1. Einleitung
1.1. Die Ära de Gaulle: Geschichtlicher Hintergrund 1940-1969
Charles de Gaulle wurde 1890 in Lille als Sohn des Lehrers Henri de Gaulle und seiner Frau Jeanne Maillot geboren. Nach einer Laufbahn auf der Militärakademie St. Cyr war er Kriegsteilnehmer im Ersten Weltkrieg. Nach Verwundung und deutscher Gefangenschaft verfolgte er nach seiner Rückkehr nach Frankreich 1918 weiterhin seine militärische Karriere. Er nahm höhere militärische Stellungen ein, u.a. im Obersten Kriegsrat. Im Mai 1940 zeichnete er sich als Kommandeur einer Panzerdivision aus und erhielt den Rang eines Brigadegenerals.1 In der III. Republik (1870-1940), unter der Regierung Reynaud, wurde er im Juni 1940 zum Unterstaatssekretär im Verteidigungs- und Kriegsministerium ernannt.2
Im Juni 1940 erlitt Frankreich eine militärische Niederlage (Waffenstillstand) gegen Hitlerdeutschland und stand vier Jahre lang unter deutscher Besatzung. Das System der III. Republik (Regierung Reynaud), das für die Niederlage verantwortlich gemacht wurde, wurde durch das autoritäre Vichy-Regime unter Marschall Pétain ersetzt. Frankreich wurde nach dem Waffenstillstand vom 22. Juni 1940 in zwei Teile aufgeteilt. In eine von Deutschen besetzte Zone im Norden und in eine freie Zone im Süden, in der die französische Regierung bis zur totalen Besetzung im November 1942 frei regierte. Die Regierung unter Pétain bemühte sich, die Forderungen der deutschen Besatzungsmacht zu erfüllen und ging ab 1942 eine Politik der Kollaboration ein.3 [...]
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1. Einleitung
1.1. Die Ära de Gaulle: Geschichtlicher Hintergrund 1940-1969
1.2. Vorgehen: Gegenstand, Fragestellung, Akteur
1.3. Quellen, Literatur, Forschungsstand
2. Die mediale Inszenierung de Gaulles: Verhältnis zwischen de Gaulle und den Medien bis 1958
2.1. De Gaulle und die Presse 1919-1939
2.2. De Gaulle und der Rundfunk 1940-1946
2.2.1. Der Londoner Appell zum Widerstand am 18. Juni 1940
2.2.2. Das Radio als Propagandamittel
2.2.3. Das Radio als Kampfmittel
2.2.4. Das Rundfunkmonopol
2.3. De Gaulle und die Medien während der IV. Republik (1946-1958)
3. Die mediale Inszenierung de Gaulles: Verhältnis zwischen de Gaulle und den Medien während seiner Präsidentschaft in der V. Republik (1958-1969)
3.1. Der Übergang von Sprechmedien zu Bildmedien: De Gaulle und das Fernsehen
3.1.1. Die Bedeutung des Fernsehens für de Gaulle
3.1.2. Der Rundfunk in der V. Republik
3.1.3. Redestil, Präsentation und linguistische Besonderheiten
3.1.4. Die Referenden
3.1.5. Die Parlamentswahlen 1965 und ihre Auswirkungen
3.2. De Gaulle und der Rundfunk
3.3. De Gaulle und seine Pressekonferenzen
3.4. De Gaulle und seine Reisen
3.4.1. Provinzreisen
3.4.2. Auslandsreisen
4. Die Inszenierung der Person de Gaulle
4.1. Analyse und Bewertung der Führerpersönlichkeit de Gaulles
4.1.1. Das Image de Gaulles: Der „Retter“ der Nation
4.1.2. Das Image de Gaulles in der französischen Öffentlichkeit
4.1.3. Das Image de Gaulles in der deutschen Öffentlichkeit
5. Zusammenfassung
6. Literaturverzeichnis
6.1. Primärliteratur
6.2. Sekundärliteratur
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Einleitung
1.1. Die Ära de Gaulle: Geschichtlicher Hintergrund 1940-1969
Charles de Gaulle wurde 1890 in Lille als Sohn des Lehrers Henri de Gaulle und seiner Frau Jeanne Maillot geboren. Nach einer Laufbahn auf der Militärakademie St. Cyr war er Kriegsteilnehmer im Ersten Weltkrieg. Nach Verwundung und deutscher Gefangenschaft verfolgte er nach seiner Rückkehr nach Frankreich 1918 weiterhin seine militärische Karriere. Er nahm höhere militärische Stellungen ein, u.a. im Obersten Kriegsrat. Im Mai 1940 zeichnete er sich als Kommandeur einer Panzerdivision aus und erhielt den Rang eines Brigadegenerals.[1] In der III. Republik (1870-1940), unter der Regierung Reynaud, wurde er im Juni 1940 zum Unterstaatssekretär im Verteidigungs- und Kriegsministerium ernannt.[2]
Im Juni 1940 erlitt Frankreich eine militärische Niederlage (Waffenstillstand) gegen Hitlerdeutschland und stand vier Jahre lang unter deutscher Besatzung. Das System der III. Republik (Regierung Reynaud), das für die Niederlage verantwortlich gemacht wurde, wurde durch das autoritäre Vichy-Regime unter Marschall Pétain ersetzt. Frankreich wurde nach dem Waffenstillstand vom 22. Juni 1940 in zwei Teile aufgeteilt. In eine von Deutschen besetzte Zone im Norden und in eine freie Zone im Süden, in der die französische Regierung bis zur totalen Besetzung im November 1942 frei regierte. Die Regierung unter Pétain bemühte sich, die Forderungen der deutschen Besatzungsmacht zu erfüllen und ging ab 1942 eine Politik der Kollaboration ein.[3]
Nach dem Rücktritt der Regierung Reynaud floh Charles de Gaulle nach London. Vier Tage vor dem Waffenstillstand rief er die Franzosen am 18. Juni 1940 über B.B.C. zum Widerstand auf und ermutigte sie, den Kampf trotz der Niederlage fortzusetzen.[4] Während de Gaulle als Chef des „Freien Frankreichs“ im Londoner Exil eigene militärische und politische Organisationen aufbauen konnte, wie den Forces Françaises Libres (F.F.L.), und die Bildung einer Widerstandsbewegung vorantrieb, organisierte sich in Frankreich ein innerfranzösischer Widerstand (Résistance). Dieser wurde zunehmend von einem Großteil der Bevölkerung aktiv oder passiv unterstützt. 1943 wurde von den Gruppen des französischen Widerstandes ein Conseil National de la Résistance (C.N.R.) gegründet, der de Gaulle als Führer des Widerstandes anerkannte. Als führender Kopf der gesamten französischen Widerstandsbewegung konnte er sich gegen die deutsche Besatzungsmacht und als Gegenspieler des Marschall Pétains gegen das Vichy-Regime profilieren. Im gleichen Jahr gründete de Gaulle ein Comité français de libération nationale (C.F.L.N.), das 1944 in eine „provisorische Regierung der französischen Republik“ umgewandelt wurde. Am 26. August 1944 zog de Gaulle in das von den Alliierten und den Widerstandsgruppen befreite Paris ein und wurde von den Franzosen als „Retter“ gefeiert.[5]
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Führungsverantwortung für den Wiederaufbau und die Neuordnung Frankreichs de Gaulle übertragen. De Gaulle wollte jedoch nicht zu den Institutionen der III. Republik zurückkehren, sondern etwas Neues schaffen. Er strebte ein Präsidialsystem an, um die Stellung des Präsidenten zu stärken, was unter der III. Republik nicht der Fall war. Bei den Wahlen im Oktober 1945 einigten sich die drei großen Parteien (Tripartisme) auf de Gaulle als Regierungschef. Aufgrund von Streitereien und Uneinigkeiten über die Verfassung und die Ministerposten, trat de Gaulle jedoch überraschend am 20. Januar 1946 zurück.[6]
Während die IV. Republik (1946-1958) weiterhin unter chronischer Instabilität, verursacht von ständigen Regierungswechseln, litt[7], gründete de Gaulle 1947 in Straßburg das Rassemblement du Peuple français (R.P.F.) und versuchte somit, an die Macht zurückzukehren und den Staat zu reformieren. Nach anfänglichen Erfolgen konnten die Gaullisten jedoch 1952 keine Mehrheit bei den Parlamentswahlen erringen, und de Gaulle kündigte das Ende der Sammlungsbewegung an. Er zog sich daraufhin auf seinen Landsitz Colombey-les-deux-Eglises zurück und begann mit der Abfassung seiner Kriegsmemoiren.
