Ab etwa 1800 löst die romantische bzw. historisch-genetische Sprachwissenschaft die bis dahin vorherrschende normativ-kritische Grammatikforschung ab. Anders als diese richtet sie den Blick nicht nur auf grammatische Regeln, sondern auf die Sprache an sich in ihrer ganzen Komplexität, was bedeutet, dass Grammatik und Lexik, Lautlehre und philosophische Aspekte von Sprache, wie z.B. der Zusammenhang zwischen Sprache und Denken, betrachtet werden. Die romantische Sprachwissenschaft markiert zugleich den Beginn der deutschen Sprachw- und Literaturwissenschaft schlechthin.
Mit Karl Ferdinand Becker (1775-1849) betritt ein Außenseiter die Szene der wissenschaftlichen Sprachforschung und dies in zweifacher Hinsicht: Zunächst als Lehrer für Mathematik und Latein, dann als Arzt und Naturwissenschaftler (Chemiker) tätig, beginnt er zum einen relativ spät, sich mit sprachwissenschaftlichen Fragen auseinanderzusetzen, zum anderen wendet er sich einem Gebiet zu, das von vielen anderen Forschern eher gemieden wird, der Sprachdidaktik.
Mit seinem Zeitgenossen Wilhelm von Humboldt (1767-1835), der neben zahlreichen anderen Aufgaben ebenfalls intensive sprachwissenschaftliche Studien betreibt, steht Becker in regem Gedankenaustausch. Anders als Becker genießt Humboldt jedoch schon den Ruf eines Forschers und Universalgelehrten, als ersterer mit der sprachwissenschaftlichen Forschung beginnt. Beckers und Humboldts Gedankenaustausch fußt auf den gleichen Grundlagen der Sprachphilosophie, lassen sich doch beide der romantischen Schule zuordnen.
Inwieweit die Positionen beider übereinstimmen, wo sie sich trennen bzw. anders weiterentwickeln, wird in der vorliegenden Arbeit untersucht. Darüber hinaus wird aufgezeigt, welche Wirkungen auf heutige Sprachtheorien zu verzeichnen sind.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Sprachverständnis Karl Ferdinand Beckers
- Sprachverständnis Wilhelm von Humboldts
- Karl Ferdinand Becker und Wilhelm von Humboldt - die Positionen im Vergleich
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem Sprachverständnis von Karl Ferdinand Becker und Wilhelm von Humboldt, zwei bedeutenden Vertretern der romantischen Sprachphilosophie. Ziel ist es, die Positionen beider Denker zu analysieren und im Vergleich darzustellen, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede aufzuzeigen. Darüber hinaus soll untersucht werden, welche Auswirkungen die sprachphilosophischen Ansätze Beckers und Humboldts auf heutige Sprachtheorien haben.
- Sprachverständnis als Organismus
- Sprache als Medium der Weltsicht
- Verbindung von Denken und Sprache
- Sprachdidaktik und Schulgrammatik
- Historisch-genetische Sprachwissenschaft
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit führt in die romantische Sprachphilosophie ein und stellt die Bedeutung von Karl Ferdinand Becker und Wilhelm von Humboldt für die deutsche Sprachwissenschaft dar. Außerdem wird der wissenschaftliche Kontext der beiden Denker beleuchtet.
- Das Sprachverständnis Karl Ferdinand Beckers: Dieses Kapitel behandelt Beckers Sichtweise auf Sprache als Organismus und dessen Bedeutung für die Gestaltung der Welt. Es werden zentrale Elemente seiner Sprachphilosophie vorgestellt, wie die Verbindung von Denken und Sprache und die Rolle der Sprache als Medium der Weltsicht.
- Sprachverständnis Wilhelm von Humboldts: In diesem Kapitel wird Humboldts Sprachverständnis analysiert. Es werden seine wichtigsten Thesen zur Sprache und deren Funktion für die menschliche Erkenntnis vorgestellt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Schlüsselbegriffe Sprachphilosophie, romantische Sprachwissenschaft, Sprachverständnis, Organismus, Weltsicht, Denken und Sprache, Sprachdidaktik, Schulgrammatik, historisch-genetische Sprachwissenschaft, Karl Ferdinand Becker, Wilhelm von Humboldt.
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- MA Annette Wallbruch (Autor), 2000, Das Sprachverständnis Karl Ferdinand Beckers im Vergleich zu Wilhelm von Humboldt, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/65139