Jugendliche - Kinder einer politikfernen Freizeit- und Spaßgesellschaft


Seminar Paper, 2001

18 Pages, Grade: 2.0


Excerpt


Gliederung

1 Abbildungsverzeichnis

2 Einleitung
2.1 Abgrenzung des Jugendbegriffs

3 Die politikferne Spaß- und Freizeitgesellschaft
3.1 Wandel der klassischen Problemperspektive des Lebens
3.2 Wandel der Lebensgestaltung der Jugendlichen

4 Der erlebnisorientierte Alltag

5 Freizeitgestaltung der Jugendlichen
5.1 Konsum
5.2 Medien
5.3 Extremsport

6 Die wachsende Unlust der Jugendlichen

7 Wertewandel in der jungen Generation

8 Zusammenfassung

9 Literaturverzeichnis

10 Webseitenverzeichnis

1 Abbildungsverzeichnis

Abb.1: Lebenssinn Jugendlicher

Abb.2: Kaufverhalten Jugendlicher

Abb.3: Fernsehverhalten Jugendlicher

2 Einleitung

In der öffentlichen Debatte wird die Frage gestellt, inwieweit sich Jugendliche noch politisch engagieren oder sich von der Politik abwenden. Für viele Jugendliche ist das Leben eine lange Party, auf der man sich selbst und sein eigenes Leben gestalten kann. Aktuelle Studien belegen, dass Jugendliche immer weniger Lust haben, sich aktiv in die Gesellschaft einzubringen. Zwar interessiert sich die Mehrheit der Jugendlichen für politische und soziale Fragen, jedoch wird soziales Engagement in Parteien, Vereinen und in der Kirche von den Jugendlichen abgelehnt (vgl. o.V, 1996, S.26). Werte, wie Fleiß, Leistung und Strebsamkeit weichen in den Hintergrund. Die Jugendlichen verfolgen die inneren Werte der Selbstverwirklichung wie etwa Glück, Freundschaft oder Lebensqualität. 1974 empfanden 49% aller befragten Jugendlichen den Lebenssinn als eine ständige Suche nach Freude und Glück. 27 Jahre später stieg die Anzahl der Jugendlichen, die den Sinn ihres Lebens in Freude und Glück sahen ,auf 65% (vgl. Allensbacher, 2001, S.3). Bisher wurde der starke Wunsch nach Lebensgenuss von den Menschen nie explizit geäußert. Der Weg zu einem glücklichen Leben wurde in der Vergangenheit immer umständlicher beschrieben. Die Menschen vollbrachten eine Gradwanderung zwischen Pflichterfüllung und eigenen Wunschvorstellungen (vgl. Allensbacher, 2001, S.2). Hinsichtlich dieser Wandlung, dass Sich -Amüsieren immer wichtiger und das Kümmern um andere Menschen in den Hintergrund gedrängt wird, entfernt sich die moderne Gesellschaft von der Politik und der Selbstbestimmung.

In der folgenden Seminararbeit steht vor allem der jugendliche Wunsch nach politischer Partizipation während der Freizeit im Mittelpunkt. Es soll die Fragestellung geklärt werden, inwieweit die politikferne Spaß- und Freizeitgesellschaft politische Bildung der Jugendlichen verdrängt. In einem ersten Schritt muss der Begriff der Jugend gegenüber den Erwachsenen abgegrenzt werden. Ein nächster Schritt wird die Spaß- und Freizeitgesellschaft erläutern. Die folgende Untersuchung bezieht sich ausschließlich auf deutsche Jugendliche in der Bundesrepublik Deutschland.

2.1 Abgrenzung des Jugendbegriffs

Bevor nun eine Untersuchung des Freizeitverhaltens der Jugendlichen innerhalb der Gesellschaft vorgenommen werden kann, muss eine Einheitlichkeit der Begriffsdefinition formuliert werden. Dieses ist vor allem wichtig, weil diese Begriffe nur unscharf formuliert werden können.

