Im November des Jahres 2005 stockt der »scientific community« der Atem: Ersten Presseberichten zufolge gibt es Unstimmigkeiten in den Arbeiten des weltweit anerkannten Genforschers Hwang Woo-Suk. Der Südkoreaner kann auf zwei Bahn-brechende Veröffentlichungen zurückblicken, die ihm weltweite Anerkennung und den Status eines Nationalhelden eingebracht haben: 1999 macht der einstige Tierarzt mit der Präsentation geklonter Rinder von sich reden. Der weltweite Durchbruch gelingt ihm 2004, als das Wissenschaftsmagazin »Science« eine Studie publiziert, in der beschrieben wird, wie er aus Körperzellen des Menschen Embryonen klont, aus denen sich Stammzellen entwickeln. Diese Sensation macht den Koreaner weltberühmt und weckt neue Hoffnung in der Bekämpfung schwerer Krankheiten.
Der »Paukenschlag« folgt nur ein knappes Jahr nach der Stammzell-Publikation: Roh Sung Il, ein Mitautor des in »Science« veröffentlichten Forschungsberichtes, teilt der Öffentlichkeit mit, dass neun der elf publizierten Stammlinien erfunden sind und löst damit einen der größten wissenschaftlichen Fälschungsskandale unserer Zeit aus. In der Folgezeit bricht Hwangs Klon-Imperium in sich zusammen: Eine umgehend gebildete Expertenkommission bestätigt Ende 2005, dass Hwang in erheblichem Umfange gefälscht hat.
Neben dem ruinierten Ruf der koreanischen Wissenschaft und dem Schaden für die internationale Stammzellforschung ergeben sich aus diesem Fall auch weitreichende Fragen an das allgemeine System der Wissenschaft. Vielerorts spricht man von einer »verloren gegangenen Wissenschaftsethik«. Wie war es Hwang möglich, seine gefälschten Forschungsergebnisse in renommierten Fachzeitschriften wie »Nature« und »Science« zu publizieren? Wie und warum kommt es überhaupt zu Betrug und Fälschung in der Wissenschaft? Welche Möglichkeiten haben Betroffene und Institutionen, zu reagieren oder Fehlverhalten von vornherein auszuschließen?
Schlüsselwörter: Betrug, Fälschung, Plagiat, Pseudowissenschaft, Parawissenschaft, Wissenschaftsethik, Forschungsgelder, Publish or Perish, Zitations-Kartelle, Peer Review, Whistle Blowers, Wissenschaftskriminalität, Ehrenkodex, DFG, NSF, NIH, ORI, DMRC, DCSD
Marcel Bohnert ist Offizier und Doktorand an der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Definitionen
- Verortung der Wissenschaft
- Schulwissenschaft
- Populärwissenschaft
- Parawissenschaft
- Pseudowissenschaft
- Arten wissenschaftlichen Fehlverhaltens
- Täuschung
- Betrug
- Fälschung
- Plagiat
- Wissenschaftlicher Witz
- Fälle wissenschaftlichen Fehlverhaltens
- Herrmann/Brach/Mertelsmann
- Ausnahmefall oder Regel?
- Gründe für wissenschaftliches Fehlverhalten
- Freiheit von Forschung und Lehre
- Publish or Perish
- Zitations-Kartelle
- Forschungsgelder
- Unübersichtlichkeit
- Maßnahmen gegen wissenschaftliches Fehlverhalten
- Whistle Blowers
- Peer Review-Verfahren
- Ehrenkodex deutscher Wissenschaftsorganisationen
- Maßnahmen zum Umgang mit wissenschaftlichem Fehlverhalten
- Blick ins Ausland
- USA: National Science Foundation/National Institutes of Health
- Dänemark: Danish Committee on Scientific Dishonesty
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Phänomen von Betrug und Fälschung in der Wissenschaft. Ziel ist es, verschiedene Formen wissenschaftlichen Fehlverhaltens zu definieren, bekannte Fälle zu analysieren und die zugrundeliegenden Ursachen zu beleuchten. Schließlich werden Maßnahmen zur Prävention und Bekämpfung solcher Praktiken diskutiert.
- Definition und Einordnung von wissenschaftlichem Fehlverhalten
- Analyse konkreter Fälle von Betrug und Fälschung
- Ursachen für wissenschaftliches Fehlverhalten (z.B. "Publish or Perish")
- Maßnahmen zur Prävention und Bekämpfung
- Internationaler Vergleich von Strategien
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik des wissenschaftlichen Fehlverhaltens ein und verwendet den Fall Hwang Woo-Suk als drastisches Beispiel für die weitreichenden Folgen von Betrug und Fälschung in der Forschung. Der Fall illustriert die Brisanz des Themas und die Notwendigkeit einer genaueren Untersuchung der Ursachen und Gegenmaßnahmen. Die Einleitung dient als Aufhänger für die folgenden Kapitel, die sich mit Definitionen, Ursachen und Präventionsmaßnahmen auseinandersetzen.
Definitionen: Dieses Kapitel liefert klare Definitionen von Wissenschaft und ihren verschiedenen Ausprägungen (Schulwissenschaft, Populärwissenschaft, Parawissenschaft, Pseudowissenschaft). Es differenziert zudem verschiedene Arten wissenschaftlichen Fehlverhaltens wie Täuschung, Betrug, Fälschung und Plagiat, um ein klares Verständnis der Problematik zu schaffen. Diese klare Begriffsbestimmung bildet die Grundlage für die weitere Analyse.
