Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Lebenslanges Lernen (L³) und Selbstsozialisation
Formen von lebenslangem Lernen:
1. formale Lernprozesse,
2. nicht formale Lernprozesse,
3. informelle Lernprozesse,
Folgerung (der Commission of the European Communities 2000)
Exkurs: Bildungswandel
Vier Hauptgründe für diesen Bildungswandel:
Zwischenfazit:
Probleme/ Kritik
Damit einhergehende Folgen:
Folgerung
Mögliche Alternativen: (nach Dausien/ Alheit)
Analyse I
Analyse II
Fazit:
Kurzer Ausblick:
Literatur:
Lebenslanges Lernen (L³) und Selbstsozialisation
Formen von lebenslangem Lernen:
Zu Beginn meines Referats, machte ich dem Plenum, in Form einer Aufzählung kurz wieder bewusst, dass es verschiedene Lernformen gibt, die in den, oftmals recht unscharfen, Begriff des Lebenslangen Lernens einfließen. Folgende drei Hauptbereiche sind dabei von Bedeutung:
1. formale Lernprozesse,
welche generell in den etablierten Bildungseinrichtungen wie Schule, Universität etc. stattfinden, und in der Regel mit einer gesellschaftlich anerkannten Zertifizierung (Abitur, Diplom etc.) abgeschlossen werden.
2. nicht formale Lernprozesse,
welche normalerweise abseits der klassischen
Bildungsinstitutionen stattfinden, wie beispielsweise am Arbeitsplatz, in Vereinen und Verbände etc..
3. informelle Lernprozesse,
die maßgeblich durch weitgehend unbewusste Lernprozesse
geprägt sind. In diese Kategorie fallen sowohl beispielsweise das durchblättern einer
Zeitschrift oder eines Buches, Gespräche, Radio hören usw.. Sprich vorrangig alle
Lernprozesse, die unbeabsichtigt, und oftmals auch unbemerkt nebenbei ablaufen.
Folgerung(der Commission of the European Communities 2000)
An Hand der oben genannten unterschiedlichen Lernformen, und den damit einhergehenden unterschiedlichen Lernbiographien und individuellen Lernzielen, kombiniert mit der aktuellen gesellschaftlichen Situation, zog die Commission of the European Communities, auf die ich mich an dieser Stelle bezogen habe, folgende Schlussfolgerung, wie Lebenslanges Lernen, gesamtgesellschaftlich gesehen Idealerweise gestaltet werden sollte:
Lernen soll nicht nur systematisch auf die gesamte Lebensspanne ausgedehnt werden,
es soll zudem „lifewide“ stattfinden.
Diese Herangehensweise an den Komplex spiegelt eine, von Bildungsexperten bereits seid einiger Zeit proklamierte Forderung wider. So ist demnach lebenslanges, „vernetztes“ Lernen (lifewide) sowohl aus ökonomischer als auch aus sozialer Sicht sehr bedeutsam. Eine relativ kleine, hoch bezahlte und gut ausgebildete Bildungselite reicht allein nicht aus, die gesamte Bevölkerung sollte die Möglichkeit erhalten an dieser Entwicklung Teil zu haben. Dies würde zum einen, für einen ausreichend großen Pool von gebildeten, potentiellen Arbeitnehmern, in einer, durch die Globalisierung, zunehmend zur Hochtechnologie gedrängten Wirtschaft sorgen (man nehme nur das viel zitierte Beispiel der Abwanderung von Niedriglohnjobs nach Osten, bzw. Fernost). Zum anderen, einhergehend mit diesem Phänomen der schrumpfenden “Billig-Jobs“, soll durch die Partizipation möglichst vieler Menschen am lebenslangen Lernen soziale Disparitäten, wie sie allerorts bereits allgegenwärtig sind nicht weiter verschärft, bzw. dem entgegen gewirkt werden.
Dafür benötigt werden so genannte „Lernumwelten“, in denen sich die verschiedenen Lernarten organisch ergänzen können, und somit vernetztes Lernen überhaupt erst möglich machen. Soweit zur theoretischen (Wunsch-) Sichtweise der Autoren. Im nachfolgenden Abschnitt „Probleme/Kritik“ befasste ich mich später u.a. gemeinsam mit dem Plenum während des Referats mit der Frage wie realistisch die so eben festgestellten Forderungen und Annahmen, nach unserer Einschätzung, tatsächlich sind.