Es besteht heute im wesentlichen Einigkeit darüber, dass der Jugendbegriff über eine Vielzahl von Definitionen verfügt. Verschiedene wissenschaftliche Disziplinen vermögen diesen Begriff unterschiedlich zu erläutern und zu definieren. Grundlegend sehen alle Definitionen die Jugend als eine Übergangsphase zwischen Kindheit und Erwachsensein (Vgl. Remschmidt, 1986, S.18). Der Abschluss der Kindheit beginnt mit dem Eintreten in die Pubertät. Um den Jugendbegriff vollständig zu erfassen, muss eine mehrdimensionale Betrachtung vorgenommen werden. Remschmidt führt hier fünf Komponenten an, die im Hinblick auf Jugend und Adoleszenz hervorzuheben sind. Die biologische Komponente bezieht sich auf die körperlichen Veränderungen, die während und nach der Pubertät eintreten. Ein Abschluss der Pubertät leitet die Adoleszenzphase des Jugendlichen ein. Die psychologischen und psychosozialen Komponenten beziehen sich auf das individuelle Verhalten des Jugendlichen und seiner Reaktionen gegenüber der gleichen Altersgruppe, aber auch gegenüber seiner Umwelt und Lebensgemeinschaft. Neben der rechtlichen Komponente, die die Rechtsstellung des Jugendlichen beschreibt, wird noch die transkulturelle Komponente beschrieben. Diese Komponente soll die verschiedenen Interdependenzen der jugendlichen Adoleszenz in Abhängigkeit der unterschiedlichen soziokulturellen Bedingungen aufzeigen (Vgl. Remschmidt, 1986, S.18)

Der allgemeine Sprachgebrauch kann den Jugendbegriff jedoch nicht in seiner oben dargestellten Komplexität erfassen. Zur allgemeinen Vereinfachung und zur besseren Verständigung wird unter dem Begriff „Jugend“ die Altersgruppe vom 12. bis zum 25. Lebensjahr verstanden. Je nach soziologischen Gesichtspunkten kann die individuelle Anerkennung der Jugendphase jedoch bis in das 35. Lebensjahr verlängert werden, d.h. dass das Ende der Jugendphase an keinem Alter festzumachen ist. Es wird vielmehr durch ein nicht mehr vorhandenes Jugendgefühl beschränkt.

3 Die politikferne Spaß- und Freizeitgesellschaft

3.1 Wandel der klassischen Problemperspektive des Lebens

Der Begriff „Gesellschaft“ bezeichnet im soziologischen Sinne eine Gruppe von Menschen, deren Zusammenleben durch ein Regelwerk bestimmt ist. Dies kann unter anderem ein Gesellschaftsvertrag oder eine Verfassung sein. Das Ziel der Gesellschaft ist es, eine bestimmte Lebensqualität der Mitglieder zu sichern. Die Gesellschaft legt sich selbst ein bestimmtes Verhalten auf, mit dem Ziel, die uneingeschränkte Freiheit eines jeden Einzelnen zu gewährleisten.

Nach dem 2. Weltkrieg wich die klassische Problemperspektive der Lebenssicherung zugunsten der Erlebnisorientierung (vgl. Müller-Schneider, 1994, S.39). Die Beziehung der Menschen zu Dienstleistungen und Gütern in der Gesellschaft hat sich in den letzten 50 Jahren grundlegend geändert. Die traditionelle Orientierung der Menschen zugunsten der Gebrauchswerte der Produkte wandelte sich kontinuierlich zu einer Hervorhebung der erlebnisorientierten Werte (Vgl. Schulze, 1992, S. 13). Lebensauffassungen, die sich auf das Innere der Menschen beziehen, wurden verdrängt durch eine überwiegende Außenorientierung. Der Mensch versucht, Erlebnisse für das Innenleben zu funktionalisieren (Vgl. Schulze, 1992, S.35). Durch diese starke Orientierung der Menschen auf äußere Erlebnisse wie z.B. Spaß und Freizeit wandelte sich die zunächst stark funktional strukturierte Gesellschaft hin zu einer Spaß- und Freizeitgesellschaft. Mitglieder dieser Gesellschaft richten ihr Leben verstärkt auf eine ästhetische Lebensgestaltung aus, deren Ziel sie in einer Maximierung des persönlichen Nutzens sehen, nicht jedoch in der Erfüllung bestimmter staatspolitischer Verpflichtungen.

