Am 14. Oktober 1956 traten B.R. Ambedkar und mit ihm Tausende von Angehörigen der Mahar-Kaste in einer öffentlichen Zeremonie zum Buddhismus über. Mit dieser Konversion hofften sie, den Diskriminierungen, denen sie als Unberührbare ausgesetzt waren, entfliehen zu können. Diese Massenkonversion ist das Thema meiner Arbeit. Konkret werde ich mich dabei mit den Auswirkungen des Religionswechsels auf die Identität der Neo-Buddhisten befassen. Identität wird hier verstanden als eine Kombination aus der Selbst- und der Fremdwahrnehmung, d.h. dem Bild, das eine Gruppe von sich aufbaut und mit dem sich ihre Mitglieder identifizieren, sowie der Sicht, die andere von dieser Gruppe haben. Wie hat sich also das Selbstbild der Mahars nach der Konversion verändert, wie leben sie ihre Religion, und wie werden sie von aussen wahrgenommen?
Seit der Massenkonversion im Jahr 1956 wurde sehr viel über die ambedkarische Bewegung geschrieben. Neben den Ursachen der Konversion und der ambedkarischen Interpretation des Buddhismus befasste sich jedoch nur ein Teil der Forscher mit den konkreten Auswirkungen der Konversion auf das Alltagsleben der Neo-Buddhisten. Meine Fragestellung bezieht sich auf die Mikroebene und ist deshalb auf Feldforschungsarbeiten angewiesen. Ich stütze mich dabei hauptsächlich auf die Publikationen von Johannes Beltz, Jayashree Gokhale und Nerra Burra, die alle in den 80er und 90er Jahren während Forschungsaufenthalten in Maharashtra mit Neo-Buddhisten gearbeitet haben.
Die Arbeit beginnt mit einem Überblick über die Hintergründe der Massenkonversion und Ambedkars Vision. Auf die ambedkarische Interpretation des Buddhismus werde ich dabei nur insofern eingehen als es eine Rolle spielt für das Leben der Konvertiten. Darauf folgt ein Kapitel über die Innenperspektive. Dabei geht es um die Selbstwahrnehmung der Neo-Buddhisten, sowie um die Rolle der buddhistischen Religion in ihrem Leben. Anschliessend werde ich noch die Beziehungen der Neo-Buddhisten zu ihrer Umwelt behandeln, d.h. die Frage, wie sie von aussen wahrgenommen werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Der Hintergrund der Massenkonversion
- 2.1. Die traditionelle Rolle der Mahars im Kastensystem
- 2.2. Ambedkar und der Buddhismus
- 3. Die Innenperspektive
- 3.1 Buddhist oder Mahar?
- 3.2. Die gelebte Religion
- 3.3. Kenntnisse über den Buddhismus
- 4. Die Neo-Buddhisten und ihre Umwelt
- 5. Schlussdiskussion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Auswirkungen des Massenübertritts von Mahars zum Buddhismus im Jahr 1956 auf deren Identität. Der Fokus liegt auf der Veränderung des Selbstbildes der Konvertiten, ihrer religiösen Praxis und ihrer Wahrnehmung durch die Gesellschaft. Die Arbeit stützt sich auf Feldforschungen aus den 80er und 90er Jahren in Maharashtra.
- Die traditionelle Rolle der Mahars im Kastensystem und die damit verbundenen Diskriminierungen.
- Ambedkars Rolle als Führer der Bewegung und seine Interpretation des Buddhismus.
- Die Selbstwahrnehmung der Neo-Buddhisten und ihre religiöse Praxis.
- Die soziale Einbindung der Neo-Buddhisten und ihre Wahrnehmung durch die Umgebung.
- Identitätswandel durch Konversion.
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung stellt die Massenkonversion der Mahars zum Buddhismus im Jahr 1956 als Thema der Arbeit vor und fokussiert auf die Auswirkungen dieses Religionswechsels auf die Identität der Neo-Buddhisten. Sie definiert Identität als die Kombination aus Selbst- und Fremdwahrnehmung und benennt die zentralen Forschungsfragen. Die Arbeit basiert auf bestehenden Feldforschungen, insbesondere von Beltz, Gokhale und Burra, die jeweils unterschiedliche Aspekte und Bevölkerungsgruppen (urbane vs. rurale Neo-Buddhisten) beleuchteten. Die methodische Ausrichtung auf die Mikroebene wird betont, und es wird ein Überblick über den Aufbau der Arbeit gegeben.
2. Der Hintergrund der Massenkonversion: Dieses Kapitel beleuchtet die historischen und sozialen Bedingungen, die zur Massenkonversion führten. Es beschreibt die traditionelle Rolle der Mahars als Unberührbare im indischen Kastensystem, die mit tiefgreifenden Diskriminierungen und sozialer Ausgrenzung einherging. Konkrete Beispiele für diese Diskriminierungen werden anhand von Ambedkars Schilderungen und den Beobachtungen von Beltz und anderen Forschern aufgezeigt. Der sozioökonomische Status der Mahars wird detailliert dargestellt, ihre Abhängigkeit von der Dorfgemeinschaft und die räumliche Segregation ("maharwada"). Das Kapitel legt den Grundstein für das Verständnis der Motive hinter dem Wunsch nach Religionswechsel.
