Zweitspracherwerb


Exposé Écrit pour un Séminaire / Cours, 2005

18 Pages, Note: 2,3


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Geschichte des Zweitspracherwerbs
2.1 „Die Ausländer“ in der Bundesrepublik Deutschland
2.2 Deutsch als Zweitsprache (DaZ) – Die Anfänge
2.3 DaZ in Bayern – von den 80ern bis heute

3 Die wichtigsten Hypothesen der Zweitspracherwerbsforschung und die Folgerungen daraus

4 Die Bedeutung der Muttersprache

5 Konsequenzen für den Unterricht

6 Bibliographie

Links:

1 Einleitung

„Unter dem Begriff Zweitspracherwerb wird im folgenden jede Aneignung einer weiteren Sprache (neben der Muttersprache) verstanden, wobei die einzelnen Formen dieses Aneignungsprozesses sich nach Lernalter (gleichzeitig/nachzeitig zum Erstspracherwerb) und Lernkontext (natürlich/gesteuert) weiter differenzieren lassen […] Besteht für die Lerner keine Möglichkeit, außerhalb der Schule mit Sprechern Kontakt aufzunehmen, die diese Sprache als Muttersprache sprechen, wird vom Erwerb einer Fremdsprache gesprochen“.[1]

Die Zweitsprache ist also Sprache des Landes, in dem man zwar lebt, in dem man aber entweder selbst oder einer seiner nahen Vorfahren nicht geboren ist, was meist äußerst eingeschränkte Kenntnisse der deutschen Sprache zur Folge hat.

Die komplexe Thematik Zweitspracherwerb betrifft demnach die in Deutschland lebenden „Nicht-Deutschen“ oder Ausländer, die sich auf einen längeren Aufenthalt mit ihren Familien in Deutschland eingerichtet haben und die es zu integrieren gilt. Dafür sind natürlich viele Faktoren zuständig, die hier verständlicherweise nicht alle behandelt werden können. In der folgenden Arbeit soll ausschließlich auf die sprachliche Integration eingegangen werden, also auf den Zweitspracherwerb Deutsch, u. z. insbesondere auf den nachzeitigen und den gesteuerten, da dieser einen mehr oder minder großen Bestandteil des Lehrerberufs - abhängig von der Schulart - ausmacht. Das Entstehen der Problematik soll aufgezeigt, der heutige Stand der Dinge dargelegt und Lösungsvorschläge unterbreitet werden.

Zu den Fakten[2]: Heute leben 7,3 Mio. Ausländer in Deutschland, was bei 82,5 Mio. Einwohnern insgesamt einem Anteil von knapp 9% entspricht, davon besuchen allein ca. 960.000 deutsche Schulen, einem Anteil von knapp 10% ausgehend von einer Gesamtschülerzahl von 9,7 Mio. Schülern. Ca. 235.000 von ihnen besuchen eine Hauptschule - ein Anteil von 16% (!) gemessen an der Gesamtzahl aller Hauptschüler in Deutschland, 87.500 besuchen eine Realschule (6,8% aller Realschüler) und immerhin 90.000 besuchen ein Gymnasium, was aber lediglich einem Anteil von 3,9% bei den Gymnasiasten entspricht. In Prozenten ausgedrückt, ist die „Vorliebe“ ausländischer Kinder für die Hauptschule offensichtlich. Aber auch in absoluten Zahlen liegt die Hauptschule als Favorit unangefochten auf Platz eins, Realschule und Gymnasium teilen sich dabei den weit entfernten zweiten Platz. Eine weitere Zahl bestätigt, was sich schon vermuten lässt: Von allen ausländischen Schülern in Deutschland gehen 24,5%, also fast ein Viertel, auf die Hauptschule! Auf Realschule und Gymnasium verschlägt es jeweils lediglich 9% aller ausländischen Schüler. Allein diese Zahlen verdeutlichen, dass mit steigendem Schwierigkeitsgrad einer Schulart der Anteil ausländischer Kinder und Jugendlicher abnimmt. Der Verdacht liegt nahe, dass dies auch, oder vielleicht sogar größtenteils auf die immensen Sprachprobleme zurückzuführen ist. Erwähnenswert ist hier außerdem die Tatsache, dass nicht nur die im schulpflichtigen Alter einreisenden Kinder Unterstützung beim Erlernen der deutschen Sprache benötigen, sondern auch diejenigen, die hier geboren wurden. Die Ursachen für die oft mangelhaft ausgeprägten Deutschkenntnisse sind mannigfaltig, sie zu beseitigen bzw. einzudämmen ist Aufgabe u. a. der Schulen. Was gibt es hierzu für Ansätze? Welche Erfahrungen wurden bisher gemacht? Welche Erkenntnisse wurden daraus gezogen? Fragen, die im Folgenden geklärt werden sollen.

