Frühneuzeitlicher Festungsbau am Beispiel der Hochburg


Term Paper (Advanced seminar), 2005

25 Pages, Grade: 2,0


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Hochburg im 17. Jahrhundert
2.1. Der Dreißigjährige Krieg
2.2. Die Auseinandersetzung mit Frankreich

3. Festungsbaukunst in der Frühen Neuzeit
3.1. Der Bastionsring der Hochburg
3.2. Fortifikation

4. Die neuzeitliche Festung als Ausdruck einer Verhaltensnorm
4.1. Kritische Technikgeschichte (nach Eichberg)
4.2. Geometrisierung

5. Schlussbetrachtung

Anhang

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Bastionskranz der Festung Hochburg bei Emmendingen. Zunächst wird ein ereignis- und baugeschichtlicher Überblick gegeben, der die bestehenden gesicherten Daten zusammenfasst und in eine chronologische Reihenfolge bringt. Ins Zentrum der Untersuchungen rücken die Entwicklungen und Ereignisse des 17.Jahrhunderts. Im Anschluss daran wird der Bau des Festungsringes im Zusammenhang mit der Entwicklung der Wehrbauarchitektur betrachtet. Nachdem die technischen Voraussetzungen und Neuerungen, insbesondere das Bastionssystem, kurz erläutert wurden, folgt ein kurzer Exkurs. Es wird die Idee einer »kritischen Technikgeschichte« nach Henning Eichberg aufgegriffen und auf die untersuchten Gegenstände – die Festung Hochburg und das Bastionssystem – angewendet. Zur Orientierung soll dabei die Frage dienen, ob der Bau des Bastionskranzes vornehmlich durch militärisch-praktische Überlegungen bestimmt war oder ob ein gewisses ästhetisch-ordnendes Element hinzugefügt werden muss.

Der erste Teil der vorliegenden Arbeit stützt sich im wesentlichen auf die Publikationen von Rolf Brinkmann, der sich eingehend mit der Burgruine Hochburg beschäftigt hat.[1] Leider sind seine Arbeiten für eine wissenschaftliche Untersuchung oft formal unzureichend, so dass insbesondere die Zitierfähigkeit seiner Werke zweifelhaft ist. Es wurde versucht, alle Aussagen Brinkmanns von anderer Seite zu bestätigen, so zum Beispiel durch eine jüngere Arbeit von Alfons Zettler und Thomas Zotz.[2] Trotz ihres Bemühens bleibt die Literatur zur Hochburg in der Neuzeit unbefriedigend.

Der mittlere Teil dieser Arbeit stützt sich auf die Buchreihe Heerwesen der Neuzeit . Es sei auf die Bände 1 und 2 von Georg Ortenburg[3] und Siegfried Fiedler[4] hingewiesen. Insbesondere Ortenburgs zusammenfassenden Erläuterungen zur Wehrbauarchitektur der Neuzeit dienten als Grundlage für diese Arbeit.

Der letzte Teil dieser Arbeit folgt den Ansprüchen und Ausführungen Eichbergs, die er 1980 zum erstem Mal in einem Aufsatz über den Festungsbau im Barock veröffentlichte.[5] Später (1984) gab er im Eigenverlag eine Monographie heraus, in der dieser Aufsatz in leicht abgeänderter Form wiederverwendet wurde. Seine Idee einer »kritischen Technikgeschichte« findet hier nähere Erläuterung und eine klare Form.[6]

2. Die Hochburg im 17. Jahrhundert

Als Ende des 17. Jahrhunderts der Gutachter I.M.Faulhaber die Hochburg besichtigte, fand er kaum mehr vor als ein Trümmerfeld. Dem Fürsten, seinem Auftraggeber, beschrieb er die Situation folgendermaßen:

„1. Die alte Fortifikation, so in sehr kleinen und irregulären Bastionen bestanden, ist völlig ruiniert und geschleift;
2. die Schloßmauer ist auch durch verschiedene Minen gar übel und sehr ruiniert;
3. das Rondel ist gleichfalls zersprengt, jedoch etwa hochs, dann bei zwei Mann hoch über der Erde ist es noch in gutem Stande;
4. die Thore sind völlig wie auch die corps de garde zersprengt und ruiniert;
5. sowohl der obere als untere Brunnen sein ganz mit großen und kleinen Steinen ausgefüllt;
6. das Schloß selbsten und andere Häuser sein außer daß sie noch in ihren 4 Mauern bestehen, so theils auch schlecht sein, gänzlich ruiniert, verbrennt und zerschlagen;
7. den Keller betreffend ist das ganze Gewölb inzwei geschlagen und ist solcher ganz in keinem Stand.“[7]

Das Gutachten Faulhabers ist datiert auf den 11. August 1699 und vermittelt einen recht anschaulichen Eindruck vom damaligen Zustand der Anlage. Die vorgelagerten Festungswerke, die Tore und die Schloßmauern scheinen nahezu völlständig zerstört gewesen zu sein. Ebenso waren die Brunnen und Keller unbrauchbar. Von den Gebäuden im Inneren der Burg standen bestenfalls noch die Außenmauern, alles andere war zerschlagen oder verbrannt.