Zuvor erfolgt jedoch ein kurzer Exkurs, wie es überhaupt zu den so eben erläuterten Positionen kam.
Exkurs: Bildungswandel
Am Ende des 20 Jahrhunderts hat sich ein globaler bildungspolitischer Paradigmenwechsel vollzogen: Mittlerweile messen eine Vielzahl europäischer Länder dem Konzept des lifelong learnings eine größere Bedeutung bei. Beispielsweise gibt es in Großbritannien mittlerweile einen eigenen lifelong learning Minister. Auch das deutsche Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie hat diverse Reports + Expertentagungen zum Thema initiiert und finanziell unterstützt. Auch die europäische Kommission selbst wurde in Form eines so genannten „white Paper on Education and Training“ (Commission of the European Communities 1995), vgl. Dausin, Alheit S.569) aktiv, dem sich 1996 die UNESCO, OECD und eine Gruppe von acht Industrienationen (Group of Eight 1999) anschlossen.
Vier Hauptgründe für diesen Bildungswandel:
1. Veränderung der Bedeutung der Arbeit
Durch, historisch gesehen, relativ neue Entwicklungen und Sichtweisen auf dem
Arbeitssektor hat der klassische Begriff der Arbeit eine wesentlich breiter
aufgefächerte Inhaltsfülle als noch vor einigen Jahrzehnten. Aspekte wie
bspw. die Selbstverwirklichung durch Arbeit, oder eine vergleichsweise stetiger
Wechsel des Arbeitsplatzes sind recht moderne Entwicklungen der
Post- Industrie- Gesellschaft. Damit einhergehend besitzen Fort- und
Weiterbildungsmaßnahmen, für den modernen Arbeitnehmer, je nach individueller
Orientierung (Aufwärtsorientierung, Sicherheitsorientierung, Autonomieorientierung),
verschiedene, motivationale Ebenen. Man lernt heute nicht nur einen Beruf, und führt
diesen dann 40 Jahre beim selben Arbeitgeber aus, sondern der Arbeitnehmer muss
sich einer dynamisierten Arbeitswelt stets anpassen. Moderne
Personalentwicklungsmaßnahmen, die diesen Vorgang gewährleisten und unterstützen
sind daher ebenfalls eine noch recht junge Entwicklung, die in den späten 70er Jahren
begann.
2 . Neue, gewandelte Funktion von Wissen
Der Aspekt der Dynamisierung von Wissen klang soeben schon an. Wissen ist in modernen Postindustriegesellschaften durch die Auswirkungen der Globalisierung, Internet etc. nicht mehr relativ statisch/ träge wie zu Beginn des 20. Jahrhunderts, sondern unterliegt einer zunehmend ansteigenden Dynamik, die nahezu alle Lebensbereiche des Menschen erfasst und beeinflusst. Eine gewandelte Form von Wissen, erfordert als Reaktion auch eine gewandelte Form des Lernens, so der Tenor.
3. Erfahrung der zunehmenden Dysfunktionalität der etablierten Bildungsinstitutionen
Mit dem so eben festgestellten veränderten Anforderungen an das Individuum, sowie an die moderne Wissensgesellschaften, wir also auch die Frage aufgeworfen, wie also das Lernen gelernt werden kann. Klassische Bildungsinstitutionen müssen unter diesen Gesichtspunkten reformiert, bzw. in das vernetzte Lebenslange Lernen eingebunden werden.
4. Individualisierung
Klassische soziale Milieus und Mentalitäten sind nicht länger die beherrschenden Orientierung gebenden Pfeiler heutiger Gesellschaften. Während damals ein Arbeitersohn, der in einem entsprechenden Milieu aufwuchs quasi automatisch dort blieb, den selben Beruf des Vaters erlernte und sich in der Regel an solchen Mustern orientierte, befinden sich die klassischen Milieus und Gruppierungen zunehmend in einem Auflösungsprozess. Sie durchmischen sich immer stärker, und hinterlassen Individuen, die sich verstärkt durch das setzen und reflektieren eigener Ziele, Wünsche und Vorstellungen innerhalb der Gesellschaft bewegen müssen.
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