Theorie der Ästhetik des Nationalsozialismus


Mémoire de Maîtrise, 2006

94 Pages, Note: 2,1


Extrait


Inhalt:

1. Einleitung

2. Zielsetzung und Methodik

3. Die Grundlagen rassischer Weltanschauung
3.1 Graf Arthur de Gobineau
3.2 August Langbehn
3.3 Richard Wagner
3.4 Houston Stewart Chamberlain
3.5 Zusammenfassung

4. Ästhetische Konzepte des Nationalsozialismus
4.1. Alfred Baeumler
4.1.1 Die Idee des Schönen
4.1.2 Nachwort Alfred Baeumlers
4.1.3 Zusammenfassung – Begriff der Ästhetik bei Alfred Baeumler
4.2 Alfred Rosenberg
4.2.1 Kulturpolitik
4.2.2 Ästhetik
4.2.2.1 Das nordisch-rassische Schönheitsideal
4.2.2.2 Die innere Dynamik der Kunst und deren Gehalt
4.2.2.3 Die Anerkennung des ästhetischen Willens
4.2.3 Zusammenfassung – Begriff der Ästhetik bei Alfred Rosenberg
4.3 Paul Schultze Naumburg
4.3.1 Ästhetik
4.3.2 Kulturpolitik
4.3.3 Zusammenfassung – Begriff der Ästhetik bei Paul Schultze-Naumburg

5. Gegenüberstellung und Vergleich der einzelnen Konzepte
5.1 Ästhetik
5.2 Kulturpolitik

6. Abschließende Bewertung

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die Kunst des „Dritten Reichs“ wird in der heutigen Zeit gerne pauschal als „Nazi-Kitsch“ oder als Mittel der Propaganda ohne großen künstlerischen oder überhaupt einen kulturellen Wert betrachtet und ist oftmals in den Archiven der Museen ver-schwunden oder vernichtet worden.1 Einige Werke national-sozialistischer Kunst dagegen wurden von ihren künstlerischen und historischen Ursprüngen gelöst und zieren unkommentiert Foyers, öffentliche Plätze und Räume etc., und sind somit Bestandteil des modernen Lebens geworden.2 Aufklärende Aus-stellungen sind nach wie vor umstritten. Die Kontroversen im Umfeld der Ausstellungen spiegeln die Diskussion um einen angemessenen Umgang mit der deutschen Geschichte und eine weitere Aufarbeitung der Vergangenheit wider.

Die Fundamente der in den Kunstwerken reflektierten Ideologie bleiben bei diesen Ausstellungen allerdings zumeist verborgen.3 Daher soll das Ziel der vorliegenden Arbeit sein, diese Fundamente zu ergründen und herauszuarbeiten, in wie weit es eine einheitliche Auffassung von Schönheit im National-sozialismus gab.

Eine Richtlinie des nationalsozialistischen Kunstverständ-nisses kann sicherlich in einer Rede Adolf Hitlers auf der Kulturtagung des Reichsparteitages 1938 in Nürnberg gesehen werden:

„Jede wahre Kunst muß ihren Werken den Stempel des Schönen aufprägen. Denn das Ideal für uns alle hat in der Pflege des Gesunden zu liegen. Alles Gesunde aber allein ist richtig und natürlich, alles Richtige und Natürliche ist damit schön.“4

Auffällig an diesen Worten ist die Reichweite, die Hitler der Kunst zumisst. Sie dient keineswegs nur der Unterhaltung oder rein propagandistischen Zwecken. Ihr liegt vielmehr der Gedanke von Gesundheit und Natürlichkeit der Menschen zu Grunde. Die Kunst des Nationalsozialismus wird damit direkt in den Wirkungsbereich der nationalsozialistischen Weltanschauung gerückt. (Die Wanderausstellung „Entartete Kunst“ in den Jahren 1937 bis 19415 und die Zelebrierung der Bayreuther Wagner-Festspiele6 sind wohl die bekanntesten Beispiele für die Instrumentalisierung der Kunst durch die Nationalsozialisten.) In seinem Buch Mein Kampf verdeutlicht Hitler zudem die Untrennbarkeit von Kultur und Rasse:

„Es ist ein müßiges Beginnen, darüber zu streiten, welche Rasse oder Rassen die ursprünglichen Träger der menschlichen Kultur waren [...]. Was wir heute an menschlicher Kultur, an Ergebnissen von Kunst, Wissenschaft und Technik vor uns sehen, ist nahezu ausschließlich schöpferisches Produkt des Ariers.“7

Durch diese Auffassung Hitlers wird für die Ideologen des Nationalsozialismus eine Grundlage gelegt, die den Weg zur Einbindung des Rassegedankens und der Gesundheit in die künstlerische Ästhetik, die Kulturpolitik und das Kunst-schaffen vorgibt. Es darf jedoch nicht vergessen werden, dass die Gedanken Hitlers durch ideologische Ideen Anderer geprägt wurden.

Hier seien vor allem Houston Stewart Chamberlain und Richard Wagner genannt, auf die später noch eingegangen werden soll.

Und auch diese stellen mit ihren kulturtheoretischen Über-legungen keine Außenseiter dar, sondern sind vielmehr Vertreter einer allgemeinen Bewegung, die sich im 19. Jahrhundert formiert hat, um den Einfluss der Rasse eines Menschen auf dessen Kultur wissenschaftlich zu ergründen.