Die Burganlage, in der Faulhaber stand und über die er ein Urteil zu fällen hatte, war im 11.Jahrhundert gegründet worden und blickte auf eine lange Tradition zurück. Faulhabers Besichtigung waren Überlegungen des Landesfürsten vorausgegangen, die alte Festungsanlage wieder instand zu setzen. Als Gutachter kam Faulhaber die Aufgabe zu, über den Zustand der Anlage zu informieren und eine Empfehlung für das Bauvorhaben abzugeben. Nicht zuletzt spielten dabei die Kosten für den Wiederaufbau eine Rolle. Mit heutigen Worten kamen Faulhaber also bei seiner Tätigkeit zwei Aufgaben zu: Er sollte (1.) ein Baugutachten erstellen und (2.) eine Kostenprognose für den Wiederaufbau geben.

Die Hochburg war nach Faulhabers Ansicht so zerstört, dass ein Wiederaufbau einem Neubau gleich gekommen wäre. Was die Kostenprognose angeht, notierte er:

„Es ist kurz zu sagen diese Vestung dergestalt ruiniert und zerstört, daß solche wieder in vorigen Stand zu setzn, ein großes, ja schier so viel als eine neue Vestung anzulegen, kosten solle.“[8]

Ende des 17.Jahrhunderts wurde die Hochburg aufgegeben, als Mittel zur Landesverteidigung oder zur Repräsentation fürstlicher Macht kam sie offensichtlich nicht mehr in Frage. Man verwarf die Instandsetzung aufgrund der hohen Kosten und ließ die Anlage verfallen. Leicht kann man es sich mit dieser Entscheidung augenscheinlich nicht gemacht haben, blickte die Hochburg doch schon damals auf eine mehrere Jahrhunderte währende Vergangenheit zurück, die eng mit dem Herrschergeschlecht der Region, den Markgrafen von Baden, verknüpft gewesen war.

Rund einhundert Jahre, bevor Faulhaber das Gutachten schrieb, Anfang des 17.Jahrhunderts, erschien die Hochburg in einem ganz anderen Licht. Markgraf Georg Friedrich von Baden, ein Soldat und Stratege, der später der Protestantischen Union beitreten und Tilly bei Wimpfen die Stirn bieten sollte, ließ die Hochburg damals zu einer Festung ausbauen und machte sie zu einem wichtigen Teil des regionalen Verteidigungssystems. Er knüpfte damit an das Bestreben seiner Vorfahren an, die Burganlage den zeitgemäßen Umständen und Entwicklungen anzupassen, sprich: die Anlage zu modernisieren.

Im Bauernkrieg 1525 hatten die alten Befestigungsanlagen gute Dienste geleistet. Im Gegensatz zu vielen anderen Burgen in der Umgebung war die Hochburg in dieser Zeit nicht eingenommen worden. Zuletzt hatte Markgraf Karl II. Mitte des 16.Jahrhunderts eine grundlegende Neugestaltung der Anlage vorgenommen. Ein wachsendes Repräsentationsbedürfnis hatte dazu geführt, dass er die Wohnanlage in der Zeit von 1553-1577 zu einem Schloss umbauen ließ. Es galt, eine befestigte Residenz zu errichten, die die machtvolle Präsenz der Besitzer der Hochburg widerspiegelte. Auch die Erneuerung der Wehranlagen spielte dabei eine wichtige Rolle: die alte Ringmauer wurde abgetragen und modernisiert, im Süden der Anlage dehnte man sich aus und ummauerte den sogenannten »Gießhübel« (1556-1557).[9]

Im Zuge neuer militärischer und politischer Entwicklungen jedoch schien es Georg Friedrich von Baden ratsam, die Burg 1599 noch weiter auszubauen. Insbesondere die Nähe des höher gelegenen Hornwaldes im Süden und die Gefahr, von dort unter Beschuss zu geraten, bereiteten immer wieder Sorgen bei der Ausarbeitung einer wirksamen Abwehrstrategie. Der Markgraf ließ einen unregelmäßigen Verteidigungsring um den Burgkern legen, einen Kranz aus sieben irregulären Bastionen[10], die der topographischen Situation der Anlage angepasst waren. Man versuchte damit, die Begegnung mit dem Feind so weit wie möglich ins Vorfeld der Burg zu verlagern, nicht zuletzt, um den Burgkern der Reichweite der Kanonen zu entziehen. Der Markgraf nahm damit die letzte Erweiterung in der Baugeschichte der Hochburg vor.

