Vergewaltigung im Krieg: Historisch-soziologische Betrachtungen und sozialpsychologische Erklärungsversuche


Seminar Paper, 2006

28 Pages, Grade: 1,5


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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Unterschiede und Ähnlichkeiten von Vergewaltigung im Zuge
dreier Kriege
2.1. Vergewaltigung gegen Ende des 2. Weltkrieges am
Beispiel Berlins
2.2. Vergewaltigung im Vietnamkrieg
2.3. Vergewaltigung während des Bosnienkonflikts

3. Vergewaltigung als sexueller Ausdruck von Aggression?

4. Vergewaltigung als Bestandteil männlicher Kommunikation

5. Der Einfluss der militärischen Institution

6. Sozialpsychologische Erklärungsversuche
6.1. Die Entstehung der männlichen Sexual- und Aggressionstriebe
6.2. Zur Entwicklung männlicher Geschlechtsidentität
6.3. Die kulturelle Konstruktion des Mannes
6.4. Bedrohte Männlichkeit im Krieg und die Konsequenzen

7. Die Abhängigkeit des Menschen von Institutionen

8. Zusammenfassende Thesen

9. Literaturverzeichnis

Die zivilisiertesten Völker sind der Barbarei so

nahe wie das geschliffenste Eisen dem Rost. Völker wie Metalle glänzen nur an der Oberfläche.

Antoine de Rivarol

1. Einleitung

Vergewaltigung ist eines der großen Tabuthemen des 20./21. Jahrhunderts. Besonders die massenhafte Vergewaltigung in Kriegszeiten ist ein Phänomen, das nachträglich aus dem kulturellen Gedächtnis gelöscht beziehungsweise als eine, durch die Biologie und Natur des, in der Rolle eines Kriegers befindenden Mannes, begründete Tat marginalisiert und oftmals als unvermeidliches Nebenprodukt des Krieges angesehen wird. Schamgrenzen, ausgedrückt im gesellschaftlichen Desinteresse sorgen dafür, sie als historisch wenig bedeutungsvoll anzusehen und dementsprechend in der Forschung zu behandeln (vgl. Seifert in Stiglmayer 1993: 106); daher die geringe Anzahl der Autoren, die sich mit dieser Thematik auseinandergesetzt haben. Zu nennen sind die Untersuchungen über Vergewaltigung durch Angehörige der Alliierten (hauptsächlich der Roten Armee) von Helke Sanders und Barbara Johr, die Studien über posttraumatischen Persönlichkeitsstörungen (PTSD[1] ) an Vietnamveteranen - also aus Täterperspektive - von Jonathan Shay, der Beitrag von Alexandra Stiglmayer und vor allem Ruth Seifert über Massenvergewaltigung während des letzten kriegerischen Konflikts in Bosnien-Herzegowina, die Untersuchungen von Susan Brownmiller, die Autoren der Texte im Sammelband des ,,Arbeitskreis Historische Friedensforschung“[2] sowie die psychoanalytische Perspektive auf Massenvergewaltigung von Rolf Pohl[3].

Die „offiziellen“ Gründe und Legitimationen für (Massen-)Vergewaltigungen sind von Krieg zu Krieg unterschiedlich. Mal ist es die Rache, ein anderes Mal die Frustration und die Sinnlosigkeitsgefühle der Soldaten oder eine befohlene ethnische Säuberung, in deren Ausführung Vergewaltigung politisch funktionalisiert wird. Die Psychologie der Täter ist allerdings dieselbe. Die Vergewaltiger sind ,,alle ganz normale Männer, die im Krieg das tun, was Männer in Kriegen bisher immer getan haben, jeder auf seine Weise, in seinem Rahmen und mit seinen Zielen“ (Stiglmayer 1993: 111). Möchte man Vergewaltigung während und kurz nach Kriegen erklären, so muss man dies immer auch mit Blick auf die historisch-soziologischen Begebenheiten tun. Diese Ausarbeitung widmet sich dem Thema von daher nicht nur aus psychologischer Perspektive, sondern bindet den Kontext, in dem Vergewaltigung stattfindet, mit ein.