In der vorliegenden Arbeit soll nun erörtert werden, in welchem Maße eine einheitliche Auffassung von Ästhetik im nationalsozialistischen Gedankengut vorlag und welche Bedeu-tung sie in der Kunstpolitik erlangte. Zu diesem Zweck soll unter anderem folgenden Fragen nachgegangen werden: Wie wurde Kunst in der Zeit des Nationalsozialismus bestimmt? Welche Konzepte einer ästhetischen Auffassung stehen hinter einer solchen Bestimmung? Was wurde als schön empfunden oder angesehen? Und warum? Aus den Antworten soll schließlich ein Gesamtbild erstellt werden, das einen Überblick über die wichtigsten Konzepte respektive Theorien einer Ästhetik des Nationalsozialismus liefert.

Aufgrund der Brisanz der hier bearbeiteten Texte soll an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, dass in dieser Arbeit oftmals die Verwendung von Begrifflichkeiten des national-sozialistischen Vokabulars notwendig ist, die auf den heutigen Leser sicherlich befremdlich, ja oftmals abstoßend wirken muss.

2. Zielsetzung und Methodik

Um ein Bild der nationalsozialistischen Ästhetik wissen-schaftlich skizzieren zu können, ist es notwendig, die intellektuellen Vorläufer des Nationalsozialismus in Hinblick auf die Kunst und das Schöne zu untersuchen. Zu diesem Zweck sollen in Kapitel 3 exemplarisch die Konzepte einiger Autoren dargestellt werden, die mit ihren Gedanken auf die Ideologie des Nationalsozialismus — teilweise bereits lange vor der Machtergreifung 1933 — maßgeblichen Einfluss ausgeübt haben. Bei den ausgewählten Vordenkern handelt es sich um den französischen Diplomaten und Rassentheoretiker Joseph Arthur de Gobineau, den Schriftsteller und Kulturkritiker August Julius Langbehn, den Komponisten und Schriftsteller Richard Wagner und schließlich um den Schriftsteller und Kultur-kritiker Houston Stewart Chamberlain.

Anschließend sollen drei maßgebliche Akteure des „Dritten Reichs“ und Strategen der nationalsozialistischen Ideologie näher betrachtet werden, um ein Gesamtbild der national-sozialistischen Ästhetik erstellen zu können. Anhand ihrer Überlegungen soll der Begriff des Ästhetischen bzw. des Schönen bestimmt und Gemeinsamkeiten oder Unterschiede zwischen den angeführten Theorien aufgezeigt werden.

Die ausgewählten Wegbereiter und Vertreter einer NS-Ideologie sollen unterschiedlichen Teilgebieten des intellektuellen Fundaments des „Dritten Reiches“ zugeordnet werden:

1) Philosophie (Alfred Baeumler),
2) Ideologie (Alfred Rosenberg),
3) Bildende Kunst (Paul Schultze-Naumburg).

Diese Unterteilung soll als analytisches Hilfsmittel dienen und kann nur als grobes Raster angesehen werden, da die von diesen Autoren verfassten Arbeiten thematisch weitgehend das gleiche Untersuchungsfeld umfassen.

Die Zuordnung der in Frage stehenden Autoren und Teilgebiete beruht überwiegend auf biographischen und institutionellen Auswahlkriterien.

Ausgewählt wurden die Autoren aufgrund ihres Bekanntheits-grades, dem ihrer Werke und der Bedeutung, die sie für den Nationalsozialismus und dessen Ideologie hatten.

Alfred Baeumler wurde am 19. November 1887 in Neustadt an der Tafelfichte (damals österreichisches Sudetenland) geboren. Er studierte in München, Bonn und Berlin Kunstgeschichte und Philosophie. 1933 bekam er einen Lehrauftrag am Lehrstuhl für politische Pädagogik an der Universität Berlin. Im selben Jahr trat er auch der NSDAP bei und engagierte sich maßgeblich bei den Bücherverbrennungen durch die Nationalsozialisten. 1934 wurde er Leiter des „Amtes Wissenschaft“ im so genannten „Amt Rosenberg“, Alfred Rosenbergs Dienststelle. Nach 1945 wurde Baeumler für drei Jahre in den Lagern Hammelburg und Ludwigsburg interniert. Bis zu seinem Tode 1968 lebte er in Eningen bei Reutlingen.

Der Publizist und Autor Alfred Rosenberg wurde 1893 im baltischen Tallinn (damals Reval) geboren. Er studierte Architektur und Ingenieurswissenschaften in Tallinn und Moskau und kam 1918 nach München, wo er sich völkisch-nationalistischen Kreisen anschloss und Adolf Hitler kennen lernte.

Schwerpunktmäßig beschäftigte er sich in dieser Zeit mit ideologischen Grundsatzfragen und publizierte zahlreiche, vor allem antisemitische Schriften. 1929 gründete er unter anderem zusammen mit Paul Schultze-Naumburg den „Kampfbund für deutsche Kultur“ (ursprünglich 1927 als „Nationalsozia-listische Gesellschaft für deutsche Kultur“ gegründet).

Schließlich wurde er zum Schriftleiter des Völkischen Beob-achters, der Parteizeitung der NSDAP, ernannt, bis er 1930 für die NSDAP in den Reichstag einzog. 1930 entstand auch sein Hauptwerk Der Mythus des 20. Jahrhunderts.

1933 wurde Rosenberg „Leiter des Außenpolitischen Amtes der NSDAP“, das sich vornehmlich mit Propagandaaktivitäten beschäftigte. Ein Jahr später folgte die Ernennung zum „Beauftragten des Führers für die Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Schulung und Erziehung der NSDAP“. 1941 schließlich wurde Rosenberg Reichsminister für die besetzten Ostgebiete.

