Die Frage nach der Ursache von Gewalt stellt sich heute im wiederaufkommenden Zeitalter der drohenden Atomkriege und des atomaren Rüstungswettlaufes wieder mit besonderer Prägnanz. Doch hier hilft es, eine Unterscheidung zu treffen: Gewalt ist nicht immer durch Aggression motiviert. Wir stellen uns nur staatliche legitimierte Folterszenen vor, wie sie ebenfalls heute wieder öffentlich diskutiert werden. In diesem Falle sollen an dem Folteropfer nicht in erster Linie Aggressionen abgebaut werden (obwohl es durchaus sein könnte, dass die Folterknechte dabei eine Art sadistische Befriedigung verspüren), sondern es geht dabei rein rational um das Abringen um dienliche Informationen. So jedenfalls die Theorie. Auch staatliche Kriege werden in wenigen Fällen rein durch aggressive Gefühle gegenüber dem Feind eingeleitet; auch in diesem Fall institutionalisierter Gewalt geht es in den meisten Fällen um scheinbar rationale Ziele wie „Raum im Osten“, Ressourcenverteilung, militärische Vorherrschaft und dergleichen Motive.
In meinem Vortrag soll es nun um die Ursachen von Aggression gehen. Aggression als ein primitives Grundgefühl - „primitiv“ wird hier verstanden als urtümlich - gehört mit zu den stärksten und vielleicht sogar den wichtigsten Handlungs- und Verhaltenssteuernden Instrumenten. Nicht umsonst hat Sigmund Freund in späteren Jahren seinem Libidotrieb als „Lebenstrieb“ den Todestrieb, der zurück zum anorganischen und damit leblosen strebt, gegenübergestellt. Denn Aggression ist nicht immer zerstörerisch; auch die Liebe und Freundschaft ist eine Form von konstruktivem aggressivem Verhalten, das auf den Anderen zugehen bedeutet. Warum sonst sagen Psychoanalytiker, die Depression sei die Gegenseite der Aggression? (Wenn nämlich der Erkrankte unfähig zu aggressiven Verhalten wird und die unterdrückte Energie/Kraft gegen sich selbst richtet) Doch auf Freud und seine Theorie wird hier nicht eingegangen werden. Stattdessen behandeln wir die Debatte um „nature vs. nurture“, Natur oder Erziehung. Zuerst befassen wir uns mit dem amerikanischen Behaviorismus. In den 1960ern war die Theorie von dem Verhaltensforscher Konrad Lorenz beliebt, der behauptete, Aggression sei ererbt, angeboren und gewissermaßen unvermeidlich. Heute wird diese These in Reinform nicht mehr vertreten, und einer der stärksten Kritiker war wohl der Psychoanalytiker und Humanist Erich Fromm.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Natur gegen Erlernen
- Der amerikanische Behaviorismus
- Konrad Lorenz Hydraulisches Modell
- Erich Fromms psychoanalytischer Ansatz
- Neurobiologische Grundlagen der Gewalt
- Warum Krieg?
- Uns bereits bekannte Beispiele aus anderen Völkern
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Vortrag behandelt die Frage nach den Ursachen von Aggression. Er setzt sich mit der Debatte um „nature vs. nurture“, Natur oder Erziehung auseinander und beleuchtet verschiedene Theorien, die aggressives Verhalten beim Menschen erklären.
- Der amerikanische Behaviorismus und seine Vorstellung von menschlichem Verhalten als Resultat von Umwelteinflüssen.
- Konrad Lorenz' hydraulisches Modell, das Aggression als angeborenen Instinkt darstellt.
- Erich Fromms Kritik an Lorenz' Modell und seine eigene psychoanalytische Sichtweise auf die Ursachen von Aggression.
- Der Einfluss neurobiologischer Erkenntnisse auf das Verständnis von Aggression.
- Beispiele aus der Völkerkunde, die das Vorkommen von Aggression in verschiedenen Kulturen beleuchten.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Der Vortrag stellt die Frage nach der Ursache von Gewalt und differenziert zwischen Gewalt und Aggression. Er stellt fest, dass Gewalt nicht immer durch Aggression motiviert ist und dass staatliche Gewalt häufig rationalen Zielen dient. Der Vortrag konzentriert sich auf die Ursachen von Aggression und definiert sie als ein primitives Grundgefühl, das zu den wichtigsten Verhaltenssteuernden Instrumenten gehört.
Natur gegen Erlernen
Der amerikanische Behaviorismus
Der Behaviorismus sieht menschliches Verhalten als Ergebnis von Umwelteinflüssen und Konditionierungen. Die Theorie des Behaviorismus geht auf John Broadus Watson und Burrhus F. Skinner zurück, die die Psychologie zu einer Lehre von Kontrolle und Voraussage von Verhalten machen wollten.
Die klassischen Experimente von Milgram und Zimbardo werden als Beweis dafür angeführt, dass der Mensch unter bestimmten Umständen zu jedem Verhalten, auch zu grausamem Verhalten, fähig ist.
Die grundlegenden Prinzipien des Behaviorismus umfassen die klassische und operante Konditionierung sowie die Rolle von Belohnung und Bestrafung bei der Verhaltensformung. Der Behaviorismus geht davon aus, dass man einem Wesen alles beibringen kann, wozu es körperlich in der Lage ist.
Konrad Lorenz Hydraulisches Modell
Konrad Lorenz entwickelte ein Modell, das Aggression als angeborenen Instinkt begreift. Im Gegensatz zum Behaviorismus, der Verhalten allein durch Konditionierung erklärt, sehen Lorenz und seine Anhänger genetisch vorgegebene Programme als Ursache für jegliches Verhalten.
Neurobiologische Grundlagen der Gewalt
Dieses Kapitel beleuchtet die neurobiologischen Grundlagen von Aggression und erörtert, wie das menschliche Gehirn Aggression verarbeitet und steuert.
Warum Krieg?
Dieses Kapitel befasst sich mit den Ursachen von Kriegen und untersucht, inwiefern Aggression eine Rolle spielt. Es analysiert verschiedene Faktoren, die zu Kriegen führen können, wie z.B. Ressourcenkonflikte, Machtstreben und Ideologien.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter des Vortrags sind: Aggression, Gewalt, Behaviorismus, Konrad Lorenz, Erich Fromm, Natur vs. Erziehung, Konditionierung, Instinkt, neurobiologische Grundlagen, Krieg, Völkerkunde.
- Citar trabajo
- Christian Albrecht (Autor), 2005, Der Mensch: Ein geborener Aggressor? - Gewalt und Aggressionstheorien, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/65233