Fälle wissenschaftlichen Fehlverhaltens: Dieses Kapitel präsentiert und analysiert konkrete Fälle wissenschaftlichen Fehlverhaltens, unter anderem den Fall Herrmann/Brach/Mertelsmann, um die realen Konsequenzen und das Ausmaß des Problems aufzuzeigen. Die Fallstudien dienen als Illustration der zuvor definierten Kategorien und ermöglichen eine tiefere Auseinandersetzung mit den verschiedenen Facetten wissenschaftlichen Fehlverhaltens. Die Frage, ob diese Fälle eher die Ausnahme oder die Regel darstellen, wird kritisch diskutiert.
Gründe für wissenschaftliches Fehlverhalten: Dieses Kapitel befasst sich mit den Ursachen für wissenschaftliches Fehlverhalten. Es werden Faktoren wie der Druck durch das "Publish or Perish"-Prinzip, die Bildung von Zitationskartellen, der Einfluss von Forschungsgeldern und die zunehmende Unübersichtlichkeit in der Wissenschaft behandelt. Jeder Faktor wird ausführlich erläutert und seine Bedeutung im Kontext des wissenschaftlichen Fehlverhaltens analysiert.
Maßnahmen gegen wissenschaftliches Fehlverhalten: Dieses Kapitel untersucht verschiedene Maßnahmen zur Bekämpfung und Prävention von wissenschaftlichem Fehlverhalten. Es werden Mechanismen wie das "Whistleblower"-System, Peer-Review-Verfahren und Ehrenkodexe diskutiert. Der internationale Vergleich der Strategien in den USA und Dänemark bietet einen umfassenden Überblick über verschiedene Ansätze und deren Effektivität. Das Kapitel analysiert die Stärken und Schwächen der unterschiedlichen Maßnahmen.
Schlüsselwörter
Wissenschaftliches Fehlverhalten, Betrug, Fälschung, Plagiat, "Publish or Perish", Whistleblower, Peer Review, Forschungsethik, Wissenschaftsintegrität, Fallstudien.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu "Wissenschaftliches Fehlverhalten"
Was ist der Inhalt dieses Dokuments?
Dieses Dokument bietet einen umfassenden Überblick über wissenschaftliches Fehlverhalten. Es beinhaltet eine Einleitung, ein detailliertes Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel und eine Liste der Schlüsselwörter. Der Fokus liegt auf der Definition verschiedener Formen wissenschaftlichen Fehlverhaltens (Betrug, Fälschung, Plagiat etc.), der Analyse konkreter Fälle, der Untersuchung der Ursachen (z.B. "Publish or Perish"-Prinzip) und der Diskussion von Präventions- und Bekämpfungsmaßnahmen. Ein internationaler Vergleich von Strategien ist ebenfalls enthalten.
Welche Arten von wissenschaftlichem Fehlverhalten werden behandelt?
Das Dokument behandelt verschiedene Arten wissenschaftlichen Fehlverhaltens, darunter Täuschung, Betrug, Fälschung und Plagiat. Es werden klare Definitionen dieser Begriffe geliefert, um ein fundiertes Verständnis der Problematik zu schaffen.
Welche konkreten Fälle von wissenschaftlichem Fehlverhalten werden analysiert?
Der Fall Herrmann/Brach/Mertelsmann wird als Beispiel für wissenschaftliches Fehlverhalten analysiert. Zusätzlich wird der Fall Hwang Woo-Suk in der Einleitung als drastisches Beispiel für die weitreichenden Folgen von Betrug und Fälschung in der Forschung erwähnt.
Welche Ursachen für wissenschaftliches Fehlverhalten werden diskutiert?
Das Dokument untersucht verschiedene Ursachen für wissenschaftliches Fehlverhalten, darunter der Druck durch das "Publish or Perish"-Prinzip, die Bildung von Zitationskartellen, der Einfluss von Forschungsgeldern und die zunehmende Unübersichtlichkeit in der Wissenschaft.
Welche Maßnahmen zur Prävention und Bekämpfung von wissenschaftlichem Fehlverhalten werden vorgestellt?
Es werden verschiedene Maßnahmen zur Bekämpfung und Prävention von wissenschaftlichem Fehlverhalten diskutiert, darunter Whistleblower-Systeme, Peer-Review-Verfahren, Ehrenkodexe und Maßnahmen zum Umgang mit wissenschaftlichem Fehlverhalten. Ein internationaler Vergleich der Strategien in den USA (National Science Foundation/National Institutes of Health) und Dänemark (Danish Committee on Scientific Dishonesty) wird ebenfalls durchgeführt.
Wie sind die verschiedenen Arten von Wissenschaft definiert?
Das Dokument definiert verschiedene Arten von Wissenschaft, darunter Schulwissenschaft, Populärwissenschaft, Parawissenschaft und Pseudowissenschaft, um ein klares Verständnis des Kontextes wissenschaftlichen Fehlverhaltens zu ermöglichen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt des Dokuments am besten?
Die Schlüsselwörter sind: Wissenschaftliches Fehlverhalten, Betrug, Fälschung, Plagiat, "Publish or Perish", Whistleblower, Peer Review, Forschungsethik, Wissenschaftsintegrität, Fallstudien.
Was ist die Zielsetzung des Dokuments?
Die Zielsetzung ist die Untersuchung des Phänomens von Betrug und Fälschung in der Wissenschaft. Es soll ein umfassendes Verständnis der verschiedenen Formen wissenschaftlichen Fehlverhaltens geschaffen, bekannte Fälle analysiert und die zugrundeliegenden Ursachen beleuchtet werden. Schließlich werden Maßnahmen zur Prävention und Bekämpfung solcher Praktiken diskutiert.
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- Marcel Bohnert (Author), 2007, Verlorengegangene Ethik? Betrug und Fälschung in der Wissenschaft, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/66118