Im Nürnberger Prozess wurde er 1946 wegen Verbrechen gegen den Frieden, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Mensch-lichkeit zum Tode verurteilt.8

Paul Schultze-Naumburg wurde 1869 in Almrich bei Naumburg geboren. Ab 1886 besuchte er die Kunstgewerbeschule in Karlsruhe, 1887 bis 1893 besuchte er die Karlsruher Kunst-akademie und war Gasthörer an der Technischen Hochschule in Karlsruhe im Bereich Architektur. Nach einem Aufenthalt in Berlin zog Schultze-Naumburg nach Saaleck in Thüringen, wo er 1901 die Schulwerkstätten Saaleck gründete und einen Lehr-auftrag an der Weimarer Kunstschule erhielt. In den Jahren 1901–1917 gab Schultze-Naumburg seine wissenschaftlichen Abhandlungen, darunter die Kulturarbeiten, heraus und wurde 1923 dafür von der Universität Tübingen zum Doktor h.c. ernannt. 1928 erschien sein wohl bekanntestes Werk Kunst und Rasse.

Neben diesen wissenschaftlichen Tätigkeiten entwickelte Schultze-Naumburg eine weit reichende politische Aktivität. Er war – wie schon erwähnt – Mitbegründer des „Kampfbundes für deutsche Kultur“ und wurde 1930 NSDAP-Mitglied. Im gleichen Jahr wurde er zum Direktor der Weimarer Kunstschule ernannt und schließlich Mitglied des Reichstages.

1935 endete Schultze-Naumburgs Karriere durch Intrigen, die sich beim Umbau der Nürnberger Oper abspielten. Er verlor Hitlers Rückendeckung und wurde gegen seinen Willen aus dem Hochschuldienst entlassen.

Schultze-Naumburg wurde nach dem Krieg als Mitläufer einge-stuft und starb 1949 in Jena.9

Nach der Darstellung der ästhetischen Konzepte Baeumlers, Rosenbergs und Schultze-Naumburgs in Kapitel 4 sollen Gemein-samkeiten und Differenzen herausgearbeitet werden, die sich aus den verschiedenen Arbeiten der Autoren über die Ästhetik und das Schöne rekonstruieren lassen.

Abschließend erfolgt eine Zusammenfassung der Ergebnisse und eine resümierende Einschätzung.

Bei der Lektüre der einschlägigen Literatur des National-sozialismus zeigten sich Schwierigkeiten, die es bei der Abfassung dieser Arbeit zu berücksichtigen galt:

- Da sich die zu analysierenden Arbeiten oftmals nicht explizit mit dem Gebiet der Ästhetik auseinandersetzen, ist es notwendig, aus Aussagen über die Kunst und das Schöne Rückschlüsse auf ästhetische Theorien zu ziehen. Ebenso müssen Fallbeispiele herangezogen werden, die als Indiz für ästhetische Auffassungen der zu untersuchenden Autoren gedeutet werden können.
- Die Grenzen zwischen Kulturpolitik, Ästhetik und Kunst-schaffen sind nicht eindeutig voneinander abzutrennen. So wird es nicht zu vermeiden sein, dass sich die Themen-bereiche teilweise überschneiden.
- Die Arbeiten der zu untersuchenden Autoren sind teilweise verschollen oder der Öffentlichkeit nicht ohne weiteres zugänglich. Aus diesen Gründen ist es unausweichlich, dass bestimmte Texte unberücksichtigt bleiben müssen oder nicht aus Originalquellen zitiert werden können.
- Auf wissenschaftliche Biographien kann nur im Falle Rosenbergs zurückgegriffen werden. Biographische Arbeiten über Schultze-Naumburg und Baeumler sind ein Desiderat.

3. Die Grundlagen rassischer Weltanschauung

Obwohl der Rassismus als deutlichstes Erkennungsmerkmal der nationalsozialistischen Weltanschauung gilt, ist er doch wesentlich älter als der Nationalsozialismus.10 Daher ist es notwendig, auf den im 19. Jahrhundert aufkommenden Rassege-danken näher einzugehen. In ihm liegt die Grundlage für die ästhetischen und darüber hinaus auch für die weltanschaulichen Konzepte, die schließlich im Nationalsozialismus ihre praktische Erfüllung fanden. Neben Joseph Arthur de Gobineau, Julius Langbehn und Richard Wagner ist hier vor allem Houston Stewart Chamberlain als Verbreiter des Rassegedankens hervor-zuheben.

De Gobineau verfolgte die Etablierung eines anthropolo-gischen Rassismus und, damit verbunden, eine anthropologische Rassenkunde und beeinflusste damit wesentlich die litera-rischen Werke Wagners und Chamberlains.11

Langbehn sieht eine Bedrohung des deutschen Volkstums durch Völkervermischung und stellt in seinem Werk Rembrandt als Erzieher die Bedeutung der Kunst und die Funktion des Künst-lers zur Erhaltung des Deutschen Volkstums dar.

Die Bedeutung Wagners für den Nationalsozialismus lässt sich durch die enge Verbundenheit Adolf Hitlers mit dem Hause Wagner und mit Hitlers tiefer Verehrung der Musik Richard Wagners erklären.12 Zudem stellen die Schriften Wagners durch ihre Darstellung der germanischen Kultur, die in seinen Arbeiten im Gegensatz zum Judentum steht, eine mögliche Grundlage der späteren nationalsozialistischen Weltanschauung dar.

Die Schriften und die Persönlichkeit Chamberlains waren schon zu seinen Lebzeiten eng mit dem Nationalsozialismus verbunden. Dies zeigt sich bereits 1923 in einem Brief Chamberlains an Adolf Hitler: „Das Deutschland in der Stunde seiner höchsten Not einen Hitler gebiert, das bezeugt sein Lebendigsein [...].“13 Chamberlain stellt in seinem Werk Die Grundlagen des 19.Jahrhunderts den Kampf der abendländischen Kultur gegen die Einflüsse fremder Kulturen, vor allem gegen den Einfluss des Judentums, dar.