2 Geschichte des Zweitspracherwerbs

2.1 „Die Ausländer“ in der Bundesrepublik Deutschland

Mit dem landläufigen Begriff Ausländer werden in Deutschland nicht automatisch alle Bewohner nichtdeutscher Herkunft charakterisiert, sondern nur Staatsangehörige bestimmter Nationen. So meint man damit nicht Mitglieder aus Ländern wie den Niederlanden, Frankreich, England oder gar den USA. Ebenso wenig werden ausländische Diplomaten, Wissenschaftler, Kaufleute, Ingenieure, Schweizer, Österreicher und deren Kinder als Ausländer bzw. Ausländerkinder bezeichnet. Die Ausländer beschreiben Angehörige der sechs ehemaligen EU-Anwerbestaaten: Türkei, Griechenland, Jugoslawien, Italien, Spanien, Portugal.[3] Der Chefarzt aus den USA zählt also nicht zu den Ausländern. Also bleibt festzuhalten, dass der Begriff keinesfalls objektiv und sachlich korrekt (Ausländer = eine Person, die aus einem anderen Land als Deutschland kommt) verwendet wird, sondern nur mit bestimmten Personen aus bestimmten Ländern mit bestimmten Berufen in Verbindung gebracht wird. Mit dem einheitlichen, undifferenzierten Begriff wird zudem der Anschein erweckt, man könne alle Nationalitäten über einen Kamm scheren, was natürlich nicht der Fall ist und deshalb ein weiteres Problem darstellt. „Die Bezeichnung ‚Ausländer’ täuscht einen homogenen Personenkreis vor, der in Wirklichkeit nicht besteht.“[4] Die Probleme, die aus dem Nebeneinander der vielen verschiedenen Nationalitäten erwachsen, liegen auf der Hand: Es gilt, die vielen verschiedenen Sprachen, Kulturen, Religionen und Gesellschaftssysteme unter einen Hut zu bringen, u. z. zur Zufriedenheit beider Seiten, sowohl der In- wie auch der Ausländer. Obwohl feststeht, dass vorgenannte Paradigmata untrennbar miteinander verwoben sind, soll hier trotzdem nur weitgehend die Sprache als Grundvoraussetzung einer gelungenen Integration behandelt werden.

Als 1955 die erste nennenswerte Zahl Ausländer in die Bundesrepublik Deutschland einreiste, konnte man die daraus resultierende gewaltige Aufgabe noch nicht absehen, die sich für Deutschland in den kommenden Jahrzehnten ergeben würde. Der ursprünglich verwendete Begriff Gastarbeiter lässt schon erahnen, dass man sich zumindest hierzulande auf ein „temporäres Gastspiel“ der Fremdarbeiter eingestellt hatte. So schien es auch niemand für notwendig zu erachten, sich um eine kulturelle, insbesondere eine sprachliche Integration besagter Arbeiter in die deutsche Gesellschaft zu bemühen. Und wurde es für die Arbeiter selbst schon nicht für dringlich erachtet, so erst recht nicht für deren Familienangehörige.

Deutschland hatte damals aufgrund des immensen Wirtschaftwachstums einen enormen Bedarf an billigen und kurzfristig zur Verfügung stehenden Arbeitskräften. Diese wurden zuerst aus Italien angeworben – Italien und Deutschland schlossen einen Anwerbevertrag –, sie hießen fortan Gastarbeiter, ein im Nachhinein betrachtet ebenso falscher wie irreführender Begriff. Weder wurde ihr Aufenthalt zeitlich begrenzt, wie das Wort suggerierte, noch wurden sie wie Gäste behandelt. Der Arbeitskräftemangel nahm in Deutschland bis 1970 aus verschiedensten Gründen weiter zu und so mussten auch mit anderen Staaten Vereinbarungen getroffen werden: Spanien, Griechenland, Türkei und Jugoslawien folgten. Man kann also festhalten, dass die Ausländer identisch mit den ehemaligen Gastarbeitern sind.

Stellten in den frühen 60ern mit Abstand die Italiener den weitaus größten Anteil der Ausländer, so liegen heute die Türken mit 1,8 Mio. Einwohnern[5] in Deutschland unangefochten an der Spitze der Ausländerstatistik, Platz zwei nimmt nun weit abgeschlagen mit 550.000 Einwohnern[6] Italien ein, dicht gefolgt von Serbien, Montenegro und dem ehemaligen Jugoslawien mit 500.000[7], anschließend kommt Griechenland mit 315.000 Einwohnern. Ähnliche Zahlen spiegeln sich auch im deutschen Schulsystem wider: Aus der Türkei stammten 2003/04 knapp 420.000 Schüler, aus Italien dann nur noch 66.000 aus Serbien und Montenegro 62.000 Schüler.[8]

Wie eingangs schon erwähnt, beträgt der Anteil ausländischer Schüler am deutschen Schulsystem 10%. Dass diese enorme Zahl eines fundierten, integrativen Unterrichts in Deutsch als Basis bedarf, steht außer Frage. Das wie ist dabei weit mehr umstritten. Was bedeutet das für die Schule? Wie soll mit den Kindern verfahren werden? Als zentrale Frage kristallisierte sich heraus, ob man die Muttersprache der Kinder erhalten, ja sogar fördern soll, oder ob sie komplett „eingedeutscht“ werden sollen.

[...]


[1] Apeltauer, Zweitspracherwerb 9.

[2] Vgl. zum Folgenden Statistisches Jahrbuch 2004, 47, 124.

[3] Vgl. Mahler, G., Steindl, M., Zweitsprache 12f.

[4] Ebd. 12.

[5] Statistisches Jahrbuch 2004, 47.

[6] Ebd.

[7] Ebd.

[8] Vgl. http://www.destatis.de/print.php

Fin de l'extrait de 18 pages

Résumé des informations

Titre
Zweitspracherwerb
Université
University of Regensburg  (Didaktik der deutschen Sprache und Literatur)
Cours
Deutsch als Zweitsprache in der Grund- und Hauptschule
Note
2,3
Auteur
Année
2005
Pages
18
N° de catalogue
V65569
ISBN (ebook)
9783638580984
ISBN (Livre)
9783656790914
Taille d'un fichier
508 KB
Langue
allemand
Mots clés
Zweitspracherwerb, Deutsch, Zweitsprache, Grund-, Hauptschule
Citation du texte
Mirjam Rothenbacher (Auteur), 2005, Zweitspracherwerb, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/65569

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