Neben vielen anderen Denkern versuchte auch der Psychoanalytiker, Humanist und Gesellschaftskritiker Erich Fromm Erklärungen für das Phänomen Religion zu finden. Er reiht sich damit ein in eine Liste von Psychologen wie Sigmund Freud, Carl Gustav Jung, Wilhelm Wundt und Gustav Theodor Fechner. Nicht nur, dass er sich zeitlebens für atomare Abrüstung und globalen Frieden eingesetzte, Fromm versuchte auch selbst jüdisch sozialisiert - eine Art nicht-theistische und humanistische Religiosität zu verwirklichen, damit die Zukunft der Menschheit nicht in einer Katastrophe endet. Zu diesem Zweck studierte Fromm die Klassiker der Weltliteratur, von dem deutschen Mystiker Meister Eckhart bis zu Karl Marx, von Aristoteles bis zu Spinoza, und ließ sich von ihnen inspirieren. Eine weitere große Beeinflussung fand Fromm im Buddhismus, den er für sehr rational und aufgeklärt, und, um in seiner Terminologie zu sprechen, für „anti-autoritär“ und humanistisch hielt. In dieser Arbeit soll es nun um die Begegnung zwischen Fromm und Zen-Buddhismus gehen. Es soll gezeigt werden, in welchen Punkten sich Fromms Ansichten mit den Prinzipien des Zen-Buddhismus gleichen und wo sie sich vielleicht unterscheiden. Einleitend stelle ich kurz Fromms Leben und die Geschichte des Zen-Buddhismus dar, danach seine Auffassung von Religiosität im Allgemeinen. Im Folgenden wird vor allem die psychoanalytische Vorstellung von der Aufhebung der Verdrängung unter Berücksichtigung der Frage, ob das Ergebnis vergleichbar ist mit Satori(„Erwachen“) im Zen-Buddhismus, zu besprechen sein. Weiterhin werde ich untersuchen, inwieweit der Zen-Buddhismus Fromms Auffassung einer humanistisch-antiautoritären Religion entspricht, um dann die Überwindung des eigenen Ego bei Fromm und im Zen zu analysieren. Zuletzt soll geklärt werden, wie sich bei Fromm und im Zen-Buddhismus die verloren gegangene Einheit mit sich und der Welt wiederherstellen lässt.
Als Ausgangspunkte dienen Fromms Texte „Psychoanalyse und Religion“(zuerst 1950) sowie „Psychoanalyse und Zen-Buddhismus“(zuerst 1960), die sich vornehmlich mit diesen Themen auseinandersetzen. Nicht unerwähnt seien auch Fromms Bücher „Haben oder Sein“ (zuerst 1976) und „Die Kunst des Liebens“(zuerst 1956), da sich Fromm auch darin mit seinem Welt- und Menschenbild auseinandersetzt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Harte Fakten
- „Zwischen Tradition und Utopie“ - Erich Fromms Leben
- Eine kurze Geschichte des Zen
- Religiosität aus der Sicht Fromms
- Humanistische Psychoanalyse und die Prinzipien des Zen
- Zielsetzungen in Psychoanalyse und Zen
- Methode in Psychoanalyse und Zen
- Zen als humanistische und antiautoritäre Religion
- Die Überwindung des eigenen Ego
- Die Wiederherstellung der Einheit
- Noch ein Unterschied: Die Auffassung über Arbeit
- Halten wir fest!
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Parallelen und Unterschiede zwischen Erich Fromms humanistischer Psychoanalyse und den Prinzipien des Zen-Buddhismus. Sie beleuchtet, inwiefern sich Fromms Ansichten mit den zentralen Lehren des Zen-Buddhismus decken und wo sie abweichen. Die Analyse konzentriert sich auf die Überwindung von Verdrängung im Kontext der Psychoanalyse und deren Vergleichbarkeit mit dem Erwachen (Satori) im Zen. Darüber hinaus befasst sich die Arbeit mit der Frage, inwieweit der Zen-Buddhismus Fromms Vorstellung einer humanistischen und antiautoritären Religion entspricht, und analysiert die Überwindung des eigenen Ego in beiden Denktraditionen.
- Die Verbindung zwischen Erich Fromms Psychoanalyse und den Prinzipien des Zen-Buddhismus
- Vergleich der Überwindung von Verdrängung in der Psychoanalyse mit dem Erwachen (Satori) im Zen
- Der Zen-Buddhismus als humanistische und antiautoritäre Religion
- Die Überwindung des eigenen Ego in Fromms Psychoanalyse und im Zen
- Die Wiederherstellung der Einheit mit sich und der Welt im Zen und in Fromms Werk
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt Erich Fromms Leben und Werk vor und erläutert den Zusammenhang zwischen seiner humanistischen Psychologie und dem Zen-Buddhismus. Im Kapitel „Harte Fakten“ werden Fromms Leben und die Geschichte des Zen-Buddhismus kurz dargestellt. Anschließend wird Fromms Auffassung von Religiosität im Allgemeinen beleuchtet.
Im Kapitel „Humanistische Psychoanalyse und die Prinzipien des Zen“ werden die Zielsetzungen und Methoden der Psychoanalyse und des Zen-Buddhismus verglichen. Das Kapitel „Zen als humanistische und antiautoritäre Religion“ diskutiert die Frage, inwieweit der Zen-Buddhismus Fromms Vorstellung einer humanistischen und antiautoritären Religion entspricht. Abschließend wird untersucht, wie sich bei Fromm und im Zen-Buddhismus die verloren gegangene Einheit mit sich und der Welt wiederherstellen lässt.
Schlüsselwörter
Erich Fromm, Zen-Buddhismus, Psychoanalyse, Humanismus, Antiautorität, Verdrängung, Satori, Einheit, Religion, Weltbild, Selbstfindung, Überwindung des Ego.
- Quote paper
- Christian Albrecht (Author), 2005, Satori gleich vom es zum ich? Der Zen-Buddhismus und Erich Fromms humanistische Psychoanalyse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/65244