Die Basis vieler bisheriger Erklärungsansätze bilden “Stauungs-Entladungs-Modelle” verbunden mit “Reiz-Reaktions-Vorstellungen”. Diese „hydraulischen“ Modelle, die den Grund von Vergewaltigung in der langen Abstinenzzeit während der Kriegshandlungen suchen, verschleiern die Tatsache, dass erstens in den meisten Fällen für das Erreichen einer „Entladung“ unangemessen brutal vorgegangen wird und zweitens der Großteil aller Männer auch im zivilen Leben nicht, trotz der Abwesenheit einer eigenen Frau, herumlaufen und vergewaltigen. Daher wäre es, um zu verstehen warum Männer im Krieg vergewaltigen, meiner Meinung nach notwendig, eine kulturübergreifende Studie zur Sozialisierung des männlichen Geschlechts durchzuführen. Diese müsste die Aufgabe erfüllen, die Art und Weise, wie junge Männer in Abgrenzung zum weiblichen Geschlecht erzogen werden und wie sich dieser Vorgang in der Psyche „niederschlägt“ und durch militärische Institutionen „missbraucht“ wird, zu erklären. Die vorliegende Ausarbeitung kann dieses Werk selbstverständlich nicht vollbringen. Sie soll lediglich versuchen, eine fundierte Einsicht in das Thema sowie in die bisherigen Erklärungsmodelle zu vermitteln und einen ersten Ansatz zur Aufklärung von „Sozialisationsdefiziten“ anreißen, um so einen Blick in die psychischen Beweggründe der Vergewaltiger zu erlangen.

2. Unterschiede und Ähnlichkeiten von Vergewaltigung im Zuge dreier Kriege

2.1. Vergewaltigung gegen Ende des 2. Weltkrieges am Beispiel Berlins

Als am 22. April 1945 der erste russische Panzer die Stadtgrenze von Berlin überschritt, ging nicht nur der Anfang vom Ende eines globalen Krieges in die letzte heiße Phase, es begann ein Martyrium für eine Vielzahl von Frauen, die sich zu diesem Zeitpunkt in Berlin aufhielten.

Zeitzeugen sprechen von bis zu 800.000 Vergewaltigungen durch Angehörige der Roten Armee im Berlin (vgl. Sander/Johr 1992: 15). Dies würde bedeuten, dass fast jeder Rotarmist zweimal eine Frau vergewaltigt hätte oder weniger Rotarmisten dafür sehr viel öfters vergewaltigten. Die offizielle Zahl - belegt durch Krankenakten - wird auf etwa 100.000 beziffert. Da viele Opfer mehrfach vergewaltigt wurden, die Selbstmordrate von Frauen in diesen Tagen enorm anstieg und viele Frauen aus Scham nicht in ein Krankenhaus gingen, wird diese Zahl wahrscheinlich deutlich höher sein (vgl. ebd.: 46ff.).

Das Thema Vergewaltigung wurde schon Wochen vor dem Einmarsch der Roten Armee von der deutschen Propagandamaschinerie benutzt: ,,Mit vorgehaltener Waffe zieht diese Soldateska von Haus zu Haus und stiehlt Uhren und Schmuck, verlangt Schnaps und Zigaretten. Am Abend durchsuchen die innerasiatischen Wüstlinge die Wohnungen nach jungen deutschen Frauen und Mädchen, schänden sie unter brutalster Gewaltanwendung“ (,,Der Panzerbär –ein Kampfblatt für die Verteidigung Groß-Berlins“ in ebd.: 23).

Die Angst, die in Kampfblättern und im Radio geschürt und als Teil eines bewussten Vernichtungsplans gegen die deutsche Rasse ausgelegt wurde, war ein Ausdruck männlicher Angst vor der eigenen Niederlage (vgl. Sander/Johr 1992: 23). Die Propaganda fügte zudem noch eine antisemitische Note hinzu, da die Rotarmisten scheinbar auf Befehl eines in Moskau sitzenden jüdischen Literaten namens Ilja Ehrenburg vergewaltigten, um so den Rassenhochmut der germanischen Frauen zu brechen (vgl. Kuby in ebd.: 28). Die Vergewaltigungen geschahen meistens in der Öffentlichkeit und wurden zum größten Teil von mehreren Soldaten gemeinsam beziehungsweise hintereinander verübt und in den meisten Fällen waren die Vergewaltiger alkoholisiert: ,,Vergewaltigung der Frau war an der Tagesordnung. Es war egal, ob es Kinder oder Greisinnen waren[4]. Eine 14-jährige musste ihren Kopf auf einen Stein legen und mehrere Männer über sich ergehen lassen, die sie mit einer Geschlechtskrankheit infizierten. Die Frauen waren wehrlos und damit rechtlos. Nacht für Nacht schrieen Frauen nach dem Kommandanten, der natürlich nirgends zu finden war“ (Erlebnisbericht in Sonderheft Courage Nr.3 ,,Alltag im 2. Weltkrieg“: 58).