Zum ersten Mal tauchte der Begriff der „Spaßgesellschaft“ im Spätsommer 2000 auf. Dies war die Zeit, als die New Economy große Erfolge an der Börse verzeichnete. Die jungen Gesellschafter ließen in den Massenmedien verlauten, dass sie die Arbeit deswegen geschafft hätten, weil es ihnen zum größten Teil Spaß gemacht habe. Zeitgleich gab der Bundeskanzler mit guter Laune die aktuellen Wirtschaftsdaten bekannt, und die Fernsehsender konnten mit bestimmten unterhaltungsorientierten Programmtypen Erfolge erzielen. Talkshows, in denen auch Unbekannte für 15 Minuten prominent sein konnten, erwiesen sich als überaus publikumsbeliebt (Vgl. Leder, 2001). Der Begriff der Spaßgesellschaft bildete zum ersten Mal die Erscheinungen der Fernsehwelt in der Gesamtgesellschaft ab. Die Spaßgesellschaft beschreibt umfassend sämtliche Witze von Stefan Raab oder Harald Schmidt, ebenso wie den Smalltalk über Sex und Liebe der RTL - Container-Bewohner.

3.2 Wandel der Lebensgestaltung der Jugendlichen

Bei einer repräsentativen Befragung von 2000 Personen ab 14 Jahren hatte das Freizeit-Forschungsinstitut der British American Tobacco in den letzten 10 Jahren einen starken Wandel bezüglich der Lebenseinstellung unter den Befragten erkennen können. Waren es im Jahre 1990 noch 60% der Befragten, die sich schon glücklich fühlten, solange sie ein sorgloses Leben vor sich hatten, waren es im Jahre 2001 schon 55%, die sich mehr für das eigene Vergnügen interessierten (Vgl. British American Tobacco, 10.04.2001Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten). Das Institut für Demoskopie Allensbach bestätigt, dass sich ein tiefgehender Wertewandel bezüglich der Abwendung von der Gesellschaft vollzogen hat. 34% aller befragten Jugendlichen empfanden das Streben nach Glück wichtiger, als bei der Erschaffung einer besseren Gesellschaft zu helfen. Nur 20% setzen sich mit aller Kraft für ihre Ideen ein und wollen für andere Menschen da sein (Vgl. Allensbacher, 2001, S.3).

Die beschriebenen Eigenschaften sind jedoch Grundvoraussetzungen für politisches Handeln.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.1: Lebenssinn Jugendlicher (Quelle: Allensbacher, 2001, S.5).

Die Abbildung 1 zeigt noch einmal, dass sich der Sinn des Lebens für die Jugendlichen umstandslos geändert hat. Die Anzahl der Jugendlichen, die den Lebenssinn im Spaß sehen, ist seit 1992 von 60% auf 65% gestiegen. Jedoch gibt es seit 1997 eine Rückwärtsbewegung, die hier erwähnt sein sollte. Ein Teil der Jugend hat der puren Spaßgesellschaft den Rücken zugekehrt und orientiert sich nach anderen Werten. Prozentual handelt es sich hier um eine geringe Anzahl von Jugendlichen, dennoch hat diese Zahl in den letzten Jahren deutlich zugenommen (Vgl. Allensbacher, 2001, S.4).

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Details

Title
Jugendliche - Kinder einer politikfernen Freizeit- und Spaßgesellschaft
College
University of the Federal Armed Forces München  (EGA)
Course
EGA Seminar Jugend und Politik
Grade
2.0
Author
Year
2001
Pages
18
Catalog Number
V6595
ISBN (eBook)
9783638141314
ISBN (Book)
9783640117536
File size
420 KB
Language
German
Keywords
Jugendliche, Kinder, Freizeit-, Spaßgesellschaft, Seminar, Jugend, Politik
Quote paper
Andre Wiedenhofer (Author), 2001, Jugendliche - Kinder einer politikfernen Freizeit- und Spaßgesellschaft, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/6595

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