Im Januar 1797 verfasste Johann Wolfgang von Goethe einen Brief an den Verleger Vieweg. Darin bot ihm Goethe sein Werk „Hermann und Dorothea“ unter besonderen Bedingungen an. Der Schriftsteller wollte eine versiegelte Notiz mit seiner Preisforderung an eine dritte Person weiterleiten. Sollte das Angebot des Verlegers über Goethes Forderung liegen, würde „Hermann und Dorothea“ zu dem Preis verkauft werden, den der Schriftsteller notiert hatte. Im Falle eines niedrigeren Angebotes, wollte Goethe die Notiz ungeöffnet zurücknehmen und die Verhandlungen beenden.
Auch wenn es in diesem Beispiel nur einen potentiellen Käufer gibt, handelt es sich um den Mechanismus einer verdeckten Zweitpreis-Auktion, deren Vorzüge William Vickrey 1961 als erster analysierte. Bei dieser Auktionsform geben die beteiligten Bieter verdeckte Gebote für ein Auktionsgut ab. Der Höchstbietende gewinnt die Auktion, zahlt aber nur den Preis des zweithöchsten Gebotes. Die Preisforderung in Goethes versiegelter Notiz stellt in diesem Fall ein zweites Gebot dar.
Neben dem Ziel, einen möglichst hohen Preis für „Hermann und Dorothea“ zu erzielen, war es Goethe ein Anliegen, etwas über den Wert seiner Arbeit zu erfahren. Während der Verleger Auflagenhöhe und Verkaufszahlen einschätzen konnte, fehlten dem Schriftsteller die nötigen Informationen, um seinem Werk einen Preis zu geben. Diese Situation beschreibt einen der wichtigsten Gründe, aus denen Auktionen durchgeführt werden. Hätte Goethe vollständige Informationen über die Wertschätzungen aller potentiellen Verleger gehabt, hätte er einfach einen Preis in Höhe der höchsten Zahlungsbereitschaft festlegen können. Er wusste jedoch nur wenig über den Marktpreis seiner Arbeit. Deshalb führte Goethe eine Auktion durch. Er wollte dem Verleger Informationen über seine Zahlungsbereitschaft entlocken und daraufhin bestimmen, ob und zu welchem Preis „Hermann und Dorothea“ verkauft werden sollte.
Mit der Entwicklung von Online-Auktionsplattformen, wie z.B. eBay, Amazon oder Yahoo! haben Auktionen in den letzten Jahren beträchtlich an Aktualität gewonnen. eBay zählt deutschlandweit rund 12 Millionen Nutzer, weltweit sind es mehr als 60 Millionen.
Inhaltsverzeichnis
- EINFÜHRUNG
- ZIEL UND GLIEDERUNG DER ARBEIT
- GRUNDLAGEN DER AUKTIONSTHEORIE
- DIE STANDARD-AUKTIONEN
- ENGLISCHE AUKTION
- HOLLÄNDISCHE AUKTION
- ERSTPREIS-AUKTION
- ZWEITPREIS-AUKTION
- DIE MODELLANNAHMEN
- RISIKOBEREITSCHAFT
- ZAHLUNGSBEREITSCHAFT
- UNTERSCHEIDBARKEIT
- DAS ÄQUIVALENZTHEOREM
- ENGLISCHE AUKTION UND ZWEITPREIS-AUKTION
- HOLLÄNDISCHE AUKTION UND ERSTPREIS-AUKTION
- VERSTEIGERUNG EINES EINZELNEN OBJEKTES
- DAS SYMMETRISCHE MODELL
- ZWEITPREIS-AUKTIONEN
- RENTE DES BIETERS
- BESTIMMUNG DES OPTIMALEN GEBOTES
- ERWARTETE ZAHLUNGEN
- ERSTPREIS-AUKTIONEN
- RENTE DES BIETERS
- BESTIMMUNG DES OPTIMALEN GEBOTES
- DAS SYMMETRISCHE GLEICHGEWICHT
- DAS TRADE-OFF PROBLEM
- GLEICHVERTEILUNG DER ZAHLUNGSBEREITSCHAFTEN
- ERLÖSVERGLEICH
- WICHTIGE ERGEBNISSE
- MODELLKRITIK
- VON DER TRADITIONELLEN AUKTION ZUR INTERNET-AUKTION
- LATE BIDDING
- AUKTIONEN BEI EBAY UND AMAZON
- VERSTEIGERUNG MEHRERER IDENTISCHER OBJEKTE
- PREISREGELN FÜR VERDECKTE AUKTIONSFORMEN
- DISKRIMINIERENDE AUKTION
- UNIFORME AUKTION
- VICKREY AUKTION
- PREISREGELN FÜR OFFENE AUKTIONSFORMEN
- HOLLÄNDISCHE MULTIUNIT AUKTION
- ENGLISCHE MULITUNIT AUKTION
- AUSUBEL AUKTION
- BIETSTRATEGIEN IN MULTIUNIT AUKTIONEN
- VICKREY AUKTION
- UNIFORME AUKTION
- DISKRIMINIERENDE AUKTION
- OPENIPO: EINE UNIFORME AUKTION IM INTERNET
- WICHTIGE ERGEBNISSE
- NACHFRAGEREDUZIERUNG
- DIE AUSUBEL AUKTION ALS EFFIZIENTE ALTERNATIVE
- BEISPIEL EINER AUSUBEL AUKTION
- Theoretische Grundlagen der Auktionstheorie
- Verschiedene Auktionsformate (z.B. Englische, Holländische, Erstpreis-, Zweitpreis-Auktion)
- Einflussfaktoren auf das Gebotsverhalten
- Anwendungen von Auktionen im Internet
- Analyse von Online-Auktionsplattformen wie eBay und Amazon
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit beschäftigt sich mit der Auktionstheorie und deren Anwendung im Internet. Ziel der Arbeit ist es, die theoretischen Grundlagen von Auktionen zu erläutern und diese auf die Praxis von Online-Auktionen zu übertragen. Dabei stehen die unterschiedlichen Auktionsformate, die zugrundeliegenden Annahmen und die Einflussfaktoren auf das Gebotsverhalten im Fokus.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel. Das erste Kapitel führt in die Thematik der Auktionen ein und stellt die Zielsetzung und Gliederung der Arbeit vor. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit den theoretischen Grundlagen der Auktionstheorie. Dabei werden die Standard-Auktionen vorgestellt, die relevanten Modellannahmen erläutert und das Äquivalenztheorem behandelt.
Kapitel drei widmet sich der Versteigerung eines einzelnen Objekts. Es werden die Auswirkungen der unterschiedlichen Auktionsformate auf die Rente des Bieters und die optimalen Gebotsstrategien untersucht. Kapitel vier behandelt die Versteigerung mehrerer identischer Objekte. Es werden verschiedene Preisregeln für verdeckte und offene Auktionsformen sowie die relevanten Bieterstrategien analysiert.
Schlüsselwörter
Auktionstheorie, Auktionsformate, Online-Auktionen, Gebotsverhalten, Rente des Bieters, Äquivalenztheorem, Multiunit-Auktionen, eBay, Amazon, OpenIPO.
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- Simone Rabas (Autor), 2003, Auktionstheorie und Auktionen im Internet, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/65222