Es gab nur wenige dokumentierte Fälle, dass sich ein Mann vor seine Frau stellte und damit oftmals das eigene Leben riskierte. Die Großzahl der Männer versteckte sich hinter ihren Frauen und rechtfertigte ihr Verhalten, indem sie den Vergewaltigungsakt mit dem ihnen bei Protest bevorstehenden sibirischen Zwangslager herunterspielten (vgl. Sander/Johr 1992: 30). Andere Männer hielten an ihrer Ehre[5] fest und schickten ihre vergewaltigten Töchter und Frauen in den Tod oder vernichteten gleich ihre ganze Familie einschließlich sich selber, da ,,er“ diese Schmach und Schande, also die Verletzung seines mit einer starken Männlichkeitsideologie durchtränkten Selbstbildes, nicht ertragen konnte. Die „Schändungen durch den Sieger zerstören bei den unterlegenen Männern alle noch verbliebenen Illusionen von Macht und Besitz. Der vorübergehende Besitzwechsel der geschändeten Frauen als Siegesbeute vermindert den Wert der Frau als potentielles Eigentum des Mannes. Nicht nur, dass Ehemänner, Verlobte, Väter, Freunde – als Tatzeugen oder nicht – sich mit Abscheu von ihren geschändeten Frauen abwenden, die Ehen oder Beziehungen lösen, sie bürgen dem Opfer obendrein noch die Mitschuld an der Tat auf. Ein Makel haftet zeitlebens an ihnen“ (ebd.: 31).

Der Mythos eines starken germanischen Mannes kehrte sich in sein Gegenteil um. Der verlorene Krieg war somit nicht nur Sinnbild eines kriegerisch unterlegenen Volkes, sondern auch Sinnbild der Niederlage der Männer als Geschlecht (vgl. ebd.).

Es ist darauf hinzuweisen, dass deutsche Männer in Russland nichts anderes taten als die Rotarmisten 1945 in Berlin[6].

Während im zweiten Weltkrieg die verantwortlichen Offiziere mehr oder weniger präsent waren und es sich bei den Kampfeinheiten meist um große Verbände handelte, war die Kontrolle der Vorgesetzten sowie die gegenseitige Kontrolle der Soldaten auch während der Vergewaltigung im Vergleich zu der Situation in Vietnam relativ hoch. Da den Soldaten kurz nach dem Krieg Vergewaltigung zugestanden wurde und das reale Strafmaß erst einige Tage nach dem Krieg zur Geltung kam, wurden die Frauen - im Gegensatz zur Situation in Vietnam - in der Regel nach der Vergewaltigung nicht erschossen.

2.2. Vergewaltigung im Vietnamkrieg

Im Vietnamkrieg agierten hauptsächlich so genannte ,,small units“. Diese Einheiten umfassten zwischen 5 und 25 Soldaten. Dies stellt insofern einen Traditionsbruch mit bisherigen Kriegsführungen dar, da diese Einheiten relativ stark auf sich alleine gestellt waren und lediglich via Funk zu ihren zuständigen Offizieren Kontakt hatten. Zudem gab es eine bürokratisch reglementierte Rotation von Truppenführern, wodurch die Truppen einen Kompetenzverlust erlitten, der häufig lebensgefährliche Konsequenzen mit sich brachte; kaum war ein Kommandant mit den Begebenheiten vertraut, wurde er wieder abgelöst. Diese Strategie wurde unter anderem ,,Politik der langen Leine“ genannt (vgl. Greiner in Gleichmann/Kühne 2004: 226ff.).

Die absolute Gruppenabhängigkeit der Soldaten im Dschungel hatte prekäre Auswirkungen auf die zivilisatorischen Errungenschaften des Einzelnen[7]. Um zu überleben, muss sich der Einzelne der Gruppe anpassen. Wenn er sich weigert der Gruppendynamik folge zu leisten – zum Beispiel in Form von Weigerung gemeinsamer Vergewaltigung – kam es durchaus zu so genannten ,,fragging“ (Kameradenmord im Feld). So wurde ein Soldat, der mit seiner kleinen Einheit im Dschungel agierte und der bei einer Verschleppung, tagelanger Vergewaltigung und schließlich Ermordung einer jungen Vietnamesin Phan Thi Mao nicht mitmachen wollte, von seinem 20 Jahre alten Vorgesetzten als ,,Schwuler“ und als ,,Küken“ bezeichnet; man drohte ihm mit dem Tod, sollte er von seiner ,,unmännlichen Zurückhaltung“ nicht ablassen (vgl. ebd.: 227).