Während de Gaulles Abwesenheit von der politischen Bühne erwies sich die Regierung unfähig, die Entkolonisierung zu bewältigen und hatte, nach Eskalation eines Bürgerkrieges in Algerien, mit dem Ende der bewaffneten Auseinandersetzungen zu kämpfen.[8] Algerien wurde als integrierter Bestandteil Frankreichs gesehen, in dem über eine Million Europäer lebten. Frankreich war aber schließlich bereit, dem Land eine Verwaltungsautonomie zu gewähren. Nachdem Tunesien und Marokko 1956 in die Unabhängigkeit entlassen wurden, verstärkte sich in Algerien die nationale Befreiungsfront, die ab Mai 1958 in einen offenen Aufstand führte. Die französische Regierung war zu Verhandlungen nach einem Waffenstillstand bereit, die Aufständischen verlangten jedoch zuvor die sofortige Unabhängigkeit des Landes. Die Hoffnungen auf eine friedliche Lösung des Konflikts wurden immer unwahrscheinlicher und mündeten schließlich in einen Bürgerkrieg, der erst 1962 mit der Unabhängigkeit Algeriens zu Ende gehen sollte. Die Algerien-Franzosen und die Militärs gingen davon aus, dass die Regierung keine Verhandlungen mit der Algerischen Befreiungsfront führen würde, da diese in die Unabhängigkeit münden müssten. So sprachen sich diese und einige Politiker in Frankreich für eine starke Regierung unter de Gaulle aus. Nur er, der „Retter und Befreier“ von 1944, verfüge über die notwendige Autorität, die Ordnung wiederherzustellen.[9]
So sollte die algerische Frage der Anlass sein, de Gaulle 1958 wieder an die Macht zu bringen und der IV. Republik ein Ende zu setzen. Nach einer weiteren Regierungskrise im Mai 1958 rief die französische Regierung unter Pierre Pflimin den Notstand aus und nahm eine Verfassungsänderung vor. Die Regierung dankte ab, die Parteien stimmten der Machtübernahme de Gaulles zu, und das Parlament übergab der Regierung de Gaulle uneingeschränkte Vollmachten und beauftragte die Regierung mit der Ausarbeitung einer neuen Verfassung.
Der General vermochte nun, nach 12 Jahren des Rückzuges in das Privatleben, Frankreich so umzugestalten und dem Land eine Verfassung zu geben, wie es seinen Vorstellungen entsprach, die er unter der IV. Republik nicht umsetzen konnte. Die neue Verfassung der V. Republik, die im September 1958 in Kraft trat, räumte dem Präsidenten und seiner Regierung weit größere und dem Parlament viel geringere Befugnisse ein als jemals zuvor.[10] So wandte sich de Gaulle immer wieder über das Parlament hinweg direkt an das Volk. Dieser direkte Kontakt wurde durch zahlreiche Radio- und Fernsehansprachen sowie Pressekonferenzen und Reisen ins In- und Ausland realisiert. Die Zustimmung der Bevölkerung für die neue Verfassung galt weniger diesem Schriftstück als vielmehr der Persönlichkeit des Generals.[11] Der Präsident besaß das Recht, alleine den Premierminister zu ernennen und auf dessen Vorschlag die anderen Mitglieder der Regierung. Der Präsident hatte weiterhin die Berechtigung, die Nationalversammlung aufzulösen, eine Volksabstimmung (Referendum) anzusetzen und konnte die uneingeschränkte Regierungsgewalt (Artikel 16) im Falle eines Notstandes ausüben.[12]
Im Dezember 1958 wurde de Gaulle schließlich zum Staatspräsidenten der Republik gewählt. Die algerische Frage konnte aber auch unter de Gaulle zunächst nicht gelöst werden, sondern unterlag einem langwierigen Prozess. Im Juni 1958 beruhigte de Gaulle bei seinem Besuch in Algerien die Menschen, indem er zweideutige Äußerungen machte, seine Absichten jedoch im Dunkeln ließ. Die Moslems wurden als voll gültige Bürger anerkannt, die unter den gleichen Bedingungen wie die Europäer wählen sollten. Im Januar 1960 kam es zu Demonstrationen und Barrikadenaufständen von aktivistischen Gruppen in Algier, die versuchten, die Armee für sich zu gewinnen. De Gaulle konnte durch eine Ansprache die Kapitulation der Aufständischen herbeiführen. 1960 schlug de Gaulle ein „algerisches Algerien“, das mit Frankreich verbunden sein sollte, vor. Dann sprach er sogar von der Möglichkeit einer algerischen Republik, zu der sich die Franzosen in einem Referendum äußern sollten. Die Volksabstimmung fiel größtenteils zugunsten einer Selbstbestimmung aus. Daraufhin versuchten im April 1961 vier Generäle gegen Paris zu putschen, um die Macht zu ergreifen. De Gaulle griff erneut zum Wort und konnte ein Aufgeben der Offiziere und Generäle bewirken. Nach der Errichtung einer provisorischen Exekutivgewalt wurde Algerien im Juli 1962 in die Unabhängigkeit entlassen.[13]
Die Lösung des algerischen Problems, die wirtschaftliche Prosperität und die gewachsene Stabilität des Landes verhalfen dem Staatspräsident zu großem Ansehen in der Bevölkerung. Auch in Deutschland, dem er im September 1962 einen Besuch abstattete, traf de Gaulle auf Anerkennung.
Um die Umsetzung seiner politischen Ideen zu komplettieren, strebte de Gaulle eine direkte Wahl des Präsidenten der Republik durch das Volk an. Im Oktober 1962 fand zu dieser Verfassungsreform ein Referendum statt. Die Franzosen stimmten dafür. Von nun an wurde der Präsident direkt vom Volk gewählt. Die Verfassungswirklichkeit machte de Gaulle nun „zum Stützpfeiler und starken Mann“ der V. Republik.[14] Aufgrund der Neuverteilung der Macht konnte de Gaulle bis 1969 eine „personifizierte Macht“ (pouvoir personnel) mit weitgehenden Befugnissen ausüben.[15]
Nach sieben Jahren Amtszeit standen im Dezember 1965 Präsidentschaftswahlen an. Sowohl Regierung als auch Opposition bereiteten sich auf diese mit einer immensen Wahlkampagne vor. De Gaulle konnte den ersten Wahlgang nicht für sich entscheiden und musste gegen den Kandidaten der Linken, François Mitterrand, in einem zweiten Wahlgang antreten. Aus dieser Wahl gingen die Gaullisten als klare Sieger hervor, und de Gaulle sah einer weiteren siebenjährigen Amtszeit entgegen.[16]
Jedoch führten ein schneller Strukturwandel in der Wirtschaft, die damit verbundenen sozialen Probleme und die zunehmende Arbeitslosigkeit zu immer stärkerer Unzufriedenheit in der Bevölkerung. Im März 1968 kam es zu Unruhen, die von der Universität Nanterre ausgingen. Im Mai griffen die studentischen Unruhen auf die Sorbonne über. Danach beteiligten sich auch Arbeiter an den Streiks, die bald das ganze Land erfassten. Durch den Einsatz von Polizeikräften wurde die Gewaltbereitschaft der Streikenden noch verstärkt.[17] De Gaulles Fernsehansprache am 24. Mai 1968 blieb ohne Wirkung, die Unruhen gingen weiter. Ende Mai verließ de Gaulle plötzlich Paris, mit unbekanntem Ziel. Wie sich später herausstellen sollte, war er nach Baden-Baden gereist, um sich einer militärischen Unterstützung der französischen Truppen in Deutschland zu versichern. Am nächsten Tag kehrte er nach Frankreich zurück und hielt eine kurze Ansprache: er werde an seiner Regierung festhalten und appellierte an die Unterstützung seiner Anhänger. Des Weiteren kündigte er die Auflösung der Nationalversammlung und Neuwahlen an. De Gaulle hatte Erfolg, die Unruhen nahmen ab, die Ordnung war wiederhergestellt.[18] Die Gaullisten gingen bei den Neuwahlen erneut als Sieger hervor. Der Präsident wollte die Franzosen durch ein weiteres Plebiszit dazu bringen, sich für ihn auszusprechen. Bei einem Ausbleiben der öffentlichen Unterstützung drohte de Gaulle mit seinem Rücktritt. Dennoch verloren die Gaullisten das Referendum über die Regionalreform zur Modernisierung des Landes im April 1969.[19] De Gaulle trat nach dem gescheiterten Referendum zurück. Zum neuen Staatspräsidenten wurde Georges Pompidou gewählt.
