Das Christentum ist mit über 2 Milliarden Anhängern auf diesem Planeten die größte der Weltreligionen. Wenn man bedenkt, dass ihr Begründer Jesus von Nazareth, der von den Christen als Messias und „Christus“ verehrt wird, gerade einmal eine Hand voll Jahre Zeit hatte, zu wirken und seine Lehre zu verbreiten, ein beachtlicher Erfolg. Jesus wird von vielen nicht-christlichen Menschen nun verschieden gesehen: Von den Juden als einen der ihren, die Jesus in neuerer Zeit sogar für sich vereinnahmen wollen, von den Muslimen als ein Gottgesandter und Prophet. Keiner dieser beiden Gruppen sieht in der historischen Person Jesu jedoch den Sohn Gottes. In dieser Arbeit soll es nicht um den Christologisch-theologischen, sondern um den historischen Jesus gehen. Die Literatur und das Interesse an Jesus als historischer Person, seinem Leben und seiner Lehre, sind umfangreich und groß. Jedoch: Viele der Autoren haben ein von Interessen und Modetrends geprägtes Bild von Jesus. Da in den Quellen eine riesige Lücke klafft zwischen Jesus Kindheit und dem Beginn seiner Verkündigung, wird ihm manchmal gar eine Reise nach Indien und Beziehungen zur buddhistischen Lehre nachgesagt, gipfelnd in der provokanten Formulierung von Elmar Gruber und Holger Kersten: „Jesus war kein Christ - er war Buddhist!“2. Diese Interpretation möchte ich an dieser Stelle im Raum stehen lassen, sie diente in erster Linie als Hinweis auf die vielfältigen - und teils auch einfach falschen - Jesusbilder, die in den Köpfen der Menschen und auch in der wissenschaftlichen Literatur kursieren. Weiterhin interessieren wir uns in dieser Arbeit für die Ursprünge des Christentums: Wie entwickelte sich auf der Basis einer Verkündigung eine Bewegung von Wandercharismatikern und Sympathisanten? Immerhin beruft man sich auf einen „als politischen Verbrecher rechtskräftig Verurteilten, der die Todesstrafe der niedersten sozialen Schichten erlitten hatte. Das waren in der damaligen Zeit wenig empfehlenswerte Ausgangspositionen“. Immerhin könnten die Anhänger eines Verbrechers ja selbst kriminell sein.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Leben des historischen Jesus
- Quellenlage
- Der geschichtliche Kontext
- Der chronologische Rahmen des Lebens Jesu
- Jesus als Charismatiker
- Die Passion Jesu
- Die Jesusbewegung
- Rollenanalyse
- Faktoranalyse
- Funktionsanalyse
- Kritik an Theißen
- Schluss
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem historischen Jesus und der Jesusbewegung aus der Perspektive von Gerd Theißen. Die Zielsetzung ist es, Theißens Darstellung des historischen Jesus und der Jesusbewegung zu analysieren und zu diskutieren, insbesondere seine Akzentsetzung auf Jesus Leben und seine Interpretation der Entstehung und Entwicklung der Jesusbewegung. Die Arbeit betrachtet dabei auch kritische Einwände gegenüber Theißens Position.
- Das Leben des historischen Jesus
- Die Quellenlage für die Rekonstruktion des Lebens Jesu
- Die Jesusbewegung und ihre soziale und politische Einbettung
- Theißens Analyse der Jesusbewegung im Vergleich zu anderen wissenschaftlichen Ansätzen
- Kritik an Theißens Interpretationen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und stellt die Relevanz des historischen Jesus und der Jesusbewegung für das Verständnis des Christentums dar. Sie beleuchtet dabei verschiedene Perspektiven auf Jesus und weist auf die vielfältigen, teilweise fehlerhaften Jesusbilder in der wissenschaftlichen Literatur und im öffentlichen Bewusstsein hin.
Das zweite Kapitel befasst sich mit dem Leben des historischen Jesus. Es wird die Quellenlage für die Rekonstruktion des Lebens Jesu diskutiert, sowie der historische Kontext des Lebens Jesu, sein chronologischer Rahmen und seine Rolle als Charismatiker.
Das dritte Kapitel behandelt die Jesusbewegung, deren Entwicklung, soziale Einbettung und Struktur. Es werden wichtige Aspekte der Jesusbewegung wie die Rollenanalyse, die Faktoranalyse und die Funktionsanalyse untersucht.
Schlüsselwörter
Historisches Jesusbild, Jesusbewegung, Gerd Theißen, Quellenkritik, Charisma, Soziologie, Wandercharismatiker, Urchristentum, Kritik
- Citar trabajo
- Christian Albrecht (Autor), 2006, Der historische Jesus und die Jesusbewegung nach Gerd Theißen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/65228