Sicherlich können die Autoren nur eine Auswahl darstellen, die durch ihre Konzepte respektive Theorien Einfluss auf die nationalsozialistische Ideologie hatten. So bleiben gerade die naturwissenschaftlichen Vertreter einer Rassenlehre in der vorliegenden Arbeit unbehandelt. Der Orientierung wegen sollen der amerikanische Biologe und Eugeniker Charles B. Davenport und die deutschen Rassebiologen Erwin Baur, Eugen Fischer und Fritz Lenz beispielhaft erwähnt werden.14

Auch sollen nur diejenigen Aspekte der unterschiedlichen Konzeptionen dargestellt werden, die als Grundlagen für eine Theorie nationalsozialistischer Ästhetik dienen können. Die Darstellung der Autoren soll der anschließenden Untersuchung der Werke Baeumlers, Rosenbergs und Schultze-Naumburgs als Hintergrund dienen. Eine Gesamtdarstellung der Werke de Gobineaus, Langbehns, Wagners und Chamberlains ist nicht beabsichtigt.

3.1 Joseph Arthur de Gobineau

De Gobineau wird als Urvater der Rassenlehre betrachtet. In seinem Essai sur l’inégalité des races humaines von 1853 beschreibt er die Verschiedenheit menschlicher Rassen und deren Einfluss auf das kulturelle Leben der Völker.

De Gobineau unterscheidet drei Hauptrassen: die schwarze, die gelbe und die weiße. Diese unterteilen sich weiter in verschiedene Tertiärgruppen und diese wiederum in eine Vielzahl, durch Rassenmischungen entstandene, Untergruppen.

Die schwarze Rasse steht auf der menschlichen Skala am niedrigsten: „Der Charakter von Thierheit [...] erlegt ihr vom Augenblick der Empfängniß an ihre Bestimmung auf.“15

Die gelbe Rasse stellt den Inbegriff der Mittelmäßigkeit dar: „Ihre Wünsche beschränken sich darauf, so angenehm und so bequem als möglich zu leben.“16

Die höchste der drei Grundrassen ist dagegen die weiße Rasse:

„Besonnene Energie, oder besser gesagt, ein energischer Geist; Sinn für das Nützliche, aber in einer viel weiteren, höheren, kühneren, idealeren Bedeutung dieses Wortes, als bei den gelben Völkern; [...] Beharrlichkeit; bei größerer physischer Kraft ein außerordentlicher Instinkt für die Ordnung, [...] Sinn für die Freiheit; [...] Feindseligkeit gegen das Formenwesen, [...] Liebe zum Leben.“17

Der Idealzustand der Welt besteht in einer vollendeten Rassentrennung der drei Grundrassen. De Gobineau muss aber zugeben, dass die Rassenmischung auch positive Ergebnisse hervorbringt. So sei die künstlerische Begabung der Menschen erst aus der Vermischung der weißen mit der schwarzen Rasse hervorgegangen.18

Solche Entwicklungen stellen für de Gobineau allerdings nur „vorübergehende Wohlthaten“19 dar, denn letztendlich führt die Vermischung der weißen Rasse mit anderen Rassen zu einer Abnahme der rassischen Vorzüge.

Die Bedeutung der weißen Rasse für die Zivilisation hebt de Gobineau besonders hervor:

„Sie [die Geschichte] zeigt uns, daß jede Civilisation von der weißen Race herstammt, daß keine ohne die Beihilfe dieser Race bestehen kann, und daß eine Gesellschaft nur in dem Verhältniß groß und glänzend ist, als sie die edle Gruppe, der sie ihr da sein verdankt, sich länger erhält und als diese Gruppe selbst zum erlauchtesten Zweige der Gattung gehört.“20

Als erlauchtesten Zweig der Zivilisationen erkennt er schließ-lich den Arier, dem die Funktion einer weißen Ursprungsrasse zukommt.

Der Arier zeichnet sich durch blondes Haar, weiße bis blassrote Hautfarbe aus und stellt „die schönste Menschenart dar, an deren Anblick Himmel und Erde sich nur je haben erfreuen können“21. Als weiteres Merkmal dieser Urrasse führt de Gobineau die Individualität des Ariers an; Masse dagegen ist für ihn ein Ausdruck rassischer Vermischungen.

De Gobineau geht davon aus, dass kultureller Verfall, wie der Verfall Roms oder Griechenlands, auf die rassische Degeneration der Menschen innerhalb des jeweiligen Kultur-kreises zurückzuführen ist:

„Er, und seine Zivilisation mit ihm, wird unmittelbar an dem Tage sterben, wo der ursprüngliche Racenbestand sich derartig in kleine Theile zerlegt und in den Einlagen fremder Racen verloren erweist, daß seine Kraft fortan keine genügende Wirkung mehr ausübt.“22

Begründet ist dies in dem stetigen Wandel der Völker: Starke Völker erobern die Gebiete Schwächerer und vermischen sich mit ihnen – was zu einer Schwächung des stärkeren Blutes führt. Beschleunigt wird dieser Prozess durch die zahlenmäßige Unterlegenheit der herrschenden Völker gegenüber den Schwächeren.

De Gobineau glaubt dieses ewig wiederkehrende Phänomen lösen zu können:

„Ich glaube jetzt mit allem Nöthigen ausgerüstet zu sein, um das Problem des Lebens und Todes der Nation zu lösen, und ich sage, daß ein Volk niemals sterben würde, wenn es ewig aus denselben nationalen Bestandtheilen zusammengesetzt bliebe.“23

Die Rettung einer Kultur liegt also in der Reinhaltung der Rasse, die dieser Kultur zugrunde liegt.