De Gaulle zog sich nun endgültig aus dem politischen Leben zurück und widmete sich seinen Memoiren. Er starb im November 1970 in Colombey-les-deux-Eglises an den Folgen eines Aneurysmas der Bauchschlagader.
1.2. Vorgehen: Gegenstand, Fragestellung, Akteur
Ausgehend von den bisherigen Ausführungen können für die nachstehende Betrachtung folgende Fragen formuliert werden: Wie konnte de Gaulle zunächst in den vierziger Jahren das Radio, in der V. Republik dann das Fernsehen, für seine politischen Ziele benutzen? Wie schaffte er es, eine Legende um seine Person entstehen zu lassen, und wie konnte er sein Bild des „Retters“ in der Bevölkerung durchsetzen? Welche Bedeutung hat diese „Retterrolle“ und welche Botschaften werden durch sie übermittelt?
Des Weiteren soll untersucht werden, wie de Gaulle durch die Medien wirkte, und wie er sich selbst sah. Die Frage nach der Rezeption seines Bildes und seiner Person in Deutschland und in Frankreich soll diese Arbeit abrunden. Unterlag seine Medienwirksamkeit allein einem Public-Relations-Aufwand oder war auch das historische Bild de Gaulles ausschlaggebend für sein Wirken in den Medien und in der Öffentlichkeit?
Als Untersuchungsgegenstand bieten sich die verschiedenen Radio- und Fernsehansprachen des Akteurs de Gaulle sowie verschiedene Ereignisse an, in denen er seine politischen Ziele darlegte und ein bestimmtes historisches Bild seiner Person der Bevölkerung zu vermitteln versuchte. Dabei soll insbesondere der Zeitraum von 1940 bis 1969 untersucht werden, angefangen mit der Radioansprache am 18. Juni 1940 bis zum Referendum des Jahres 1969, das der politischen Karriere de Gaulles ein Ende setzte.
Im Folgenden werden auch die politischen Vorgänge während der Ära de Gaulle zur Sprache kommen. Vielmehr aber soll die mediale Wirkung und die Faszination Charles de Gaulles in der Bevölkerung zusammengetragen und anhand mehrerer Beispiele verdeutlicht werden, die sich in der Zeit von 1940 bis zu seinem Tod 1970 ereigneten.
Die Darstellung seines Wirkens in den Medien und in der Öffentlichkeit ist nicht leicht, da sich bisherige Veröffentlichungen vor allem mit seiner Politik beschäftigt und weniger mit der Wirkung seiner Person auseinandergesetzt haben. Bis zum heutigen Tag ist kein Buch publiziert worden, in dem ausschließlich über die Wirkung de Gaulles in den Medien und in der Öffentlichkeit berichtet wird. Aus diesem Grund wird sich die folgende Arbeit ausschließlich mit diesen Punkten beschäftigen.
Im zweiten Kapitel wird das Verhältnis zwischen de Gaulle und den Medien vor seiner Präsidentschaft dargestellt. Dabei werden verschiedene Etappen untersucht, die de Gaulles Einstellung zu den Medien womöglich geprägt haben und deshalb für den weiteren Umgang mit diesen in der V. Republik ausschlaggebend gewesen sind. Zunächst werden de Gaulles Erfahrungen mit der Presse zwischen 1919 und 1939 untersucht, bei der er versuchte, Zustimmung für seine Militärdoktrin zu erhalten.[20] Anschließend wird die Rolle des Rundfunks für de Gaulles Widerstandsbewegung im Zweiten Weltkrieg thematisiert. Abgerundet wird das Kapitel durch die Darstellung des Verhältnisses zwischen de Gaulle und den Medien nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges bis zum Ende der IV. Republik 1958.
Das dritte Kapitel setzt sich mit dem Verhältnis zwischen de Gaulle und den Medien während seiner Präsidentschaft in der V. Republik auseinander. Hierbei spielt vor allem die Entwicklung des visuellen Mediums Fernsehen eine große Rolle, die in diese Zeit der Präsidentschaft de Gaulles fiel.[21] Analysiert werden die Bedeutung des Fernsehens und de Gaulles Fernsehansprachen. Es soll insbesondere geklärt werden, wie de Gaulle wirkte, mit welcher Effektivität und zu welchen Anlässen er das Fernsehen nutzte. Des Weiteren sollen Präsentation, Redestil und linguistische Besonderheiten angesprochen werden. Einen weiteren Abschnitt bilden die Präsidentschaftswahlen von 1965, bei denen zum ersten Mal das Medium Fernsehen als Wahlkampfmittel zum Einsatz kam.[22] Das Radio, das während der V. Republik an Bedeutung verlor, tritt in wichtigen Situationen, wie zu den Maiunruhen 1968, wieder in den Vordergrund und wird deshalb in einem eigenen Abschnitt dargestellt. Weitere Kommunikationsmittel, wie Pressekonferenzen oder In- und Auslandsreisen, bilden den Schluss des Kapitels. Hierbei soll untersucht werden, wie diese Ereignisse vonstatten gingen, wie der französische Präsident sich dargestellte, und wie er diese Ereignisse für seine politischen Ziele nutzen konnte. Die Darstellung der Person de Gaulle bei Radio- und Fernsehansprachen, sowie Provinz- , In- und Auslandsreisen wird anhand von Beispielen veranschaulicht.
Das letzte Kapitel wird sich mit der Inszenierung der Person de Gaulle und der Analyse und Bewertung seiner Führerpersönlichkeit auseinandersetzen. In einem ersten Abschnitt wird das Bild, das de Gaulle von sich selbst hatte, wiedergegeben. Anschließend soll auf sein Wirken in der französischen Öffentlichkeit eingegangen werden. Abschließend werden seine Ausstrahlungskraft und sein Ansehen gegenüber den Deutschen diskutiert. Der dabei oft in der Forschung verwendete Begriff „Charisma“, für die Beschreibung von Ausstrahlungskraft oder Ansehen, wird bei dieser Arbeit, aufgrund des Umfangs der Definition des Charismabegriffs, bewusst ausgegrenzt und nicht weiter berücksichtigt.
Die vorliegende Arbeit wird in der Zusammenfassung mit einem kurzen Exkurs in die amerikanische Medienpolitik abgeschlossen. Hierbei soll der Umgang mit den Medien unter Präsident Roosevelt in den dreißiger Jahren geschildert und analysiert werden, da die Medienwirksamkeit beider Staatsmänner, Roosevelt sowie de Gaulle, einige Parallelen aufweist.
1.3. Quellen, Literatur, Forschungsstand
Bei der Vorbereitung dieser Arbeit und beim Studium der verwendeten Literatur fielen einige Unterschiede zwischen der französischen und der deutschen Art des wissenschaftlichen Arbeitens auf. Französische Historiker, Politologen und Sozialwissenschaftler, die sich mit dem Phänomen de Gaulle auseinandergesetzt haben, stellen oftmals Behauptungen auf, ziehen Schlüsse oder nennen Zitate, ohne diese durch Quellenangaben oder als Beleg in Form von Fußnoten anzugeben, was besonders bei Guichard[23] der Fall war. Des Weiteren erscheint die Literatur weniger wissenschaftlich und basiert vielmehr auf Anekdoten oder Erzählungen. Darüber hinaus enthält die für diese Arbeit herangezogene Literatur teilweise fehlerhafte Angaben in den Fußnoten. Der Name des Autors ist falsch angegeben oder der Verweis auf die Seitenzahl ist nicht korrekt, was oftmals bei Tuchhändler[24] zu beanstanden war.
Die in der Untersuchung verwendeten Quellen wurden alle publiziert und lassen sich in verschiedene Kategorien einteilen. Eine erste Quellengruppe besteht aus den Memoiren de Gaulles, eine weitere Kategorie bilden die Presseartikel, die während de Gaulles Amts- und Lebenszeit veröffentlicht wurden. Eine dritte Gruppe bilden Publikationen und Äußerungen von Zeitgenossen de Gaulles in Form von Biographien und Interviews.