2.1. Der Dreißigjährige Krieg

Richtet man den Blick auf die Festungsanlage unter Georg Friedrich und auf das Gutachten Faulhabers, lässt sich feststellen, dass die Hochburg im 17.Jahrhundert sowohl ihren Höhepunkt als auch ihren endgültigen Niedergang erlebte.

Bis Faulhaber im Auftrag des Fürsten die Reste der Hochburg besichtigte und feststellte, dass dort nichts mehr zu retten sei, sollte allerdings noch knapp ein Jahrhundert vergehen.[11]

[...]


[1] Brinkmann, Rolf, Burgruine Hochburg, Emmendingen 1984; Brinkmann, Rolf, Die Hochburg bei Emmendingen, München/Berlin 2001.

[2] Zettler, Alfons/Zotz, Thomas, Die Burgen im mittelalterlichen Breisgau. I. Nördlicher Teil. Halbband A-K (Archäologie und Geschichte. Freiburger Forschungen zum ersten Jahrtausend in Südwestdeutschland, Bd. 14), Ostfildern 2003.

[3] Ortenburg, Georg, Waffe und Waffengebrauch im Zeitalter der Landsknechte (Ortenburg, Georg (Hg.), Heerwesen der Neuzeit, Bd.1), Koblenz 1984.

[4] Fiedler, Siegfried, Kriegswesen und Kriegsführung im Zeitalter der Landsknechte (Ortenburg, Georg (Hg.), Heerwesen der Neuzeit, Bd.2), Koblenz 1985.

[5] Eichberg, Henning, Die Rationalität der Technik ist veränderlich. Festungsbau im Barock, in: Troitzsch, Ulrich/Wohlauf, Gabriele (Hg.), Technik-Geschichte. Historische Beiträge und neuere Aufsätze, Frankfurta.M. 1980 (S.212-240).

[6] Eichberg, Henning, Die historische Relativität der Sachen. Auf dem Weg zu einer kritischen Technikgeschichte, Münster 1984.

[7] zitiert nach: Brinkmann, Rolf, Burgruine Hochburg, Emmendingen 1984 (S.32-33).

[8] zitiert nach: Brinkmann, Rolf, Burgruine Hochburg, Emmendingen 1984 (S.32-33).

[9] vgl. Neumann, Hartwig, Festungsbaukunst und Festungsbautechnik. Deutsche Wehrbauarchitektur vom XV. bis XX. Jahrhundert, 2.Auflage, Bonn 1994 (S.51); Zettler, Alfons/Zotz, Thomas, Die Burgen im mittelalterlichen Breisgau. I. Nördlicher Teil. Halbband A-K (Archäologie und Geschichte. Freiburger Forschungen zum ersten Jahrtausend in Südwestdeutschland, Bd. 14), Ostfildern 2003 (124-125).

[10] Eine »irreguläre« Wehranlage steht im Gegensatz zu einer »regulären«, die am Reißbrett entworfen wurde, ohne auf topographische Gegebenheiten zu achten, und sich diagrammatisch entfaltete.

[11] vgl. Brinkmann, Rolf, Burgruine Hochburg, Emmendingen 1984 (S.20, 51-54).

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Details

Title
Frühneuzeitlicher Festungsbau am Beispiel der Hochburg
College
University of Freiburg  (Neuere und Neueste Geschichte)
Course
Hauptseminar: Raum und Geschichte
Grade
2,0
Author
Year
2005
Pages
25
Catalog Number
V65101
ISBN (eBook)
9783638577496
ISBN (Book)
9783656775478
File size
537 KB
Language
German
Keywords
Frühneuzeitlicher, Festungsbau, Beispiel, Hochburg, Hauptseminar, Raum, Geschichte
Quote paper
Christopher Bünte (Author), 2005, Frühneuzeitlicher Festungsbau am Beispiel der Hochburg, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/65101

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