Für den Begriff der Possessivität scheint sich zunächst das Konzept des Besitzes, des Eigentums oder der Zugehörigkeit anzubieten. Die allgemeine Gleichsetzung von Besitz und Possessivität wird auch daran deutlich, dass deutsche Schulgrammatiken häufig Possessivpronomen als „besitzanzeigende Fürwörter“ bezeichnen. Als linguistisches Phänomen ist Possessivität allerdings nicht auf den Begriff des Besitzes beschränkbar. Schon Lyons (1977) stellt fest, dass lediglich eine Minderheit der possessiven Konstruktionen etwas mit Besitz oder Eigentum im wörtlichen Sinne zu tun haben. Denn bei possessiven Äußerungen wie beispielsweise "seine Demütigung" oder "sein Erröten" kann nämlich selbst bei einer großzügigen Interpretation nicht mehr von "Besitz" die Rede sein.
Die Ausdrucksweisen der Possessivität können dabei von Sprache zu Sprache stark variieren. Einige Sprachen realisieren Possessiva als Affix, andere stellen sie prä- oder postnominal. Bei fast allen Sprachen findet dabei aber Artikel-Possessivum-Komplementarität statt, die in den meisten Fällen eine Kombination aus Artikel und Possessivdeterminativ nicht zulässt. Daneben gibt es zwar Sprachen, wie das Italienische oder Neugriechische, die von dieser Regel abweichen, dennoch ist eine Argumentation, die dieses Phänomen durch Ökonomische Motivation erklärt, nicht nur plausibel, sondern sinnvoll. Das Prinzip der Ökonomie ist nämlich, im Vergleich zu anderen Analysen, auf die große Mehrheit der Sprachen erfolgreich anzuwenden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Termini der Possessivität
- Kategorisierung der Possessivität
- Attributive vs. prädikative Possessivität
- Alienable vs. inalienable Possessivität
- Grammatikalisierte vs. lexikalisierte Possessivität
- Ausdrucksweisen der Possessivität
- Possessive Nominalstrukturen
- Prädikative Ausdrucksweisen der Possessivität
- Artikel-Possessivum-Komplementarität
- Komplementarität
- Ökonomische Motivation
- Artikel-Possessivum-Komplementarität aus strukturellen Gründen?
- Keine Komplementarität zwischen indefiniten Artikel und Possessiva
- Manche Sprachen zeigen keine Artikel-Possessivum-Komplementarität
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht das sprachliche Phänomen der Possessivität und beleuchtet dabei die verschiedenen Ausdrucksformen und Kategorien dieser grammatischen Relation. Besonderes Augenmerk liegt auf der Frage der Komplementarität zwischen Artikel und Possessivum.
- Definition und Kategorisierung von Possessivität
- Unterscheidung zwischen attributiver und prädikativer Possessivität
- Analyse der alienable und inalienable Possessivität
- Untersuchung der grammatikalisierten und lexikalisierten Ausdrucksformen der Possessivität
- Die Frage der Komplementarität zwischen Artikel und Possessivum
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung führt in das Thema der Possessivität ein und stellt fest, dass die sprachliche Kategorie des Besitzes nicht auf den Begriff des Eigentums im wörtlichen Sinne beschränkt ist.
- Im zweiten Kapitel werden die Termini der Possessivität definiert und verschiedene Kategorisierungen des Phänomens werden vorgestellt.
- Kapitel 3 behandelt die verschiedenen Kategorien der Possessivität, darunter die Unterscheidung zwischen attributiver und prädikativer Possessivität, alienable und inalienable Possessivität sowie grammatikalisierte und lexikalisierte Possessivität.
- Kapitel 4 beschäftigt sich mit den unterschiedlichen Ausdrucksformen der Possessivität, wobei die Fokussierung auf possessiven Nominalstrukturen und prädikativen Ausdrucksweisen liegt.
- In Kapitel 5 wird die Frage der Komplementarität zwischen Artikel und Possessivum untersucht, wobei verschiedene theoretische Ansätze und empirische Befunde präsentiert werden.
Schlüsselwörter
Possessivität, Artikel, Possessivum, Komplementarität, Attributive Possessivität, Prädikative Possessivität, Alienable Possessivität, Inalienable Possessivität, Grammatikalisierte Possessivität, Lexikalisierte Possessivität, Nominalphrasen, Sprachtypologie.
- Citation du texte
- Constanze Zürn (Auteur), 2006, Possessivität. Untersuchung eines linguistischen Phänomens, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/65363