Da eine eindeutige Trennung zwischen Primärliteratur und Sekundärliteratur bei diesem Thema schwer ist, wird die Literatur, die während seines Lebens ausschließlich über ihn veröffentlicht wurde, d.h. Zeitungsartikel, Memoiren, Biographien, Aufsätze oder Monographien, als Primärliteratur verstanden. De Gaulle wird nur im historischen Kontext seiner Zeit dargestellt. Die nach seinem Ableben veröffentlichte Literatur fällt unter Sekundärliteratur, da de Gaulles Wirken von einem aktuelleren historischen Zusammenhang aus betrachtet wird.[25]
In die folgende Untersuchung werden neben den Memoiren, Biographien und Presseartikeln auch Bilder, Karikaturen, Umfragen, ein Film, Aussagen von Freunden, Biographen und Kritikern einbezogen.
Die vorliegende Arbeit stützt sich sowohl auf Quellen als auch auf Fachliteratur. Den bisherigen Veröffentlichungen, die „de Gaulle und die Medien“ thematisieren, liegen primär politische und publizistische Aspekt zugrunde. Der geschichtswissenschaftliche Beitrag und das Geschichtsbild des Akteurs werden hierbei nur wenig berücksichtigt. In dieser Arbeit werden wiederum Politik und Medien thematisiert, stehen jedoch nicht im Vordergrund. Vielmehr kommen der historische Aspekt sowie das Image de Gaulles in der französischen und deutschen Öffentlichkeit zum Tragen.
Eine aufschlussreiche Studie der Publizistin Daniela Hoyer[26], die sich mit dem politischen und publizistischen Aspekt auseinandergesetzt hat, untersucht, inwiefern de Gaulle die Massenmedien, insbesondere das Fernsehen, für seine politischen Zwecke instrumentalisierte. Eine weitere wichtige Einzelstudie, mit ähnlichem Erkenntnisinteresse, ist die Arbeit des französischen Sozialwissenschaftler Jean-Pierre Guichard[27], der sich darüber hinaus noch mit der Wirkung de Gaulles und seinem historischen Bild auseinandersetzt. Auch die Arbeit von Klaus Tuchhändler[28] beschäftigt sich mit dem politischen Gesichtspunkt, wobei bereits der Titel De Gaulle und das Charisma den Impetus des Buches deutlich macht: in erster Linie wird das Charisma de Gaulles aufgezeigt. Obwohl die Problematik des Begriffs Charisma in dieser Arbeit ausgegrenzt wird, thematisiert die Studie auch den Umgang mit den Medien und de Gaulles Wirkung. Die historische Persönlichkeit de Gaulles erschließt sich jedoch am besten aus seinen zahlreichen Selbstzeugnissen, die zum größten Teil auch ins Deutsche übersetzt wurden.[29] Eine ausführliche Auseinandersetzung mit der Ausstrahlungskraft seiner Person auf die Franzosen liefert die Monographie des Pariser Auslandskorrespondenten Ernst Weisenfeld[30], in der auch das deutsch-französische Verhältnis und das Deutschlandbild de Gaulles skizziert werden. Letzteres kommt auch in dem Sammelband von Wilfried Loth und Robert Picht zur Sprache.[31] Das politische und historische Bild de Gaulles, das auf deutscher sowie französischer Seite größtenteils auf positive Resonanz gestoßen ist, wird in der Biographie von Jacques Laurent[32] überaus kritisch betrachtet. Der Titel De Gaulle. Die Zerstörung einer Legende verweist bereits auf die negative Konnotation. Aber auch auf deutscher Seite kritisierte jüngst Die Zeit[33] die politische und historische Leistung des französischen Staatspräsidenten. Unabdingbar für diese Untersuchung erscheinen die Aussagen verschiedener Presseartikel frankophoner und deutschsprachiger Zeitungen, die sich mit der (Medien-) Politik de Gaulles, vor allem im Zeitraum von 1958 bis 1969, befasst haben. Mit der amerikanischen Medienpolitik während der Präsidentschaft Franklin D. Roosevelts beschäftigen sich die Aufsätze von Culbert und Keller.[34] Sie untersuchen insbesondere Roosevelts Umgang mit dem Medium Radio und seine legendären Fireside-Talks. Einen bedeutenden und aufschlussreichen Beitrag zum Verhältnis Roosevelts zum Radio leistet auch die jüngst erschienene Studie von Wolfgang Schivelbusch.[35] Der Historiker vergleicht die Entfernte Verwandtschaft - so auch der Titel der Arbeit - zwischen dem Faschismus, dem Nationalsozialismus und dem New Deal zwischen 1933 und 1939 in Italien, Deutschland und den USA.
2. Die mediale Inszenierung de Gaulles: Verhältnis zwischen de Gaulle und den Medien bis 1958
Bevor genauer auf das Verhältnis de Gaulles zu den Massenmedien eingegangen wird, soll zunächst die Funktion der Medien und deren Wirkung auf Öffentlichkeit und Politik Gegenstand der Untersuchung sein. In dieser Arbeit bildet der publizistische Aspekt keinen Schwerpunkt. Um jedoch das Verhältnis de Gaulles zu den verschiedenen Kommunikationsmitteln zu untersuchen, muss die Publizistik herangezogen werden.
Mit seiner Rede kann ein Politiker viele Menschen (Zuschauer, Hörer, Leser) über die Medien erreichen. Jedoch stellen die Medien eine einseitige Kommunikationsbeziehung her, da der Hörer oder Zuschauer nicht in der Lage ist, dem Redner seine persönliche Meinung mitzuteilen. Der Redner ist bemüht, möglichst alle sozialen Gruppen zu erreichen. Treffen seine Aussagen jedoch bei den Zuschauern oder Hörern auf Widerspruch, dann ist der Redner nicht in der Lage diese Zeichen aufzunehmen, da er durch den Zuschauer oder Hörer keine direkte Rückmeldung erhält. Zuschauer, Leser oder Hörer nehmen die verschiedenen Arten von Medien auch unterschiedlich auf. Das Fernsehen erscheint dem Zuschauer glaubwürdiger als das Radio, da es in Bildern spricht. Es vermittelt ihm den Eindruck, er sei an dem Geschehen unmittelbar beteiligt. Das Fernsehen spricht darüber hinaus auch die Emotionen an, während z.B. die Printmedien oder das Radio vielmehr Konflikte und Debatten beschreiben und an das Verstehen des Lesers oder Hörers appellieren müssen.[36]
Den Massenmedien kann eine Funktion der Meinungsbildung und Kritik zugeschrieben werden. Des Weiteren kontrollieren sie die sich abspielenden Ereignisse. Sie entscheiden mit welchen Ereignissen sie sich beschäftigen, welche Themen somit an die Öffentlichkeit gelangen und welche nicht.[37] Darüber hinaus wollen sie aber auch der Öffentlichkeit die Politik wiedergeben und vermitteln. Die Menschen können sich meist nur davon ein Bild machen, was die Medien an die Öffentlichkeit bringen. Sie können nur das glauben, was durch die Medien vermittelt wird, ohne es zu hinterfragen.[38] Somit werden eigenständige Überlegungen und kritische Stellungnahmen von den Medien reduziert.[39]
Durch die Kontrolle der Massenmedien verändert sich auch die Handlungsform der Politiker. Der Politiker muss, um seine Politik zu verwirklichen, nicht nur an die Inhalte seiner Politik denken, sondern auch an deren öffentliche Umsetzung.[40] Für die Umsetzung der politischen Ideen in der Öffentlichkeit werden eigens neue Ämter, wie Pressesprecher und Wahlkampfmanager, geschaffen, um die Position des Politikers und seinen Einfluss in der Öffentlichkeit zu stärken.
