In den Jahren 1989 bis 1991 durchlief das internationale System einen ambivalenten Epochenwechsel, dessen Ausmaß und Tragweite einerseits durchaus einem Vergleich mit der Phase nach Beendigung des Zweites Weltkrieges standhält, andererseits ist nach wie vor nicht ersichtlich, in welche Richtung sich das internationale System final entwickeln wird. Es lässt sich aber dennoch konstatieren, dass in der internationalen Politik bis dato ein dem Ost-West-Konflikt vergleichbares Strukturelement nicht in Erscheinung getreten
ist und sich das internationale System seither in einer Art Übergangsphase befindet. Im Jahre 1949 veröffentlichte der US-amerikanische Nachrichtendienstexperte Sherman Kent eine richtungsweisende Analyse, in der er der zwei Jahre zuvor durch den National Security Act erfolgten Institutionalisierung der Intelligence Community (IC) in den Vereinigten Staaten, die bereits unter dem Eindruck des sich abzeichnenden Ost-West-Gegensatzes erfolgte, - hier sei nur das Schlagwort „Sowjetphobie“ genannt - eine konzeptionelle Orientierung inklusive diversen Ratschlägen für die nachrichtendienstliche Praxis lieferte. Darüber hinaus stellt Kent in seiner Studie Bedeutung und Gebrauch der Intelligence als Beitrag für die nationale Sicherheit der USA heraus.
Mit einiger Berechtigung kann Kent daher als ein „Gründungsvater“der US-IC gesehen werden: Seiner Studie fiel, nicht zuletzt aufgrund ihrer Bedeutung für die Intelligence-Forschung als eine Art Vermessungsgrundlage, bis in die jüngste Vergangenheit hinein eine paradigmatische Position zu.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Problemaufriss der Arbeit
- Methodik und Argumentation
- Strukturelle Determinanten in den Internationalen Beziehungen (IB)
- Die Suche nach Kriterien
- Kontinuität vs. Wandel - ein Vergleich
- Der multidimensionale Paradigmenwechsel
- Die Suche nach Orientierung: Fukuyama vs. Huntington
- Globalisierung vs. Fragmentierung
- Die Informationsgesellschaft
- Intelligence vs. Medien in der informationellen Infrastruktur
- Der Sicherheitsbegriff – ein dynamisches Konzept
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit analysiert die Herausforderungen moderner Nachrichtendienste in der neuen Sicherheitslage, die durch das Ende des Kalten Krieges und die daraus resultierende Veränderung des internationalen Systems entstanden sind. Sie beleuchtet den Wandel des nachrichtendienstlichen Metiers im Kontext der multipolaren Weltordnung und der neuen Bedrohungen, denen sich die Staaten im 21. Jahrhundert gegenübersehen.
- Die Auswirkungen des Wandels vom bipolaren zum multipolaren System auf die Aufgaben und Strukturen von Nachrichtendiensten
- Die Rolle der Nachrichtendienste in der Informationsgesellschaft und die Herausforderungen durch die Verbreitung von Informationen und Desinformation
- Die Adaption des Sicherheitsbegriffs in einer globalisierten und vernetzten Welt und die neuen Bedrohungen, denen sich Nachrichtendienste stellen müssen
- Die Frage nach der Legitimität und Notwendigkeit von Nachrichtendiensten in einer demokratischen Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt die zentrale Fragestellung dar, welche Herausforderungen sich durch den Wandel vom Kalten zum Grauen Krieg für moderne Nachrichtendienste ergeben. Zudem wird das Ziel der Arbeit, die Veränderungen des nachrichtendienstlichen Metiers zu analysieren, erläutert.
- Strukturelle Determinanten in den Internationalen Beziehungen (IB): Dieses Kapitel beleuchtet die Bedeutung der Suche nach Kriterien, die den Wandel des internationalen Systems nach dem Ende des Kalten Krieges bestimmen. Im Fokus stehen die Kontinuitäten und Veränderungen des Systems in Bezug auf Akteure, Normen und Beziehungen.
- Der multidimensionale Paradigmenwechsel: Der Wandel vom Kalten zum Grauen Krieg manifestiert sich in einem multidimensionalen Paradigmenwechsel, der sich auf die Orientierung von Akteuren, die Globalisierung und die Informationsgesellschaft sowie den Sicherheitsbegriff auswirkt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themengebieten Nachrichtendienste, Sicherheit, Internationales System, Globalisierung, Informationsgesellschaft, Kalter Krieg, Grauer Krieg, Intelligence, Paradigmenwechsel, strukturelle Determinanten.
- Quote paper
- Michael Christian Starke (Author), 2004, Vom Kalten zum Grauen Krieg - Herausforderungen moderner Nachrichtendienste in neuer Sicherheitslage, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/66125