Auch wenn die militärische Führung Sanktionen über Gewaltanwendung außerhalb von Kampfeinsätzen verhängt, passen Gewaltanwendungen doch in das militärische Kalkül: ,,Sexuelle Machtausübung wird Soldaten zugestanden, weil sie dazu beiträgt, die Kampfmoral, die Bereitschaft, die Todesangst ertragen und Töten zu können, aufrechtzuerhalten“ (Zipfel 2001: 17).

Außerdem konnte man eine feindliche Frau, wenn man sie schon umbringen soll, auch vergewaltigen (vgl. ebd.: 258). „Warum sollte, wer Gefahr lief alles jederzeit zu verlieren, nicht auch jederzeit alles tun dürfen?“ (Greiner in ebd.: 239).

Die These, dass die Täter der häufig brutalen Vergewaltigungen im ,,normalen“ Alltag unterprivilegierte Menschen sind, die während ihrer Sozialisation nicht die notwendige Trieb- und Affektkontrolle[8] entwickeln konnten, lässt sich in Hinblick auf die Ereignisse in Vietnam nicht aufrechterhalten. Es gab durchaus Täter, die aus gehobenen Elternhäusern kamen, einen glanzvollen Karriereweg eingeschlagen hatten und auch sonst in ihrer Heimat als gute, rechtschaffene Menschen und Familienväter angesehen wurden. Tatsächlich spiegelte die Armee in Vietnam ein recht ausgewogenes Bild der amerikanischen Gesellschaft wider[9]. Das Täterprofil in einem bestimmten Milieu zu suchen scheitert. „Es liegt daher nahe, die Ursachen von Gewaltbereitschaft und Mordlust an anderer Stelle zu suchen. Genauer gesagt: in der militärischen Ausbildung, den dort erweckten Erwartungshaltungen und der Konfrontation dieser Erwartungen mit der Realität des Krieges“ (Greiner in ebd.: 230).

Mit gezielter euphemistischer Vermittlung der militärischen Institution, wie zum Beispiel mit dem Werbespruch des Pentagons: ,,In der U.S. Army lernt ihr kennen, was es bedeutet, sich wie ein Mann zu fühlen“ oder auch durch die glorifizierte Darstellung vorangegangener Kriege – sei es gegen Indianer oder deutsche Soldaten – bei gleichzeitigem Fehlen aller möglichen persönlichen Konsequenzen[10], wird mit Krieg automatisch Abenteuer, Spaß, Heldentum und Männlichkeit assoziiert anstatt mit Schmerzen, Trauer, Gewalt und Brutalität (vgl. ebd.: 232). „Fiktionale Darstellungen des Krieges verfestigten in mir die Vorstellung, dass der Krieg ein Ort ist, an dem man Dinge entdecken kann“ berichtet ein Vietnamveteran (vgl. ebd.). Der Unterschied zwischen Vorstellung und Realität des Krieges konnte größer kaum sein. Angst war das vorherrschende Gefühl; nicht nur durch die Kampfhandlungen, sondern alleine schon durch den bereits als extreme Bedrohung empfundenen Dschungel.

[...]


[1] PTSD = Posttraumatic Stress Disorder (Posttraumatische Belastungsstörung)

Dieses psychosomatische Krankheitsbild fand 1980 erstmals Eingang in das auch international bedeutsame amerikanische Diagnose-Manual DSM IV [4. D iagnostic and S tatistical Manual of M ental Disorders (Diagnostisches und Statistisches Handbuch Psychischer Störungen)], das von der American psychiatric association (APA) herausgegeben wird.

[2] Gleichmann / Kühne (Hg.) 2004: Massenhaftes Töten. Kriege und Genozide im 20. Jahrhundert. Klartext Verlag, Essen

[3] Im Gegensatz zu der Instinktlehre (K. Lorenz) und der Milieulehre bzw. des Neobehaviorismus (Skinner), die die Ursache menschlichen Verhaltens vollständig entweder aus der Biologie oder der Umgebung erklären, verbindet die Psychoanalyse beide Forschungsstränge miteinander: Sie beinhaltet in ihren Grundzügen instinkttheoretische Annahmen und ist gleichzeitig umweltorientiert in ihrem therapeutischen Bezug. Dieses dialektische Verständnis ist es, das mich dazu veranlasste, die psychoanalytische Sozialpsychologie zur Erklärung menschlicher Aggression und ihre Verbindung zur Sexualität heranzuziehen.