2.1. De Gaulle und die Presse 1919-1939
In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen kam de Gaulle zum ersten Mal mit dem Medium Presse in Kontakt. Als Oberleutnant im Ersten Weltkrieg, dann als Stabsoffizier, wollte er in Frankreich eine sehr gut ausgebildete Berufsarmee gründen. Aber als junger, völlig unbedeutender Soldat, musste er zunächst in der Öffentlichkeit Zustimmung für seine Pläne finden, was bei den damaligen konservativ-militärischen und politischen Eliten in Frankreich nicht leicht war.[41] Um sich Gehör für seine Ideen zu verschaffen, veröffentlichte de Gaulle zahlreiche Artikel in Zeitschriften, allen voran militärischen Zeitschriften. Als jedoch einer seiner Artikel nicht veröffentlicht wurde, da dieser zu sehr an den Fähigkeiten des Militärs zweifelte, wurde ihm jede weitere Publikation in militärischen Zeitschriften verboten. Die militärische Führung stand de Gaulles Ideen sehr skeptisch gegenüber.[42] De Gaulle sah keine andere Möglichkeit, als sich an die gesamte nationale Presse zu wenden und versuchte, dort seine Pläne publik zu machen. Aber auch die Presse konnte er nicht gewinnen. Zwar hatte de Gaulle gute Kontakte zu Journalisten einflussreicher Zeitungen (L’Aube, L’Echo de Paris und Le Temps später Le Monde), die er für eine Pressekampagne gewinnen konnte, aber diese Kampagnen setzten sich auch nach Kenntnisnahme durch die Bevölkerung weder in Presse, Politik noch bei der militärischen Führung durch.[43]
Seine militärischen Abhandlungen bildeten auch die Grundlage für seine zahlreichen militärischen Bücher, die er in den zwanziger und dreißiger Jahren verfasste. Vier seiner Werke wurden verlegt, darunter La Discorde chez l’Ennemi (1924) und Le Fil de l’Epée (1932), ein Buch über militärische Führung. 1934 erschien sein Plädoyer für eine Berufsarmee Vers l’Armée de Métier.[44] Das 1938 publizierte Werk La France et son Armée, in dem de Gaulle stark mechanisierte, von Berufssoldaten formierte Verbände und eine Umstellung auf eine schnelle bewegliche Kampfführung forderte, präferierte ebenso eine Berufsarmee.[45]
Aber nicht nur bei der Presse, sondern auch an Universitäten, wie der einflussreichen Sorbonne in Paris, oder Schulen, wie der Militärschule Ecole Supérieure de Guerre, warb er für seine Ideen, um vor allem die jüngere Generation für seine Pläne zu gewinnen.[46] Die militärische Führung sollte zugleich zum Umdenken gebracht werden, was jedoch nicht eintrat. Auch in der Politik blieben de Gaulles Vorschläge zunächst wirkungslos. Er löste zwar eine parlamentarische Diskussion aus, aber dabei sollte es bleiben.[47]
Erst die französische Niederlage gegen Deutschland 1940 zwang die militärische Führung zum Umdenken. Die Kapitulation Frankreichs zeigte, welche Defizite die Armee in der Verteidigung und Taktik gegenüber dem Feind hatte. Plötzlich wurde die Militärdoktrin de Gaulles wieder aktuell und selbst Zeitungen, die sich geweigert hatten, seine Abhandlungen zu veröffentlichen, setzten sich nun für de Gaulles militärisches Programm ein und propagierten seine Ansichten als positiv und überaus einleuchtend.[48]
Entscheidend für die spätere Beziehung zwischen de Gaulle und der Presse ist deren Verhalten gegenüber dem jungen Soldaten in den dreißiger Jahren. Die Erfahrungen, die er in dieser Zeit mit der Presse machen musste, haben ihn stark geprägt. Er hat Unterstützung bei führenden Zeitungen gesucht, jedoch nur Ignoranz und Kritik geerntet. Selbst befreundete Journalisten konnten nichts ausrichten. Diese Erfahrungen haben dazu führen, dass er auch später, während seiner Präsidentschaft, den Printmedien gegenüber immer kritisch und misstrauisch blieb und sich nie auf sie verlassen hat.
2.2. De Gaulle und der Rundfunk 1940-1946
2.2.1. Der Londoner Appell zum Widerstand am 18. Juni 1940
Nachdem de Gaulle nach Großbritannien geflüchtet war, suchte er sich ein Medium, über das er der französischen Nation wieder Mut geben und sie vor allem zum Widerstand gegen die deutsche Besatzung und das Vichy-Regime unter Marschall Pétain aufrufen konnte. Das Radio war das geeignetste Medium, um gehört und bekannt zu werden, denn de Gaulle verfügte weder über ein Amt noch über Macht.[49]
Am 18. Juni 1940 rief de Gaulle über die B.B.C. in London die Franzosen zum Widerstand auf. Frankreich habe zwar eine Niederlage erlitten, diese sei jedoch nicht endgültig. Den Abschluss eines Waffenstillstandes wies er zurück. Stattdessen ergriff er die Initiative und rief alle nach England geflohenen Offiziere, Ingenieure und französischen Arbeiter auf, sich ihm anzuschließen. Seine Ansprache endete mit den dramatischen sowie aufmunternden Worten, dass der Widerstand nie verlöschen werde und er, Charles de Gaulle, sich dafür einsetzen werde:
Mais le dernier mot est-il dit? L’espérance doit-elle disparaître? La défaite est-elle définitive? Non! Croyez-moi, moi qui vous parle en connaissance de cause et vous dis que rien n’est perdu pour la France. Les mêmes moyens qui nous ont vaincus peuvent faire venir un jour la victoire. Car la France n’est pas seule! Elle n’est pas seule! Elle n’est pas seule! […] Moi, Général de Gaulle, actuellement à Londres, j’invite les officiers et les soldats français qui se trouvent en territoire britannique […] avec leurs armes ou sans leurs armes, j’invite les ingénieurs et les ouvriers […] qui se trouvent en territoire britannique […] à se mettre en rapport avec moi. Quoi qu’il arrive, la flamme de la résistance française ne doit pas s’éteindre et ne s’éteindra pas. Demain, comme aujourd’hui, je parlerai à la Radio de Londres.[50]
Dieser Tag und diese Worte wurden zum Signal des Widerstandes und zum Zeichen für diejenigen, die weiterkämpfen wollten. Mit dieser Ansprache war eine Résistance außerhalb Frankreichs geboren. De Gaulle selbst gab sich als „Rebell und Visionär“, der die Menschen durch die Macht seiner Worte beeinflussen konnte.[51] De Gaulle sprach von einer Weiterführung des Kampfes, von einem möglichen Sieg, von der Freiheit und vermittelte den Franzosen mit diesen Themen neuen Mut und Hoffnung. Er gab ihnen wieder Selbstvertrauen und wandelte die Moral des Besiegten in eine Moral des Siegers. Somit konnte er nach und nach die Nation gegen die deutsche Besatzung und das Vichy-Regime mobilisieren.
2.2.2. Das Radio als Propagandamittel
Der Aufruf vom 18. Juni wurde von der französischen Bevölkerung damals aber kaum vernommen. Weder Politiker noch andere Persönlichkeiten schlossen sich de Gaulle an. Stattdessen nahm man die Kapitulation hin und sah Pétain als legalen Staatsmann an. Obwohl die Regierung Pétain auf rechtmäßigem Weg an die Macht gekommen war, akzeptierte de Gaulle dies nicht und nahm sich die britische Legitimation, für Frankreich zu sprechen. Er ließ sich nicht entmutigen, sondern sprach regelmäßig zu den Franzosen über das Radio (Anhang 1). Andere Medien blieben de Gaulle während seiner Abwesenheit verwehrt, bzw. er konnte sie nicht für sich nutzen. Durch den Krieg war auch die Entwicklung des Fernsehens gestoppt worden. Die französische Presse in England sowie die britische waren ihm feindlich gesonnen, da sie ihn für einen Verräter, Deserteur bzw. Kollaborateur hielten. Auch die Presse in Frankreich konnte de Gaulle nicht nutzen, denn diese unterstützte das Vichy-Regime. Ein direkter Kontakt zur französischen Bevölkerung konnte so nie hergestellt werden.
Nur das Radio blieb dem General als einziges Medium, um mit den Franzosen zu kommunizieren. Das Radio wurde ihm bald zur besten und zuverlässigsten politischen Waffe, die er sehr geschickt einsetzte, um die Franzosen von seinen politischen Zielen zu überzeugen.[52] De Gaulle gebrauchte immer wieder bestimmte Schlagworte und setzte diese gezielt ein, um seinen Aussagen Nachdruck zu verleihen, wie z.B. „Feind“, „Hochverrat“, „Sieg“, „Niederlage“ und „Freiheit für das Vaterland“. In seinen Kriegsmemoiren schildert er, wie er methodisch in seinen Reden vorging, um die Bevölkerung für den Sieg und für das Wiedererstarken Frankreichs zu gewinnen:
Je fondais mes allocutions sur des éléments très simples: le cours de la guerre, qui démontrait l’erreur de la capitulation; la fierté nationale, qui, au contact de l’ennemi, remuait profondément les âmes; enfin, l’espoir de la victoire et d’une nouvelle grandeur pour „notre dame la France“.[53]
Hier äußert sich schon ein wesentliches Ziel de Gaulles, das er nach dem Zweiten Weltkrieg weiter verfolgte: Frankreich, mit einer großen Dame verglichen, soll wieder stark werden und einen zentralen politischen Platz in der Welt einnehmen.