De Gobineau sieht die von der weißen Rasse begründete Kultur nicht nur in höchstem Maße gefährdet, sondern auch dazu verurteilt, das Schicksal der antiken Kulturen Roms und Griechenlands zu teilen, da die Bestandteile des arischen Blutes gerade noch ausreichen, um die Gesellschaft nicht zusammenbrechen zu lassen.

Wenn das arische Blut letztendlich gänzlich verschwunden ist, werden die „[...] Völker, nein, die Menschenherden [...] alsdann, von düsterer Schlaffsucht übermannt, empfindungslos in ihrer Nichtigkeit dahinleben, wie die wiederkäuenden Büffel in den stagnierenden Pfützen der pontinischen Sümpfe.“24

Geradezu prophetische Worte findet er schließlich in den Schlussbetrachtungen seines Werkes:

„Ein Volk bedarf immer eines Mannes, der seinen Willen begreift, zusammenfaßt, erklärt und dahin lenkt, wo seine Bestimmung liegt.“25

Auch wenn dies nach einem Lösungsweg gegen den kulturellen Verfall klingt, vertritt de Gobineau eine pessimistische These: Für ihn ist der Bestandteil des arischen Blutes bereits zu gering, als dass aus ihm noch einmal eine kulturelle Blüte entspringen könnte.

3.2 August Julius Langbehn

Das 1888 erschienene Buch Rembrandt als Erzieher ist wohl das bekannteste Werk des Schriftstellers und Kulturkritikers August Julius Langbehn — obwohl er es zunächst unter dem Synonym Von einem Deutschen veröffentlichte, was schließlich dazu führte, dass er auch als Rembrandtdeutscher26 bezeichnet wurde.

Die Motivation für sein Buch sah Langbehn in dem zunehmenden Verfall des geistigen Lebens in Deutschland:

„Die Wissenschaft zerstiebt allseitig in Spezialismus; auf dem Gebiet des Denkens wie der schönen Literatur fehlt es an epochemachenden Individualitäten; die bildende Kunst, obwohl durch bedeutende Meister vertreten, entbehrt doch der Monumentalität und damit ihrer besten Wirkung; Musiker sind selten, Musikanten zahllos. Die Architektur ist die Achse der bildenden Kunst, wie die Philosophie die Achse eines wissenschaftlichen Denkens ist; augenblicklich gibt es aber weder eine deutsche Architektur noch eine deutsche Philosophie.“27

Langbehn fordert die Deutschen auf, ihre Kultur nicht mehr nur passiv zu betrachten, sondern sich wieder mit ihrer Kultur zu identifizieren, um schließlich eine deutsche Identität zu erlangen. Nicht in der Wissenschaft, sondern in der Kunst liege die Zukunft Deutschlands, da der Künstler einer Herzensbildung unterliegt, während der Wissenschaftler eine Verstandesbildung erfährt.28 Diese Herzensbildung führt das Volk schließlich wieder näher zur Natur, „[...] indem es auf seine eigenen Urkräfte zurückgreift. Das Volk schafft sich selbst die Medizin, die es braucht; oder es tastet doch nach ihr.“29

Langbehn nennt drei aufeinander aufbauende Entwicklungsstufen, um die künstlerische Entwicklung des Volkes zu fördern: die Individualisierung, die Konsolidierung und die Monument-alisierung.

In der Individualität liegt seiner Meinung nach nicht nur das größte Kunst schaffende Potenzial, es stellt vielmehr das herrschende Prinzip der Welt und – insbesondere– der Deutschen dar. Der Deutsche rückt somit geistig und künstlerisch ins Zentrum der Welt, denn, wie Langbehn im Umkehrschluss feststellt:

„[D]ie höchste Bildungsstufe eines Volkes muß der tiefsten Seite seines Wesens entsprechen; und gesunder Individualismus ist, wie gesagt, die tiefste Seite des deutschen Wesens.“30

Die Individualität stellt nach Langbehn die Summe verschiedener Eigenschaften wie Ehrlichkeit und Tapferkeit dar. Diese Eigenschaften formen schließlich die Individu-alitäten verschiedener Gruppierungen, wie zum Beispiel der Völker, und machen, vertreten durch die herausragenden Persönlichkeiten eines Volkes, schließlich den Wert eines Volkes aus (Konsolidierung).31 Diesen herausragenden Trägern der völkischen Eigenschaften kommt dabei nicht nur eine beispielhafte, sondern auch eine erziehende Funktion zu. An ihnen (oder, im Falle des Künstlers, an seinem Werk) hat sich das Volk zu orientieren (Monumentalisierung).

Es darf dabei allerdings nicht zu der singulären Betrachtung des Individuums mit herausragenden Eigenschaften kommen.

„Nicht das Zufällige, sondern das Notwendige, nicht den einzelnen Mann, sondern das Weben der Volksseele in ihm hat man in jedem Fall zu beachten und zu befolgen.“32

Die Individualität, die Langbehn fordert, ist somit kein Ausdruck geistiger Freiheit, sondern einem politischen Zweck unterworfen.

„Denn das Individuelle wirkt erst dann nützlich, wenn es der rein persönlichen Willkür entrückt ist; wenn es sich dem großen Bau eines Volks- und Weltlebens einfügt; wenn es dient. Der Deutsche soll dem Deutschtum dienen.“33

Da Langbehn von einer kommenden künstlerischen Epoche des deutschen Volkes ausgeht, sieht er es als notwendig an, dass dem künstlerischen Helden eine erziehende Vorbildfunktion zukommt. Als den herausragenden individuellen, und damit idealen deutschen Künstler benennt Langbehn Rembrandt.