[4] „Die Vergewaltigungslust kennt grundsätzlich nur ein Kriterium für die Wahl ihrer Opfer: die Zugehörigkeit zum weiblichen Geschlecht (Pohl 2002: 58)“

[5] Ehre und Stolz waren gerade im Dritten Reich ein integrativer Bestandteil männlicher Identität. Die Konsequenzen einer Verletzung ebendieser zeigen, welch hohe Orientierungs- und Sinnfunktion sie erfüllten.

[6] Einige Autoren und selbst Täter sind daher der Ansicht, dass die Vergewaltigungen in Berlin aus Rachemotiven vollzogen wurden (vgl. ebd.: 128f.). Andere halten die sexuelle Bedürfnisbefriedigung, nach einer langen Abstinenzzeit während der Kampfhandlungen, an der Frau des Feindes für die Ursache (vgl. ebd.: 118f).

[7] „Zivilisierung“ kann, in einer ersten Annäherung, als ein permanenter Prozess der Umwandlung von gesellschaftlichen Fremd- zu individuellen Selbstzwängen verstanden werden. Bisher ist zu beobachten, dass je größer die Integrationseinheit einer Menschengruppe ist, desto höher die Anforderungen an den Einzelnen sind, ebenmäßigere, allseitigere und stabilere Selbstkontrollmuster auszubilden, die sich ebenfalls auf einer gemeinsameren Empfindens- und Verhaltensebene ausdrücken. Es erweitert sich dabei die Fähigkeit eines Menschen, sich mit „anderen Menschen in relativer Unabhängigkeit von deren Gruppenzugehörigkeit zu identifizieren, also auch Mitgefühl mit ihnen zu empfinden. Entzivilisierung bedeutet dann eine Veränderung in entgegengesetzter Richtung, eine Verringerung der Reichweite des Mitgefühls“ (Elias in Schäfers 2003: 450).

[8] „Affekte sind die psychischen Repräsentanzen von hierarchisch organisierten, aus dem Körperinnern und durch externe Reize aktivierbaren zielorientierten [ erlernten, C.E.] Motivsystemen. Diese sind Nachfolger der Instinkte. Affekte steuern die Objektbeziehung, aber auch andere nicht soziale Handlungen in motivspezifischer Weise. […] Die Triebe zeigen sich […] meist in Form spezifischer Appetenzen, d.h. als Affekte“ (Krause 1997: 49).

[9] Dazu ferner „Wie Kriege enden. Die Reintegration von Soldaten in Nachkriegsgesellschaften“ von Benjamin Bieber.

[10] Die Helden eines Filmes sterben meistens nicht und wenn doch, dann patriotisch. Welcher Zuschauer identifiziert sich mit den „Normalsterblichen“ eines Kriegsfilmes?

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Details

Title
Vergewaltigung im Krieg: Historisch-soziologische Betrachtungen und sozialpsychologische Erklärungsversuche
College
University of Hannover  (Institut für Soziologie und Sozialpsychologie)
Grade
1,5
Author
Year
2006
Pages
28
Catalog Number
V64940
ISBN (eBook)
9783638576246
ISBN (Book)
9783638670265
File size
594 KB
Language
German
Notes
Hierbei handelt es sich um den Versuch, sich mit dem Phänomen Vergewaltigung im Krieg aus psychoanalytischer auseinanderzusetzten. Im Kern dreht es sich um die Widerlegung der Behauptung, dass Vergewaltigung lediglich der Artikulation von Aggression dient und somit nichts mit Sexualität zu tun hat. Die angeführte Beweisführung beruht im Wesentlichen auf den Forschungen von Rolf Pohl zum Thema "Feindbild Frau. Männliche Sexualität, Gewalt und die Abwehr des Weiblichen"
Keywords
Vergewaltigung, Krieg, Historisch-soziologische, Betrachtungen, Erklärungsversuche
Quote paper
Christoph Egen (Author), 2006, Vergewaltigung im Krieg: Historisch-soziologische Betrachtungen und sozialpsychologische Erklärungsversuche, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/64940

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