Sein Talent und Geschick dieses Medium gezielt einzusetzen, blieb dem Feind nicht verborgen, sodass die deutsche Propaganda ihn „Le Général Micro“ titulierte.[54] Auch De Gaulle war sich dieser politischen Waffe überaus bewusst, wie er in seinen Kriegsmemoiren betont: „Le 18 juin, parlant à la radio pour la première fois de ma vie [...] je découvrais quel rôle allait jouer dans notre entreprise la propagande par les ondes.“[55] Ohne den Rundfunk und de Gaulles wiederholte Aufrufe zum Widerstand wäre die Ausweitung der Résistance von wenigen Einzelgruppen zu einer Volksbewegung nicht möglich gewesen. Zunächst bildete sich eine passive Résistance, die sich dann immer mehr zu einer aktiven Gruppe entwickelte. Er konnte die Menschen ermutigen, sich dem Widerstand anzuschließen.
Über die Macht des Radios war sich jedoch nicht nur de Gaulle bewusst. Auch der amerikanische Präsident Roosevelt und vor allem Hitler, wussten dieses Medium für ihre politischen Ziele zu nutzen.[56] So verdankte Hitler den Erfolg seiner totalitären Propaganda größtenteils dem Radio.
De Gaulle konnte das Radio mit der Unterstützung des britischen Premierministers Winston Churchill nutzen, der ihn als „Chef des Freien Frankreichs“ anerkannte und ihn in seinen politischen Zielen bestärkte. Ohne die Unterstützung des britischen Premierministers hätte de Gaulle nicht so einen großen Erfolg gehabt, denn bei einem Verbot, das Radio als Kommunikationsmittel zu nutzen, hätte er keinerlei Möglichkeiten gehabt, sich an sein Volk zu wenden.
Dank britischer Erlaubnis durfte de Gaulle täglich fünf Minuten auf Sendung gehen, ohne dass seine Texte einer Zensur oder Kontrolle unterlagen. So verfügte er über einen großen Spielraum, den er zu nutzen wusste. Die Leitung der Sendung „Honneur et Patrie“ übertrug er einem jungen Journalisten, namens Maurice Schumann, der sich fast ausschließlich über die B.B.C. an die Franzosen wandte. Andere Widerstandskämpfer und zivile Persönlichkeiten durften ebenfalls die Sendung leiten. De Gaulle hingegen hielt sich meistens im Hintergrund. Er hielt seine Ansprachen nur bei wichtigen Angelegenheiten, sodass er auf nicht mehr als 67 Radioansprachen kam.[57]
Obwohl sich de Gaulle oft im Hintergrund hielt, hatte die Sendung „Honneur et Patrie“ auf seine Zuhörer großen Einfluss und war sehr erfolgreich. Die nur fünfminütige Sendung fand zur besten Sendezeit um 20.25 Uhr statt.[58] Viele Zuhörer konnten zu dieser Zeit die Ansprachen vernehmen, von denen die wichtigsten de Gaulle an die französischen Nation richtete. Im Laufe der Zeit wandelte sich das Radio immer mehr vom Kommunikationsmittel der Unterhaltung oder Information zu einer politisch wirksamen Waffe.
Bis 1942 bediente sich de Gaulle des Radios vor allem als Propagandamittel, um sich einen Namen zu machen, Gehör zu verschaffen und die Franzosen von den Machenschaften des Vichy-Regimes zu überzeugen. Um letzteres zu erreichen, setzte er das Radio gezielt gegen die Person Pétain ein, denn dieser verfügte 1940 in weiten Teilen der Republik über ein großes Ansehen und übte eine unangefochtene Macht aus. Er wurde als der „Sieger von Verdun“ und „Retter“ gefeiert:
Pourtant, […] il nous fallait bien constater que, dans les deux zones, l’opinion était à la passivité […]. Le Maréchal lui-même demeurait très populaire. […] Au fond, la grande majorité voulait croire que Pétain rusait et que, le jour venu, il redresserait les armes.[59]
Marschall Philippe Pétain war der erste französische Politiker, der sich das Radio in großem Stil zu Nutze machte und es als Propagandamittel und politische Waffe gegen de Gaulle und den Widerstand anwandte. Pétain konnte im Gegensatz zu de Gaulle in einen direkten Kontakt zum Volk treten. Es entwickelte sich ein Mythos um ihn, den er durch zahlreiche Reisen in ganz Frankreich pflegte. Es entstand ein regelrechter Kult um diese Person: Porträts Pétains wurden verbreitet, die vor allem in der nicht besetzten Zone immer präsent waren, z.B. an öffentlichen Plätzen oder auf Photographien und Briefmarken.[60] Auch wurden bestimmte Symbole mit ihm gleichgesetzt, wie z.B. die Trikolore. Die Nation sah sich in der Person Pétains widergespiegelt und die Phrase „Vive la France, Vive Pétain“ wurde zur Parole. Er verkörperte das Bild des ruhmreichen Frankreichs von 1918 und versuchte, den Franzosen weiterhin ein glorreiches Bild zu vermitteln. Das Volk war durch Pétain hypnotisiert worden und demnach nicht in der Lage, durch Mobilisierung gegen den Feind zu agieren. Stattdessen suchte es in den Jahren nach 1940 bei ihm Sicherheit und Schutz. Die Franzosen vertrauten ihm blind, da sie überzeugt waren, dass sie durch ihn vom Schlimmsten verschont wurden.
Die Verehrung und die abgöttische Liebe zu Pétain kontrastierte zu der Isolierung de Gaulles, der sich im Londoner Exil befand. Deshalb setzte de Gaulle alles daran, die französische Bevölkerung über die Machenschaften des Vichy-Regimes und insbesondere Pétains aufzuklären. Das Bild, das die Mehrheit der Franzosen von Pétain hatte, musste zerstört werden. De Gaulle nutzte das Radio als einziges ihm zugängliches Medium, um drei Ziele zu verwirklichen. Zuerst musste die Faszination, die Pétain ausübte, bei der Bevölkerung relativiert werden. Dann musste den Franzosen ein Gegenbild präsentiert werden, mit dem sie sich auch identifizieren konnten, das Bild eines vertrauenswürdigen Anführers. Zuletzt sollte um seine eigene Person ein Mythos entstehen. Der Mythos der Résistance und ein Wiederaufleben Frankreichs. Zu Beginn war es nicht einfach, sich Gehör bei den Franzosen zu verschaffen. Er war in Frankreich größtenteils noch unbekannt, und die petainistische Propaganda stellte ihn als Deserteur und Verräter am Vaterland dar. De Gaulle wehrte sich, indem er in seinen Reden Pétain immer wieder als Vaterlandsverräter darstellte, der mit den Besatzern kollaborierte und für die Niederlage verantwortlich war. Seine Reden zeigten Wirkung: Pétain verlor immer mehr an Glaubwürdigkeit, während Ansehen und Einfluss de Gaulles stiegen. Er hatte sein Ziel erreicht. Aus dem Siegerbild Pétains wurde ein Feindbild. Die Franzosen fühlten sich durch Pétain zunehmend bedroht und forderten eine starke Autorität. De Gaulle ersetzte das Bild eines resignierten und konservativen Frankreichs durch ein optimistisches und fortschrittliches Frankreich.[61] Er hatte ein politisches Gegenbild geschaffen und eine andere Darstellung des Vaterlandes präsentiert. Dass de Gaulle es geschafft hatte, das Bild Pétains zu zerstören und sein eigenes Bild zu etablieren, sollte sich bei seinem triumphalen Einzug in Paris am 26. August 1944 zeigen. De Gaulle wurde von einer euphorischen Menschenmenge gefeiert (Anhang 2). Es schien, als wären aus den ehemaligen Pétain-Anhängern Gaullisten geworden. Das Radio und seine Reden waren demnach ausschlaggebend für die positive Wirkung auf die Franzosen. De Gaulle war trotz seiner Abwesenheit für die Franzosen zu einer Legende geworden. Der feierliche Einzug in Paris unterstrich de Gaulles Legitimität, die er seit vier Jahren im Exil verkörperte. Dieser Tag wurde zum Symbol seiner Legitimität durch die Geschichte und den Volkswillen und zum Zeichen des Sieges des wahren Frankreichs.[62]
Obwohl de Gaulle das Ansehen Pétains bei den Franzosen zu schmälern vermochte, hat Pétain bis heute seinen Mythos in der französischen Bevölkerung nicht ganz verloren. Er wird immer noch als der „Sieger von Verdun“ verehrt. Aber zu seinen Machenschaften unter der Vichy-Regierung nimmt Frankreich nicht gerne Stellung. Der bis heute andauernde Mythos um Pétain spiegelt sich u.a. in der unterschiedlichen Verurteilung der Verantwortlichen des Vichy-Regimes wider. So wurde Laval zum Tode verurteilt, während Pétain ins Exil auf die Insel Yeu verbannt wurde.