„Der Deutsche will seinem eigenen Kopfe folgen, und niemand tut es mehr als Rembrandt. In diesem Sinne muß er geradezu der deutscheste aller deutschen Maler und sogar der deutscheste aller deutschen Künstler genannt werden.“34

Die Tatsache, dass Rembrandt gebürtiger Holländer war, ist nach Langbehn nur ein Beweis für den „exzentrischen Charakter der Deutschen“35, dass

„[...] ihr nationalster Künstler ihnen nur innerlich, nicht auch politisch angehört; der deutsche Volksgeist hatte sozusagen den deutschen Volkskörper aus den Fugen getrieben.“36

Dieses ist der Zustand, den es in Zukunft zu vermeiden gilt. Volksgeist und Volkskörper sollen, in der Gemeinschaft wie im Einzelnen, wieder zu einer harmonischen Ganzheit werden, „der Riß, der durch die moderne Kultur geht, muß sich wieder schließen.“37

Dass diese Einheit eine innere Dynamik beinhalten soll, drückt Langbehn mit einem Hölderlin-Zitat aus: „Wir sind nichts; was wir suchen, ist alles.“38 In der Dynamik liegt auch ein entscheidender Unterschied zur antiken griechischen Kunst, die nach Langbehn mit einer Abwandlung des oben angeführten Zitats zu beschreiben ist: „Wir suchen nichts, was wir sind, ist alles.“39

Nach Langbehn kann es keine über das Volk hinausgehende Kunst geben, denn entscheidend für die Kunst bleibt immer die Volksseele. Die Seele eines Menschen ist seine Individualität. „Individualität haben heißt Seele haben; die Individualität eines Menschen ist seine Seele [...].“40

Die Individualität als Bestandteil des Volkes wird zur Volksseele. Nur diese Volksseele als ein von der Natur gegebener Bestandteil des Menschen kann Kunst schaffen, die einen sittlichen Wert hat, weil sie selbst ohne fremde Einflüsse Ausdruck eben dieser Seele und deren Tugenden ist.

Nach Langbehn besteht wahres Kunstschaffen in der Wahrung der Volksseele; wahre Kunst existiert nur in den Werken, die aus dem Geiste dieser Seele geschaffen werden. Wahrheit bedeutet somit: „Wahr ist, wer wahrt.“41

Ziel der Kulturpolitik muss es sein, den deutschen Menschen als Grundlage der Erziehung des Volkes zu sehen.

„Von ihm, wie er ist, hat die deutsche Kunstpolitik auszugehen; auf ihn, wie er sein soll, hat sie hinzuarbeiten: das ist Volkserziehung.“42

Fremde Einflüsse verfälschen nicht nur die Kunst, sondern auch die Volksseele und so fordert Langbehn: „Der Künstler soll in seiner Art bleiben und in seiner Art sich bilden; tut er es nicht, so verfällt er der — Entartung [...].“43

Diese Entartung ist allerdings nicht nur als eine Entartung der Seele aufzufassen, sondern auch als eine Entartung des Blutes. Für Langbehn ist die geistige Zugehörigkeit eines Menschen zu seinem Volk in der Blutszugehörigkeit zum Volk begründet, denn „[a]llen körperlichen Verbindungen entsprechen geistige Verbindungen.“44

„Die Macht des Blutes erstreckt sich weit; sie überwindet die Jahrhunderte, die Staaten, die Parteien und sogar die Sprache.“45

Um die geistigen Fähigkeiten des Volkes zu wahren, ist somit auch ein Erhalt der körperlichen Eigenheiten des Volkes notwendig. Aus diesem Grund ist der Erhaltung der Gesundheit ein hoher Stellenwert zuzumessen:

„Denn körperliche und sittliche Reinlichkeit fordern sich gegenseitig. [...] Die Volksgesundheit im großen kann nicht genug gepflegt werden.“46

Ein reines Volk stellen allerdings nicht ausschließlich die Deutschen dar, denn „[i]n jeder Nation waltet eine edle und eine gemeine oder, wenn man will, positive und negative Volkskraft [...].“47

Als Beispiel für ein weiteres reines Volk führt Langbehn die ursprünglichen Juden an. Ein großer Teil des in Deutschland lebenden Judentums hat für ihn allerdings diese Reinheit verloren und stellt eine Gefahr für die Reinheit des deutschen Volkes dar, der es entgegenzuwirken gilt.

„Der Deutsche, der das gute Judentum so oft anerkannt hat, wird sicherlich auch das niederträchtige Judentum zu strafen wissen; und derjenige Jude, welcher sich rein fühlt, wird ihm zu folgen haben.“48

3.3 Richard Wagner

Der Komponist und Schriftsteller Richard Wagner betont nicht nur in seiner Musik die Bedeutung des Germanentums, vielmehr stellt er auch in seinen kulturpolitischen Schriften die Kultur Europas als durch den germanischen Menschen maßgeblich geprägt dar.

Den germanischen Stämmen kommt dabei als ursprünglichen Trägern eines ihnen innewohnenden deutschen Geistes eine besondere Bedeutung zu.

Beeinflusst von den Schriften de Gobineaus, den Wagner als einen der „geistvollsten Männer unserer Zeit“49 bezeichnet, stellt er den germanischen Geist als die Grundlage dar, aus der die europäische Kultur erwachsen konnte.

