So gib mir auch die Zeiten wieder,
da ich noch selbst im Werden war,
da sich ein Quell gedrängter Lieder
ununterbrochen neu gebar,
da Nebel mir die Welt verhüllten,
die Knospe Wunder noch versprach,
da ich die tausend Blumen brach,
die alle Täler reichlich füllten!
Ich hatte nichts und doch genug:
Den Drang nach Wahrheit und die Lust am Trug!
Gib ungebändigt jene Triebe,
das tiefe, schmerzvolle Glück,
des Hasses Kraft, die Macht der Liebe,
gib meine Jugend mir zurück!
Johann Wolfgang Goethe
Bereits Goethe beschrieb die Spannung des Lebensabschnitts zwischen "Kind sein" und "Erwachsen sein" und wünschte sich in diese Zeit zurück. Gemeint ist die Zeit, in der ein Mensch versucht, einen generationsspezifischen Lebensstil zu entwickeln, um individuelle Verhaltensweisen und Ausdrucksformen und spezielle Werte und Normen zu entwickeln und sich somit von der "Erwachsenenwelt", auch von der restlichen Gesellschaft, zu unterscheiden.
"Ein subkultureller Stil drückt sich nicht nur symbolisch als Selbstverständnis der stilbildenden Gruppe aus, er lässt sich auch als eine chiffrierte Ausdrucksform von Klassenbewusstsein und als eine symbolische Kritik an der herrschenden Ordnung ‚lesen′."
Aus Untersuchungen und ihren Auswertungen ergibt die Situation der Jugendlichen, dass sie die Prinzipien und Vorstellungen eines Erwachsenenanspruchs verkörpern müssen, andererseits gibt und gab es immer Gruppierungen, die sich diesem Einfluss entzogen haben und eigenständig und unabhängig von Erwachsenennormen handelten (z. B. die Wandervogelbewegung und die folgenden Organisationsformen und heute die Hip Hop-Bewegung, die Chaostage oder die Loveparade).
Der Ursprung war zunächst eine eigenständige Jugendkultur, die jedoch dann teilweise ihre Unabhängigkeit verlor, wenn Erwachsene sie in kommerzielle Strukturen einpassten und daraus eine Kontrollfunktion ableiteten. Jürgen Reulecke (1986) geht sogar soweit, dass Jugend als eigenständige Kultur gar nicht existiert, sondern von Erwachsenen bzw. der Gesellschaft inhaltlich bestimmt wird. John R. Gillis (1974) stellte jedoch zwölf Jahre vorher die These auf, dass "Jugend" eine eigenständige Kultur mit einem ihr immanenten Bewusstsein ist und somit ihre eigene Geschichte macht.
Um dem Phänomen "Jugend" auf die Spur zu kommen, sollen weitere Autoren zu Wort kommen.
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Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Entwicklung der Jugendkulturen seit Mitte des 20. Jahrhunderts
- Exkurs: Die Rolle der Medien
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Frage, wer Jugendkulturen prägt und wie sich die Jugend im Laufe der Zeit in ihrer Identitätsentwicklung von der Erwachsenenwelt abgrenzt. Sie untersucht die Entwicklung von Jugendkulturen seit den 1950er Jahren und analysiert die Rolle der Medien bei der Gestaltung dieser Kulturen.
- Entwicklung von Jugendkulturen seit den 1950er Jahren
- Rolle der Medien bei der Gestaltung von Jugendkulturen
- Identitätsentwicklung der Jugend
- Abgrenzung von der Erwachsenenwelt
- Soziokulturelle Faktoren, die Jugendkulturen beeinflussen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage nach der Prägung von Jugendkulturen und stellt die These auf, dass Jugend eine eigenständige Kultur mit einem ihr innewohnenden Bewusstsein ist.
Die Entwicklung der Jugendkulturen seit Mitte des 20. Jahrhunderts
Dieses Kapitel beschreibt die Entstehung von Jugendkulturen in der Bundesrepublik Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Es wird dargestellt, wie die Jugend sich zu einer autonomen Teilkultur entwickelte und durch die Bildung von altershomogenen Gruppierungen eine Abgrenzung zur Erwachsenenwelt suchte.
Exkurs: Die Rolle der Medien
Dieser Exkurs beleuchtet den Einfluss der Medien auf die Gestaltung von Jugendkulturen. Es wird diskutiert, wie Medien Inhalte und Trends in Jugendkulturen prägen und welche Rolle sie bei der Verbreitung von Subkulturen spielen.
Schlüsselwörter
Jugendkulturen, Subkulturen, Identität, Identitätsentwicklung, Jugend, Erwachsenenwelt, Medien, Generationenkonflikt, Soziokulturelle Faktoren, Werte, Normen, Abgrenzung, Medienkultur, Kulturwissenschaften, Europäische Ethnologie.
- Quote paper
- Gesa Mann (Author), 2001, Wer macht Jugendkulturen? Eine Diskussion um die Identitätsprägung der Jugend, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/6494