2.2.3. Das Radio als Kampfmittel
Bei ständig anwachsender Hörerschaft des „Freien Frankreichs“[63] von 1940 bis 1942 setzte de Gaulle in zunehmendem Maße das Radio als Kampfmittel im Kriegsgeschehen ein. So rief er über das Radio alle Franzosen dazu auf, am 1. Januar 1941 um 15 Uhr die Straßen für eine Stunde zu räumen. Seine Anweisungen wurden vor allem in den besetzten Gebieten befolgt. Nach dieser positiven Erfahrung startete de Gaulle zahlreiche weitere Radio-Aktionen. Es zeigte sich, dass er nur wenige Monate benötigte, um der Nation wieder Zuversicht zu vermitteln, trotz der Einschränkung, die medialen Möglichkeiten zu nutzen.[64]
Es folgten Versammlungen auf allen öffentlichen Plätzen und ein Schweigemarsch zu den Rathäusern und Denkmälern der Republik anlässlich des 1. Mai 1942. Am Nationalfeiertag 1942 forderte er die Franzosen auf, die Marseillaise zu singen, trotz des Verbots der Deutschen.[65] Die Nationalhymne bedeutete für de Gaulle das Erbe Frankreichs, das in seinen Augen auch das Erbe der Revolution einschloss aber durch das Vichy-Regime verraten wurde. Zugleich war sie für ihn das Symbol des Kampfes.
Eines der bemerkenswertesten Beispiele für einen Aufruf de Gaulles war die Kampagne des „V“, das Zeichen des Sieges.[66] Die Landsleute in Frankreich sollten im März 1941 das Zeichen an private und öffentliche Gebäude malen, was in beiden Zonen auch ausgeführt wurde und in Marseille sogar zu einer spontanen Demonstration mit mehreren tausend Menschen führte. Der Buchstabe „V“ wurde zum Symbol für Stärke, Triumph und Erfolg und zum Symbol des erfolgreichen Gaullismus. In der V. Republik bediente sich de Gaulle weiterhin dieses Zeichens. Unvergessen ist seine Haltung: Beide Arme in Form eines „V“ in den Himmel gestreckt mit zusammengeballten Fäusten. Das „V“ ist daher auch Symbol der historischen Legitimation, verkörpert durch de Gaulle[67] (Anhang 4).
Diese Aktion zeigt, wie einflussreich die Radioansprachen de Gaulles bereits schon ein Jahr nach der Kapitulation waren. Die Wirkungskraft des Radios auf die Franzosen hatte mehrere Ursachen. De Gaulles Reden vermittelten den Franzosen Entschlossenheit und neue Hoffnung. Sein Redestil unterschied sich durch seinen pathetisch-familiären Charakter von anderen. So konnte er bei jedem Einzelnen die richtigen Emotionen wecken. Eine dritte Ursache lag darin, dass die Hörer in Frankreich durch die Übertragungen aus London von Ereignissen erfuhren, die die Sender des Vichy-Regimes ihnen vorenthalten hatten. Die Zuhörer vertrauten de Gaulle und verfolgten seine Ansprachen im Radio, auch wenn sie sich dadurch in Gefahr brachten, denn Vichy hatte Maßnahmen ergriffen, um das Empfangen des Londoner Senders zu verhindern. Zum einen wurde mit Strafe gedroht, zum anderen durch Störsender das Zuhören verhindert. Ab 1941 konnte eine zweijährige Haftstrafe folgen, wenn Beiträge aus London auf öffentlichen Plätzen oder privat empfangen wurden.
Auch de Gaulle war von der Wirkung seiner Radioansprachen überzeugt und äußerte sich wie folgt in seinen Kriegsmemoiren darüber: „Tous les huit jours environ, je parlais moi-même avec l’émouvante impression d’accomplir, pour des millions d’auditeurs qui m’écoutaient dans l’angoisse à travers d’affreux brouillages, une espèce de sacerdoce.“[68] Er konnte großen Nutzen aus dem Radio ziehen und so die nationale Einheit Frankreichs gegen Deutschland und das Vichy-Regime stärken: „Pendant la guerre, j’avais tiré beaucoup de la radio. Ce que je pouvais dire et répandre de cette façon avait certainement compté dans le resserrement de l’unité nationale contre l’ennemi.“[69]
Seine Radioansprachen sollten aber auch nach dem Krieg nützlich bleiben und seinen politischen Zielen dienen. In den Jahren nach 1945 gebrauchte er das Radio weiterhin als Instrument, um die Bevölkerung an sich zu binden.
2.2.4. Das Rundfunkmonopol
Bereits während der Besatzungszeit sorgte de Gaulle dafür, dass nach dem Ende des Krieges die Rundfunkorganisationen reglementiert wurden. De Gaulle wollte den Rundfunk stärker an die Regierung binden. Dieses Medium, mit dessen Hilfe er nun direkt die Franzosen erreichen konnte, sollte nicht mehr aus der Hand des Staates gegeben werden. So erließ bereits 1941 die Exilregierung unter de Gaulle ein Gesetz zur Gründung einer Radiodiffusion-Télévision française (R.T.F.), die ab 1964 Office de la Radiodiffusion-Télévision française (O.R.T.F.) hieß.[70] 1944 unterzeichnete de Gaulle eine Verordnung, die vorsah, dass nach dem Krieg alle Rundfunksender beschlagnahmt und dem Commissaire à l’information, dem Informationsamt, unterstellt werden würden. Das Informationsamt sollte für die Verwaltung des Rundfunks verantwortlich sein.[71] 1945 wurden alle Sender dem französischen Staat unterstellt und ein Staatsmonopol geschaffen, das der R.T.F. übertragen wurde. Diese konnte jedoch nicht autonom handeln, sondern war dem Informationsminister unterstellt. Die Aufgaben des Informationsministers bestanden darin, den Rundfunk zu überwachen und Kontakte zu Journalisten zu pflegen. Wie die Überwachung des Rundfunks und der Umgang mit Journalisten, allen voran in der V. Republik, im Einzelnen aussah, wird in dem Abschnitt 3.1.2. näher erläutert.
[...]
[1] Vgl. Tuchhändler, Klaus, De Gaulle und das Charisma. Elemente charismatischer Führung im Gaullismus der V. Republik, München 1977, S. 292-293.
[2] Vgl. Weisenfeld, Ernst, Geschichte Frankreichs seit 1945 – Von de Gaulle bis zur Gegenwart, München ³1997, S. 17.
[3] Vgl. Baruch, Marc-Olivier, Das Vichy-Regime. Frankreich 1940-1944, Stuttgart 1999, S. 69-80.
[4] Vgl. Ayling, Stanley Edward, Porträts der Macht, Frankfurt am Main 1966, S. 149.
[5] Vgl. Bertier de Sauvigny, Guillaume, André de, Die Geschichte der Franzosen: Von den Galliern bis de Gaulle, München, ²1988, S. 382.
[6] Vgl. Bertier de Sauvigny, a.a.O., S. 386.
[7] Innerhalb von 12 Jahren gab es circa 24 Regierungswechsel.
[8] Vgl. Weisenfeld, Ernst, Charles de Gaulle – Der Magier im Elysée, München 1990, S. 17.
[9] Vgl. Bertier de Sauvigny, Die Geschichte der Franzosen, S. 393.
[10] Vgl. Ayling, Porträts der Macht, S. 168.
[11] Vgl. Bertier de Sauvigny, Die Geschichte der Franzosen, S. 396.
