungen
- Kleinräumige Migration
- Strukturindikatoren
- Größe und Dichte
- Arbeitsmarkt
- Mobilität und Erreichbarkeit
- Demographie
- Dynamik
- Datenanalyse
- Datenaufbereitung und Normierung
- Ausreißeranalyse
- Untersuchung der Variablenstruktur
- Multivariate Clusteranalyse
- Ergebnis und Darstellung der Clusteranalyse
- Qualitätsüberprüfung
- Validierung des statistischen Modells
- Vergleich der Modellergebnisse mit bestehenden Stadt-Umland-Abgrenzungen
- Stadtregion
- BIK-Region
- Weitere Abgrenzungen
- Ergebnisdiskussion und Bewertung
- Einflussfaktoren auf die Validität des Abgrenzungsmodells
- Raumstruktur, Stadtgröße und Wohnungsmarktlage
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Abgrenzung regionaler Wohnungsmärkte und zielt darauf ab, ein wissenschaftlich fundiertes Verfahren zur räumlichen Abgrenzung von Wohnungsmarktregionen zu entwickeln und zu validieren. Dazu werden verschiedene Ansätze und Methoden aus der Stadt- und Regionalforschung sowie der Raumklassifizierung miteinander kombiniert und angewendet.
- Konzeptionelle und methodische Grundlagen der Abgrenzung von Wohnungsmarktregionen
- Analyse und Vergleich verschiedener Stadt-Umland-Regionen
- Anwendung von Klassifizierungsverfahren zur Abgrenzung von Wohnungsmarktregionen
- Validierung der entwickelten Abgrenzungsmethode
- Diskussion von Einflussfaktoren auf die Validität des Modells
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt die Problemstellung und Zielsetzung der Arbeit dar und erläutert den Aufbau sowie die Methodik der Untersuchung.
- Kapitel 2 befasst sich mit dem Begriff und der Abgrenzung der Stadt-Umland-Region und präsentiert verschiedene Modelle zur Regionalisierung, wie die Boustedt- und die BIK-Stadtregionen.
- Kapitel 3 definiert den Begriff der Wohnungsmarktregion und beleuchtet aktuelle Trends der Siedlungsentwicklung sowie Ansätze zur Abgrenzung von regionalen Wohnungsmärkten.
- Kapitel 4 beschäftigt sich mit der räumlichen Abgrenzung von Wohnungsmarktregionen mithilfe von Klassifizierungsverfahren. Hier werden die Untersuchungsregionen Dresden, Stuttgart und München vorgestellt und die Determinanten zur Abgrenzung von Wohnungsmarktregionen analysiert.
- Kapitel 5 diskutiert die Ergebnisse der Untersuchung und bewertet die entwickelten Abgrenzungsmodelle.
Schlüsselwörter
Wohnungsmarktregion, Stadt-Umland-Region, Raumklassifizierung, Clusteranalyse, Pendlerverflechtungen, Wohnungsmarktlage, Siedlungsentwicklung, Stadtregionen, Boustedt-Modell, BIK-Modell, Multivariate Analyse.
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- Falk Wiedemann (Autor), 2006, Abgrenzung regionaler Wohnungsmärkte, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/64896