3. Die Innenperspektive: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Selbstwahrnehmung der Neo-Buddhisten und ihre religiöse Praxis nach der Konversion. Es untersucht, wie die Konvertiten ihre neue Identität als Buddhisten erleben und wie der Buddhismus in ihren Alltag integriert ist. Die Kapitelteil-Überschriften deuten auf die Auseinandersetzung mit der Frage nach der Kompatibilität von Mahar-Identität und buddhistischer Zugehörigkeit, der gelebten religiösen Praxis und dem Wissen über buddhistische Lehren hin. Es wird ein detaillierter Einblick in die individuellen und kollektiven Erfahrungen der Neo-Buddhisten gegeben, basierend auf den Erkenntnissen der erwähnten Feldforschungen.
4. Die Neo-Buddhisten und ihre Umwelt: Dieses Kapitel analysiert die Beziehungen der Neo-Buddhisten zu ihrer sozialen Umwelt nach der Konversion. Es geht der Frage nach, wie sie von Nicht-Konvertiten wahrgenommen werden und wie sich ihr sozialer Status verändert hat. Der Fokus liegt auf der Außenperspektive und der Beurteilung der Integration der Neo-Buddhisten in die Gesellschaft nach dem Religionswechsel. Der Kapitel-Inhalt wird vermutlich den Erfolg oder Misserfolg der Konversion hinsichtlich der angestrebten Verbesserung der sozialen Stellung der Mahars beleuchten.
Schlüsselwörter
Mahar-Kaste, Massenkonversion, Buddhismus, Ambedkar, Identität, Kastensystem, Diskriminierung, Unberührbare, Scheduled Castes (SC), religiöser Wandel, soziale Integration, Feldforschung, Maharashtra, Selbstwahrnehmung, Fremdwahrnehmung, Neo-Buddhisten.
Häufig gestellte Fragen: Massenkonversion der Mahars zum Buddhismus
Was ist das Thema dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Auswirkungen der Massenkonversion von Mahars zum Buddhismus im Jahr 1956 auf deren Identität. Der Fokus liegt auf der Veränderung des Selbstbildes der Konvertiten, ihrer religiösen Praxis und ihrer Wahrnehmung durch die Gesellschaft. Die Studie basiert auf Feldforschungen aus den 80er und 90er Jahren in Maharashtra.
Welche Aspekte der Massenkonversion werden behandelt?
Die Arbeit beleuchtet verschiedene Aspekte: die traditionelle Rolle der Mahars im Kastensystem und die damit verbundenen Diskriminierungen; Ambedkars Rolle als Führer der Bewegung und seine Interpretation des Buddhismus; die Selbstwahrnehmung der Neo-Buddhisten und ihre religiöse Praxis; die soziale Einbindung der Neo-Buddhisten und ihre Wahrnehmung durch die Umgebung; und schließlich den Identitätswandel durch die Konversion.
Welche Quellen wurden verwendet?
Die Arbeit stützt sich auf bestehende Feldforschungen, insbesondere von Beltz, Gokhale und Burra, die jeweils unterschiedliche Aspekte und Bevölkerungsgruppen (urbane vs. rurale Neo-Buddhisten) beleuchteten. Die methodische Ausrichtung ist auf die Mikroebene fokussiert.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit umfasst eine Einleitung, ein Kapitel zum Hintergrund der Massenkonversion, ein Kapitel zur Innenperspektive der Neo-Buddhisten, ein Kapitel zu deren Verhältnis zur Umwelt und eine Schlussdiskussion. Die Einleitung stellt die Forschungsfragen und den methodischen Ansatz vor. Die Kapitel bieten detaillierte Analysen der jeweiligen Themenbereiche.
Was wird im Kapitel "Der Hintergrund der Massenkonversion" behandelt?
Dieses Kapitel beschreibt die traditionelle Rolle der Mahars als Unberührbare im indischen Kastensystem, die damit verbundenen Diskriminierungen und den sozioökonomischen Status der Mahars. Es legt den Grundstein für das Verständnis der Motive hinter dem Wunsch nach Religionswechsel.
Worauf konzentriert sich das Kapitel "Die Innenperspektive"?
Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Selbstwahrnehmung der Neo-Buddhisten und ihre religiöse Praxis nach der Konversion. Es untersucht, wie die Konvertiten ihre neue Identität als Buddhisten erleben und wie der Buddhismus in ihren Alltag integriert ist. Es geht um die Kompatibilität von Mahar-Identität und buddhistischer Zugehörigkeit, die gelebte religiöse Praxis und das Wissen über buddhistische Lehren.
Was ist der Schwerpunkt des Kapitels "Die Neo-Buddhisten und ihre Umwelt"?
Dieses Kapitel analysiert die Beziehungen der Neo-Buddhisten zu ihrer sozialen Umwelt nach der Konversion. Es untersucht, wie sie von Nicht-Konvertiten wahrgenommen werden und wie sich ihr sozialer Status verändert hat. Der Fokus liegt auf der Außenperspektive und der Beurteilung der Integration der Neo-Buddhisten in die Gesellschaft.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für diese Arbeit?
Relevante Schlüsselwörter sind: Mahar-Kaste, Massenkonversion, Buddhismus, Ambedkar, Identität, Kastensystem, Diskriminierung, Unberührbare, Scheduled Castes (SC), religiöser Wandel, soziale Integration, Feldforschung, Maharashtra, Selbstwahrnehmung, Fremdwahrnehmung, Neo-Buddhisten.
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- Sarah Brügger (Author), 2004, Die Mahar Neo-Buddhisten: Identitätswandel durch Konversion?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/66003