[12] De Gaulle sah sich einmal gezwungen, auf den Artikel 16 zurückzugreifen und den Ausnahmezustand zu erklären: 1961 kam es zum Putsch von Algier durch vier Generäle. Diese versuchten eine selbständige Regierungsgewalt zu installieren, scheiterten jedoch. Vgl. Weisenfeld, Geschichte Frankreichs, S. 131-132; 142-144.
[13] Vgl. Bertier de Sauvigny, Die Geschichte der Franzosen, S. 398-400.
[14] Weisenfeld, Geschichte Frankreichs, S. 146.
[15] Grosser, Alfred, Frankreich und seine Außenpolitik 1944 bis heute, München 1986, S. 185.
[16] Vgl. Bertier de Sauvigny, Die Geschichte der Franzosen, S. 402.
[17] Vgl. Weisenfeld, Geschichte Frankreichs, S. 178-179.
[18] Vgl. Bertier de Sauvigny, Die Geschichte der Franzosen, S. 405-406.
[19] Vgl. Weisenfeld, Magier im Elysée, S. 18.
[20] Vgl. Hoyer, Daniela, Charles de Gaulle und die Massenmedien. Wie ein Politiker Presse und Rundfunk instrumentalisierte, Sankt Augustin 1998, S. 38-39.
[21] Vgl. Guichard, Jean-Pierre, De Gaulle et les mass média. L’image du Général, Paris 1985, S. 109.
[22] Vgl. Hoyer, Massenmedien, S. 131.
[23] Guichard, Jean-Pierre, De Gaulle et les mass média, L’image du Général, Paris 1985.
[24] Tuchhändler, Klaus, De Gaulle und das Charisma. Elemente charismatischer Führung im Gaullismus der V. Republik, München 1977.
[25] Eine Ausnahme bilden de Gaulles Werke. Bereits publiziert, wurden sie nach seinem Tod neu verlegt oder ins Deutsche übersetzt.
[26] Hoyer, Daniela, Charles de Gaulle und die Massenmedien. Wie ein Politiker Presse und Rundfunk instrumentalisierte, Sankt Augustin 1998.
[27] Siehe Anm. 23.
[28] Siehe Anm. 24.
[29] Z.B. Gaulle, Charles de, Mémoires de guerre. L’Appel 1940-1942, Bd. I, Paris 1954; Ders., Memoiren der Hoffnung. Die Wiedergeburt 1958-1962, München 1971.
[30] Weisenfeld, Ernst, Charles de Gaulle – Der Magier im Elysée, München 1990.
[31] Loth, Wilfried, Picht, Robert (Hrsg.), De Gaulle, Deutschland und Europa, Opladen 1991.
[32] Laurent, Jacques, De Gaulle. Die Zerstörung einer Legende, Basel/München 1965.
[33] Korn, Benjamin, „Frankreichs großer Selbstbetrug“, in: Die Zeit, Nr. 52, 21.12.2005, S. 43-44.
[34] Culbert, David, „Franklin D. Roosevelt. Das Image des ‚demokratischen’ Führers in Wochenschau und Radio“, in: Loiperdinger, Martin, Pohlmann, Ulrich, Herz, Rudolf (Hrsg.), Führerbilder – Hitler, Mussolini, Roosevelt, Stalin in Fotografie und Film, München 1995; Keller, Ulrich, „Roosevelts Bildpropaganda im historischen und systematischen Vergleich“, in: Loiperdinger, Martin, Pohlmann, Ulrich, Herz, Rudolf (Hrsg.), Führerbilder – Hitler, Mussolini, Roosevelt, Stalin in Fotografie und Film, München 1995.
[35] Schivelbusch, Wolfgang, Entfernte Verwandtschaft, Faschismus, Nationalsozialismus, New Deal 1933-1939, München 2005.
[36] Vgl. Harpe, Maria von, „Der Einfluss der Massenmedien auf die amerikanische Politik“, in: Beilage aus Politik und Zeitgeschehen, B51/1991, zu: das Parlament, S. 32-33.
[37] Vgl. Jarren, Otfried, Grothe, Thorsten, Rybarczyk, Christoph, „Medien und Politik – eine Problemskizze”, in: Wolfgang Donsbach u.a. (Hrsg.), Beziehungsspiele – Medien und Politik in der öffentlichen Diskussion, Gütersloh 1993, S. 14.
[38] Vgl. Noelle-Neumann, Elisabeth, Schulz, Winfried, Wilke, Jürgen (Hrsg.), Das Fischer Lexikon - Publizistik Massenkommunikation, Frankfurt am Main 1989, S. 364.
[39] Vgl. Churchill, Winston, „Massenwirkung im modernen Leben“, in: Churchill, Winston (Hrsg.), Gedanken und Abenteuer, Zürich ²1944, S. 272.
[40] Vgl. Kunczik, Michael, Journalismus als Beruf, Köln/Wien 1988, S. 74.
[41] Vgl. Hoyer, Massenmedien, S. 38.
[42] Vgl. Hoyer, a.a.O., S. 39.
[43] Vgl. Hoyer, a.a.O., S. 41.
[44] Gaulle, Charles de, La Discorde chez l’Ennemi, Paris: Berger-Levrault, 1924; Plon, 1972; Le Fil de l’Epée, Paris: Berger-Levrault, 1932; Plon, 1971; Vers l’Armée de Métier, Paris: Berger-Levrault, 1934; Plon, 1971.
[45] Gaulle, Charles de, La France et son Armée, Paris 1938; 1971; Vgl. Weisenfeld, Magier im Elysée, S. 14-15.
[46] Vgl. Hoyer, Massenmedien, S. 39-40.
[47] Vgl. Weisenfeld, Magier im Elysée, S. 15.
[48] Vgl. Hoyer, Massenmedien, S. 42-43.
[49] Vgl. Reifenberg, Jan, „Charles de Gaulle: Staatsmann und Visionär“, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 262/1970, S. 2; Vgl. Guichard, Les mass média, S. 31.
[50] Radioansprache am 18. Juni 1940 in London, in: Gaulle, Charles de, Discours et Messages. Pendant la guerre: Juin 1940 - Janvier 1946, Bd. I, Paris 1970, S. 3-4.
[51] Vgl. Weisenfeld, Ernst, „Charles de Gaulle – Umgang mit der eigenen Legende“, in: Nippel, Wilfried (Hrsg.), Virtuosen der Macht, Herrschaft und Charisma von Perikles bis Mao, München 2000, S. 208.
[52] Vgl. Guichard, Les mass média, S. 38.
[53] Gaulle, Mémoires de guerre. L’Appel, S. 132.
[54] Guichard, Les mass média, S. 32.
[55] Gaulle, Mémoires de guerre. L’Appel, S. 131.
[56] Vgl. Plamper, Jan, The Stalin Cult: Chapter One, in Vorbereitung, S. 78.
[57] Vgl. Guichard, Les mass média, S. 52.
[58] Vgl. Guichard, a.a.O., S. 36; 51.
[59] Gaulle, Mémoires de guerre. L’Appel, S. 132-133.
[60] Vgl. Burrin, Philippe, „Vichy“, in: Nora, Pierre (Hrsg.), Les Lieux de mémoire, Les France, Bd. 3/1, Paris 1992, S. 320; 325.
[61] Vgl. Guichard, Les mass média, S. 35.
[62] Vgl. Weisenfeld, Geschichte Frankreichs, S. 15.
[63] Das „Freie Frankreich“ ist das französischsprachige Programm der B.B.C.
[64] Vgl. Mauriac, François, De Gaulle, Paris 1964, S. 282.
[65] Vgl. Guichard, Les mass média, S. 56.
[66] Der britische Premierminister Winston Churchill bediente sich als erster dieses Zeichens: Zeige- und Mittelfinger der linken Hand zu einem „V“ geformt. Erster Buchstabe des Wortes „Victory“ oder „Victoire“.
[67] Vgl. Guichard, Les mass média, S. 305-306.
[68] Gaulle, Mémoires de guerre. L’Appel, S. 132.
[69] Gaulle, Charles de, Mémoires d’Espoir. Le Renouveau, Bd. I, Paris 1970, S. 301.
[70] Vgl. Cazeneuve, Jean, L’homme téléspectateur: Homo telespectator, Paris 1974, S. 164.
[71] Vgl. Hoyer, Massenmedien, S. 54.
- Arbeit zitieren
- Anne Sophie Günzel (Autor:in), 2006, Charles de Gaulle - Mythos und Legende: Die Führungspersönlichkeit und die mediale Inszenierung eines französischen Politikers, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/65785
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