Und so urteilt er über de Gobineaus Essai sur l’inégalité des races humaines:

„Wir können uns der Anerkennung der Richtigkeit dessen nicht verschließen, daß das menschliche Geschlecht aus unausgleichbar ungleichen Racen besteht, und daß die edelste derselben die unedleren wohl beherrschen, durch Vermischung sie aber sich nicht gleich, sondern sich selbst nur unedler machen konnte.“50

Als störendes, ja zerstörendes Element dieser europäischen Kultur erkennt Wagner das Judentum, welches es zu bekämpfen gilt. Wagner möchte in seinen Schriften als Aufklärer wirken, da der durch die Juden verursachte Schaden an der Kultur für ihn offensichtlich ist:

„Wir haben nicht erst nöthig, die Verjüdung der modernen Kunst zu bestätigen; sie springt in die Augen und bestätigt sich den Sinnen von selbst.“51

Den Verfall des deutschen Volkes durch den jüdischen Einfluss sieht er in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges begründet. Die Ausrottung des größten Teiles der männlichen Bevölkerung, so Wagner, und die hohe Anzahl nachrückender fremder Völker führte zu einer Vermischung des vorherrschenden Blutes. Allein der Adel blieb von diesen Vorgängen weitgehend verschont. Doch fand dieser in der Bevölkerung immer weniger das eigene Volk und „[...] die großen monarchischen Machtverhältnisse verschoben sich aus dem eigentlichen deutschen Lande nach dem slawischen Osten [...].“52

In dieser Situation eines geschwächten deutschen Volkes und veränderter Machtverhältnisse beginnt für Wagner der massive Einfluss des Judentums auf die europäische Kultur, dem er parasitäre Eigenschaften unterstellt:

„Dagegen ist denn allerdings der Jude das erstaunlichste Beispiel von Racen-Konsistenz, welches die Weltgeschichte noch je geliefert hat. Ohne Vaterland, ohne Muttersprache, wird er, [...] vermöge des sicheren Instinktes seiner absoluten und unverwischbaren Eigenartigkeit zum Unfehlbaren Sich-immer-wiederfinden hingeführt: selbst die Vermischung schadet ihm nicht; er vermische sich männlich oder weiblich mit den ihm fremdartigsten Racen, immer kommt ein Jude wieder zu Tage.“53

Wenn man wie de Gobineau davon ausgeht, dass die Vermischung von einer starken Rasse mit einer schwachen Rasse zur Schwächung der stärkeren Rasse beiträgt, lässt sich aus dem Wagner-Zitat schließen, dass für Wagner das Judentum die schwächste und somit niedrigste Rasse darstellt.

Die europäische Kultur, so Wagner weiter, muss sich von den jüdischen Einflüssen befreien, um „[...] den Dämon aus dem Felde zu schlagen, auf dem er sich nur im Schutze eines dämmerigen Halbdunkels zu halten vermag [...].“54

Für ihn ist es undenkbar, dass die realistische Darstellung der Juden in den bildenden Künsten der europäischen Kultur einen Platz finden kann.

„Der moralischen Seite in der Wirkung dieses an sich unangenehmen Naturspieles vorübergehend, wollen wir hier nur auf die Kunst bezüglich erwähnen, daß dieses Äußere uns nie als ein Gegenstand der darstellenden Kunst denkbar sein kann: wenn die bildende Kunst Juden darstellen will, nimmt sie Modelle meist aus der Phantasie, mit weislicher Veredelung oder gänzlicher Hinweglassung alles Dessen, was uns im gemeinen Leben die jüdische Erscheinung charakterisiert.“55

Neben seiner physiognomischen Erscheinung ist das jüdische Volk durch seine Heimatlosigkeit gekennzeichnet. Als „bodenloser Volksstamm“56 können die Juden keinen Bestandteil des europäischen Kulturkreises darstellen. Ein Aspekt, der sich nach Wagner in der Sprache manifestiert, die er als Synonym für das gesamte kulturelle Verständnis eines Menschen betrachtet. Während das Hebräische dem jüdischen Volk nur als tote Sprache geblieben ist, hat er aufgrund seiner Heimat-losigkeit nie gelernt, die modernen europäischen Sprachen als eigene Sprachen zu adaptieren.

„Unsere ganze europäische Zivilisation und Kunst ist aber für den Juden eine fremde Sprache geblieben [...]. In dieser Sprache kann der Jude nur nachsprechen, nachkünsteln, nicht wirklich redend dichten oder Kunstwerke schaffen.“57

Anhand dieses Beispiels will Wagner die Unfähigkeit des jüdischen Volkes aufzeigen, Geist und Kunst der Deutschen zu verstehen und am kulturellen Leben teilzunehmen.

Aufgrund der Rassenvermischung und dem damit verbundenen moralischen Niedergang des deutschen Volkes, haben die nach Wagner typischen Eigenschaften des Judentums wie Habgier und Gewinnsucht von den Menschen Besitz ergriffen und die Tugenden der heldenhaften Naturen weitgehend verdrängt.

Ein wichtiges Moment, um die deutsche Kultur und vor allem den deutschen Geist weiter zu erhalten, liegt seiner Meinung nach in der Bewusstmachung des germanischen Instinktes und dessen Ursprung in der edelsten Rasse .

Sich dieser Rasse wieder bewusst zu werden, ist Wagners Weckruf an das deutsche Volk, in der Hoffnung, dass der deutsche Geist über die schon vorhandene Vermischung des ursprünglich reinen Blutes und dessen kulturelle Folgen hinweg hilft.

„Hier kann einzig das unzerstörbare Gefühl der Verwandtschaft mit dem Volke, dem wir zunächst entwachsen sind, ergänzend eintreten, um den durch den Überblick über das Ganze zerrissenen Faden wieder anzuknüpfen: hier wirkt das, als was wir uns selbst fühlen; wir haben Mitleiden und bemühen uns zu hoffen, wie für das Loos der eigenen Familie. Vaterland, Muttersprache: wehe dem um sie Verwaisten! Unermeßliches Glück aber, in seiner Muttersprache die Sprache seiner Urväter selbst erkennen zu dürfen! Durch solche Sprache reicht unser Fühlen und Erschauen bis in das Urmenschenthum selbst hinab; [...] und weit über das zuletzt uns zugefallene Vaterland [...] empfinden wir uns der schöpferischen Urschönheit des Menschen verwandt.“58

[...]


