Die Kirche war in der Frühen Neuzeit einer der Hauptorte, an denen Öffentlichkeit stattfand. Allerdings entwickelte sich seit dem späten Mittelalter eine Konkurrenz zur Kirche, das Gasthaus in all seinen Erscheinungsformen. Eine mögliche Deutungsform des o. g. Bildes ist, den erhobenen Zeigefinger des Predigers als Mahnung an die Gemeinde zu verstehen. Sie sollte ihren christlichen Verpflichtungen nachkommen und nicht den weltlichen, profanen Dingen frönen. Außerdem ist auf dem Bild die zeitgenössische soziale Ordnung zu erkennen. Die besser situierten Personen sind an ihren wertvollen Kleidungsstücken und den erhöhten Sitzpositionen zu erkennen. Im Gegensatz dazu sitzen die Mitglieder der unteren Stände (in diesem Fall eine Gruppe einfach gekleideter Frauen) auf niedrigen Hockern.
Das von mir behandelte Thema umfasst den Zeitraum der Frühen Neuzeit (15.-18. Jahrhundert). Allerdings ist die Entstehung der öffentlichen Orte und der Öffentlichkeit selber nicht genau auf das Jahr 1400 zu datieren sondern reicht bis ins Spätmittelalter zurück. Durch diese Arbeit soll eine Auswahl der prägnantesten Orte, an denen Meinungsbildung bzw. Informationsaustausch in der Frühen Neuzeit stattfand, vorgestellt werden. Die untersuchten Orte sind nicht nur wegen ihrer hohen Frequentierung durch eine breite Masse interessant, sondern auch aufgrund ihres jeweiligen Nutzens. Im Hinblick darauf ist es interessant zu sehen wie öffentliche Orte zur Meinungsbildung beitrugen und wie diese Orte die Öffentlichkeit selber prägten.
Im Hauptteil wird zuerst anhand eines Beispiels gezeigt, wie verschiedene öffentliche Orte miteinander verknüpft sein konnten und wie deren jeweilige Nutzung aussehen konnte.
Daraufhin werden öffentliche Orte aufgezeigt, die jedoch aufgrund ihrer Spezifität bzw. der bislang geringen Forschungskenntnisse auf diesem Gebiet eher undetailliert vorgestellt werden.
Danach werden Orte und Räume untersucht, die man als Hauptorte öffentlicher Meinungsbildung in der Frühen Neuzeit bezeichnen kann. Dazu gehört z. B. das Gasthaus, da durch das dort anwesende Klientel sehr unterschiedliche Meinungsbildung entstand.
Des Weiteren soll gezeigt werden, inwiefern der dort stattgefundene Informationsaustausch formell bzw. informell war.
Im Anschluss daran wird die für die Frühe Neuzeit typische Konkurrenz zwischen Gasthaus und Kirche dargestellt.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Textbeispiel
- 3. Einleitend: Öffentliche Orte
- 3. 1 Der Bereich der Kunst, Kultur und Lehre
- 3. 2 Der Brunnen
- 3. 3 Der Marktplatz und die Straßen
- 4. Hauptorte öffentlicher Meinungsbildung
- 4. 1 Das Rathaus
- 4. 2 Die Kirche
- 4. 3 Das Gasthaus
- 5. Die Konkurrenz zwischen Gasthaus und Kirche
- 6. Das Gerücht
- 7. Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Orte öffentlicher Meinungsbildung in der Frühen Neuzeit (15.-18. Jahrhundert). Ziel ist es, die Bedeutung verschiedener öffentlicher Räume und ihre Rolle im Informationsaustausch und der Gestaltung der öffentlichen Meinung zu beleuchten. Die Arbeit konzentriert sich dabei auf die prägnantesten Orte und deren jeweiligen Nutzen für die Meinungsbildung.
- Die Vernetzung von öffentlichen Orten und ihre Nutzung in konkreten Beispielen
- Die Bedeutung von Rathaus, Kirche und Gasthaus als Hauptorte der Meinungsbildung
- Die Konkurrenz zwischen Kirche und Gasthaus als Orte der öffentlichen Kommunikation
- Das Gerücht als Instrument der Meinungsbildung an öffentlichen Orten
- Die Rolle der Ehre und des sozialen Status in der öffentlichen Kommunikation
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und skizziert die Bedeutung der Kirche als traditionellem Ort der öffentlichen Meinung in der Frühen Neuzeit. Der Fokus liegt jedoch auf der Entwicklung des Gasthauses als Konkurrenz zur Kirche in dieser Rolle. Das Textbeispiel illustriert die Vernetzung verschiedener öffentlicher Orte und ihre Nutzung im Kontext eines konkreten Ereignisses in Köln. Dabei werden die Bedeutung des Kaufhauses, des Marktplatzes und der Kirche als "Bühne des öffentlichen Lebens" dargestellt.
Das Kapitel "Einleitend: Öffentliche Orte" beleuchtet den Bereich der Kunst, Kultur und Lehre, wobei die Akademien, Konzertsäle, Theater und Opernhäuser als Orte der öffentlichen Meinung diskutiert werden. Diese Orte entstanden während der Renaissance und waren primär der Elite vorbehalten. Der Brunnen, der Marktplatz und die Straßen werden als weitere Orte der öffentlichen Kommunikation vorgestellt, die jedoch aufgrund ihrer Spezifität und des geringen Forschungsstandes nur kurz skizziert werden.
Das Kapitel "Hauptorte öffentlicher Meinungsbildung" analysiert das Rathaus, die Kirche und das Gasthaus als zentrale Orte der Meinungsbildung in der Frühen Neuzeit. Im Mittelpunkt steht dabei die Analyse des Gasthauses als Ort des informellen Austauschs und der Bildung von Meinungen, die sich von der formalen Kommunikation in der Kirche unterscheidet.
Das Kapitel "Die Konkurrenz zwischen Gasthaus und Kirche" beleuchtet den spezifischen Konflikt zwischen den beiden Institutionen als Orte der öffentlichen Meinung in der Frühen Neuzeit. Schließlich widmet sich das Kapitel "Das Gerücht" dem Phänomen des Gerüchts als Instrument der Meinungsbildung an öffentlichen Orten.
Schlüsselwörter
Öffentliche Meinungsbildung, Frühe Neuzeit, Kirche, Gasthaus, Rathaus, Marktplatz, Brunnen, Kunst, Kultur, Lehre, Ehre, Gerücht, Informationsaustausch, soziale Ordnung, Konkurrenz.
- Quote paper
- Philipp Schubert (Author), 2005, Orte öffentlicher Meinungsbildung in der Frühen Neuzeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/65633