1 Zu diesem Thema vgl. Joachim Petsch: Kunst im Dritten Reich, S.90-96.

2 Zum Umgang mit der NS-Kunst nach 1945 vgl. Hans-Ernst Mittig: Zum Umgang mit NS-Kunst, in: Deutsche Kunst 1933-1945 in Braunschweig, S.11-19.

3 Als Beispiel positiver Ausnahmen soll hier die Ausstellung „Expressionismus und Wahnsinn“ im Schleswig-Holsteinischen Landesmuseum genannt werden, welche u.a. den Einfluss eugenischer Konzepte auf die Kulturbetrachtung von Beginn des 20. Jahrhunderts bis zum Ende des Nationalsozialismus thematisiert.

4 Adolf Hitler: Rede auf der Kulturtagung des Reichsparteitages 1938 in Nürnberg; zit. nach: Thomas Mathieu, Kunstauffassungen und Kulturpolitik im Nationalsozialismus, S.53.

5 Für einen genauen Überblick über die Ausstellungen vgl. Christoph Zuschlag: „Entartete Kunst“.

6 Zur Bedeutung der Wagner-Festspiele im Nationalsozialismus vgl. Hans Rudolf Vaget: Wagner-Kult und nationalsozialistische Herrschaft, in: Wagner im Dritten Reich, S.264-282.

7 Adolf Hitler: Mein Kampf, S.317.

8 Zur Person Alfred Rosenbergs vgl. Ernst Piper: Alfred Rosenberg.

9 Für einen Überblick über Leben und Werk Schultze-Naumburgs vgl. Norbert Borrmann: Paul Schultze-Naumburg.

10 Vgl. Claus-Ekkehard Bärsch: Die politische Religion des Nationalsozialismus, S.192.

11 Zu diesem Thema vgl. Günther Deschner: „Gobineau und Deutschland“, S.119-151.

12 Zu diesem Thema vgl. Dina Porat: „Zum Raum wird hier die Zeit“, Richard Wagners Bedeutung für Adolf Hitler und die nationalsozialistische Führung, in: Richard Wagner und die Juden, S.207-220.

13 Houston Stewart Chamberlain: Briefe; zit. nach: Adolf Hitler, Monologe im Führerhauptquartier, S.429.

14 Zum Einfluss der Eugenik auf den nationalsozialistischen Rassegedanken vgl. Henry Friedlander: Der Weg zum NS-Genozid, S.27-60.

15 Joseph Arthur de Gobineau: Versuch über die Ungleichheit der Menschenrassen, Band 1, S.278.

16 Ebd., S.280.

17 Ebd., S.280f.

18 De Gobineau begründet dies mit dem Einfluss der sinnlich-triebhaften und somit am leichtesten auf den Geist einwirkenden Eigenschaften der schwarzen Rasse.

19 Joseph Arthur de Gobineau: Versuch über die Ungleichheit der Menschenrassen, Band 1, S.283.

20 Joseph Arthur de Gobineau: Versuch über die Ungleichheit der Menschenrassen, Band 1, S.285.

21 Ebd., Band 2, S.189f.

22 Ebd., Band 1, S.32.

23 Joseph Arthur de Gobineau: Versuch über die Ungleichheit der Menschenrassen, Band 1, S.42.

24 Ebd., Band 4, S.319.

25 Ebd., S.297.

26 Vgl. zur Bedeutung Langbehns für seine Zeit: Benedikt Momme Nissen: Der Rembrandtdeutsche.

27 August Julius Langbehn: Rembrandt als Erzieher, S.45.

28 Ebd., S.47.

29 Vgl. August Julius Langbehn: Rembrandt als Erzieher, S.48.

30 Ebd., S.49.

31 Diese Ansicht findet sich auch bei Adolf Hitler wieder: „Denn die Größe und Zukunft eines Volkes wird bestimmt durch die Summe seiner Fähigkeiten für Höchstleistungen auf allen Gebieten. Dies aber sind Persönlichkeitswerte [...].“ Adolf Hitler: Zweites Buch, S.51.

32 August Julius Langbehn: Rembrandt als Erzieher, S.54.

33 Ebd., S.51.

34 Ebd., S.55.

35 Ebd., S.56.

36 Ebd.

37 August Julius Langbehn: Rembrandt als Erzieher, S.56.

38 Vgl. ebd., S.57.

39 Vgl. ebd.

40 Ebd., S.62.

41 Ebd., S.65.

42 August Julius Langbehn: Rembrandt als Erzieher, S.324.

43 Ebd., S.63.

44 Ebd., S.140.

45 Ebd., S.183.

46 Ebd., S.312.

47 Ebd., S.363.

48 August Julius Langbehn: Rembrandt als Erzieher, S.363.

49 Richard Wagner: Gesammelte Schriften, Band 10, S.275.

50 Richard Wagner: Gesammelte Schriften, Band 10, S.275.

51 Ebd., Band 5, S.68.

52 Ebd., Band 10, S.270.

53 Richard Wagner: Gesammelte Schriften, Band 10, S.271.

54 Ebd., Band 5, S.69.

55 Ebd.

56 Vgl. ebd., S.71.

57 Richard Wagner: Gesammelte Schriften, Band 5, S. 71

58 Ebd., Band 10, Seite 272.

Fin de l'extrait de 94 pages

Résumé des informations

Titre
Theorie der Ästhetik des Nationalsozialismus
Université
University of Bonn
Note
2,1
Auteur
Année
2006
Pages
94
N° de catalogue
V65189
ISBN (ebook)
9783638578202
Taille d'un fichier
1750 KB
Langue
allemand
Mots clés
Theorie, Nationalsozialismus
Citation du texte
Jan Peter (Auteur), 2006, Theorie der Ästhetik des Nationalsozialismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/65189

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